Kreisliga III: 7. Runde; Schachfreunde Augsburg III – SK Kriegshaber V

Einmal kräftig durchgeschnauft

 

 

Wenn der Tabellenführer einer Liga gegen das Schlusslicht derselben anzutreten hat, dann sind die Rollen in der Regel klar verteilt. Nicht jedoch so, wenn es sich zum einen beim Inhaber der sogenannten „roten Laterne“ um eine Mannschaft unseres großen Nachbarn im Westen handelt und zum anderen zeitgleich unsere Reihen aufgrund Mehrfachbelastungen ausgedünnt sind.

 

Mit entsprechend bangen Gefühlen blickten wir dem Kampf gegen Kriegshabers Fünfte entgegen, konnte sich doch unsere Dritte nach der jüngst erlittenen Niederlage keinen weiteren Ausrutscher mehr erlauben, ohne den zarten Traum vom Aufstieg frühzeitig platzen zu lassen. Und was soll ich sagen, wenngleich der erzielte Erfolg von 5,5:2,5 deutlich aussieht, so sei der Leserschaft versichert, dass dieser nur äußerst glücklich errungen worden war.

 

 

Der Abschluss der U20-Ligen auf schwäbischer und bayerischer Ebene band doch einige Spieler, sodass schon aufgrund der großen Distanzen zu unserer „Zitadelle“ eine gewissenhafte Planung hatte erfolgen müssen. Ferner erbat sich die Mehrheit der stark beanspruchten Jugendspieler, entweder für die U20 oder in der Kreisliga III zu spielen. So kam es, dass es letztlich Alexander R. sen., Artur, Behzad, Elisha, Gunter, Katarina, Mehran und Wernfred bewerkstelligen sollten, die zwei wichtigen Punkte einzufahren.

 

Was in der Theorie einfach klingt, erweist sich in der Praxis meist als ungemein schwierig, wovon in der Anfangsphase auch dieser Mannschaftskampf keine Ausnahme machte. Denn nicht der vermeintliche Favorit, vielmehr die Gäste bestimmten das Geschehen auf den Brettern, was damit begann, dass sie an vielen Stellen das Gleichgewicht hielten und damit endete, dass an sie drei Brettern frühzeitig einen Vorteil vorweisen konnten.

 

Dabei mussten sich die Gäste nicht einmal anstrengen, um mit sich und der Welt zufrieden zu sein, denn die betroffenen Recken auf unserer Seite gaben sich alle erdenkliche Mühe, um verspätete Weihnachtsgeschenke zu verteilen. Anders lässt es sich nicht erklären, dass Gunter einen äußerst originell geführten „Franzosen“ entkorkte, der ihn in der Folge eine Qualität kosten sollte – wenigstens erhielt er noch einen Bauern dafür -, dass Katarina die Russische mit der Skandinavischen Verteidigung verwechselte und daher völlig absurd einen Bauern auf b4 hinstellte und Artur gegen eine harmlose Eröffnung binnen weniger Züge eine Figur verlor. Insgesamt betrachtet, sah das alles äußerst schmerzlich aus.

 

Aber Katarina war nicht umsonst die eifrigster Punktesammlerin der Mannschaft bzw. der gesamten Liga, darf sie doch ein feines taktisches Gespür und eine tolle Rechenkraft ihr eigen nennen, weshalb sie beim Auftreten der ersten Komplikationen die sich ihr bietende Chance beim Schopfe packte und eiskalt verwertete – völlig überraschend 1:0.

 

Das Kippen einer Partie löste jedoch keineswegs Freude beim Publikum aus, schienen doch die Gebrüder Hamkar dies zum Anlass zu nehmen, ihre Stellungen zu verschlechtern. Während es sich bei Mehran um einen recht geringfügigen Nachteil handelte, stolperte Behzad dermaßen durch die Eröffnung, dass in einem das Bild eines Boxers, der zu oft mit dem Gesicht zuschlägt, aufstieg. Addiert mit den beiden miesen Stellungen von Artur und Gunter ließ den Kampf und damit den Aufstieg in weite Ferne rücken.

 

Caissa hatte an jenem Abend allerdings etwas anderes im Sinne, denn unvermittelt wurde unsere Führung ausgebaut, indem Elisha einen vollen Zähler einfuhr. Dieser kam deswegen so überraschend, weil seine Stellung die ganze Zeit über die engen Grenzen der Ausgeglichenheit nie verlassen hatte. Das heißt nur solange nicht, bis sich der Gegner bemüßigt gesehen hatte, eine Qualität einzustellen – wiederum überraschend 2:0.

 

Angesichts dieser Entwicklung keimte Hoffnung auf, denn während Behzad und Wernfred, er hatte zwischenzeitlich durch einen Doppelangriff eine Figur eingestellt, ganz klar auf Bruch standen, hatte sich Artur zurückgekämpft, Alexander R. sen. hatte einen gesunden Mehrbauern und Mehran hatte zwar nur Ausgleich, doch zeigte die Tendenz in die richtige Richtung. Sogar Gunter weilte wieder unter den Lebenden, durfte er sich doch einen weiteren Bauern schnappen und verfügte nun über ausreichend Kompensation für die fehlende Qualität.

 

Gerade dieses Erstarken unseres Jünglings aus Sachsen mit seinen zarten 73 Lenzen schien dem Gegner nicht geheuer zu sein, weshalb er bei erster Gelegenheit eine Zugwiederholung anstrebte, der Gunter nicht ausweichen wollte – 2,5:0,5. Ein weiterer Schritt zum Sieg.

 

Nun hätte alles entspannt weitergehen können, wenn sich Artur nicht dazu entschlossen gehabt hätte, seinem Drama, welches die Zuschauer zwischenzeitlich an ein glückliches Ende hatte glauben lassen, ein weiteres Kapitel hinzugefügt hätte. Entgegen seiner Art, ließ er den Gegner entschlüpfen, verschmähte eine Zugwiederholung und setzte danach dergestalt fort, dass eine Niederlage unumgänglich wurde – 2,5:1,5. Bitter, aber für die Gäste ein überfälliger Punkt.

 

Als sich dann noch Wernfred ins Unvermeidliche fügte, da war nicht nur der Ausgleich da, es drohte wieder ein Punktverlust, sofern an den Spitzenbrettern keine zwei Siege eingefahren werden sollten. Denn mit Behzad durfte man schon lange nicht mehr rechnen, machte er doch in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern bei satten drei Minusbauern eher die letzten Verzweiflungszüge als irgendetwas zum Mannschaftsergebnis beizutragen – 2,5:2,5.

 

Deswegen wandte man sich mit Grausen ab, nur um wenig später aufgrund einer ungewöhnlichen Aktivität an Behzads Brett wieder an selbiges zurückzukehren. Unser Alexander R. sen. prüfte gerade in seiner Funktion als Schiedsrichter der Heimmannschaft nach, ob es sich bei der Ergebnismeldung nicht vielleicht um einen Fehler handelte. Dieses sah nämlich vor, dass Behzad als Sieger das Brett verlassen habe, was so auch vom Gegner bestätigt wurde. Auf verständnislose Blicke folgte die lapidare Erklärung: Zeitüberschreitung – 3,5:2,5. Ein Wunder!

 

Danach brachen bei der gegnerischen Mannschaft alle Dämme, weshalb man aus den verbliebenen zwei Partien nichts Zählbares zu holen vermochte. Bei Alexander R. sen. verwunderte das auch nicht, denn dessen materieller Vorteil hatte dazu beigetragen, den positionellen nach und nach zu vergrößern, aber bei Mehran war es ein simpler Einsteller, der unserem Topmann den vollen Punkt bescherte – 5,5:2,5.

 

 

Fazit:

 

Wenn man selbst solche Kämpfe zu gewinnen vermag, dann zählt man nicht nur zu den abgekklärten Mannschaften, man erreicht in der Regel auch das gesteckte sportliche Ziel, das im Falle unserer Dritten den Aufstieg in die Kreisliga II bedeuten würde. Ob ihr das letztendlich gelingen wird, das wird sich am 28. April entscheiden, wenn es gegen Haunstettens Vierte geht. Leider ist ein Sieg Pflicht, denn es ist nicht davon auszugehen, dass ein Remis reicht.

 

Aber wenn man sich anschaut, wie hervorragend unsere Dritte alle bisherigen Klippen umschifft hat, um als neugegründetes Team in der Kreisliga III zu starten, der zweifelt man nicht an einem glücklichen Ende.

 

Hier gibt es alle Ergebnisse und sonstige Statistiken, die zwar nicht die Dramatik des Kampfes widerspiegeln, aber doch zeigen, was bisher alles geleistet wurde. Viel Spaß. 🙂

 


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