Hilfe zur Selbsthilfe
Gebetsmühlenartig wiederholte man seitens des Deutschen Schachbundes, dass unser Schachsport einer leuchtenden Zukunft entgegenblicke, denn Beth Harmon (Das Damengambit) und verschiedenste Plattformen im Internet sorgten für einen unglaublichen Schachboom. Woher diese Erkenntnis herrührte, das wollte sich einfachen Vereinsvorsitzenden jedoch oftmals nicht erschließen, konnte man doch zeitgleich beinahe wöchentlich auf „schach.in“ beobachten, wie die Anzahl an gemeldeten Mitgliedern stetig schwand.
So ähnlich wie die Leute an der Basis müssen es auch die Verantwortlichen der BSJ gesehen haben, die, obwohl offiziell unnötig, ein Wochenende in Eichstätt organisierten, um Engagierten die Möglichkeit zu bieten, sich für anstehende Herausforderungen zu wappnen, fortzubilden oder einfach nur in erweiterter Runde auszutauschen.
Um ein Haar hätte man die Teilnehmer und Referenten wieder ausladen müssen, denn der ursprünglich vorgesehene Veranstaltungsort in Dinkelsbühl fiel, wie so viele andere Dinge in den vergangenen 18 Monaten, just am Veranstaltungstag Corona zum Opfer.
Unerschrocken und mit großem Einsatz schafften es die Funktionäre der Jugendorganisation, allen voran der federführende Referent Johannes Pfadenhauer, jedoch, binnen weniger Stunden einen neuen Veranstaltungsort zu finden. Die Schachakademie war gerettet!
Die Belohnung für das Bewältigen dieser Herkulesaufgabe spiegelte sich darin wider, dass niemand absprang und sogar auch jene Referenten ohne Handy, pünktlich an neuen Veranstaltungsort ankamen.
Am Freitag ließ man es noch recht locker angehen, indem verschiedenste Schacharten im Vordergrund standen, wobei das Hauptaugenmerk der Bewegung galt. Doch bereits ab dem nächsten Morgen ging es richtig zur Sache und man konnte sich aus einem vielfältigen Angebot sein persönliches Programm zusammenstellen.
Dieses konnte von rein schachsportlichen Themen, über Mitgliedergewinnung, sei es allgemein, hinsichtlich weiblicher Mitglieder oder beschränkt auf Kindergartenkinder, bis hin zur Regelkunde alles umfassen. Entsprechend war für jeden etwas dabei, was sich im jeweiligen „Workshop“ bemerkbar machte, wurde doch oftmals rege diskutiert.
Ich selbst, obwohl mit zwei Vorträgen selber eingebunden, nutzte diese sich leider viel zu selten bietende Gelegenheit und besuchte Laura Schalkhäusers „Schachsport für Mädchen attraktiv gestalten!“, die in Schweinfurt in diesem Bereich wahre Wunder vollbringt.
Wenngleich mir im entsprechenden Vortrag viele Ansätze aufgezeigt wurden, so habe ich nach wie vor Schwierigkeiten, mich mit gewissen Dingen zu identifizieren, weshalb ich fürchte, dass mir weitere Wege angeboten werden müssen. Bis dahin wird wohl das Mädchenschach bei uns Schachfreunden auch nicht ansatzweise jene Blüte erfahren, wie dies im besagten unterfränkischen Verein der Fall ist.
Auffällig war übrigens, dass nahezu alle Teilnehmer Vereinen angehörten, die zwar zweifelsohne die ein oder andere Baustelle zu bearbeiten haben, ansonsten aber jedoch gesund dastehen. Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen, nämlich dass die anderen Vereine aufgrund des „Schachbooms“ derart viel zu tun hatten, dass sie niemanden entbehren konnten oder dass sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden haben.
Da bekanntlich die Hoffnung zuletzt stirbt, gehe ich einfach von der erfreulicheren Version aus und bin jetzt schon gespannt, wie sich beim nächsten Blick in „schach.in“ die Mitgliederzahlen nach oben schrauben werden.
Selbstverständlich gibt es hierzu auch einen Bericht des Veranstalters, den man hier nachlesen kann und der selbstredend wesentlich früher als meiner veröffentlicht wurde.
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