Bayerische U14-Mannschaftsmeisterschaft: Schachfreunde Augsburg – SC Tarrasch München

Eine geschlossene Mannschaftsleistung

 

Nachdem sich unsere U14-Mannschaft im vergangenen Jahr in der KO-Runde überzeugend durchgesetzt und bei der anschließenden Endrunde eine ansprechende Leistung abgeliefert hatte, durfte man ihr nach einer ganzen Spielzeit des Heranreifens in dieser Begegnung durchaus die Rolle des Favoriten zusprechen. Allerdings erwischten unsere Jungs einen rabenschwarzen Tag, sodass sich am Ende die netten Münchner verdientermaßen über den Einzug in die Endrunde au bayerischer Ebene freuen durften.

 

Dabei hatte anfangs nichts darauf hingedeutet, dass die Münchner Hürde zu hoch sein könnte, denn Erik, Mehran, Paul und Zarko  hatten beim Abschlusstraining einen guten Eindruck hinterlassen. Alle waren auch pünktlich zum Aufbauen erschienen und hatten im Anschluss genug Zeit gehabt, sich auf die anstehenden Partien einzustimmen. Und als dann auch noch die Gegner ersatzgeschwächt antraten, weil sie eine Spitzenspielerin für eine höherrangige Veranstaltung hatten abstellen müssen, schien es Caissa gut mit unseren Jungstars zu meinen. Doch als die Uhren angedrückt wurden, da musste ich schon nach wenigen Zügen Dinge sehen, die ich so von den Jungs nicht gewohnt war und bin.

 

Am Spitzenbrett legte Zarko gleich los und erweckte den Eindruck, mit Schwarz seinen Gegner förmlich überrennen zu wollen. Dies sah auch sehr ansprechend aus, doch leider war er sich seiner Sache derart sicher, dass er vorübergehend einen wichtigen Zentrumsbauern einstellte. Glücklicherweise war des Gegners Ausrichtung stark defensiv geprägt, sodass er den Bauern nicht mitnahm und stattdessen in einer etwas schwierigen Stellung landete.

 

Zeitgleich, wenn auch nach wesentlich weniger Zügen, grübelte Erik darüber nach, wie er die positionellen Schwächen seiner Gegnerin ausnutzen sollte, glaubte eine gute Lösung gefunden zu haben und setzte seinen Plan konsequent um. Bedauerlicherweise war zwar der Plan strategisch richtig, scheiterte aber in dieser frühen Phase aus taktischen Gründen. So kam es, dass Erik nach nur sieben Zügen mit einer Minusfigur dastand. Kompensation? Keine! 🙁

 

Paul passte sich der Tagesform seiner Vorderleute problemlos an, verfiel in seinen gefürchteten „Schnell-Zieh-Modus“ und erreichte im eigentlich soliden „Franzosen“ eine Stellung, deren Struktur diesen Namen schlichtweg nicht verdiente. Überall Bauernschwächen, Löcher und als Krönung noch ein Rückstand in der Entwicklung. Ein Traum, wenngleich ein Alptraum. 🙁

 

Lediglich Mehran schien seine blendende Form der letzten Wochen konserviert zu haben, denn er spielte ruhig, konzentriert und sicherte sich aus der Eröffnung heraus gewisse Vorteile, die er mittels eines Qualitätsopfers noch zu vergrößern hoffte. Damit bewies er ein gutes Auge und ein gutes Gefühl für die Stellung, denn diese Vorgehensweise sollte ihn eigentlich auf die Gewinnerstraße bringen.

 

Nach diesen Eindrücken verließ ich den Spielbereich, begab mich in den Nebenraum und durfte ein informatives und angenehmes Gespräch mit meinem Betreuerkollegen aus München führen. Allerdings wurden wir schon recht bald unterbrochen, denn Paul trat mit einem gequälten Gesichtsausdruck an uns heran und vermeldete seine Niederlage, was angesichts seiner „Stellung“ nicht verwunderte – 0:1.

 

Dann geschah lange Zeit nichts, weshalb ich wieder einen Blick riskierte und mich für etwaige Zeitnotduelle wappnen wollte. Letztere drohten an keinem Brett, sodass ich mein Augenmerk voll und ganz auf die Positionen richten konnte.

 

Unser Zarko stand mittlerweile erdrückend gut und es schien nicht mehr lange zu dauern, bis der Widerstand des Gegners gebrochen sein würde. Sogar Erik,  der nach wie vor mit einer Minusfigur zu kämpfen hatte, ließ sein fehlendes Material vergessen machen, denn er hatte alles nach vorne geworfen, hatte einen Angriff insziniert und versuchte irgendwie durchzubrechen. Dafür hatte sich leider Mehrans Stellung deutlich verschlechtert und er fand sich überraschenderweise in einem verlorenen Endspiel wieder. Es sah denkbar schlecht aus.

 

Wieder begab ich mich in den Nebenraum, der Gesprächsfaden wurde wiederaufgenommen und wieder kam es schon sehr bald zu einer Unterbrechung, wobei sich dieses Mal die Ereignisse förmlich überschlugen. So kam zunächst Mehran und gab an, durch einen Einsteller seines Gegners gewonnen zu haben. Mehran, Paul und mir blieb nicht genug Zeit, um uns über den unverhofften Ausgleich zu freuen, denn schon erblickten wir das Gesicht unseres Zarkos, der uns ziemlich entnervt mitteilte, dass er seine Stellung ins Remis versaut hatte – 1,5:1,5.

 

Damit war der Kampf eigentlich entschieden, denn nun hätte Erik mit seiner Minusfigur sogar noch gewinnen müssen, um ein Ausscheiden nach Berliner Wertung zu vermeiden. Und bevor sich irgendjemand irgendwelchen falschen Hoffnungen hatte hingeben können, stieß auch unser Erik zu uns, der sich der Routine seiner Gegnerin letztlich doch hatte geschlagen geben müssen – 1,5:2,5.

 

Diese Niederlage ist zwar ärgerlich, weil entschieden unnötig, aber kein Beinbruch, darf doch die Mannschaft in nahezu unveränderter Aufstellung, lediglich Erik wird altersbedingt ausscheiden ;), in der neuen Spielzeit wieder um Punkte kämpfen. Der Jugend vom SK Tarrasch München, die sich zwischenzeitlich für die Deutsche U14-MM qualifiziert hat, wünsche ich an dieser Stelle viel Erfolg und würde mich freuen, über weitere Spitzenergebnisse lesen zu dürfen.

 

Für alle, die alles genauer wissen möchten, die können hier alles über das Turnier nachlesen. Auch haben die Münchner einen netten Bericht verfasst, den zu lesen ich nur nahelegen kann.


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