Ein sicherer Sieg
Am dritten Spieltag ging es gegen den Abstiegskandidaten aus Lechhausen, gegen den wir nicht nur gewinnen, sondern auch etwas für unsere Brettpunkte tun wollten. Die Voraussetzungen hierfür waren denkbar günstig, denn wir vermochten nicht nur in nahezu Bestbesetzung anzutreten, unser Gegner ging zudem stark ersatzgeschwächt an die Bretter und musste zudem auf einen Spieler verzichten. Entsprechend deutlich fiel unser Sieg aus, wobei das Endergebnis von 6:2 später am „grünen Tisch“ nach oben korrigiert werden musste. Doch dazu später mehr.
Schon kurz nach Beginn des Mannschaftskampfes war es klar, dass es für unsere Gäste nicht leicht werden würde, denn bereits die Eröffnungsphase verlief für sie denkbar ungünstig. So erreichten Robert und ich mit Schwarz recht schnell Ausgleich, während sich an allen anderen Brettern bereits leichter bis deutlicher Vorteil abzeichnete. Besonders bei Hans, der wieder einmal sein unwiderstehliches Königsgambit zelebrierte, und Zarko, der in seinem Sizilianer nicht nur die Bauernstruktur des Gegners zerstört, sondern auch noch einen wichtigen Zentrumsbauern gewonnen hatte, schien es so, als wenn die Gegner recht früh die Segel streichen müssten. Und tatsächlich, nach gerade einmal 13 Zügen sah sich ein Lechhauser vor derart unlösbare Probleme gestellt, dass er gegen Hans die Waffen strecken musste – 1:0.
Unmittelbar danach durfte ich nicht nur einen Punkt für das 5. Brett eintragen, Andreas Gegner war nicht erschienen, sondern durfte mich auch über Jorges ersten Sieg freuen. Unser „Andenmeister“ hatte sich nämlich in seiner unnachahmlichen Geschwindigkeit eine Druckstellung aufgebaut, die den Gegner zu großen Zugeständnissen gezwungen hätte. Doch anstatt diese zu machen, stellte der Lechhauser eine Figur und damit die Partie ein und gab sofort auf – 3:0.
Und während sich alle anderen Stellungen prächtig für uns entwickelten, auch Robert und ich konnten mittlerweile mit leichten Vorteilen aufwarten, musste man sich lediglich um Wernfred Sorgen machen. Sein Gegner hatte nämlich in der Eröffnung und im frühen Mittelspiel offenbart, dass er gewisse Prinzipien noch nicht verinnerlicht hatte, weshalb unser Wernfred sich veranlasst sah, ihn förmlich zu überrennen. Allerdings bezahlte er dies mit der eigenen Königssicherheit, die er vernachlässigte, sodass er sich unvermittelt in einer äußerst schwierigen Stellung wiederfand.
Doch bevor sich meine gute Stimmung einzutrüben vermochte, erhöhten Martin und Zarko auf eine beruhigende 5:0-Führung. Während sich bei letzterem der Sieg schon frühzeitig angekündigt hatte, war Martin auf erbitterten Widerstand gestoßen. So hatte er zwar einen Springer auf e5 zementieren können, hatte über Raumvorteil an beiden Flügeln verfügt und hatte völlig unbedrängt einen Angriff gegen den schwarzen Monarchen aufziehen dürfen, der Erfolg hatte aber lange auf sich warten lassen. Dieser kam dann unvermittelt, als des Gegners Aufmerksamkeit, wohl aufgrund der langen und zähen Verteidigung, für einen Moment nachgelassen hatte und Martin sofort taktisch zuschlug.
In der Zwischenzeit, wir befanden uns erst im 20. Zug, setzte mein Gegner zu einer Serie von Zügen an, die extreme positionelle Zugeständnisse beinhalteten. Innerlich frohlockend nahm ich dies zur Kenntnis, nur um wenig später von einem Figurenopfer überrascht zu werden. Dieses wurde dann noch von einem stillen Zug meines Gegenübers gekrönt, sodass mein Bedenkzeitverbrauch pro Zug außergewöhnlich stark anstieg. Dies war auch bitter nötig, denn nur so war es mir möglich, die richtige Fortsetzung zu finden, die jedoch das vorübergehende Hängen meiner Dame über mehrere Züge hinweg erforderte. Als es dann in ein klar besseres Endspiel für mich hätte münden sollen, da übersah Weiß etwas und wurde dafür kurzerhand Matt gesetzt – 6:0.
Mittlerweile war es ca. 21.30 Uhr und während Wernfreds Stellung absolut unhaltbar war, durfte sich Robert über ein Endspiel mit Mehrfigur freuen, in dem der Gegner als „Kompensation“ über einen Freibauern verfügte. Und eben dieser Freibauer sollte letztlich die Partie entscheiden, denn zu fortgeschrittener Stunde unterlief Robert bei einem Abtausch ein Fehler, der den Einmarsch des Bauern und die Niederlage ermöglichte. Das war äußerst bedauerlich, kam doch das eigentlich korrekte Ergebnis nicht zustande.
Sobald Robert aufgegeben hatte, streckte auch Wernfred die Waffen und das Endergebnis von 6:2 stand fest.
Damit war das Kapitel dieses Mannschaftskampfes jedoch keineswegs abgeschlossen, weil ich mich Zuhause beim Eingeben der Ergebnisse mit unerwarteten Problemen konfrontiert sah. Denn wenn man dem Ligamanager Glauben schenken durfte, so hätte Wernfred gegen niemanden verloren, war doch der Name seines Gegners nirgends vermerkt. Dies war mir zwar bereits bei der Mannschaftsmeldung aufgefallen, weshalb ich meinen Lechhauser Kollegen auch darauf angesprochen hatte, doch weil meine Vorbereitungen für den Mannschaftskampf zu dem Zeitpunkt seit einer Woche abgeschlossen waren und mir versichert worden war, dass alles seine Richtigkeit habe, hatte ich meine Bedenken fallenlassen.
Die Ansicht des gegnerischen Mannschaftsführers teilte jedoch der Spielleiter nicht, sodass wir letztlich am grünen Tisch 8:0 gewannen. Dies und der Umstand, dass sich die Konkurrenz gegenseitig die Punkte wegnimmt, hat dazu geführt, dass wir alleiniger Tabellenführer mit deutlichem Vorsprung sind. Der nächste Spieltag wird wohl eine Klärung der Tabelle bringen, können doch momentan neben uns gleich vier weitere Teams aufsteigen.
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