Kreisliga I: 5. Runde; Schachfreunde Augsburg I – SC Friedberg II

Ein Grand mit Vieren

 

 

In Anbetracht dessen, dass an jenem Samstag ausnahmslos wichtige Spiele für die Schachfreunde zu bestreiten waren, schmerzte es doch sehr, als unser Jorge nahezu stimmlos und recht fiebrig hatte absagen müssen. Um die Zweite auf ihrer Jagd nach wertvollen Mannschafts- und Brettpunkten im Kampf um den Aufstieg nicht zu beeinträchtigen, machten wir uns den glücklichen Umstand zunutze, dass die Dritte ihren Kampf verlegt hatte, nahmen dieses Mal Steven ins Team und empfingen unsere Gäste aus Friedberg.

 

Diese hatten wir aufgrund unserer Begegnung in der vergangenen Spielzeit als zäh und stark in Erinnerung, weshalb wir uns auch nicht von deren prekärer Lage in der Tabelle täuschen ließen, sondern konzentriert zu Werke gingen und damit einen letztlich verdienten Sieg einfuhren.

 

Nachdem die Uhren pünktlich angedrückt worden waren, begann das übliche Abtasten in der Eröffnungsphase. Lediglich am 6. Brett ging Alexander mit einem ambitionierten Gambit seinen Gegner an, dem alles zu scharf erschien, weshalb er sich für die Ablehnung entschloss. Hier machte es sich leider bemerkbar, dass die Umstellung der Eröffnung erst kürzlich erfolgt ist, denn Alexander verpasste eine starke Fortsetzung, womit der Eröffnungsvorteil minimiert wurde.

 

Dafür sollte es bei Hannes, Zarko und Hermann nicht lange dauern, dass sie eine nachhaltige Initiative nachweisen konnten, was sehr beruhigend war, Martin und Andreas hatten mit Schwarz früh ausgeglichen und suchten nach Wegen in Vorteil zu kommen, Stevens Stellung war ebenfalls sehr gefällig und ich durfte mich nach der harmlosen Behandlung des Grand-Prix-Angriffs meines Gegners als Herr des Brettes fühlen, beherrschten meine Figuren doch sowohl den Königs- bzw. Damenflügel und das Zentrum.

 

Allerdings stand ich bald vor dem allzu menschlichen Problem, die Vielzahl meiner guten Möglichkeiten abschätzen zu müssen, weshalb ich mich dem hohen Bedenkzeitverbrauch meines Gegners anpasste. Nicht, dass dieser die Qualität meines Spiels merklich verbessert hätte, aber wenigstens war darin ein Bemühen erkennbar, eine schnelle Entscheidung herbeizuführen.

 

Während ich mich noch mühte, vermeldeten Hannes und Zarko zwei Siege, die uns unvermittelt deutlich in Führung brachten. Was bei Hannes genau geschehen war, das vermag ich nicht zu sagen, denn ich hatte, nachdem ich einige schlimme Felderschwächen im Lager des Gegners erspäht hatte, die Partie frühzeitig als gewonnen für uns gewertet und nicht mehr hingesehen, gehe aber davon aus, dass diese Probleme ursächlich für die Niederlage des Gegners gewesen waren. Dagegen weiß ich, dass sich Zarko einen Bauern geschnappt hatte, in den anschließenden taktischen Verwicklungen voll auf der Höhe gewesen war und schlussendlich ein schönes Ende für die Partie gefunden hatte.

 

Kurz danach folgten zwei unspektakuläre Friedensschlüsse bei Andreas und Steven, die angesichts der beruhigenden Führung nichts übers Knie hatten brechen wollen. Und weil mein Gegner verzweifelt nach Lösungen all seiner Probleme suchen musste, verblieb mir ausreichend Zeit, um mir die noch bespielten Bretter anzuschauen.

 

Demnach stand Hermann blendend, hatte er doch nicht nur zwei gefühlte Mehrbauern – ein Doppelbauer des Gegners am Damenflügel fiel nicht weiter ins Gewicht -, er hatte in einem Turm-Läufer-Endspiel bei ungleichfarbigen Läufern einen aktiven König und den Angriff. Ein Traum! Im Gegensatz dazu hingen über Martins Stellung dunkelste Wolken, hatte er doch im Vorfeld um jeden Preis versucht, in der Mitte durchzubrechen. Altmeister Hager hatte dies jedoch geschickt zu unterbinden gewusst und als der Durchbruch dann trotzdem kam, da durfte sich der Friedberger über klaren Vorteil freuen. Und Alexanders Stellung? Diese gefiel mir überhaupt nicht, denn er schien meinen letzten Vortrag über isolierte und kompakte Doppelbauern etwas falsch verstanden zu haben, sodass er nun eine Ruine zu verwalten hatte, die nach konsequentem Spiel schnell zum Einsturz hätte gebracht werden können. Insgesamt betrachtet, deutete alles auf einen nicht hohen, aber sicheren Sieg für uns hin.

 

Mein Gegner hatte zwischenzeitlich gezogen, konfrontierte mich mit einem weiteren zähen Plan, womit er sich mit jedem Zurückdrängen auf eine neue Verteidigungslinie zu begeben wusste. Allerdings bereitete ihm das Manövrieren zusehends Schwierigkeiten, waren ihm hierfür nur noch die erste und zweite Reihe verblieben. Jetzt konnte es doch nicht mehr lange dauern, oder? Ich musste nur noch den richtigen Plan finden.

 

Diesen zu finden nahm Zeit, viel Zeit in Anspruch, weshalb zwischenzeitlich zwei weitere Ergebnisse eintrudelten, die leider nur teils erfreulich waren. Denn während Martin erwartungsgemäß die Waffen hatte strecken müssen, vermochte sich unser Nachwuchsstar Alexander ins Remis zu retten – 3,5 : 2,5 .

 

Da ich offensichtlich nicht imstande war, den richtigen Weg zum Sieg zu finden und immer noch suchte, erhöhte Hermann kurzerhand zum 4,5 : 2,5, sicherte damit den Mannschaftssieg und krönte mit dem vollen Punkt seine stark geführte Partie.

 

Blieben damit nur noch mein Gegner und ich, die beide auf eine Zeitnot zusteuerten. Diese sollte sich auch einstellen, schließlich hatten beide Kontrahenten förmlich darum gebettelt, und hier geschah dann das Übliche, nämlich dass sich der Vorteil nach und nach verflüchtigte. Es ging sogar soweit, dass ich mit dem Ausführen meines angeblich wohldurchdachten 41. Zuges die Stellung zum Remis versaute. Sicher, es war nicht unbedingt leicht zu sehen, aber durchaus machbar.

 

Doch wohl aufgrund des kräfteraubenden Kampfes, in der mein Gegner stundenlang mit dem Rücken zur Wand gestanden hatte, ließ er sich diese Chance entgehen und wählte eine vermeintlich gleichwertige Variante. Danach brach die Stellung relativ schnell zusammen und obwohl mir für den Rest der Partie nur noch etwas mehr als zwei Minuten verblieben waren, gab sich Weiß geschlagen – 5,5 : 2,5.

 

Fazit:

 

Auch wenn der Sieg in der Höhe etwas zu hoch ausgefallen war, so war er doch zu keinem Zeitpunkt gefährdet, was ausgesprochen erfreulich ist. Ausschlaggebend für unseren Erfolg war wohl das 4:0 an den ersten vier Brettern.

 

Ebenso erfreulich ist, dass die Meringer gleich im ersten Spiel ohne ihre bisherigen ersten beiden Bretter, die sich zwischenzeitlich in der Schwabenliga I festgespielt haben, gleich ins Straucheln geraten sind, weshalb wir erstmals die alleinige Tabellenführung innehaben. Diese wollen wir nicht mehr abgeben, sehnen wir uns doch nach den Sonntagsspielen der Schwabenliga II.

 

Alle Ergebnisse findet man wie gewohnt im Ligamanager. Viel Spaß beim Schmökern.

 


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