Die wackeren Sieben
Ein Anblick der seltenen Art bot sich am 1. Oktober dem Veranstalter, den Vertretern der SSJ und den anderen Teilnehmern des ersten Rapidturniers der Saison in Kaufbeuren, denn entgegen der sonstigen Gepflogenheit, standen nicht zwanzig bis dreißig unserer Kinder und Jugendlichen, sondern mit Behzad, David, Jakob, Mehran, Michael R., Michael St. und Yulian gerade einmal sieben für die Anmeldung an.
Diese für unsere Verhältnisse enttäuschende Anzahl an Teilnehmern war sicher zum einen dem Ausfall unserer wenigen Betreuer geschuldet, die mit privaten Verpflichtungen und Krankheiten zu kämpfen hatten, aber vor allem die recht unglücklich gewählte Terminierung kurz nach Beginn der Schulzeit – kein bzw. kaum Kontakt zu den Schach-AGs – in Verbindung mit der Möglichkeit eines verlängerten Wochenendes – Tag der Einheit – war nicht gerade förderlich, um sehr viele Teilnehmer anzulocken.
Ungeachtet dessen fanden letztlich insgesamt 85 Nachwuchsspieler den Weg in die südschwäbische Stadt, was in Anbetracht der Umstände eine ordentliche Größe darstellt und nach den schwachen Zahlen in Wertingen und Rain einen erfreulichen Aufschwung darstellt.
Das Hinkommen auf eigene Faust bereitete keine Probleme, doch während die alten Hasen gänzlich ohne Betreuung auszukommen wussten, machte sich das Fehlen von Trainern bei den jüngeren Jahrgängen schmerzlich bemerkbar. So hätten gerade die beiden U10-er in der einen oder anderen Situation des Rates oder schlicht des Trostes bedurft, um Schwierigkeiten zu umschiffen.
U10 – „Eine spannende Erfahrung“:
In einem recht großen Teilnehmerfeld von 20 Spielern wollten Michael R. und Michael St. jene Lerninhalte aufs Brett bringen, die sie sich in den vergangenen Monaten, auch in der trainingsfreien Sommerferienpause hatten sie sich kaum eine Auszeit gegönnt, angeeignet hatten. Dies gelang auch recht gut und nur das Fehlen der sportlichen Betreuung hatte ein besseres Abschneiden unterbunden.
Noch beim Rainer Jugendturnier hatte Michael R. zu glänzen gewusst, weshalb er an die dort gezeigten Leistungen selbstverständlich anknüpfen wollte, was ihm auch zunächst gelang, denn er legte mit 1,5/3 recht munter los. Danach wollte es jedoch irgendwie überhaupt nicht mehr laufen, sodass er nach einer Niederlage gegen den späteren Turniersieger zwei weitere folgen ließ. Erst in der Schlussrunde gelang ihm wieder ein Sieg, der ihm wenigstens einen versöhnlichen Abschluss bescherte – 2,5/7; 15. Platz. Halb so wild. 🙂
Gänzlich anders verlief es bei Michael St., der sich nicht nur mit der Abwesenheit der Trainer, sondern auch mit einer Umstellung im Repertoire herumplagen musste. Allen Widrigkeiten zum Trotz gelang ihm mit 4,5/5 ein Traumstart, der ihn seinem Wunsch nach einem Pokal ein ganzes Stück näherzubringen schien. Allerdings war angesichts des bevorstehenden Erfolges die Aufregung so groß, dass Michael St. die letzten beiden Partien weit unter seinen Möglichkeiten vergab und daher weiter auf seinen ersten „Pott“ warten muss – 4,5/7; 5. Platz. Bald ist es definitiv soweit! 🙂
U14 – „Sorgen und Nöte“:
Da keine U12-er unbetreut am Turnier hatten teilnehmen wollen, wenden wir uns gleich unseren wenigen U14-ern zu, wobei die mit drei Teilnehmern das größte Kontingent unserer kleinen Abordnung stellten. Behzad, David und Yulian hatten sich in einem 23 Teilnehmer umfassenden Feld zu behaupten, was ihnen jedoch an jenem Tag einfach nicht so recht gelingen wollte. Aber kein Grund zur Sorge, denn ich weiß ja, dass die Jungs viel mehr können. 🙂
In der U14-Mannschaft ist Behzad eine wahre Stütze, kann er doch aufgrund der langen Bedenkzeit sein ganzes Potential abrufen. Doch diese Bedenkzeit fehlt ihm bei den Rapidturnier regelmäßig, sodass er wieder einmal nach einem Startsieg mit drei Niederlagen en suite im Irgendwo der Tabelle verschwand. Zwar gelangen ihm zum Ende des Turniers hin drei Siege, womit er sich noch unter die Top 10 schob, was aber keineswegs seinen Fähigkeiten entspricht – 4/7; 10. Platz. Die ein oder andere Blitzpartie würde hier wahre Wunder bewirken. 🙂
Erst vor wenigen Monaten hatte David in Wertingen mit seinem Pokal um die Wette gestrahlt, als er sich für seine tolle Entwicklung mit dem 2. Platz selber für all die Mühen des Trainings belohnt hatte. Dieses Mal schien sich jedoch alles gegen ihn verschworen zu haben, wenngleich sein Spiel wesentlich besser war, als es das Ergebnis vermuten ließe. So starte David mit 2/4, lieferte sich in der fünften Runde eine spannende Partie mit dem späteren Dritten und aktuell nominell stärksten U14-Spieler Schwabens, die er verlor, und hätte mit weiteren Punkten in den verbliebenen Runden, anhand der tollen Buchholz, noch recht weit vorstoßen können. Leider legte er stattdessen eine Rochade hin und beendete damit das Turnier mit 2/7 und dem 21. Rang. Ausrutscher passieren! 🙂
Über das Phänomen „Yulian Khalevin“ habe ich mich bereits öfter ausgelassen. Auch in Kaufbeuren blieb er seiner Unstetigkeit treu, was sogar in zwei Remisen gipfelte, die aufgrund seines Spielstils eigentlich als Ergebnis gänzlich unwahrscheinlich sind. Trotzdem reichte es mit 3/7 (14. Platz) zu einem Resultat, das ihn haarscharf am Erreichen der 50%-Marke vorbeischrammen ließ. Mit etwas mehr Bedenkzeitverbrauch wäre wieder viel mehr drin gewesen! 🙂
U18 – „Eine Klasse für sich“:
Obwohl mit Jakob und Mehran nur zwei junge Schachfreunde in dieser Altersgruppe an den Start gegangen waren, unterstrichen sie doch eindrucksvoll, dass sie mittlerweile zu den Spitzenkräften Schwabens zählen, was sich in ihren eineinhalb Punkten Vorsprung auf den Rest des Feldes widerspiegelt. Wirklich beeindruckend! 🙂
Jakobs Formkurve ist nach wie vor bestechend, weshalb es auch nicht weiter verwundert, dass er den Übergang von der U14 in die U18 anscheinend mühelos vollzogen hat. Anders lässt sich sein tolles Ergebnis von 6/7 und der damit einhergehende Turniersieg als „Frischling“ nicht erklären. Weiter so! 🙂
Obwohl man es als Außenstehender von der Zahl her nicht vermuten würde, gehört auch Mehran zu jenen aus unserem Kader, der stets für einen Turniersieg gut ist, selbst wenn sich Schwabens Topleute am Start befinden sollten. Letztere blieben diesem Turnier zwar fern, was aber Mehrans Leistung keineswegs schmälert, denn 6/7 sind immer ein klasse Ergebnis, auch wenn es in diesem Fall „nur“ zum zweiten Platz reichte. Stark! 🙂
Fazit:
Ein schönes Turnier, das wir nächstes Jahr gerne mit einer größeren Delegation beehren würden, sofern ein geschickterer Termin gefunden werden sollte. Denn auch Trainer spielen gerne Schach und würden selbst ohne jedweden Hindernisgrund den Feiertag dazu nutzen, selber ein Turnier zu spielen. Schließlich muss man sich ja fortbilden, um das Niveau des Trainings zu halten. 😉
Hier geht es zu den Tabellen der U10, U12, U14 und U18. Viel Spaß beim Schmökern. 🙂
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