Würzburg Open 2016

Ein Wolfsrudel in Unterfranken

 

 

Erstmals hatte sich uns die Gelegenheit geboten, als komplette Familie ein Turnier besuchen, was wir uns keinesfalls entgehen lassen wollten, weshalb wir uns in den Herbstferien nach Würzburg aufmachten, um Schachgeschichte zu schreiben. Dort angekommen musste ausgerechnet ich feststellen, dass ich mit meinen 43 Jahren nicht mit der Energie eines Pubertierenden versehen bin, wenngleich ich mich rein rechnerisch in meiner dritten Pubertät befinde, musste dem zwei Tage zuvor zu Ende gegangenen Turnier in Deizisau Tribut zollen, verzichtete kurzfristig auf einen Startplatz und beschränkte mich in den folgenden Tagen darauf, die Familie zu betreuen.

 

Diese abrupte Änderung des ursprünglichen Plans hatte vor allen bei den Kindern zur Folge, dass bei ihnen keine richtige Turnieratmosphäre aufkommen wollte, sodass wir letztlich zwar tatsächlich historische Ergebnisse zu sehen bekamen, diese jedoch etwas von unseren gesetzten Zielen abwichen. Doch wie heißt es so schön: „Auf Regen folgt Sonnenschein“ und einen großen Trainingseffekt hatte das Turnier allemal, weshalb wir dem nächsten Turnier zuversichtlich entgegenblicken.

 

Das Turnier bot im Stadtteilzentrum hervorragende Spielbedingungen und hätte schon allein aufgrund dessen mehr Teilnehmer verdient gehabt, als mit 49 im Endeffekt an den Start gegangen waren. Am Termin kann es gleichfalls nicht gelegen haben, weshalb wahrscheinlich die Vermutung des Veranstalters zutreffend ist, dass sich nach einer zwanzigjährigen Pause die Wiederaufnahme erst wieder ins Bewusstsein wird rufen müssen, um mehr Spielerinnen und Spieler anzulocken. Dem Turnier und dem sympathischen Organisationsteam wäre es zu wünschen.

 

Zarko – „Der neue Leitwolf“:

 

Die seit längerer Zeit anhaltenden guten Resultate und die große Vorfreude auf das Turnier hatten ein weiteres herausragendes Turnier erwarten lassen, aber mein Fernbleiben als Spieler und die Auslosung der ersten Runde, ausgerechnet die kleine Schwester sollte es sein, ließen die Motivation deutlich absinken. Als dann auch noch hinzukam, dass Katarina eine atemberaubende Partie gelang, in der sie bis kurz vor Schluss in Reichweite eines Remis war, da kamen gewisse Selbstzweifel hinzu.

 

In der Folge spielte Zarko zwar nicht schlecht, aber irgendwie ließ er nicht nur seinen Ideenreichtum, sondern auch seinen berühmt-berüchtigten Kampfgeist vermissen. So spielte er ein recht normales CH-System-Turnier, mit dem allseits bekannten „Jojo-Effekt“ und ließ erst in der sechsten Runde sein Können kurz aufblitzen, indem er in einer gegen ihn vorbereiteten Variante nahezu ständig den besten Zug fand, ausglich und in ein für ihn deutlich vorteilhaftes Endspiel abwickelte. Hier zeigte er sich jedoch erstaunlich friedfertig und willigte in ein Remis ein. Ein weiteres sollte in der Schlussrunde folgen, womit er das Turnier mit 4/7 beendete.

 

Robert – „Noch ein Wölfchen“:

 

Roberts letztes Turnier hatte auch schon über ein Jahr zurückgelegen und deswegen hieß es zunächst, einfach wieder reinzukommen. Dies schien zunächst auch gut zu gelingen, denn in der ersten Runde hielt er gegen seinen spielstarken Gegner nicht nur dagegen, sondern machte gleichfalls Anstalten, die Initiative zu übernehmen. Doch just in dem Augenblick als sich die Waage zu seinen Gunsten neigen sollte, da unterlief ihm ein taktischer Fehler und er verlor.

 

Diese Niederlage nach dem vorangegangenen Verlauf blieb leider nicht folgenlos, denn fortan sollte Robert übertrieben vorsichtig, ja beinahe ängstlich agieren, was sich zu einem wahren Teufelskreis steigerte und ihn das Turnier mit mageren 2/7 und dem vorletzten Platz beenden ließ.

 

Marianne – „Immer bissfester“:

 

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich abgezeichnet, dass es meiner wesentlich besseren Hälfte ernst damit ist, den Wiedereinstieg ins Schachleben umzusetzen. Als dann auch noch die Meldung einer Frauenmannschaft erfolgt war, da intensivierte sie nicht nur ihre Anstrengungen im Training, sondern nutzte umgehend die erste Gelegenheit, wieder Turnierluft zu schnuppern.

 

Entsprechend engagiert legte sie los, überspielte mit Schwarz mit scheinbarer Leichtigkeit einen äußerst erfahrenen Gegner, schnappte sich einen Bauern und erreichte damit eine glatte Gewinnstellung. Hier war wohl die Aufregung ob dieser Entwicklung einfach zu groß, sodass sie sich zu früh an das Einsammeln der Ernte machte, indem sie einen weiteren Bauern schlug, denn dabei ging sie einer Figur und anschließend eines vollen Punktes verlustigt.

 

Von diesem Start ließ sich Marianne jedoch nicht entmutigen, kämpfte, machte und tat in den nächsten Runden, doch es wollte sich einfach kein Erfolg einstellen. So kam es, dass ihr nach 0/3 das Freilos nicht erspart blieb, was wir dazu nutzten, mittels einer gemeinsamen Stadtbesichtigung auf andere Gedanken zu kommen. Dies tat ihr anscheinend dermaßen gut, dass sie sogar eine weitere Niederlage in der fünften Runde verkraftete und in den letzten beiden Runden nach zwei ausgekämpften Partien ganze 1,5/2 holte. Insgesamt erspielte sie damit 1,5/6, wobei mich in Anbetracht der Möglichkeiten und Moral nicht wundern würde, wenn sie beim nächsten Turnier noch besser abschnitte.

 

Katarina – „Eine wandelbare Jungwölfin“:

 

Von einigen Umstellungen geplagt, hatte Katarina in jüngster Zeit nicht jene Erfolge, die sie sich gewünscht gehabt hätte, aber leider waren diese Umstellungen erforderlich, um unsere „kleine Amazone“ schachlich weiter voranzubringen.

 

Und wie eingangs erwähnt, deutete alles darauf hin, dass sich das Verständnis komplett eingestellt hat, denn ihre Vorstellung gegen Zarko stellte einen wahren Quantensprung dar. Dieser Kampf schien jedoch dermaßen viel Kraft gekostet zu haben, dass am Folgetag die Niederlagen ohne nennenswerte Gegenwehr erfolgten, wobei auch das ein oder andere Verständnisproblem offenbar wurde.

 

Davon unberührt spielte Katarina gewohnt kämpferisch und hätte ernsthaft in den Runden vier bis sieben satte vier Punkte holen können, doch irgendwie war der Wurm drin, denn sie ließ zwei der Gegner ins Remis entwischen bzw. verlor sogar in der Schlussrunde und konnte lediglich in der vierten Runde verdientermaßen den vollen Punkt einfahren. Mit den 2/7 war sie alles andere als zufrieden, aber wer so selten die Turnierarena besucht hat wie Katarina bzw. wir „Wölfchen“ überhaupt, der muss sich erst wieder an das Turnierschach gewöhnen, bevor er mit höheren Weihen rechnen kann.

 

Fazit:

 

Trotz der insgesamt eher mageren Ausbeute und meines kurzfristigen Ausfalls war die Stimmung derart gut, dass wir als Familie ein weiteres Turnier ins Auge gefasst haben, das wir mitspielen möchten. Wie es dort gelaufen sein wird, das wird die werte Leserschaft zum gegebenen Zeitpunkt erfahren.

 

Hier kann man den Bericht des Veranstalters lesen und alle Informationen das Turnier betreffend ersehen. Viel Spaß dabei. 🙂

 


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert