Kreisliga II: 5. Runde; TSV Steppach I – Schachfreunde Augsburg I 2:6

Ein Sturm über Steppach aus Nordnordost

 

Schon das Schneegestöber im Augsburger Westen bereitete einen darauf vor, dass der Spitzenkampf der 5. Runde der Kreisliga II gegen die Erste des TSV Steppach irgendwie ungewöhnlich werden sollte. Dass wir aber über die Steppacher förmlich hinwegfegen sollten, der Sieg war angesichts des Spielverlaufs nicht nur ungefährdet und selbst in der Höhe gerechtfertigt, er hätte auch durchaus noch höher ausfallen können, damit hatte bei der Abfahrt aus Oberhausen keiner von uns gerechnet!

 

Es war uns trotz so mancher Widrigkeit gelungen, nahezu die komplette Mannschaft antreten zu lassen, was nicht nur für die Frage der Meisterschaft, sondern vor allen Dingen für die Entlastung der Zweiten von großer Bedeutung war, galt es doch, diese auf gar keinen Fall zu schwächen, um deren Aufstiegschancen nicht zu gefährden. Entsprechend zuversichtlich betraten wir das Spiellokal, wurden aber von unseren Gastgebern gleich zwei Mal überrascht. Glücklicherweise äußerst positiv. Denn zum einen sollte die angekündigte Enge im Spielsaal aufgrund eines Doppelheimkampfes – Steppach II empfing zeitgleich Kissing II – ausbleiben, war es doch gelungen, einen weiteren Raum zu organisieren. Damit nicht genug, zum anderen mussten wir auch feststellen, dass die ansonsten kompakt antretenden „Westler“ ausgerechnet gegen uns die Bretter drei und vier ersetzen mussten. Beste Vorzeichen.

 

Als der Kampf begann, da ging es gleich forsch los und an meinem Brett dauerte es auch nur wenige Minuten bis mein Gegner nach meinem 9. g4!? gegen seinen „Drachen“ die erste Auszeit nehmen musste, die ich gleich zu einem Rundgang nutzte. Bei Hannes hatte sich nicht viel getan, weshalb mir nicht seine Stellung, sondern seine ungesunde Gesichtsfarbe Sorge bereitete. Zarko war gegen Altmeister Bußjäger nach nur vier Zügen aus dem „Schottischen Gambit“ in eine vorteilhafte Variante der „Ungarischen Verteidigung“ reingeschlittert und brütete darüber nach, wie wohl am besten fortzusetzen sei. Martins Gegner schickte sich an, einen Königsflügelangriff zu starten, ohne dabei zu berücksichtigen, dass sich Martin mit seinem „beschleunigten Drachen“ das Tempo mit dem d-Bauern gespart hatte. Als dann „plötzlich“ d7-d5 kam, da schien eine Neubewertung der kompletten Variante zu erfolgen, denn er suchte angestrengt nach einer Lösung seiner Eröffnungsprobleme. So ähnlich sah es bei Andreas aus, der sich bereits früh einen kleinen Vorteil gesichert hatte und sich nun anschickte, den gegnerischen Monarchen zu befragen. Mit solchen Feinheiten sich zu beschäftigen hatte Jorge schlichtweg keine Zeit, denn er schleuderte seinem jetzt schon frustriert wirkenden Gegner die Züge förmlich entgegen, weshalb er allerdings auch keinen Vorteil vorweisen konnte. Aber mit Schwarz einen schnellen Ausgleich zu haben, ist ja auch nicht schlecht. Auch unser Robert schien sich sichtlich wohl zu fühlen, gefiel ihm doch sein Aufbau mit den sich daraus ergebenden Angriffsmöglichkeiten. Lediglich bei Steven war es mir etwas unwohl, wurde er doch erstmals mit dem „Morra-Gambit“ konfrontiert. Aber er nahm sich Zeit, um die Probleme zu erfassen, was mich wiederum zuversichtlich stimmte.

 

Nach längerem Überlegen hatte sich mein Gegner für einen scheinbar aktiven Zug entschieden, der ihn aber in Wirklichkeit zwei glatte Tempi kostete und wonach die Partie im höheren Sinne vorbei war. Und während er ein weiteres Mal seine Not zu lindern suchte, wurde ich von Hannes informiert, dass es ihm derart schlecht gehe, dass er seinem Gegner ein frühes Remis anbieten werde, was er auch tat. Der Gegner nahm freudig an und Hannes machte sich auf den Heimweg – 0,5:0,5.

 

Dann geschah eine ganze Zeit lang nichts, was sich erst mit Zarkos überraschender Kapitulation änderte. Was war geschehen? Im 5. Zug hatte sich Zarko entschlossen, einen Bauern mitzunehmen, den Schwarz aus lauter Verzweiflung schon hatte spucken müssen, und überließ dem Gegner dafür nicht nur das Läuferpaar, sondern hatte auch mit den Tücken des Entwicklungsrückstandes zu kämpfen gehabt. Trotz aller Rechentiefe und Kampfkraft hatte Zarko nicht vermocht, die Stellungsprobleme zu lösen, sodass ihm an Ende nichts anderes als die Aufgabe übriggeblieben war – 0,5:1,5-Rückstand!

 

Das sollte jedoch die einzige Niederlage bleiben und es folgte die Stunde der Schachfreunde! Den Siegesreigen eröffnete Robert, der schon eine Woche zuvor eine stark steigende Formkurve aufgezeigt hatte, der dem gegnerischen Monarchen immer wieder dermaßen unangenehm auf die Füße getreten war, bis der erfahrene Gegner, von der ständigen Verteidigung ermüdet, Figur und Partie einstellte. Unmittelbar danach vermeldete unser „Mr.100%“, sprich Martin, Vollzug. Seinem Gegner war es nicht gelungen, die Eröffnungsprobleme auch nur im Ansatz zu lösen, sodass ihm zunächst das Zentrum um die Ohren geflogen war, bevor er sich der schwarzen Streitmacht hatte beugen müssen. Dann streckte mein Gegner die Waffen, hatten ihn doch nach dem Fehlgriff in der Eröffnung weder ein Qualitäts- noch ein weiteres Bauernopfer wenigstens in die Nähe des Ausgleichs bringen können. Stattdessen hatte sich sein König einen Zug vorm Matt befunden – 3,5:1,5-Führung!

 

Kurz danach stellte Jorge unseren Sieg sicher, wobei er bei seinem Gegner für eine Grenzwerterfahrung gesorgt hatte, die dieser trotz seiner langjährigen Turnieraktivität so wohl nicht gemacht hatte. Denn Jorges Zeitverbrauch nach 21 Zügen betrug gerade einmal fünf Minuten und lag nach 52 Zügen bei 14 Minuten und dafür hatte er ein klar gewonnens Läuferendspiel mit zwei Mehrbauern auf dem Brett – 4,5:1,5!

 

Den Siegtreffer zum Anlass nehmend, einigte sich Steven mit seinem Gegner trotz eines mittlerweile gesunden Mehrbauern auf Remis. Die langwierige Verteidigung hatte ihre Spuren hinterlassen und er wollte sich durch einen der Ermüdung geschuldeten Fehler nicht auch noch um einen halben Punkt bringen – 5:2!

 

Blieb somit, wieder einmal (!), unser Andreas, der sich, ebenfalls wieder einmal (!), in horrender Zeitnot befand. Seine Stellung war zwar leicht besser, doch von der einstigen Dominanz war nichts mehr zu spüren und die Chancen des Gegners, die Stellung zu halten, waren recht gut. Doch mit zunehmender Dauer dieser Stresssituation wurde der Gegner nervös, verbrauchte teils unnötig viel Zeit, geriet selber in Zeitnot und dort unterlief ihm der entscheidende Fehler, der Andreas den Sieg und uns den letztlich hohen Erfolg bescherte – 6:2! 🙂

 

Nach diesem Sieg und der zeitgleich erfolgten unerwarteten Niederlage der Friedberger gegen den SK Caissa II zieren wir mit 10:0 Mannschaftspunkten und 7,5 Brettpunkten Vorsprung die Tabellenspitze und sind nur noch theoretisch von dort zu vertreiben. Dies insbesondere deshalb, da gerade Caissa II nach der Austrittswelle in der Winterpause in der Schlussrunde Probleme bekommen dürfte, mit ihrer stärksten Aufstellung gegen uns anzurücken, ohne im Vorfeld den Aufstieg der eigenen Ersten zu gefährden.

Wie dem auch sei, wir werden mittlerweile von vier Mannschaften verfolgt, Aichach hat erwartungsgemäß den Kontakt zu den Aufstiegsaspiranten wiederhergestellt, die sich in den letzten beiden Runden noch einen packenden Kampf um den zweiten Aufstiegsplatz liefern werden. Angesichts der besonderen Tabellensituation könnte am Ende eben Aichach II die Nase knapp vorne haben, denn während sich die Konkurrenz gegenseitig die Punkte wegnehmen wird, dürfen sie ausschließlich gegen Mannschaften der unteren Hälfte spielen, darunter auch gegen den designierten Absteiger aus Lechhausen. Man darf gespannt sein!

 

Für alle, die gerne einen Blick auf die Tabelle riskieren möchten, gibt es hier alle gewünschten Informationen.

 

 


Kommentare

2 Antworten zu „Kreisliga II: 5. Runde; TSV Steppach I – Schachfreunde Augsburg I 2:6“

  1. uns ist von keiner „Austrittswelle in der Winterpause“ bekannt. Außer man bezeichnet einen einzigen Spieler, der nach Rain umgezogen ist und sich daher wohl dem dortigen Verein anschließt, als Welle ;-).

  2. Hallo Robert,

    natürlich bin ich nicht so gut wie Du darüber informiert, was bei Euch vereinsintern abläuft, sondern muss mich auf Mitgliederlisten verlassen.
    Demnach habt Ihr mit der neuen Bestandserhebung sechs Mitglieder weniger gemeldet, worunter mit Fischer, Ruf und Klinger gleich drei Stammspieler in Euren Mannschaften fehlen.
    Unabhängig von der Größe des SK Caissa, empfinde ich diesen Rückgang durchaus als Austrittswelle.

    Viele Grüße,
    Alex

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert