Hammer ohne Amboss
Anfang August fand die Deutsche Meisterschaft im Blitzschach im fernen Magdeburg statt, für die Zarko und ich vom Bayerischen Schachbund nominiert wurden. Während Zarko als amtierender Bayerischer Meister absolut legitim zu der Ehre kam, sich auf nationaler Ebene zu messen, schlitterte meine Wenigkeit eher rein, weil die anderen vier Kandidaten vor mir ob der weiten Anfahrt abgewunken hatten. Entsprechend verlief das Turnier für uns beide, indem Zarko für Furore sorgte und ich mir das Mitleid der anderen Teilnehmer sicherte.
Unser ursprünglicher Plan hatte vorgesehen, dass wir einen gemütlichen Anreisetag haben, uns die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts anschauen und all jene Dinge tun, die einen hohen Erholungswert versprechen.
Allerdings musste wir diesen kurzfristig ändern, denn am besagten Tag stand unvermittelt eine Klausur an der Uni an, sodass sich unsere Abfahrt um läppische acht Stunden verzögerte.
Und weil ein Unglück selten allein kommt, gestaltete sich die anschließende Autofahrt alles andere als unproblematisch, weshalb wir erst gegen 23.00 Uhr im entsprechenden Hotel ankamen.
Hier wurden wir jedoch angenehmst überrascht, denn es waren für uns Einzelzimmer gebucht worden, die im erfreulichen Einklang mit dem schönen Ambiente des vom DSB ausgesuchten Hotel standen.
Auch am nächsten Morgen hielt unsere Unterkunft, was sie anhand von Äußerlichkeiten versprach, nämlich ein köstliches Frühstück, dass nicht nur unsere Lebensgeister endgültig weckte, sondern auch unsere Motivation, die ohnehin recht hoch war, maximal steigerte.
So vorteilhaft ein hohes Maß an Motivation auch sein mag, so garantiert sie leider doch nicht automatisch ein erfolgreiches Turnier, was wir beide, wenn auch auf unterschiedlichen Niveaus, schmerzlich erfahren sollten.
Zarko:
Die Vorbereitung unseres Topblitzers hatte darin bestanden, sich viel von der aktuellen Theorie anzueignen und diese regelmäßig zum Leidwesen etlicher Großmeister im Internet anzuwenden.
Mit derart viel Wissen und Selbstvertrauen ausgestattet, bestritt Zarko die erste Runde, die er siegreich zu gestalten wusste.
Hätte man diesen guten Start noch als Zufall abtun können, wurde doch schnell klar, dass mit ihm Bayern einen Spieler mit echter „Frontkaliberqualität“ entsandt hatte. Denn diesem Sieg ließ er sechs weitere folgen, weshalb er nach sieben Runden völlig zurecht das Feld anführte.
Dann kam die achte Runde, der eine Schlüsselrolle zukommen sollte. Hier spielte Zarko gewohnt stark und stand mit einer Mehrfigur gesegnet glasklar auf Gewinn, doch gedachte sein Gegner offensichtlich nicht die Waffen zu strecken. Dies schien Zarko irgendwie zu irritieren, denn in der Folge ließ er seine Souveränität vermissen, kam in Zeitnot und verlor.
Die Art und Weise der Niederlage vermochte er nicht einfach wegzustecken, weshalb er die anschließende Partie gegen das spätere Tabellenschlusslicht nahezu kampflos verlor, wonach er deutlich angeschlagen war.
Er war sogar so sehr angezählt, dass er in den verbliebenen 20 Runden sogar weniger Punkte holte, als es mir vergönnt war, was eine deutliche Sprache spricht.
Am Ende standen aber dennoch hervorragende 15 Punkte und der 13. Platz zu Buche. Ein Ergebnis, dass Zarko beim nächsten Mal, mit einer entsprechenden Turnierreife versehen, mit Leichtigkeit wird toppen können. Herzlichen Glückwunsch.
Aleksandar:
Im Gegensatz Zarko hatte ich auf meine bewährten Varianten von gefühlt 1870/71 vertraut und auf eine herkömmliche Vorbereitung vertraut, indem ich einige Male mit Helmut am Brett die Klingen kreuzte.
Eigentlich eine weise Entscheidung, denn während ich gegen Helmut mehr als nur zu bestehen wusste, durfte ich im Turnier schnell feststellen, dass mein Repertoire derart veraltet ist, dass es wieder unbekannt war.
So gelang es mir gleich in der ersten Runde scheinbar mühelos eine Gewinnstellung zu erhalten, für deren Verwertung mir in der Endphase jedoch irgendwie die Zeit fehlte. Trotzdem lehnte ich ein Remisgebot des Gegners ab und verlor sogar.
Dieses Malheur wusste ich zwar gleich in der darauffolgenden Partie mit einem Sieg auszugleichen, doch zeichnete sich schon zu diesem Zeitpunkt ab, dass mich Probleme mit der Bedenkzeit das Turnier hindurch begleiten würden. Als sich dann auch noch gelegentliche taktische Aussetzer hinzugesellten, da war die Katastrophe perfekt.
Es war daher auch nicht weiter verwunderlich, dass ich unvermittelt mit 2,5/9 dastand. Dabei standen mit noch etliche Turnierfavoriten bevor, was meine Aussichten nicht gerade verbesserte.
Trotzdem gelang mir mit 3,5/4 ein kurzes Zwischenhoch, welches jäh von einer beeindruckenden Serie von 1/10 unterbrochen wurde.
Dass ich spätestens nach der Hälfte der Meisterschaft das Turnierende förmlich herbeisehnte, das dürfte in Anbetracht des Verlauf nachvollziehbar sein. Doch selbst in diesem Zustand vermochte ich einen soliden Endspurt hinzulegen, der mein Abschneiden etwas erträglicher gestaltete. Letztlich wurde ich mit 10,5/29 in der Tabelle geführt, was in der Endabrechnung Platz 25 bedeutete.
Fazit:
Es war auf jeden Fall ein attraktives Turnier, das sowohl für Zarko als auch für mich besser hätte laufen können. Allerdings denke ich, dass eine derartige Gegnerschaft wesentlich dazu beigetragen hat, dass wir gestählt für Herausforderungen auf Bezirks- oder Landesebene worden sind.
Alle Ergebnisse, Tabellen und Auswertungen gibt es Ausnahmsweise nicht im „Ligamanager“, sondern hier. Viel Spaß beim Studieren.
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