Harte Aufbauarbeit
Auch wenn im Vorfeld die Versuchung aufgrund eines übervollen Terminkalenders recht groß gewesen war, doch einmal die ein oder andere Veranstaltung ausfallen zu lassen, so entschlossen wir uns im vorliegenden Fall dennoch, eine liebgewonnene Tradition zu pflegen. Aus diesem Grund machten wir uns mit 24 Kindern und Jugendlichen ins idyllische Wertingen auf, um am dortigen Jugendturnier teilzunehmen.
Dort angekommen stellten wir überrascht fest, dass lediglich 47 andere Teilnehmer aus ganz Schwaben den Weg nach Nordschwaben gefunden hatten, sodass unser Fernbleiben eine noch größere Enttäuschung für den veranstaltenden TSV Wertingen bedeutet hätte, der sich nun wahrlich alle erdenkliche Mühe gegeben hatte, wie in den vergangenen Jahren beste Spielbedingungen, Organisation und Verpflegung zu gewährleisten.
Hoffentlich wird dies kein allgemeiner Trend in unserem Schachbezirk, denn an der Jugendarbeit führt bekanntlich kein Weg vorbei, möchte man sich gut für die Zukunft aufstellen.
Wie dem auch sei, jeder einzelne unserer kleinen Schar hatte eine andere Vorgabe, wobei bei den meisten in irgendeiner Form das Hineinfinden ins Turnierschach mit dem Umschiffen beliebter Fehler ganz oben auf der Liste stand. Schließlich war das Spektrum der Erfahrung von recht erfahren bis hin zum Neuling.
U10 – „Neue junge Wilde!“:
Mit 27 Teilnehmern war diese Altersguppe wie gewöhnlich die zahlenmäßig stärkste, wobei diese Anzahl unseren neun kleinen Recken nicht gar so schmeckte, waren doch vereinsinterne Duelle quasi vorprogrammiert. Ungeachtet dessen gingen Alexander R. jun., Janina, Julian, Erik, Marcel, Michael R., Michael St., Philipp und Stephan emsig ans Werk und hofften, dass an ihnen der Kelch schon vorübergehen würde.
Für Alexander gehören Turnierteilnahmen trotz seiner erst sieben Jahre schon beinahe zum Alltag, weshalb er auch keine Mühe hatte, gleich Fahrt aufzunehmen. Nach 4/5 konnte ihn erst der spätere Turniersieger vorübergehend aufhalten, was unser Alex aber derart souverän wegsteckte, dass er in der Schlussrunde umgehend gewann und mit 5/7 und bester Wertung den 4. Platz belegte. Richtig stark! 🙂
Ganz anders Janina, die den Schwung des Schulschachunterrichts nutzend, ihr erstes Turnier überhaupt bestritt. War noch der Start etwas verhalten, wusste sie sich nach dem Gewinn eines kampflosen Punktes derart zu steigern, dass sie postwendend ihren ersten selbsterspielten Sieg folgen ließ. Ihr Gesicht überstrahlte danach alles, sogar die Sonne, die es an jenem Tag etwas zu gut mit uns Schachspielern meinte – 2/7; 24. Platz. 🙂
Wenn es allein nach der Vereinszugehörigkeit und dem damit einhergehenden Training ginge, dann hätte Julian im oberen Drittel mitspielen müssen. Aber irgendwie wollte bei ihm der Funke noch nicht richtig überspringen, weshalb wir hofften, bei ihm durch eine Mitnahme zum Turnier für einen Motivationsschub zu sorgen. Leider ging der Schuss nach hinten los und Julian begnügte sich ziemlich kampflos mit 1/7 und dem letzten Platz. Sehr schade.
Dagegen ging Erik, eine wesentlich jüngere Ausgabe unseres allseits bekannten und schachlich gefürchteten Eriks Weisheit, voller Elan in sein zweites Turnier und setzte sich zum Ziel, mehr Punkte als in Königsbrunn zu holen. Dies gelang ihm auch ausgezeichnet, denn er hielt sich nicht nur beständig im Schatten der Spitzengruppe auf, er erkämpfte sich auch seinen Mehrpunkt und belegte damit mit 4/7 einen schönen 10. Platz! Weiter so! 🙂
Marcel hätte ich im Turniersaal um ein Haar nicht wiedererkannt, denn zu sehr fehlte sein sonst unter dem Arm geklemmtes Arbeitsheft. Dass sich der Trainingseifer auszahlt, das erfuhr er gleich bei seiner ersten Turnierteilnahme, wo er auf Anhieb die berühmt-berüchtigte 50%-Marke erreichte und das bei einer nur zweimonatigen Vereinszugehörigkeit! Mit 3,5/7 und dem 15. Platz belohnte sich Marcel selber für sein tolles Engagement. Weiter so! 🙂
Einen ähnlichen Werdegang wie Marcel legt Michael R. an den Tag, der mit Marcel ein neues dynamisches Tandem bildet. Auch wenn es aufgrund einer Niederlage in der Schlussrunde nicht zum Erreichen oder gar Überschreiten der 50%-Marke gereicht hat, so war das dennoch ein ungemein starker Auftritt – 3/7; 21. Platz). Man darf jetzt schon auf Michaels Abschneiden in Rain gespannt sein. Klasse! 🙂
Routine und eine dem Alter von sieben Jahren keineswegs entsprechende Ruhe legte Michael St. an den Tag, der sich zielstrebig nach vorne gearbeitet hatte und in der letzten Runde am Spitzenbrett um den Turniersieg spielte. In einer spannenden Partie unterlag er letztlich dem späteren Turniersieger und fiel erst dadurch auf den fünften Platz (5/7) zurück. Wirklich beeindruckend! 🙂
Die Gebrüder Philipp und Stephan Weckerle spielten bei oberflächlicher Betrachtung ein nahezu identisches Turnier. Doch dieser Eindruck täuscht, denn während man dem jüngeren Philipp (sechs Jahre) die zweite Turnierteilnahme in Auftritt und Aufbau deutlich anmerkte, war Stephans Spiel von Nervosität und vielen Fehlern geprägt, sodass selbst der eine erspielte Punkt eher glücklich zustandekam. Mit 2/7 und den Plätzen 23 bzw. 26 ist für beide noch reichlich Luft nach oben, aber daran werden sie arbeiten und bald größere Erfolge feiern können. 🙂
U12 – „Wachsende Sorgen!“:
Ein überaus übersichtliches Feld gab es in der U12 zu bewundern, denn es gingen insgesamt nur 14 Spieler an Start. Nun könnte man annehmen, dass unsere Fraktion bestehend aus sechs Spielern durchaus stark genug gewesen war, um den einen oder anderen Kandidaten noch vorne zu hieven, doch dem war nicht so. Der Grund bestand darin, dass abgesehen von David und Yulian überwiegend unerfahrene Spieler unsere Farben vertraten, deren vornehmliche Aufgabe darin bestand, sich an die rauhe Luft in Schwaben zu gewöhnen.
Einen recht gelungenen Einstand vermochte Berke zu feiern, der ebenfalls erst unlängst über eine Schulschachgruppe den Weg zu uns gefunden hat. Die ersten drei Runden waren zwar noch von der üblichen Nervosität geprägt, doch dann startete er mit 3/4 durch, schrammte haarscharf an den Top 10 vorbei und belegte in der Endabrechnung mit 3/7 den 11. Platz. Sehr schön! 🙂
Davids Entwicklung in den vergangenen Monaten ist schlichtweg unglaublich und man mag es kaum für möglich halten, dass er zwischenzeitlich seinen Platz in der Jugendmannschaft eingebüßt hatte. Aber konsequentes Training und der Wunsch, wieder ins Team zu rücken, hatten zu einer ungemeinen Steigerung geführt, die er ein weiteres Mal unter Beweis stellte. Denn aufgrund eines Kampfremis in der Schlussrunde – es war die letzte Partie des Turniers! – sicherte sich 5,5/7, den 2. Platz und damit den größten Erfolg seiner bisherigen Laufbahn. Herzlichen Glückwunsch. 🙂
Einen besseren Auftritt als in der Premiere hatte sich Denis vorgenommen, ist aber dieses Vorhaben leider zu verbissen angegangen, sodass er sich oftmals selber im Weg stand. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass er immer wieder vorteilhafte Stellungen verdarb und sich so um die Verwirklichung seines Plans brachte – 1/7; 13. Platz. Schade, aber das wird schon noch!
Mit einer seltenen Leichtigkeit ging Eva in ihr erstes Turnier, hatte sie doch gedacht, dass das schon irgendwie klappen würde, auch wenn man so manche Trainingseinheit versäumt hatte. Leider war dem nicht so und mit zunehmender Dauer wich die Leichtigkeit einem gewissen Frust, was angesicht des Endergebnisses von 0/7 und der roten Laterne (14. Platz) verständlich ist. Glücklicherweise lässt sie sich nicht davon entmutigen und steuert schon die nächste Herausforderung an. Tolle Einstellung. 🙂
Eine weitere Turnierpremiere feierte Moritz, der sich für den ersten „Feindkontakt“ ursprünglich nicht bereit gewähnt hatte. Dem war aber keineswegs so, denn er spielte gut und hatte sogar gegen stärkere Gegnerschaft zeitweise Vorteil, musste aber aufgrund mangelnder Erfahrung immer wieder kapitulieren. Am Ende holte er die überfälligen Punkte und beendete das Turnier mit 2/7 und dem 12. Platz. Gut. 🙂
Den Abschluss in der Betrachtung unserer U12-er bildet Yulian, was aber keinerlei Rückschlüsse auf seine Leistung zulässt. Er legte trotz eines verhältnismäßig großen Trainingsdefizites mit 3/4 enorm los, wähnte sich aber leider zu früh in den Pokalrängen und verlor dann drei Partien in Folge, von denen die letzte besonders ärgerlich war. So belegte er statt eines vierten Platzes mit 3/7 bei einer phantastischen Wertung den 10. Platz. Da war viel mehr drin!
U14 – „Aus dem Schatten tretend!“:
In Abwesenheit von Alexander B., Behzad, Jakob und Katarina sollte sich die zweite Reihe bewähren oder zumindest erste Erfahrungen sammeln. Während letzteres problemlos gelang (Angelina und Artyom), stellte sich bei den anderen beiden (Marko und Tobias) heraus, dass sie mehr hätten üben sollen, um in jenem Dreizehnerfeld weiter vorne zu landen.
Obwohl noch nicht so lange dabei, hatte sich Angelina furchtlos angemeldet und wollte gleich ihre Kräfte in einem Turnier messen. Diese ansich löbliche Einstellung wurde nur leider nicht mit Punkten belohnt, sodass sie letztlich mit 1/7 und dem 13. Platz vorlieb nehmen musste. Bedauerlich, aber das wird schon! 🙂
Im Gegensatz zu Angelina tummelt sich Artyom schon seit längerer Zeit im Schachverein, hatte es aber bis dato stets zu vermeiden gewusst, bei tickender Uhr in einem Turnier um Punkte zu kämpfen. Diese Unsicherheit vermochte er leider auch im Laufe des Turniers nicht abzulegen, sodass letztlich 2/7 und der 12. Platz heraussprangen, was keineswegs sein Können widerspiegelt. Das wird beim nächsten Mal besser! 🙂
Viel gegensätzlicher könnten Anspruch und Wirklichkeit bei jemandem kaum sein, als dies bei unserem Marko der Fall ist. Unser neuer talentierter Spieler, der betrüblicherweise etwas zu oft den leichten Sieg sucht, zeigte Einsicht, dass sich der Erfolg nun einmal über das Training einstellt, wobei seine erzielten 3/7 (11. Platz) wesentlich zur Läuterung beigetragen hatten. Mit verstärktem Training werden schon bald Ergebnisse jenseits der 50%-Marke folgen!
Tobias stellte den erfahrensten Spieler in unserem kleinen Quartett dar, vermochte aber an jenem Tag keine Akzente zu setzen. Zu sehr war er im „Radler-Modus“, weshalb er gegen stärkere Gegnerschaft ausnahmslos verlor, während er sich an den schwächeren Gegnern schadlos hielt. Auf diese Art kratzte er 4/7 zusammen, musste sich aber aufgrund der Wertung anstatt mit dem vierten mit dem achten Platz zufrieden geben. Ein noch besseres Zeitmanagement würde zweifelsohne für mehr Erfolg sorgen. 🙂
Den geringsten Rückgang im Vergleich zum Turnier in Königsbrunn gab es in der U18 zu verzeichnen, was die kühne Vermutung aufkommen lässt, dass es den Vereinen immer besser gelingt, diese Altersgruppe an den Schachsport zu binden. Und selbst wenn ich falsch liegen sollte, so wäre es doch schön, wenn es wahr wäre!
Von den insgesamt 17 Teilnehmern stellten wir mit Elisha, Erik, Julian, Mehran und Robert gleich fünf Spieler, wobei abgesehen von Julian allesamt über ausreichend Turniererfahrung verfügten, um ein solches Turnier gar eventuell zu gewinnen. Allerdings erwischten die Jungs durch die Bank nicht ihren unbedingt besten Tag, sodass man letztlich leer ausging.
Nachdem Elisha eine wirklich schöne Saison absolviert hatte, wollte er auch in Wertingen seine gute Leistung untermauern. Dies wäre ihm auch zweifelsfrei gelungen, wenn er nicht so oft gegen die eigenen Vereinskameraden hätte antreten müssen, die ihn allesamt schlugen. Damit blieb er auf 4/7 sitzen und musste sich mit dem 10. Platz zufriedengeben. Das wird in Rain sicher besser! 🙂
Einen nahezu kometenhaften Aufstieg hatte Erik in dieser Spielzeit feiern dürfen, denn unabhängig davon, ob man ihn in der Kreisliga III, Schwabenliga II oder gar in der U20-Bayernliga eingesetzt hatte, stets wusste er eine verlässliche Stütze der Mannschaft zu sein. Hier hätte es eigentlich so weitergehen sollen, was auch ein Start von 3,5/4 vermuten ließ. Danach lief jedoch überhaupt nichts mehr zusammen, er verlor den Rest und belegte mit 3,5/7 und einer Buchholz, die selbst den Turniersieger hätte erblassen lassen können, den 11. Platz. Das kann nur noch besser werden! 😉
Wenn ich je einen Spieler kennengelernt habe, der sich selber im Weg steht, dann ist es Julian, der sich mit höchsten Ansprüchen um den Spaß am schlichten Spielen bringt. Davon machte er auch in Wertingen keine Ausnahme, verdarb im Angesicht eines möglichen Punktes beste Stellungen und zierte dafür mit 1/7 das Ende der Tabelle. Äußerst bedauerlich und nur zu ändern, wenn man sich auch einmal treiben lässt!
Meister Mehran hatte sich stets im Windschatten der Spitzengruppe aufgehalten und hatte die Möglichkeit, mit einem Sieg in der Schlussrunde eventuell sogar aufs Treppchen zu steigen. Aber leider verlor er, wie all seine Vereinskameraden in dieser Altersgruppe, die wichtige Partie, was für ihn nach seinem tollen Auftritt beim Rapid bei Postbauer/Heng mit 4/7 den 5. Platz bedeutete. Da war mehr drin! 🙂
Eigentlich alles richtig gemacht hatte unser Robert, der bis zur letzten Runde das Feld angeführt hatte. In der siebten Runde hätte er dann nur noch den seit der zweiten Runde aufholenden Uli Weller (SK Buchloe) schlagen oder ihm zumindest standhalten müssen, um sich einen weiteren Turniersieg zu sichern. Was jedoch in der Theorie leicht klingt, das entpuppte sich in der Realität als zu große Aufgabe, sodass Robert verlor und am Ende mit 5/7 den undankbaren 4. Platz belegte. Der Aufwärtstrend bleibt bestehen! 🙂
Fazit:
In der Gesamtbetrachtung mag unser Nachwuchs dieses Mal zwar nicht unbedingt mit dem Erwerb von Trophäen geglänzt haben, aber es war überwiegend recht ordentliches Schach geboten worden und man merkte deutlich die positiven Seiten der Umstellung des Trainings, welches nun noch individueller abläuft. Sollte die Entwicklung in diesem Tempo weitergehen, dann wird es spätestens im Frühjahr die Früchte tragen, die wir uns alle erhoffen.
Alle Tabellen gibt es hier. Viel Spaß bei der Suche nach dem persönlichen Favoriten. 🙂
Schreibe einen Kommentar