Ein positiver Stress
Unabhängig davon wie lang oder anstrengend eine Saison auch gewesen sein mag, es gehört für unsere Jugend einfach dazu, mit dem Besuch des schönen Rainer Turniers die Spielzeit ausklingen zu lassen. Dieser Tradition schließen sich auch immer mehr Erwachsene unseres Vereins an, denn das parallel stattfindende Schnellschachturnier bietet doch eine gute Gelegenheit, gegen das drohende Einrosten im Sommerloch etwas zu tun.
Entsprechend gerne meldeten sich neben 23 Kindern und Jugendlichen unseres Schachnachwuches auch drei Erwachsene, die sich in einem langen Konvoi mit vielen Eltern nach Rain am Lech aufmachten, um um Punkte bzw. gute Platzierungen zu kämpfen. Dort angekommen stellten wir fest, dass wir wieder einmal die größte Abordnung stellten, machte unsere Schar bei insgesamt 114 Teilnehmern doch knapp ein Viertel aller Spieler aus. Äußerst erfreulich! 🙂
U10 – „Erfreuliche Prognosen“:
Trotz einiger altersbedingter Abgänge brachten wir mit Alexander, Leonie, Lukas, Michael, My und Nelli wieder sechs Nachwuchsspieler an den Start, wobei erstmals der Anteil an Jungen und Mädchen gleichberechtigt war, womit wieder einmal ein Novum aufgestellt wurde. Und nicht nur das, die Kinder schlugen sich auch äußerst beachtlich, sodass sie in der kommenden Saison bei Bedarf problemlos in den U12-Mannschaften werden aushelfen können. 🙂
Die erforderlichen Umstellungen hatte Alexander offenbar sehr gut verinnerlicht, denn er legte einen schönen Start mit 2,5/3 hin. Eine Niederlage in der 4. Runde wusste er in der Runde darauf mit einem schönen Sieg postwendend vergessen zu machen, sodass alles hervorragend aussah. Allerdings schienen ihn von da an die Kräfte etwas verlassen zu haben, musste er doch zwei Niederlagen zum Abschluss quittieren, womit er letztlich bei 3,5/7 hängenblieb. Doch angesichts der hohen Qualität der Partien ist das wahrlich nicht weiter schlimm. 🙂
Für Leonie bildete das Rainer Turnier eine Premiere, weshalb sie sich den üblichen Problemen gegenübersah, nämlich ungeschickter Zeiteinteilung, mangelnder Routine und übertriebener Nervosität. Dass sie unter diesen Bedingungen dennoch 1,5/7 zu holen vermochte und dabei einen vollen Punkt glatt verschenkt hatte, das spricht für das Mädchen, von dem wir demnächst sicher mehr hören werden. 🙂
Der Spieler mit dem größten Entwicklungssprung ist zweifelsohne Lukas! Im vergangenen Jahr noch war er an dieser Stelle ein mehr oder minder stolzer Besitzer der „roten Laterne“ gewesen, während er dieses Mal absolut auftrumpfte. Zwar legte er mit einer Niederlage los, streute dann auch noch ein Patt ein, erspielte sich aber anschließend auf eine beeindruckende Art und Weise 4/5 und lief mit 4,5/7 und damit seinem bisher mit Abstand bestem Ergebnis durchs Ziel. Spitze! 🙂
Ähnlich wie Alexander gehört Michael mit seinen sechs Jahren zu unseren großen Talenten. Und mit seiner für das Alter erstaunlichen Reife, mit der ein ausgeprägter Fleiß einhergeht, erstaunt seine tolle Entwicklung nicht. So hatte er zwar in der Startrunde noch das Nachsehen, ließ dem aber drei Siege en suite folgen und holte bei starker Gegnerschaft noch 1,5/3, womit er mit 4,5/7 ein weiteres Mal hervorragend abschnitt. Weiter so! 🙂
Unsere stille My knüpfte nahtlos an ihre jüngst gezeigten Leistungen an, kämpfte sich scheinbar mühelos mit 4/5 in die Spitzengruppe, die sie allerdings dieses Mal noch nach größtem Widerstand nach zwei Niederlagen letztlich doch wieder verlassen musste und beendete das Turnier mit 4/7. Insgesamt bot sie eine starke Leistung, die aufgrund der Partieanlage schon bald zu weiteren Erfolgen führen wird. 🙂
Nelli merkte man deutlich an, dass es für sie bereits das zweite Turnier ihrer jungen Laufbahn war, wirkte sie doch wesentlich ruhiger und auch der Aufbau gelang ihr deutlich besser. So kam es, dass sie nach einer großen Rochade zu Beginn (0/3) unbeirrt ihr Spiel vorantrieb, wofür sie mit 2,5/4 belohnt wurde. Insgesamt 2,5/7 und die Nähe an der 50%-Marke waren der verdiente Lohn für diesen tollen Einsatz. 🙂
U12 – „Überwiegend sonnig“:
Als Mannschaft glänzen unsere U12-er schon seit Jahren, doch in den Einzelwettbewerben wollte das bisher leider noch nicht so gelingen. In Rain sollte sich das auch nicht ändern, wobei hier ohnehin nicht der Erfolg, sondern die Vertiefung der unlängst eingeführten Eröffnungen im Fokus stand. Entsprechend eingestellt gingen Artyom, David, Florian, Julian, Katarina, Meli, Raphael, Sergej und Tobias an den Start und zeigten für diese Premieren durchweg gute Ergebnisse. Sicher kann das ein oder andere noch etwas verfeinert werden, aber die wesentlichen Ideen scheinen verstanden worden zu sein. 🙂
Artyom traf die Umstellung besonders hart, denn er zeigte anfangs noch große Probleme bei der Umsetzung. Deswegen wurde er zur Mittagspause mit nur 0,5/4 geführt und erhielt daher nicht nur eine kurze zusätzliche Unterweisung, sondern auch viel Trost. Beides wirkte sich derart positiv aus, dass Artyom aus den verbliebenen Runden noch 2/3 holte und damit das Turnier mit achtbaren 2,5/7 beendete. Diesen Schwung wird er sicher ins nächste Turnier mitnehmen. 🙂
Weitaus weniger Sorgen bereitete David, der gerade die Eröffnung besonders gut verstanden hatte, was ihm einen tollen Start von 3/4 bescherte. Auch wenn er in der Folge weiterhin das Gelernte überwiegend gut aufs Brett brachte, so sollten sich die Gegner an der Spitze als noch zu gut erweisen, weshalb er in der Endabrechnung auf 4/7 kam. Ein Ergebnis, das in Anbetracht der Umstände wirklich gut ist. 🙂
Nach einer längeren Abwesenheit von der Turnierbühne trat Florian wieder an und zeigte nach anfänglichen Schwierigkeiten, dass er nicht allzu viel vergessen hatte. Denn nach einem Sieg in der Startrunde und einer langen Rochade (0/3) ließ er drei Siege folgen, die ihn letztlich in die Nähe der Top 10 hievten. Berücksichtigt man seine mangelnde Praxis, dann war das mehr als ordentlich. Bleibt zu hoffen, dass die Turnierteilnahmen an Regelmäßigkeit gewinnen werden. 🙂
Dank eines Umzugs ist Julian zu uns gestoßen, der in Rain erstmals unsere Vereinsfarben vertrat. Dies tat er auch ausgesprochen gut, denn bis kurz vor Schluss hatte er die Chance auf einen Platz sehr weit oben, hatte er doch bis zur sechsten Runde vier Punkte gesammelt. In der Schlussrunde hängte er sich noch einmal richtig rein, versuchte in einer leicht vorteilhaften Stellung alles, überzog und verlor. Ein großer Kämpfer, der zweifelsohne eine Bereicherung für unsere Jugend darstellt. 🙂
Bei unserer Katarina war die Umstellung bereits vor der Landesmeisterschaft erfolgt, sodass sie ein bereits tieferes Verständnis hatte aufbauen können. Folglich legte sie mit 3/3 äußerst stark los und spielte in der vierten Runden gleichfalls beeindruckend. Doch hier wurde sie in einem Endspiel Springer und Bauer gegen Springer als stärkere Seite von einem Gegner über die Zeit gehoben, was sie zunächst derart aus der Bahn warf, dass sie die nächste Partie nahezu kampflos verlor. Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, spielte sie so souverän, wie man es von ihr kennt, und schloss das Turnier mit 5/7 ab. Insgesamt betrachtet eine tolle Vorstellung. 🙂
Einen rabenschwarzen Tag hatte Meli erwischt. Obwohl sie im Training sehr eifrig ist und dort durch viele tolle Beiträge zu glänzen weiß, wollte ihr an jenem Tag einfach nichts gelingen. So zierte sie am Ende mit 0,5/7 das Tabellenende und war sichtlich enttäuscht. Aber angesichts des Trainingseifers wird sie von solchen Erfahrungen künftig verschont bleiben, weshalb kein Grund besteht, die Traurigkeit länger walten zu lassen. 🙂
Nachdem Raphael den Start in jeder Beziehung etwas verschlafen hatte, besann er sich sich auf seine Stärken und die Lerninhalte und holte aus den verblieben fünf Runden ganze vier Zähler, womit er sich nicht nur deutlich nach oben katapultierte, er zeigte vor allem, dass er es besser kann, wenn er sich die nötige Zeit nimmt. Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn er von Anfang an so konzentriert bei der Sache gewesen wäre. 🙂
Auf einem regelrechten Kriegspfad mit dem Schnellschach scheint sich Sergej in dieser Saison zu befinden. Zwar gelang es ihm trotz der Umstellung einen Start von 2/3 hinzulegen, doch darauf ließ er in vielversprechenden Stellungen 0/3 folgen und beendete das Turnier mit 3/7. So sehr seine Partieanlage für die neue Saison zu hoffen lässt, so wäre ihm jetzt schon ein zweifelsohne verdienter Erfolg zu wünschen gewesen. Das wird auch in dieser Disziplin noch! 🙂
Einen Rückfall in alte Zeiten erlitt Tobias, der sich als Verschnitt eines Hütchenspielers präsentierte, indem er schneller zog als das Auge schauen konnte. Deswegen begann er trotz aussichtsreichster Stellungen mit 1/5 und erst als der Frust ganz tief saß, nahm er sich endlich wieder die Ratschläge des Trainers zu Herzen, zog langsamer und ging dadurch noch mit 3/7 durchs Ziel. Schade, denn hier war viel mehr drin. 🙂
U14 – „Starke Ergebnisse“:
Seit nunmehr vier Jahren, also seit unserer Vereinsgründung, haben wir in dieser Altersgruppe viele starke Spieler hervorgebracht, die auf diversen Einzel- und Mannschaftsturnieren zu glänzen wussten. So taten es auch dieses Mal Elisha, Jakob, Leander und Robert, die an diesem Tag nur gegenüber dem stark aufspielenden Turniersieger das Nachsehen hatten.
Einen besonders starken Eindruck hinterließ Elisha, der nicht nur mit 3/3 loslegte, sondern seine Punkte auch absolut überzeugend erspielte. Auch eine teils tragisch anmutende Niederlage in der 4. Runde vermochte ihn nicht aus der Bahn zu werfen, denn vor der Schlussrunde stand er mit 5/6 da und der Turniersieg winkte. Ausgerechnet hier kam er gegen Jakob, der Elisha bezwang und dadurch an diesem aufs Treppchen vorbeizog. 5/7 und die Umsetzung der Lerninhalte sind dennoch ungemein positiv! 🙂
Jakob schien sich in Gedanken bereits bei der KO-Runde zur Bayerischen zu befinden, denn er hatte 2,5/4 – für seine Verhältnisse äußerst ungewöhnlich -, wobei selbst diese schmeichelhaft waren, hatte er doch in zwei Gewinnpartien jeweils kompensationslos eine Minusfigur gehabt. Doch ein Endspurt mit 3/3 brachte ihm insgsamt einen 2. Platz mit 5,5/7 ein. Glückwunsch, auch wenn hier bis zum anstehenden wichtigen Kampf eine große Steigerung erfolgen muss. 🙂
Mit Leander verfügt unsere U14 über einen starken Gelegenheitsspieler. Obwohl er nahezu ein Jahr lang kein Turnier mehr bestritten hatte, holte er nach anfänglichen Schwierigkeiten beachtliche 3/7 und schien gegen Ende richtiggehend in Fahrt gekommen zu sein. Hoffentlich wird diese Turnieraktivität länger andauern, damit er sich über noch bessere Resultate wird freuen können. 🙂
Ähnlich wie bei Jakob verhielt es bei Robert, auch wenn dessen Start mit 3/4 etwas besser war. Aber die Art und Weise des Zustandekommens der Punkte wollte partout nicht gefallen. Allerdings wurden seine Partien mit der Zeit merklich besser, sodass auch seine 5,5/7, sein Sieg gegen den späteren Turniersieger und sein abschließend dritter Platz nicht verwunderten. Gratulation und künftig bitte von Anfang an auf der Höhe sein. 🙂
U18 – „Äußerst durchwachsen“:
Obwohl unser ältester Jugendlicher erst unlängst sechzehn Jahre alt geworden ist, besitzen doch unsere Jugendlichen bereits ausreichend Erfahrung im Kampf gegen die ältere Jugend und das nicht erst seit der Teilnahme in der U20-Landesliga. Daher wollten Erik, Mehran und Zarko voll angreifen, während Serhan, der erst zum zweiten Mal an einem Turnier teilnahm, weitere Praxis sammeln wollte.
Dass er für Serhan nicht leicht werden würde, das war von vornherein klar. Dass er aber am Ende nicht nur das Tabellenende zieren, sondern auch mit leeren Händen dastehen würde, das war dann doch sehr überraschend. Aber der junge Mann trug es mit Fassung und sagte für das nächste Turnier dieser Art bereits zu, wenngleich er bis dahin noch unbedingt üben wollte. Wird schon. 🙂
Erik erwischte sein schwächstes Turnier der Rapidserie, was sich nicht nur darin äußerte, dass er mit gerade einmal 3,5/7 einlief, sondern auch jedwede Konstanz vermissen ließ. Trotzdem reichte dieses Ergebnis, um in der Gesamtwertung aller Rapidturniere den zweiten Platz zu belegen, wodurch der hiesige Auftritt aber keineswegs in ein besseres Licht gerückt wird. Doch dessen war und ist er sich selber bewusst. 🙂
Auch Mehran hatte sich sein Abschneiden nach dem Sieg in Wertingen anders ausgemalt. Gut, dieses Turnier war wesentlich stärker besetzt, doch dass man deshalb gleich überhaupt nichts mit der Spitze zu tun bekäme, das war dann doch etwas enttäuschend. Nach einem wechselvollen Verlauf beendete Mehran das Turnier mit 4/7 und dem 5. Platz, womit er in der Gesamtwertung knapp am Treppchen vorbeischrammte. Bekanntlich lässt aber eine misslungene Generalprobe eine gute Premiere erwarten, weshalb ich voller Freude Mehrans Partie in der KO-Runde entgegenblicke. 🙂
Zarkos Spiel ist bekanntlich seit Monaten auf einem ausgesprochen hohen Niveau, weshalb sein Abschneiden mit 6/7 in keinster Weise überraschte. Lediglich in einer Runde musste er sich seinem Freund und späteren Turniersieger Uli geschlagen geben und belegte damit unangefochten den 2. Platz. Glückwunsch. 🙂
Ü18 – „Ehemalige Jungmeister“:
Andreas, Martin und Werner wollten sicher etwas gegen das drohende Einrosten unternehmen, doch in erster Linie wollten sie die Jugendarbeit als Fahrer aktiv unterstützen und die Zeit in Rain sinnvoll nutzen. Erstaunlich bei ihnen war, dass sie, obwohl sie als Spieler unterschiedlicher nicht sein könnten, zwischenzeitlich alle 3/5 hatten und das Turnier mit 4/7 beendeten. Ein lustiger Anblick der Tabelle.
Besonders hervorzuheben ist Werners Leistung, dem es an diesem Tag nicht nur gelungen war, einen starken Schwabenligaspieler an den Rand einer Niederlage zu bringen, sondern auch einen Regionalligaspieler eindrucksvoll zu bezwingen. Damit bestätigte er, dass auch fortgeschrittenere Semester durchs Training ihr Leistungsvermögen erheblich zu steigern in der Lage sind. Glückwunsch. 🙂
Fazit:
Wieder einmal war es ein schönes Turnier, dass wir auch im kommenden Jahr gerne anfahren werden, wobei wir dann hoffentlich etwas mehr Mitglieder der Schachfreunde Augsburg an die Bretter werden bringen können. 😉
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