U20-Bayernliga: 2. und 3. Runde

Wehrhafte Augsburger

 

 

Bei herrlichem Wetter und bestens gelaunt machten sich Elisha, Erik, Mehran, Paul, Robert, Zarko und ich auf den Weg nach München, um in den schönen Räumen des SC Tarrasch München an der Mission „Klassenerhalt“ weiter zu basteln. Ein Sieg in dieser Doppelrunde war hierfür zwingend erforderlich, zumal mit dem SC Tarrasch ein direkter Mitabstiegskonkurrent auf uns wartete.

 

Um die Spannung vorwegzunehmen, verrate ich jetzt schon, dass es recht gut für unseren Sechser lief, wenngleich, da kann ich einfach nicht aus meiner Haut, so manche Partie wesentlich besser für uns hätte laufen können. Aber wir arbeiten daran und das Ergebnis unserer Bemühungen wird man hoffentlich schon bald bei anderer Gelegenheit sehen. 🙂

 

2. Runde: SC Tarrasch München – Schachfreunde Augsburg

 

Da die Münchener nicht nur ein direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt sind, sondern auch erst im Sommer unser U16-Team aus dem entsprechenden Wettbewerb geworfen hatten, musste man als Trainer nicht ausdrücklich auf deren Gefährlichkeit hinweisen. Außerdem wird die Mannschaft oft blendend von ihrem Trainer eingestellt, sodass sogar eine deutlich erhöhte Vorsicht geboten war.

 

Kurz nachdem der Kampf begonnen hatte, da war ich mit den Jungs recht zufrieden, zeichnete sich doch ab, dass wir dieses Mal, zumindest in den Eröffnungen, keine Probleme bekommen werden. So spielte Zarko am Spitzenbrett zwar abseits der Theorie, doch schien er im Gegensatz zum Gegner genau zu wissen, worum es in der Stellung geht. Auch Elisha und Erik hatten keinerlei Schwierigkeiten, mit ihren Sizilianern früh mindestens Ausgleich zu erzielen. Bei Paul durfte man sogar schon richtiggehend frohlocken, denn mit seinem Gambit hatte er den Gegner dermaßen kalt erwischt, dass das Eintragen eines vollen Punktes nicht mehr lange dauern konnte. Lediglich Mehran und Robert hatten nichts aus der Eröffnung herauszuholen vermocht, wobei mir Roberts Passivität besonders missfiel. Aber selbst hier war alles noch im grünen Bereich

 

Doch als Elisha plötzlich an einem Gedächtnisverlust zu leiden schien, indem ihm die Bedeutung des Wortes „Entwicklung“ vollkommen fremd erschien, da verließ ich mit meinem Trainerkollegen den Spielbereich und wir alten Männer widmeten uns unserer eigenen schachlichen Vervollkommnung.

 

Wir waren noch nicht lange am Brett gesessen, als Mehran mit seinem Gegner aus dem Spielbereich trat. Die angehenden Meister hatten sich nach einer wahren Tauschorgie auf Remis geeignet, was Mehran nach der jüngst gegen denselben Gegner erlittenen Niederlage durchaus als Erfolg wertete – 0,5:0,5.

 

Unmittelbar danach kam auch schon ein zerknirscht wirkender Elisha daher. Der Grund für dessen äußerst übersichtlich gehaltene gute Laune war schnell ausgemacht, denn der Gegner hatte den dargereichten Entwicklungsvorsprung dazu genutzt, unseren „Schweiger aus dem hohen Norden“ einfach auszuknipsen – 0,5:1,5-Rückstand. Bitter!

 

Doch wo blieb Paul? Er hätte doch schon längst den Ausgleich erzielt haben müssen. Und während ich noch diesen Gedanken nachhing, ging die Tür zum Turniersaal wieder auf und es kam wieder ein Schachfreund heraus. Allerdings war es nicht wie erwartet Paul, sondern Erik! Er hatte eine interessante Stellung mit einem doppelten Doppelbauern im Zentrum herbeigeführt und von einer Unaufmerksamkeit seiner Gegnerin profitiert, die ihm eine Figur und die sofortige Kapitulation der Gegnerin bescherte – 1,5:1,5.

 

Danach dauerte es eine geraume Zeit bis wieder etwas geschah, doch dann kamen Zarko und, man höre und staune, Paul heraus, die beide je einen Sieg vermeldeten! Zarko hatte sich seinen Gegner zurechtgelegt, im richtigen Moment zugeschlagen und dann abschließend mit einer Serie wuchtiger taktischer Schläge gewonnen. Anders unser Paul, der zunächst einen Figurengewinn ausgelassen hatte und später gar eine weitere tolle Möglichkeit ungenutzt hatte verstreichen lassen. Dafür aber hatte er eine Qualität geopfert und durfte sich zum Finale an einem erstickten Matt erfreuen -3,5:1,5-Führung.

 

Damit war der Sieg natürlich perfekt und Roberts Ergebnis war nur noch für das Endresultat wichtig. Er hatte sich unnötigerweise eine Bauernschwäche eingehandelt, in der Folge einen Bauern verloren und durfte nun gegen eine starke Gegnerin eine schwierige Stellung verwalten. In beidseitger Zeitnot versuchte er einige taktische Tricks, die ihm um ein Haar zum sofortigen Verhängnis geworden wären, doch als diese nicht fruchteten und die Zeitkontrolle geschafft wurde, da blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als die Waffen zu strecken – 3,5:2,5-Sieg!

 

3. Runde: SK München Südost – Schachfreunde Augsburg

 

Mit dem Sieg am Vormittag und dem unverhofften dritten Tabellenplatz im Rücken bzw. einem guten Mittagessen im Magen ging es dann gegen die äußerst starken Südostler, die sich sogar den Luxus hatten erlauben können, auf den Einsatz ihrer beiden Spitzenbretter zu verzichten und dennoch gegen Regensburg zwei Punkte einzufahren. Nun hieß es, die Ellenbogen in den Tisch zu rammen und jede sich bietende Chance zu nutzen.

 

Wieder verließ ich nach kurzer Zeit den Spielbereich, aber im Gegensatz zur vorigen Begegnung machte ich mir Gedanken darüber, ob ich die neuen grauen Haare, die mir ob der Spielweise meiner Schützlinge schlagartig erwuchsen, färben oder einfach auszupfen soll. So war zwar bei Zarko nicht wirklich etwas passiert, aber Mehran und Robert hatten sich frühzeitig in passive Stellungen drängen lassen. Erik und Paul standen objektiv betrachtet keineswegs schlecht, doch fanden sie sich in Stellungstypen wieder, die ihnen schlicht (noch) nicht liegen. Und Elisha schien bereits für die anstehende Blitzmeisterschaft üben zu wollen und pfefferte mit seinem Gegner im Sekundentakt Züge aufs Brett, die nur wenig mit dem Wesen der Stellung zu tun hatten.

 

Ausgerechnet dieser Elisha, der meines Erachtens nur mit größter Mühe ein Remis hätte erzielen können, brachte unser Team in Führung. Dem Gegner wurde zum Verhängnis, dass er stur blitzte anstatt sich wenigstens einmal in die Stellung zu vertiefen, sodass seine Partie sich von Gewinn über Remis bis hin zur Niederlage wandelte. Sollte etwa ein weiteres Wunder wie gegen Regensburg drin sein?

 

Nein, nicht wirklich. Denn Erik bestätigte meine Befürchtung eines mangelnden Verständnisses für diesen Stellungstyp, indem er den Verlust seiner Partie meldete. Quasi zeitgleich erschien Robert, der überraschenderweise dem Druck standgehalten hatte und sich über ein Remis freuen durfte – 1,5:1,5.

 

Vielleicht doch noch ein Mannschaftserfolg? Immerhin spielten ja noch Mehran, Paul und nicht zu vergessen unser „Schlachtschiff“ Zarko, der in der Vergangenheit so manche heiße Kastanie für die Mannschaft aus dem Feuer geholt hat. Die Beantwortung dieser Frage ließ lange auf sich warten, denn der Kampf sollte noch lange dauern.

 

Dann jedoch kamen in kurzen Abständen Zarko, Paul und Mehran, die eines gemein hatten, nämlich dass sie auf dem jeweiligen Partieformular ihre Niederlage quittieren mussten. Was war geschehen? Zarko hatte sich – In der anschließenden Analyse fehlte mir der Glaube daran, aber die Jungmeister wussten mich zu überzeugen! – eine vorteilhafte Stellung erspielt, war aber entgegen seiner sonstigen Art einem taktischen Aussetzer erlegen, wonach seine Stellung in sich zusammengefallen war. Paul war letztlich das Opfer des Stellungstyps geworden, indem er immer wieder Züge eingestreut hatte, die ihm in der Summe die Niederlage bescherten. Und Mehran? Er hatte schon früh diesen schweren Stand, der sich mit zunehmender Dauer bemerkbar machte. Wer schon stundenlang eine passive Stellung zu halten versucht hat, und sei diese auch objektiv ausgeglichen, der weiß, wovon die Rede ist.

 

Damit blieb das zweite Wunder aus und die Niederlage, auch in der Höhe nicht unverdient, von 1,5:4,5 stand endgültig fest. Schade, aber in manchen Bereichen sind die Jungs einfach noch nicht soweit, was man ihnen aber nur bedingt vorwerfen kann.

 

Fazit:

 

Nach dieser Doppelrunde befindet sich die Mannschaft im vermeintlich gesicherten Mittelfeld. Vermeintlich deshalb, weil es zum einen für eine Achterliga sehr viele Absteiger gibt und zum anderen, weil es mit Nürnberg und Höchstadt noch gegen beide Konkurrenten gegen den Abstieg geht und sich auch nur eine Niederlage in diesen Begegnungen schmerzlich bemerkbar machen würde.

 

Am Abend des 21. Januars werden wir wissen, wohin die Reise gehen wird, denn dann werden die Kämpfe gegen die beiden Teams über die Bühne gegangen sein. Bis dahin kann man sich hier die Tabelle und die Partien anschauen. Viel Spaß damit. 🙂

 

 

 


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