Von Irrlichern und Irrtümern
Selbst für unsere Verhältnisse war der erste Samstag des Monats ungemein ereignisreich, denn neben einer Werbeveranstaltung auf dem Helmut-Haller-Platz (siehe Bericht zum Kirschblütenfest), mussten wir auch noch zwei Mannschaftskämpfe unter einen Hut bringen, trat doch am Nachmittag unser U16-Team an, um in der Schlussrunde gegen die Mannschaft vom SK Rochade Augsburg die Meisterfrage zu klären, während unsere Zweite nicht wollte, dass es am Abend im Spitzenkampf in der Kreisliga III zu einer Wettbewerbsverzerrung kommt.
Just in dieser Situation wurden wir mit einigen Absagen seitens der ansonsten einsatzfreudigen Jugendlichen konfrontiert, sodass plötzlich die Durchführung zumindest eines Wettkampfes gefährdet schien, wollte sich doch von den verbliebenen Jugendlichen verständlicherweise kaum einer die Belastung eines Doppelkampfes zumuten, zumal eine zeitliche Überschneidung Dank der umsichtigen Planung bei zeitgleicher Missachtung des Jugendspielbetriebs seitens des KVA akut drohte.
So kam es, dass neben Zarko, Mehran und Paul, Katarina unverhofft ins Team berufen wurde, um nicht nur für die nominale Sollstärke zu sorgen, sondern als „Schachamazone“ zu punkten. Mit dieser Mannschaft hatte man sich beste Chancen ausgerechnet, ein Unentschieden reichte der Mannschaft ja, welche um einige weitere Prozentpunkte anstiegen, als man sah, dass die Pferseer Jugend ersatzgeschwächt antreten musste. Doch was danach spielerisch folgte, mündete zielsicher, einer griechischen Tragödie würdig, in einer lupenreinen Blamage!
Der anwesende Schiedsrichter aus Krumbach gab um 14.30 Uhr auf die Minute genau die Bretter frei, was zur Folge hatte, dass es am letzten Brett gleich lichterloh brannte. Katarina stellte sich frühzeitig im Duell der Ersatzspieler als klar stärker heraus, sammelte schon in der Eröffnung das dargebotene Material ein und steuerte einem schnellen Sieg entgegen. Zarko und Mehran bauten sich zu der Zeit noch in aller Ruhe auf und lediglich Pauls Figuren harrten noch darauf, dass ihnen unser Virtouse Leben einhaucht.
Wenige Minuten später erschien Paul, der sich wahrlich unverschuldet verspätet hatte, sodass unser Quartett endlich vollzählig war. Und wie vollzählig! Denn aufgrund eines Fehlers bot sich Paul schon im achten Zug die Gelegenheit, mittels eines Abzugs einen ganzen Turm zu gewinnen. Von dieser Möglichkeit wie elektrisiert, griff Paul beherzt zu und schnappte sich …. einen Bauern!
Nachdem die Gegnerin anfing viel Zeit zu investierren, um die Stellungsprobleme halbwegs in den Griff zu bekommen, schien ihm gewahr zu werden, dass seine Fortsetzung wohl doch nicht die beste war, weshalb er jedwede Form der Vernuft sausen ließ, die Entwicklung vernachlässigte und dafür eine schachliche Selbstzerstörung initiierte. Voller Grausen wandte ich mich ab!
Als quasi im selben Moment Katarina ihren Sieg vermeldete, womit die 1:0-Führung hergestellt war, da war ich trotz Pauls Stellung recht beruhigt, hatte Zarko doch seinen Anzugsvorteil in einen kleinen, aber dauerhaften Vorteil gefestigt und Mehran hatte gar die Initiative an sich gerissen, was sich in einer Dame-Läufer-Batterie manifestierte, die ziemlich unverhohlen auf g2 mit Matt schielte.
Wäre ich zu diesem Zeitpunkt gegangen, ich hätte mich köstlich auf dem Kirschblütenfest amüsiert, aber leider meinte es das Schicksal nicht gut mit mir, ließ mich noch ein wenig verweilen und quälte mich unsäglich. Denn nachdem ich einige Kleinigkeiten erledigt hatte, begab ich mich an die Bretter und traute meinen Augen kaum. Nur unter größter Anstrengung gelang es mir, eine Gesichtsentgleisung zu vermeiden, wobei meine aufgesetzte Totenmaske auch nicht unbedingt natürlich wirkte.
Was war geschehen? Zwar hatte sich die Situation am dritten Brett etwas ins Positive gewandelt, sodass Paul aus einer komplett kaputten in eine kaputte, aber spielbare Stellung wechseln durfte, aber dafür hatten Zarko und Mehran unverzeihliche Verbrechen an ihren Stellungen begangen. Ausgerechnet jene beiden Spieler, die die ganze Saison über Garanten des Erfolges in ihren Mannschaften waren. Glücklicherweise musste ich mich auf den Weg machen, um beim Kirschblütenfest jemanden abzulösen, blieb mir so doch das weitere Elend erspart.
Als ich nach wenigen Stunden wiederkam, da erfuhr ich zu meiner Verwunderung, dass das Team sich in ein 2:2 hatte retten und damit die Meisterschaft erringen können. So hatten sich die beiden ersten Bretter zwischenzeitlich aus der jeweiligen Misere befreien können, doch waren auch beide einem Phantom erlegen, der sie jeweils die Partie gekostet hatte. Somit war es Paul vergönnt geblieben, den Ausgleich zu erzielen, was ihm nur dadurch gelungen war, dass die Gegnerin hinsichtlich der Bedenkzeit von ihrem Jugendleiter falsch informiert worden war und entsprechenden Hinweisen ob der richtigen Regelung keinen Glauben geschenkt hatte. Als dann Paul nach Ablauf der Bedenkzeit auf Zeitüberschreitung reklamiert hatte, da hatte der Schiedsrichter keine Wahl gehabt, als den Sachverhalt zu bestätigen und Paul den Punkt zuzusprechen.
Fazit:
Dass letztlich der Titel erfolgreich verteidigt worden ist, das ändert nichts daran, dass die dargebotene Leistung unserer U16-er an jenem Tag indiskutabel war, wenngleich man sie dahingehend in Schutz nehmen muss, dass derartige Aussetzer, dann auch noch in dieser geballten Form, absolut untypisch für unsere Jungs sind. Daher sollte man das ganze als einen, wenn auch schlimmen, Arbeitsunfall betrachten, der sich hoffentlich nicht so schnell wiederholen wird.
Nun heißt es, die Ärmel hochkrempeln, sich auf die Gegner der KO-Runde einzustellen und nach Möglichkeit in die Endrunde zu gelangen. Dort kann an dem betreffenden Wochenende wieder alles bis hin zur Qualifikation zur Deutschen passieren. Warten wir es ab.
Alle Ergebnisse der diesjährigen Bezirksmeisterschaft gibt es hier.
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