Ein Wolf und ein Wölfchen
Man sollte es nicht für möglich halten, dass nach neun anstrengenden Runden bei vielen Teilnehmern immer noch eine derart große Schachlust vorgeherrscht hatte, dass sich gleich 48 Zweierteams für das Familienturnier angemeldet hatten. Mittendrin Zarko und ich, die sich darüber freuten, erstmals an einer Veranstaltung dieser Art teilzunehmen und die Zeit bis zur Siegerehrung der Meisterschaft mit dem heißgeliebten Hobby zu verbringen.
Dass das für uns kein Spaziergang werden würde, das war uns zum einen angesichts der Teilnahme einiger renommierter Titelträger klar, und zum anderen galt es, sich vor allem vor den spielstarken Jugendlichen in Acht zu nehmen. Doch nicht das Ergebnis stand hier im Vordergrund, vielmehr der familiäre Ausklang einer wirklich schönen Deutschen Meisterschaft.
Ungeachtet dessen gingen wir mit einem gewissen Ernst ins Turnier und es sollte sich zeigen, wie wichtig Turnierpraxis ist. Denn während Zarko fleißig Punkt an Punkt reihte, quasi als ein echter Wolf auftrat, und so auf 6/7 kam, wusste ich doch mit einigen Einstellern aufzuwarten, erwies mich also als ein unerfahrenes Wölfchen, und mit meinen 3,5/7 eine bessere Platzierung zu verhindern. 😉
Aber irgendwie war unser „Blechplatz“ auch vorherzusagen, denn es lief bereits mit der Anmeldung dahingehend schief, dass man Zarko als Robert erfasst hatte. Dieses Malheur am Anfang nicht wahrnehmend gelang uns ein schöner Start mit zwei 2:0-Siegen.
Infolgedessen kamen wir gegen zwei spielstarke Zwillingsbrüder, die nach kurzer Zeit, hier hatte sich Zarko seinen einzigen Aussetzer erlaubt, mit 1:0 in Führung gegangen waren, weshalb ich mir auch gleich danach ein Remisgebot einfing. In ausgeglichener Stellung musste ich ablehnen, überzog und wurde anschließend von meinem jungen Gegner förmlich filetiert.
In den Runden vier und fünf kamen wir nicht richtig vom Fleck, denn ich boykottierte Zarkos Anstrengungen erfolgreich, indem ich immer wieder eine einfallsreiche Form fand, eine Qualität einzustellen und anschließend die Partie zu verlieren.
Erst in der sechsten Runde besann ich mich wieder meines fidemeisterlichen Weitblicks, sodass wir nach langer Zeit einen 2:0-Sieg vermelden konnten, der uns noch einmal kräftig nach oben spülte.
Von dieser Entwicklung ziemlich überrascht, zumindest war es mir so ergangen, wollten wir in der Schlussrunde gegen ein Geschwisterpärchen noch einmal richtig Gas geben. Ich ging sogar noch einen Schritt weiter und hegte den Traum, die 50%-Marke zu überspringen. Was dann folgte, das war auch wirklich ein Traum, aber leider ein Alptraum. Denn ich verwechselte zwei Varianten, stand komplett auf Verlust und spielte nur aus reiner Solidarität mit Zarko, der sich anschickte, mit einem Sieg zumindest ein Mannschaftsremis zu sichern, und der Überbewertung zweier Freibauern weiter. Zarko machte das auch so gut, dass ich überhaupt nicht sagen kann, wie das letztlich möglich war, zwischenzeitlich hatte ich zwei Figuren weniger, aber plötzlich hatte ich eine Qualität in einer Remisstellung mehr und steuerte so wenigstens einen halben Punkt für die „Wölfchen“ bei. Damit hatten wir 10:4 Mannschaftspunkte und belegten den 4. Platz, was ich in Anbetracht meiner Leistung als großen Erfolg werte. 🙂
Was schon im Laufe des Turniers auffällig war, nämlich der nette und faire Umgang miteinander – es gab allerorten angeregte Gespräche nach den Partien -, das setzte sich selbstredend auch bei der Siegerehrung fort, wo die Familien Kopylov, Kololli und Orlov geehrt und mit reichlich Applaus bedacht wurden.
Hier kann man sehen, wer alles mitgespielt hat, muss aber leider bzgl. der Ergebnisse und Tabelle einige Abstriche machen, weil diese nicht komplett eingepflegt worden sind.
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