Schwäbischer Mannschaftspokal 2018; Halbfinale

Kampf der Tabellenführer

 

 

Wenn man vom Gipfel der Tabelle her grüßt, und das auch noch kurz vor Ende der Saison, dann tritt man erfahrungsgemäß mit einer sehr breiten Brust an. Doch nicht nur wir, sondern auch die Bad Grönenbacher konnten auf diesen Bonus zurückgreifen, befanden sie sich doch zeitgleich an der Spitze der Schwabenliga II (Süd), sodass sich dieser Vorteil im vorliegenden Fall gegenseitig aufhob.

 

Allerdings konnten wir im Gegesatz zu den Südschwaben zwei gestählte Jugendspieler aufstellen, darunter auch den frischgebackenen U18-Meister, die frühzeitig sehr gut standen, damit den Grundstein für unseren Erfolg legten und uns erstmals das Finale des Bezirkspokals erreichen ließen.

 

 

Als wir – Andreas, Uli, Zarko und ich – uns an jenem Sonntag in Richtung Bad Grönenbach aufmachten, da ahnten wir nicht, dass uns ein derart idyllischer Ort erwarten würde. Entsprechend angenehm überrascht waren wir, als wir am Marktplatz ein äußerst ansprechendes Arrangement vorfanden und beschlossen spontan, unabhängig vom Ausgang des anstehenden Pokalspiels, bei Gelegenheit wiederzukommen. Dann jedoch ohne jedwede Verpflichtung, um die Ruhe und den Charme des Örtchens besser genießen zu können.

 

Damit nicht genug, denn im „Haus des Gastes“ betraten wir ein hübsches Spiellokal, das mit seiner neckischen Möglichkeit, auf zwei Ebenen zu spielen, gleichfalls sehr zu gefallen wusste.

 

All diese Schönheit und Gemütlichkeit wurde jäh gestört, als es darum ging, die Aufstellungen abzugeben und anschließend das zu tun, wofür wir ursprünglich aufgebrochen waren. Und spätestens mit dem Andrücken der Uhren wurden all jene Eindrücke in den Hintergrund gedrängt und Caissa forderte ihren Tribut der vollen Aufmerksamkeit.

 

Diese war auch notwendig, denn die Gegner waren mit ihrem stärksten Vierer unterwegs, womit man uns ganz klar zu verstehen gab, dass man nicht unbedingt vorhatte, uns ins Finale spazieren zu lassen. Etwas, womit wir auch nicht gerechnet hatten.

 

Uli und Zarko hatten Andreas und mir die weißen Steine zugestanden, schienen sie doch gewisse Zweifel daran zu hegen, dass wir „alten Männer“ mit Schwarz den nötigen Druck würden aufbauen können. Mit dieser Einschätzung, sollte sie denn jemals dergestalt vorgelegen haben, lagen sie absolut richtig, denn während ich mit meinem „Tarrasch“ den „Franzosen“ des Gegners langsam zu überwinden hoffte und Andreas den gemütlichen Aufbau einem übereilten Angriff vorzog, sprangen die Jungmeister ihre Gegner förmlich an.

 

So ließ Zarko seinen Gegner das Gift des „Sizilianers“ schmecken, indem er mit diversen Fesselungen arbeitend das mindestens Ausgleich versprechende d5 durchdrückte und weitere Grausamkeiten andeutete. Am Nebenbrett wähnte sich Ulis Gegner zunächst eher in Sicherheit, brennt das Brett nach 1. d4 normalerweise nicht lichterloh. Allerdings hatte der Weißspieler die Einladung zu einem heißen Tanz nicht wirklich ablehnen können, weshalb hier gleichfalls ein Hauen und Stechen losging.

 

Nach einer gewissen Zeit, Andreas hatte mittlerweile all seine Figuren in Stellung gebracht und mein Gegner folgte nach wie vor der Hauptvariante, hatte Zarko mit einer Serie feiner Züge den Druck deutlich zu erhöhen vermocht. Lediglich der gegnerische weißfeldrige Läufer stand zwischen ihm und dem begehrten Sieg, sodass er sich anschickte, ebenjenen abzutauschen, was der Gegner nicht verhindern konnte. Was danach folgte, fällt unter die Rubrik „blitzsaubere Technik“ – 0:1 aus der Sicht der Südschwaben.

 

Bei nur vier Brettern wiegt bekanntlich jede Niederlage schwer, zumal wenn sie relativ flott erlitten wird, sodass die Südschwaben eigentlich das Risiko hätten erhöhen müssen, um das Ausscheiden zu vermeiden. Allerdings scheiterte selbst der Ansatz dieser Umsetzung an den Tatsachen, welche auf den Brettern geschaffen worden waren.

 

Denn bei Andreas hatte sich der Gegner eingraben müssen und harrte nun der Dinge, wann Andreas die Stellung zu öffnen gedachte, während mein Gegner den sicheren Pfad der Theorie verlassen hatte und ohne Aussicht auf Kompensation einem Endspiel mit einem Isolani entgegensteuerte. Ulis Stellung hatte sich dahingehend geklärt, zwischendurch war es mir unmöglich eine belastbare Stellungsbeurteilung abzugeben, dass er eine Mehrqualität hatte. Diese fiel jedoch nicht so sehr ins Gewicht wie der Umstand, dass der Gegner auf eine höllische Zeitnot zusteuerte.

 

Apropos Zeitnot, zwar befand sich mein Gegner nicht in einer solchen, vielmehr deutete sich in der Ferne der Hauch einer Zeitnot an, wollte aber dennoch die Geschwindigkeit erhöhen und büßte dabei unter Beibehaltung des Isolanis einen Bauern ein. Als wir dann in ein Doppelturmendspiel übergingen, das nicht nur in höherem Sinne gewonnen war, da sollte es nicht lange dauern und ich konnte noch vor Uli die Partie beenden – 0:2 aus der Sicht der Südschwaben.

 

Somit war das Weiterkommen gesichert, konnten wir doch bei Bedarf auf die Berliner Wertung pochen. Dies war allerdings nicht nötig, denn unmittelbar danach streckte auch Ulis Gegner die Waffen und der Sieg war perfekt – 0:3 aus der Sicht der Südschwaben.

 

Mit dem Erreichen der nächsten Runde, dem herrlichen Wetter und der Aussicht, den Tag auch außerhalb eines geschlossenen Raumes zu verbringen, stellte Andreas, der die Stellung im günstigsten Augenblick geöffnet hatte und nun am Drücker war, seine Bemühungen, den vollen Zähler zu holen, ein und sorgte damit für ein kleines, aber vielleicht tröstliches Gastgeschenk – 0,5:3,5 aus der Sicht der Südschwaben.

 

 

Fazit:

 

Unsere „Stürmer und Dränger“ an den Brettern zwei und drei bescherten uns früh jene Sicherheit, die man im Pokal braucht, um sich bar jeder Nervosität auf die Lösung der Stellungsprobleme konzentrieren zu können. In dieser Verfassung könnte uns vielleicht sogar das Kunststück glücken, den „Pott“ nach Oberhausen zu holen, obwohl wir das Endspiel wahrscheinlich gegen das schachliche Schwergewicht aus Haunstetten werden bestreiten müssen.

 

Wer noch Zeit und Lust hat, der kann hier den Bericht der Bad Grönenbacher lesen, die selbigen noch am Turniertag eingestellt haben, womit die darin verarbeiteten Eindrücke quasi frisch sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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