„Brain Games“; Schnellschachopen in Fürstenfeldbruck

Zwei Teilnahmen und eine Galavorstellung

 

 

Nachdem ich in letzter Zeit besonders viel mit der Verwaltung und dem Training verbracht hatte, entschloss ich mich spontan dazu, Andreas und Zarko auf ein Schnellschachturnier zu begleiten und mich wieder einmal wenigstens ein wenig als Schachspieler zu fühlen. Und dieser Entschluss war wahrlich gut, denn auch wenn es für uns Erwachsene nicht so gut lief, durften Andreas und ich einem weiteren Entwicklungssprung bei Zarko beiwohnen. 🙂

 

Die Wahl fiel auf die „Brain Games“, die sowohl mit der relativen Nähe als auch, was wesentlich wichtiger war, mit einem ausgesprochen starken Teilnehmerfeld überzeugten. In Fürstenfeldbruck angekommen, wurden wir zudem von einer rührigen Turnierorganisation und einer angenehmen Atmosphäre äußerst positiv überrascht, sodass wir uns alle drei sichtlich wohlfühlten und entsprechend spielfreudig zur 1. Runde antraten.

 

 

„Andreas in der Jo-Jo-Falle“

 

Den Alptraum des CH-Systems durchlebte Andreas nicht nur in den ersten fünf Runden bis zur Mittagspause, zu diesem Zeitpunkt wurde er mit 2/5 geführt,  er verschärfte ihn auch noch, indem er nach der Pause statt mit einem erwarteten Sieg mit einer Niederlage startete. Von diesem Ausrutscher vermochte er sich nicht mehr zu erholen und beendete das Turnier mit nur 4/9, womit er angesichts der Gegnerschaft und dem Verlauf seiner Partien absolut nicht zufrieden war. Da gibt es beim nächsten Turnier ausreichend Steigerungspotential! 🙂

 

 

„Alex und die Irrlichter“

 

Als ich in der ersten Partie nach meinem 12. Zug aufs Brett schaute, da weigerte ich mich zu glauben, dass ich einen solchen Quatsch gezogen haben soll, der quasi einem schachlichen Selbstmord mit Anlauf entsprach. Doch das gleichmäßige Ziehen meines Gegners machte es mir unmissverständlich klar, dass ich es doch getan hatte und dass ich dieses Turnier nicht zu meinen erfolgreichsten würde zählen dürfen. An dieser Einschätzung sollte sich auch nichts ändern, obwohl ich hier noch das Brett unverdientermaßen als Sieger verlassen durfte.

 

Die zweite Runde reihte sich nahtlos an die Leistung der ersten an, wobei es mir auch hier vergönnt war, von einem unbeschreiblichen Glück zu profitieren, sodass ich vollkommen entspannt in Runde drei ging, wenngleich ich es hier mit einem erfahrenen GM zu tun bekam. Erstaunlicherweise spielte ich ausgerechnet hier mein bestes Schach, holte mir einen Mehrbauern, stand auf Gewinn und ließ mich von der geistigen Umnachtung küssen, was mich die Partie kostete. Böse Zungen würden sagen: „Ausgleichende Gerechtigkeit“! 😉

 

Trotzdem durfte ich bis zur Mittagspause zwei weitere unverdiente Siege einfahren, 4/5 klingen einfach gut, weshalb ich für einen kurzen Augenblick den Anblick der Tabelle genießen durfte, wohlwissend, dass dieser erhebende Anblick an jenem Tag wohl einmalig bleiben sollte.

 

Und ich sollte recht behalten, denn nach der Pause lief überhaupt nichts mehr zusammen, sodass ich gerade einmal 1/4 zusammenkratzen konnte, was in der Endabrechnung 5/9 und eine Platzierung im Nirgendwo bedeutete. Das war zwar bitter, aber angesichts meines Spiels leider immer noch schmeichelhaft.

Ungeachtet dessen, wird mir dieser Tag in angenehmster Erinnerung bleiben, war da ja auch noch Zarko. 🙂

 

 

„Zarko gibt sich die Ehre“

 

Unter dem Eindruck seiner wehrlosen Niederlage gegen Korbinian Nuber (SC Dillingen) in der ersten Runde stehend, meinte Zarko, dass es so nicht weitergehen werde. Ich stimmte ihm zu, stufte aber diese klare Ansage als „Durchhalteparole“ ein, derer ich mich in der Vergangenheit selbst öfter bedienen musste, um ein Turnier nicht frühzeitig innerlich abzuhaken.

 

Doch im Gegensatz zu mir, zumindest wenn man meine letzten Turnierteilnahmen betrachtet, ließ Zarko seinen Worten Taten folgen und erspielte sich zwei überzeugende Siege, wobei sein Sieg in der dritten Runde für den Gegner so schmerzlich verlaufen war, dass dieser ziemlich unwirsch seine Kapitulation kommentierte.

 

Und weil das CH-System nur schwerlich niedrig bewertete Spieler hochkommen lässt, bekam es Zarko in der 4. Runde mit GM Milov (SC Noris Tarrasch Nürnberg) zu tun, indem er runtergelost wurde. Hier entwickelte sich ein spannender Kampf, in dessen Verlauf der GM wohl etwas unsauber gerechnet hatte, weshalb Zarko plötzlich mit Schwarz mit einem gesunden Mehrbauern dastand, den er allerdings im Eifer des Gefechts wieder zurückgab. Kurz vor Ablauf der Zeit, fand der Gegner ein rettendes Dauerschach, was ihm einen halben Punkt rettete und Zarko in seiner ersten Begegnung mit einem Großmeister ein Remis bescherte! 🙂

 

Von der vorangegangenen Begegnung etwas erschöpft, es war eine der letzten Partien gewesen, unterlag er in der 5. Runde einem weiteren FM – Die sind aber auch stark 😉 -, stand bei guten Gegnern mit 2,5/5 da und stärkte sich ausgiebig für den zweiten Durchlauf.

 

Dieser begann gleich mit zwei Siegen und erst ein IM vermochte unseren jungen Gipfelstürmer nach einer inhaltsreichen Partie auszubremsen. Davon vollkommen unbeeindruckt und immer noch vor Kraft strotzend, Andreas und meine Verfassung vor der letzten Runde erspare ich an dieser Stelle der geneigten Leserschaft, überrannte er seinen Gegner der neunten Runde und landete damit mit 5,5/9 bei starker Gegnerschaft – Drei FMs, ein IM und ein GM – erstmals vor seinem alten „Papatrainer“! Eine Spitzenleistung, die ihm zudem den gut dotierten Ratingpreis der U1800-er einbrachte! 🙂

 

Fazit:

 

Das Turnier hat nicht nur uns dreien sehr gut gefallen, konnte man doch allerorten viel Lob für den Veranstalter hören. Deshalb steht es für uns fest, dass wir im nächsten Jahr wieder hinfahren werden. Und alle, die es uns gleichtun möchten, mögen sich doch bitte den 13. Februar 2016 vormerken, wenn es glücklicherweise eine weitere Auflage dieser tollen Veranstaltung geben wird.

 

Hier kann man nicht nur die Tabelle, sondern auch alle Paarungen und viele Bilder sehen. Viel Spaß beim Schmökern. 🙂


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