Den Schweden gleich
Die letzte Runde der Kreisliga II wird den Spielern der zweiten Mannschaft des BC Aichach vermutlich lange im Gedächtnis haften bleiben, wies sie doch Gemeinsamkeiten mit jenen geschichtlichen Ereignisen des Jahres 1632 auf, welchen man beim Durchqueren eines Aichacher Stadttores immer noch gedenkt. Damals wurde der befestigte Ort gleich mehrmals von den Schweden erobert und nicht anders erging es der „Alten Schule“, in der die Aichacher ihre Heimkämpfe auszutragen pflegen.
In diesem Wettkampf gewann unsere Zweite mit 5,5:2,5, entführte die letzten beiden Punkte der Saison und marschierte damit das zweite Jahr in Folge mit einer blütenreinen Weste von zu null Mannschaftspunkten in die nächsthöhere Liga. Herzlichen Glückwunsch.
Unser „Rotationssystem“, gepaart mit dem Erfolg aller Mannschaften in sportlich relevanten Ligen, stieß zum Ende der Spielzeit hin zunehmend auf Schwierigkeiten, denn während die Zweite im Laufe der Saison nach oben hin zwei Spieler hatte abgeben müssen, durfte sie sich keine Hilfe mehr von der rangniederen Mannschaft erhoffen, benötigte doch die Dritte dringend einen Sieg zum Aufstieg und jeder weitere Einsatz eines fest eingeplanten Spielers hätte eine schmerzhafte Lücke hinterlassen.
Aber alles kein Problem, denn mit den Altmeistern Dejan und Erich wäre das Skelett des Teams nahezu komplett gewesen und man hätte nur zwei Ergänzungsspieler finden müssen. Leider wurde bei der Planung außer Acht gelassen, dass Rentner grundsätzlich wenig Zeit haben und daher just am Spieltag ihren Urlaub wahrnahmen.
Wiederum kein Problem, denn wozu hat man denn schließlich eine Kaderschmiede mit vielen Kindern und Jugendlichen. Gut, nahezu alle Jugendlichen waren bereits im Einsatz, aber wie gesagt, der Kinder liefen noch viele herum. Diese waren auch sehr gerne bereit einzuspringen, doch als den Eltern gewahr wurde, dass man am Samstag Abend nach Aichach fahren müsse und von dort eventuell erst deutlich nach 22.00 Uhr zurückkäme, da hagelte es Absagen.
Dies war zwar bedauerlich, aber da es für beide Mannschaften eigentlich um nichts mehr ging, wir waren bereits durch und Aichachs Konkurrenz gegen den Abstieg, sprich Kriegshaber IV und Thierhaupten I, hatten beide gegen Topteams anzutreten, die da Caissa Augsburg II und Haunstetten III waren, was es sehr unwahrscheinlich machte, dass gleich beide Kellerkinder punkten würden, entsandten wir nur einen Sechser anstatt eines Achters.
Alexander Sch., Denis, Erik, Jakob, Robert und Wernfred wurde die Aufgabe zuteil, nach Möglichkeit den Kampf zu gewinnen, um einen noch besseren Schwung in die höchste Augsburger Liga mitzunehmen. Laut Erik, überhaupt keine Herausforderung. 😉
Kaum dass die Uhren angedrückt worden waren, zumindest gefühlt, verflüchtigten sich beim fachkundigen Publikum, Andreas und ich waren als Fahrer unterwegs, weil in dieser Aufstellung niemand diese Aufgabe hatte übernehmen können, jegliche Zweifel und wir staunten ob Eriks profunder Kenntnis der Kreisliga II. Denn Jakob nutzte die frühe Gelegenheit, dem Gegner eine dauerhafte Schwächung der Bauernstruktur beizubringen, Robert hatte nicht nur die bequeme Situation von zwei gegen null Bauern auf den Zentrumslinien, er hatte auch aufgrund einer Unachtsamkeit des Gegners einen Bauern mehr, Alexander Sch. war gerade dabei, des Gegners anrüchige Aufstellung auf ihre Standhaftigkeit hin zu prüfen, Erik drückte gegen einen rückständigen Bauern im weißen Lager, Wernfred spielte gegen einen geschlossenen Sizilianer vorbildlich und der kurzfristig eingesprungene Denis erfreute sich trotz mangelnder Spielpraxis an einem Mehrbauern auf des Gegners siebenten Reihe.
Wie gesagt, alles war gut und nur Eriks gute Stellung bot Anlass zur Sorge, waren wir von ihm doch durchweg anderes gewöhnt, weshalb wir uns fragten, ob er ausgerechnet dieses Mal eine Niederlage würde quittieren müssen.
Nach einer Stunde gingen die Aichacher durch unsere unbesetzen Bretter in Führung, mussten aber zugleich den Anschluss hinnehmen. Ausgerechnet Denis, aus beruflichen Gründen leider freitags verhindert und daher mit einem erheblichen Trainingsrückstand versehen, spielte seinen ausgesprochen routinierten Gegner dermaßen an die Wand, dass dieser von weiteren Verteidigungsversuchen absah – 2:1 aus Aichacher Sicht.
Damit nicht genug, vermochte unser „Ledernacken“, sprich Erik, scheinbar mühelos den 2:2-Ausgleich herzustellen. Angesichts dessen, dass er offensichtlich auch gute Stellungen entsprechend zu behandeln weiß, drängt sich einem die Frage auf, warum er im Laufe dieser Spielzeit so viele Ruinen, ach was, geschleifte Festungen zu verteidigen hatte?
In der Art hätte es gerne weitergehen können, allerdings sollte ein Remis folgen. Zweifelsohne hatte Jakob im Vorfeld alles richtig gemacht, doch als es darum ging, des Gegners Stellung nach und nach sturmreif zu schießen, da fehlte ihm die nötige Erfahrung, weshalb sich der Aichacher immer mehr befreien durfte, bis zum Ende hin das Remis gerechtfertigt war – 2,5:2,5.
Apropos Jungmeister, Robert hatte sich zwischenzeitlich in ein Turmendspiel mit einer handvoll Mehrbauern gearbeitet, stand entsprechend drückend überlegen und nach einigen weiteren Zügen hegte auch der Gegner keine Zweifel mehr daran, dass Robert das nach Hause bringen würde – 2,5:3,5 aus der Sicht der Aichacher.
Zwei Partien liefen noch und beide sahen äußerst vielversprechend für uns aus. Alexander Sch. trieb den gegnerischen König in Richtung dessen Kollegen, was für den schwarzen Monarchen nichts Gutes verhieß, und Wernfred tat es seinem Mannschaftskameraden fast gleich, wobei er die Kampfhandlungen lieber in des Gegners Bretthälfte verlagerte.
Unabhängig von der unterschiedlichen Herangehensweise blieb doch das Resultat gleich, denn in kurzer Abfolge holten sich Alexander Sch. und Wernfred ihre vollen Zähler, sicherten so den 5,5:2,5-Erfolg mit nur sechs Mann und hinterließen traurige Gastgeber.
Diese Traurigkeit dürfte ich sich in der Folge gar gesteigert haben, denn sensationell gestalteten sowohl Kriegshaber IV als auch Thierhaupten I ihre Kämpfe siegreich, sodass diese Niederlage für die wackeren Aichacher mit dem Abstieg in die Kreisliga III gleichbedeutend war. Viel Erfolg beim Versuch des direkten Wiederaufstiegs.
Fazit:
Die Entwicklung dieser Mannschaft ist sehr erfreulich und vor allem notwendig. Denn mit den jüngsten Erfolgen belohnten sich die Spieler für ihre große Einsatz- und Spielfreude selber und vermochten zudem den Abstand zwischen der Ersten und der Zweiten zu verringern, zumindest aber nicht größer werden zu lassen. Außerdem wurde Platz geschaffen, für den Fall, dass eine rangniedere Mannschaft nachrücken sollte. Folglich kommen wir mit dem Aufbau einer sportlichen Infrastruktur immer besser voran.
Aber strategische Überlegungen haben hier zum jetzigen Zeitpunkt nichts verloren, weshalb ich nunmehr allen Beteiligten einfach nur noch einmal ganz herzlich zum Aufstieg gratulieren möchte. 🙂
Alle Ergebnisse, Tabellen, Statistiken und dergleichen gibt es wie gewohnt im Ligamanager. Viel Spaß.
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