20. Chemnitzer Turm Open 2016

Eine traurige Feier

 


Da ich seit 2009 schon mehrfach an diesem tollen Turnier in Chemnitz teilgenommen hatte, war es für mich trotz einer beinahe zweijährigen Turnierpause selbstverständlich, dort gerade bei der Jubiläumsveranstaltung mitzuspielen und nahm zur Verstärkung Zarko mit, wollte es mir doch in der Vergangenheit alleine spielend nie gelingen, den Turniersieg davonzutragen.

 

Die Vorbereitungen waren generalstabsmäßig, die Anreise unproblematisch, die Unterbringung behaglich und die Stimmung hervorragend, sodass eigentlich optimale Voraussetzungen herrschten, um ein richtig gutes Turnier zu spielen. Allerdings sollte es letztlich ganz anders kommen, weshalb uns das Turmopen 2016 ganz besonders in Erinnerung bleiben wird.

 

In der ersten Runde galt es, einfach irgendwie ins Turnier zu finden, wobei uns das CH-System äußerst behilflich war. Denn wir waren beide die nominellen Favoriten und durften davon ausgehen, einen normalen Verlauf der Dinge vorausgesetzt, dass wir nicht unbedingt groß angegriffen werden.

 

Während diese Einschätzung bei mir voll zutreffen sollte, wurde Zarko nach einer ungenauen Eröffnungsbehandlung von seinem Gegner voll angesprungen. Was grundsätzlich die richtige Vorgehensweise gegen stärkere Spieler ist, hat den Makel, dass eben auch eine große Rechenkraft erforderlich ist. Hier sollte es sich zeigen, dass Zarko einfach den besseren Überblick behielt und relativ schnell siegte – 1/1.

 

Meine Wenigkeit durfte sich zunächst mit dem Zement des Gegners herumplagen und musste zäh jene Bedingungen schaffen, die einen Angriff zulassen. Doch als diese dann auf dem Brett waren, da ging es dann relativ flott und nach einem Einschlag verlor der Gegner zunächst einen, dann zwei, anschließend drei Bauern und letztendlich die Partie – 1/1.

 

Die zweite Runde bescherte Zarko mit Schwarz einen starken Gegner, der schon reichliche Zweitligaerfahrung hatte und gegen den ich an selber Stelle vor einigen Jahren hatte kämpfen müssen. Die Eröffnung wurde von beiden Seiten kreativ behandelt, wobei bald klar wurde, dass mein Großer den Gegner am liebsten überrennen würde. Es sah auch tatsächlich so aus, als wenn ihm das gelingen könnte, doch der Gegner verteidigte sich umsichtig, befreite sich etwas und als es schien, dass er die Oberhand gewänne, da stellte er eine Figur ein und der Punkt ging alsbald an Zarko – 2/2.

 

Meine Aufgabe schien leichter zu sein, denn nicht nur, dass ich nominell wieder hoch favorisiert war, ich hatte auch gegen meinen Zweitrundengegner vor zwei Jahren absolut überzeugend gewonnen. Mit einer entsprechenden Erwartung ging ich ans Brett, wählte eine scharfe Variante und frohlockte innerlich nach der Eröffnung. Die Hoffnung auf einen schnellen Sieg brökelte mit der Zeit aber dahin, denn während sich um mich herum die Reihen lichteten, kämpften wir uns von Partiestadium zu Partiestadium, wo er mir in einem Turmendspiel tatsächlich ein Remis abrang – 1,5/2.

 

Am darauffolgenden Tag boten Zarko und ich ein tolles Bild, denn wir saßen in unseren neuen Vereinstrikots nebeneinander – ich wurde hochgelost – und durften mit Schwarz gegen unsere Gegner anrennen. Dies gelang uns leider mit unterschiedlichem Erfolg, denn Zarko hatte eine Idee gegen den Katalanen nicht ganz verstanden, spuckte für ein Strohfeuer zwei Bauern und musste sich alsbald seinem Gegner geschlagen geben -2/3.

 

Bei mir verlief die Partie keineswegs inhaltsreicher. Meinem Gegner waren nämlich offensichtlich die Feinheiten des Maroczy-Aufbaus nicht geläufig, denn er verhedderte sich früh, stand schnell unter Druck, verlor zwei Bauern und eine Qualität und streckte nach wenigen Verzweiflungszügen die Waffen – 2,5/3.

 

Der Nachmittag sollte in jeder Beziehung ungewöhnlich verlaufen. So hatten mein Gegner und ich gerade am vierten Brett Platz genommen, da vermeldeten schon die ersten drei Bretter Remis. So etwas hatte ich zur Turniermitte noch nie erlebt! Doch diese Friedfertigkeit der anderen bot eine gute Gelegenheit komplett aufzuschließen, sofern mir mit Weiß ein Sieg gelingen sollte.

 

Ich hängte mich dermaßen rein, dass ich nicht mitbekam, dass Zarko in Rekordzeit und in nur 18 Zügen seinen dritten Punkt eingefahren hatte. Überhaupt gelang es mir, die Welt um mich herum auszublenden, konzentrierte mich voll auf meine Partie, erhielt Vorteil, den ich zu mehren wusste und landete in einem klar besseren Turmendspiel. Hier, mittlerweile war das die letzte Begegnung, die noch lief, rechnete ich exakt einen Zug lang ungenau, machte nur den drittbesten Zug und stand am Ende mit quasi leeren Händen da, denn das Remis war unvermeidlich und wurde letztlich auch unterschrieben. Beide Vuckovics hatten somit 3/4.

 

Obwohl die Partie lange gedauert hatte und kraftraubend gewesen war, schauten Zarko und ich sie uns in unserer Unterkunft an, bereiteten uns anschließend auf unsere Gegner vor und legten uns schlafen. Leider sollte die Nacht für mich unruhig werden, denn ich wachte mit Schüttelfrost und den üblichen grippalen Infekterscheinungen auf und versuchte alles irgendwie wieder in den Griff zu bekommen.

 

Dies wollte mir partout nicht gelingen, sodass ich mich genötigt sah, das Turnier abzubrechen, was auch Zarko tun wollte, damit wir schneller nach Hause kommen. Allerdings waren wir entgegen unserer sonstigen Gepflogenheit nicht mit der guten, alten Bahn, sondern mit einem Mietwagen angereist, weshalb eine Rückreise ausgeschlossen war, war ich zu diesem Zeitpunkt nicht fahrtauglich.

 

In der Folge ging Zarko seine letzten beiden Runden absolvieren, mich für die Dauer der letzten Runde im Auto warten zu lassen kam für ihn überhaupt nicht in Frage, während ich vollgestopft mit frei erhältlichen Medikamenten das Bett hütete, um wenigstens am nächsten Tag die Rückfahrt antreten zu können.

 

So verpasste ich zwei höchst interessante Partien meines Großen, die beide einen Lehrbuchcharakter aufwiesen. In der fünften Runde wählte sein Gegner ein zurecht nur äußerst selten gespieltes Abspiel und verließ sich offensichtlich darauf, dass die eigene Vorbereitung und Zarkos Unkenntnis es schon irgendwie richten würden. Doch weit gefehlt, denn Zarko erspielte sich trotzdem eine gute Stellung, die so lange Bestand gehabt hatte, bis er im Rahmen einer Tauschaktion in die „Automatismus-Falle“ tappte, unnötig einen Bauern einbüßte und anschließend verlor – 3/5.

 

Die sechste Runde ging er wieder couragiert an, lehnte ein gewinseltes Remisgebot in 12. Zug ab, überspielte den Gegner nach allen Regeln der Kunst und lief mit 4/6 ein.

 

Fazit:

 

Unabhängig davon, dass uns meine schlechte Gesundheit einen Strich durch die Rechnung machte, kann man den Veranstalter für die Ausrichtung nur loben. Die Verlagerung des Turniers ins Zentrum der Stadt, um so mehr mediale Aufmerksamkeit zu erregen war mit dem gewählten Spiellokal mehr als gelungen. Außerdem lief alles reibungslos ab, sodass ich an dieser Stelle eine Teilnahme nur wärmstens empfehlen kann. Wir gedenken 2017 wieder mit von der Partie zu sein, wobei es dann durchaus wird sein können, dass weitere Mitglieder der Familie Vuckovic um Punkte kämpfen werden.

 

Wer mehr Informationen haben oder den Bericht des Veranstalters lesen möchte, der wird hier fündig. Viel Spaß beim Schmökern. 🙂

 

 

 

 

 

 


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