Wenn die Jugend drängt
Alle Jahre wieder erhalten die Stephaner von der kleinen Schachgruppe der Stadtsparkasse eine Einladung zum Vergleichskampf mit anschließendem gemütlichen Zusammensein, währenddessen man entspannt über die Partien fachsimpeln oder sich einfach ungezwungen unterhalten kann. Abgerundet wird das Ganze traditionell von einem liebevoll hergerichteten und schmackhaften Imbiss, sodass es in den vergangenen Jahren nie Probleme gegeben hatte, eine ausreichende Anzahl an Schülern für diese Veranstaltung zu begeistern.
So auch in diesem Jahr, als sich fünf wackere Stephaner, namentlich Erik, Konstantin, Mehran, Paul und Zarko, trotz der kurz zuvor verpassten Landesmeisterschaft in die Halderstraße aufmachten, um zum einen die letztjährige Niederlage vergessen zu machen und sich zum anderen an den kulinarischen Köstlichkeiten zu laben. Beide Vorhaben setzten sie gekonnt um, weshalb ihnen die Vorfreude auf die Begegnung 2016 deutlich anzumerken war.
Hinrunde; „Trügerischer Schein“:
Aufgrund des Umstandes, dass beide Mannschaften seit drei Jahren nahezu unverändert anzutreten pflegten, kannte man sich, auch wenn man dem jeweiligen Gegner nicht unbedingt am Brett gegenüber gesessen hatte. Lediglich am Spitzenbrett trafen mit Zarko und G. Stiegel zwei alte Bekannte aufeinander, die sich schon vor zwei Jahren unentschieden getrennt hatten.
Dieses Mal sollte eine Entscheidung her, schien der junge Meister gedacht zu haben, denn er sprang mit Schwarz seinen erfahrenen Gegner förmlich an, wobei er einen Bauern einbüßte. Zumindest sah das für das staunende Publikum so aus, denn danach zauberte er, zugegebenermaßen unter geringer Mithilfe des Gegners, einen Angriff aufs Brett, der nicht nur die Entscheidung, sondern auch die Stephaner mit 1:0 in Führung brachte.
Doch sollte diese Führung nicht lange Bestand haben, denn unmittelbar danach kapitulierte Konstantin, er hatte sich in der Eröffnung gehörigst verheddert, sodass der Ausgleich wiederhergestellt war.
In der Zwischenzeit hatte sich Erik eine vorteilhafte Stellung aufgebaut, diese scheinbar spielerisch wieder versaut, sich alle Vorteile wieder zurückgeholt und stand plötzlich wieder fragwürdig. Und just in dem Augenblick, als ich die Partie verloren geben wollte, da gewann er eine Figur und kurz danach den vollen Punkt. Äußerst seltsam, aber man lag wieder vorne.
Ein gänzlich anderes Bild bot Mehrans Partie, die dieser sauber angelegt hatte und beim kleinsten Fehler des Gegners erbarmungslos in einen Vorteil ummünzte. Einen Vorteil, den er nicht mehr hergab und sicher auf 3:1 erhöhte.
Während alle anderen nun fertig waren, lieferten sich Paul und Erich, die im Ligabetrieb gelegentlich und im Training ausgesprochen oft Seite an Seite sitzen, eine erbittert geführte Partie, wobei zwischendurch beide die Idee der Eröffnung vergessen zu haben schienen. Entsprechend wogte das Schlachtenglück hin und her, sodass man mit knapper werdender Zeit sah, dass diese noch eine wichtige Rolle spielen würde. Und tatsächlich, in akuter Zeitnot unterlief Erich der entscheidende Fehler und Paul erhöhte zum 4:1.
Rückrunde; „Starkes Aufbäumen“:
Der Wettkampf schien klar gewonnen, zumal nach der Eröffnungsphase an den meisten Brettern Grund zur Freude bestand. Denn Erik, Mehran und Paul standen richtiggehend gut, Zarko war gerade dabei den Bogen etwas zu überspannen, aber noch im grünen Bereich, und lediglich Konstantins Stellung wollte trotz mehrmaligem Hinsehen nicht gefallen.
Doch dann überschlugen sich die Ereignisse! Zarko hatte zwar mit seinem ambitionierten Spiel den Gegner zu einem grober Fehler verleitet, doch was von da an geboten wurde, das erfreute jeden Kiebitz und verursachte beim Trainer Alpträume. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass der Punkt hier an die Stadtsparkasse ging – ein weiteres 1:1 zwischen Zarko und G. Stiegel.
Damit nicht genug, denn Konstantin musste zum wiederholten Male die Überlegenheit des Gegners anerkennen und Erik, der lange Zeit tadellos agiert hatte, hatte plötzlich die Gier gepackt, womit er klar den Weg ins Verderben beschritt, wohin er von seinem Gegner gerne hingeschickt wurde – 0:3!
In dieser Phase spielte wenigstens Mehran glücklicherweise so gut wie sonst von ihm bekannt, drückte unangenehm auf einige Felderschwächen und ließ des Gegners Stellung wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen. Mit dem 1:3 war wenigstens das Unentschieden gesichert!
Blieb wieder nur noch Paul übrig, der in einer Verluststellung tapfer kämpfend den Preis für seine zu optimistische Herangehensweise zu zahlen hatte. Eigentlich war alles entschieden und nur die beidseitig knappe Bedenkzeit rechtfertigte noch eine Fortdauer der Partie. Diese Einschätzung sollte sich bewahrheiten, als Erich zum zweiten Mal an diesem Abend in Zeitnot die Nerven versagten, er quasi mit einem Zug eine Qualität und eine Figur einstellte und im Anschluss aufgab – 2:3.
Resümee:
Den Stephanern gelang zwar ein Sieg, aber irgendwie hatte dieser einen falen Beigeschmack, weshalb man bis zum nächsten Vergleichskampf noch einiges wird tun müssen, um der Erfahrung des Teams der Stadtsparkasse nicht zu erliegen. Aber bis dahin ist es noch weit hin und so herrschte an jenem Abend nach den Partien eine ausgelassene Stimmung, in der der Tenor war, dass unabhängig vom Ergebnis dieser Vergleichskampf eine willkommene Abwechslung zum ganzen Turnierstress darstellt. Nochmals einen herzlichen Dank für die Einladung und bis zum nächsten Mal. 🙂
Einzelergebnisse:
1. Brett: Stiegel Georg – Vuckovic Zarko 0:1; 1:0
2. Brett: König Heinrich – Weisheit Erik 0:1; 1:0
3. Brett: Bucher Siegfried – Hamkar Mehran 0:1; 0:1
4. Brett: Zirngibl Erich – Thorwarth Paul 0:1; 0:1
5. Brett: Franz Wolfgang – Kraus Konstantin 1:0; 1:0
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