Wie im Rausch
Den Schwierigkeiten, welche uns Schachfreunde in dieser Saison befallen haben, trotzend war unsere Vierte souverän an die Spitze der Kreisliga III gestürmt und hatte auch nicht vor, den Platz an der Sonne zu räumen.
Entsprechend motiviert und selbstbewusst begab man sich zur starken dritten Auswahl der SG Augsburg, die in der vergangenen Spielzeit gar unsere Dritte mit leeren Händen nach Hause geschickt hatte.
Aber das Team um Paul Thorwarth zeigte sich davon unbeeindruckt, trat den SGA-lern mutig entgegen und entführte, wenn auch ziemlich glücklich, gleich beide Punkte aus dem Herrenbach. Glückwunsch! 🙂
Obwohl mit den geringsten Sorgen hinsichtlich der Aufstellung versehen, immerhin muss die Vierte auf keine andere Mannschaft Rücksicht nehmen, hatte sich die Nominierung problematisch gestaltet. Doch letztlich machte man sich mit Anton, Behzad, Dejan, Erich, Felix, Gunter, Marianne und Paul auf, um der Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzuzufügen.
Dies schienen die Hausherren offensichtlich verhindern zu wollen, denn mit einem Sieg wären noch alle Chancen gewahrt, den letztjährig knapp verpassten Aufstieg nachzuholen. Daher sah man die Gegner beinahe in der Bestbesetzung, wobei man gar versucht ist zu schreiben, dass die Mannschaft „ersatzgestärkt“ wurde.
In Anbetracht der Wichtigkeit des Wettkampfes war es nicht weiter verwunderlich, dass sich mit dem Spitzenspieler aus Friedberg und meiner Wenigkeit eine gewisse Schachprominenz eingefunden hatte, um alles hautnah zu erleben.
Wäre ich doch nur Zuhause geblieben, ich hätte so manche Sorgenfalte weniger. Diese sollten gar in der Folge zu tiefen Furchen übergehen, hätte doch die Begegnung kaum schlechter für uns Schachfreunde angehen können.
Paul verzichtete nach Rücksprache auf 1. e4, wähnte er sich doch gegen den „Königsinder“ bestens gewappnet. Eine Einschätzung, die wenig mit der Realität zu tun hatte. Anton reihte eine Serie legaler Züge aneinander, ohne dass man dahinter einen tieferen Plan hätte erkennen können. Behzad befand sich bereits im Winterschlaf, weshalb es nur natürlich war, dass er Sf6 mit Sc6 verwechselte. Dejan bzw. Erich schienen komplett auf ein Gegenspiel verzichten zu wollen und Marianne sinnierte wohl eher über das Leben, anstatt einfach nur die Lerninhalte aufs Brett zu bringen.
Angesichts dessen, war es ein geringer Trost, dass Gunter mit Schwarz alle Eröffnungsprobleme frühzeitig zu lösen im Stande war und Felix mit seinem Lieblingsaufbau dem Gegner nach wenigen Zügen gewisse Schwierigkeiten auftischte.
Es sollte jedoch noch schlimmer kommen, indem Behzad, man bedenke, es war ein Springer nach f6 und nicht nach c6 entwickelt worden, erstaunt feststellen musste, dass des Gegners Lg2 mühelos auf b7 mit anschließendem Qualitätsgewinn schlagen konnte. Selbst dies hätte unser Schweiger Dank der Mithilfe des Gegners unbeschadet überstanden, wenn er nicht anschließend eine Figur eingestellt gehabt hätte – 1:0 aus der Sicht der SGA nach nicht einmal einer halben Stunde.
In diesem Stile ging es weiter, denn Marianne hatte mittlerweile eine der vielen Möglichkeiten entdeckt, sich falsch aufzubauen, stand entsprechend gedrückt und musste alsbald einsehen, dass die Fortführung der Partie sinnentleert gewesen wäre – 2:0 aus der Sicht der SGA.
Zu jenem Zeitpunkt deutete alles auf einen Kantersieg der „alten Dame“ hin, waren doch die Aussichten für Paul – Schlechtes Leichtfigurenendspiel -, Anton – Absolut unkoordinierte Figuren -, Dejan – Minusbauer mit einhergehender Bewegungsunfähigkeit – und Erich – Hinhalten des Kinns – bestensfalls trostlos.
Wenigstens hatten Gunter und Felix nunmehr deutliche Vorteile, die das Einfahren voller Punkte erwarten ließen.
Völlig unerwartet erleuchtete der Weihnachtsstern den Spielsaal und weckte bei Erichs Gegner so etwas wie Mitleid. Anders lässt sich nämlich der anschließende Friedensschluss nicht erklären, hätte doch der SGA-ler stundenlang gefahrlos auf Gewinn spielen können – 2,5:0,5 aus der Sicht der SGA und der erste Hoffnungsschimmer!
Unmittelbar darauf sollte gar ein Paukenschlag folgen, indem unser unverwüstlicher Anton seinen Sieg vermeldete. Ihm hatte der Gegner ohne Not gestattet, die Truppen halbwegs in Stellung zu bringen und anschließend zum taktischen Schlag auszuholen – 2,5:1,5 aus der Sicht der SGA. Sollte doch noch etwas außer einer Ergebniskosmetik drin sein?
Zwar verdiente Dejans Stellung mittlerweile nicht die Bezeichnung als solche, doch Gunter und Felix dominierten deutlichst. Und Paul? Er hatte sich unter des Gegners Zutun wieder ins Spiel bringen dürfen, sodass er zumindest psychologisch im Vorteil war.
Tatsächlich fügten Gunter und Felix in kurzer Abfolge dem Mannschaftskonto zwei weitere Zähler hinzu und brachten damit unsere Vierte erstmals in Führung – 2,5:3,5 aus der Sicht der SGA.
Nun schlug Pauls Stunde, dessen Können sich nur deswegen nicht in seiner Aufstellung widerspiegelt, weil er einfach zu unbeständig agiert. Als vorbildlicher Kapitän drückte er, manövrierte er und presste schlussendlich den ganzen Punkt heraus, womit der Kampf auf den Kopf gestellt wurde – 2,5:4,5 aus der Sicht der SGA.
Spätestens jetzt hätte Dejan den hoffnungslosen Widerstand aufgeben können, doch er quälte sich und den Gegner noch einige Zeit, bevor er sich ins Unvermeidliche fügte und damit für den Endstand sorgte – 3,5:4,5 aus der Sicht der SGA.
Fazit:
Nach vier Runden mit einer blütenweißen Weste dazustehen und dabei gegen die meisten direkten Konkurrenten um den Aufstieg gespielt zu haben, das ist bei dieser neuformierten Mannschaft aller Ehren wert und lässt hoffen, dass der Übergang in die nächsthöhere Liga gelingen wird.
Schon am 19. Januar werden die Weichen gestellt werden, wenn sich in den Verfolgerduellen Haunstetten IV vs. SG Augsburg III und Mering III vs. Aichach II die Reihen der Mitkonkurrenten zwangsläufig lichten werden.
Bis dahin viel Spaß beim Studieren aller statistisch relevanten Daten des Ligamanagers und beim prognostizieren des Abschneidens unserer Helden. 🙂
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