Schwäbischer Mannschaftspokal 2018; Viertelfinale

Die ausgebliebene Bestrafung

 

 

Der starke Auftritt im Achtelfinale hatte den verständlichen Wunsch geweckt, die Erfolgsgeschichte unseres Vereins auch im Pokal weiterzuschreiben. Dies schien von der Schachgöttin ebenso mit Wohlwollen betrachtet worden zu sein, denn das Los hatte uns mit dem ASV Martinszell aus Südschwaben nicht unbedingt den Topfavoriten beschert.

 

Doch ausgerechnet zum angesetzten Termin vermochte absolut niemand aus der ersten Mannschaft die Vereinsfarben zu vertreten, sodass mit Alexander Sch., Erik, Jakob und Mehran ausschließlich unseren jungen Wilden die verantwortungsvolle Aufgabe zuteil wurde, das Halbfinale zu erreichen. Letztlich konnte ein 3:1-Erfolg erspielt werden, der glücklicher kaum hätte ausfallen können und uns eine Blamage erspart hat.

 

Nachdem unsere „Zitadelle“ für den Heimkampf hergerichtet worden war, erschienen schon bald die Gegner, wobei auf unserer Seite eine gewisse Verwirrung darüber herrschte, dass der gegnerische Vierer aus fünf Spielern bestand und mit Nadja Jussupow eine Vertreterin Mittelschwabens umfasste. Doch schnell konnte der Sachverhalt geklärt werden, denn Krumbachs Spitzenspielerin hatte sich so sehr auf eine Begegnung am Brett mit mir, dem Berichtschreiber, gefreut, dass sie den Termin der Schwabenliga vorverlegt hatte.

 

Folglich mussten die Martinszeller ohne die Schützenhilfe aus dem Hause Jussupow auskommen, was sie aber keineswegs störte, wollten sie doch allesamt gerne mit uns Schachfreunden die Klingen kreuzen. Dies sollten sie nicht nur gerne, sondern auch gut tun, verhieß doch schon der Anfang einen harten Kampf.

 

Denn mit dem Andrücken der Uhren geschahen wahrlich seltsame Dinge seitens unserer Mannschaft, die sich vielleicht ihrer Sache zu sicher wähnte. So hatte es keiner der eingesetzten Spieler für nötig erachtet, den Empfehlungen des Trainers zu folgen oder zumindest auf bekannte Systeme zurückzugreifen, weshalb ausschließlich schlecht bis überhaupt nicht bekannte Stellungen auf den Brettern standen.

 

Am Spitzenbrett wollte Jakob des Gegners 1. f4 mit dem „Froms Gambit“ zerlegen und zog deshalb frohgemut 1. … e5, nur um sich nach 2. e4 im ihm gänzlich unbekannten Königsgambit wiederzufinden. Nicht anders erging es Alexander Sch. und Erik an den Weißbrettern, die an jenem Tag etwas ausprobieren wollten, im Ozean der Pläne im trüben fischten und alsbald anrüchig standen. Schließlich bliebe noch Mehran, der mit Schwarz unbedingt eine Variation seiner Verteidigung anwandte, danach die richtige Vorgehensweise am Brett zu finden versuchte und ebenfalls dem Traum vom Ausgleich nachhängen durfte.

 

Mit fortschreitender Dauer des Kampfes, darauf fußten die Hoffnungen der mittlerweile eingetroffenen Zuschauer, hätte nach den Katastrophen in der Eröffnung eine Wende eintreten sollen, zierten doch die Gäste zweifelsohne nicht umsonst das Tabellenende der Kreisliga Südschwaben. Aber von einer Wende war weit und breit keine Spur, vielmehr verfestigten sich die ersten Eindrücke, wobei nur Erik den Weg zum Ausgleich gefunden zu haben schien. Dagegen standen Jakob und Mehran nach wie vor gedrückt und Alexander Sch. war bereits glasklar auf der Verliererstraße, war ihm nur noch ein „Dreiecksmanöver“ mit der Dame verblieben, um bei vollem Brett überhaupt einen Zug machen zu können, der nichts einbüßt. Zu diesem Zeitpunkt war das Aus im Pokal sicher und sei es nur nach Berliner Wertung!

 

Plötzlich vermeldete Erik den Gewinn seiner Partie, womit er für eine regelrechte Überraschung sorgte. Was war geschehen? Unser Erik, seiner Linie in dieser Saison stringent folgend, hatte unvermittelt das Brett angezündet, sich dabei auf seine Rechenkraft verlassen, im Gegensatz zu seinem Gegner tatsächlich den Überblick behalten und eiskalt den Punkt eingestrichen – 1:0.

 

Während man im Analyseraum noch darüber rätselte, wie die Führung so schnell hatte zustandekommen können, erschien Alexander Sch. sichtlich erleichtert in der Tür, was nur Gutes verheißen konnte. Dieser Eindruck wurde bestätigt, hatte doch der Gegner völlig unnötig eine Figur eingestellt, die zudem so wichtig war, dass das aufgebaute „Zugzwangnetz“ mit einem Streich zerschnitten werden konnte, wonach der Gang der Dinge zu unseren Gunsten seinen Lauf genommen hatte – 2:0.

 

Diese Entwicklung war zwar erfreulich, bot jedoch keinen Grund zum vorzeitigen Jubeln, wurden doch nach wie vor zwei Bretter bespielt, an denen die Südschwaben am Drücker waren. Allerdings schien man den Glauben an ein Weiterkommen verloren zu haben, lässt es sich anders nicht erklären, warum nahezu zeitgleich die Remisgebote eingingen, welche in Anbetracht der schwierigen Lagen nicht ruhigen Gewissens hatten abgelehnt werden können. Und während sich die jeweiligen Gegner über die geholten halben Punkte sichtlich freuten, blickten Jakob und Mehran eher zerknirscht drein – 3:1.

 

 

Fazit:

 

Wenngleich sich der persönliche Erfolg der Spieler eher in Grenzen gehalten hat, zählt schlussendlich nur der Erfolg der Mannschaft. Wir sind erstmals in unserer Vereinsgeschichte im Halbfinale, wo wir auf die Schachfreunde Grönenbach treffen werden und dürfen vom Erreichen des Finales träumen. Dies umso mehr, da uns dann hoffentlich mehr Spieler der Ersten zur Verfügung stehen werden, was auch unbedingt nötig sein wird, grüßen die Grönenbacher doch aktuell von der Tabellenspitze der Schwabenliga II und werden wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit nächstes Jahr in der nächsthöheren Liga ihr Können zeigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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