Eine angenehme Entwicklung
Parallel zu unserer U14-Mannschaft musste gestern unser U20-Team an die Bretter, um in Nürnberg die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen. Dieses Unterfangen gewann zusätzliche Bedeutung, weil es gegen die Tabellennachbarn SC Höchstadt/Aisch und den SC Nürnberg Süd ging, Gegner, die gleichfalls den Verbleib in der Bayernliga anstrebten.
Nach zwei anstrengenden Begegnungen und einer erfreulichen Entscheidung am „grünen Tisch“ steht nun vorzeitig fest, dass unsere Nachwuchsstars auch in der Spielzeit 2017/2018 in der höchsten bayerischen Jugendliga um Punkte oder gar die Qualifikation zur Deutschen spielen wird! Einen herzlichen Glückwunsch an die gesamte Mannschaft! 🙂
Eine unerfreuliche kurzfristige Absage hatte dazu geführt, dass die Aufstellung ziemlich durcheinander gewirbelt werden musste. So rückte Jakob ins Team, obwohl er eigentlich für die Sicherung der Meisterschaft der U14-er eingeplant gewesen war. Somit machte er sich mit Erik, Paul, Robert, Zarko und mir bei eisiger Kälte mit dem Zug in die Frankenmetropole, wo wir trotz des widrigen Wetters nahezu pünktlich ankamen und wo Alexander B. zu uns stieß.
4. Runde: Schachfreunde Augsburg – SC Höchstadt/Aisch
Die Oberfranken hatten ihren Spitzenspieler an den SC Forchheim verloren und hatten diese Schwächung nicht kompensieren können, was sich darin äußerte, dass sie in den ersten drei Begegnungen nur ein einziges Mal einen vollen Brettpunkt zu holen vermocht hatten und deswegen mit 0:6 Mannschaftspunkten das Schlusslicht der Liga bildeten.
Doch verliert jede Überlegung und Analyse an Bedeutung, wenn die Uhren angedrückt werden. Und ein Sieg gegen die Höchstädter war absolut notwendig, wenn unsere Recken überhaupt eine Chance haben sollten, die Klasse zu halten.
Es ging auch gleich munter los, wobei Paul ein derart guter Start in die Partie glückte, dass er bereits frühzeitig eine Mattdrohung aufzustellen vermochte, die der Gegner nur unter Hergabe großer Mengen Materials aufzuheben konnte. Kurze Zeit später streckte er die Waffen und so war es Paul vergönnt, die Mannschaft in Front zu bringen – 1:0.
Danach geschah geraume Zeit wenig, wenngleich mit zunehmender Dauer abzusehen war, dass unsere Jungs irgendwie besser drauf waren. Daher war es auch nicht verwunderlich, als sich mir beim nächsten Rundgang folgendes Bild bot: Zarkos Stellung war ungemein kompliziert und trotz gewisser Schwierigkeiten, die er zu lösen hatte, kam kein Zweifel auf, dass er die Sache nicht im Griff haben könnte, Alexander hatte offensichtlich etwas nicht richtig verstanden gehabt, doch da sein Gegner ebenfalls ahnungslos agierte, hielt sich alles im Gleichgewicht, Jakob hatte mit Schwarz problemlos Ausgleich erzielt und schickte sich an, die Initiative zu übernehmen und Erik und Robert verfügten über je einen gesunden Mehrbauern.
Gerade Robert wusste sein Mehrmaterial trefflich in Szene zu setzen, legte beim Gegner die Daumenschrauben an und bevor es zu schlimm werden konnte, erlöste sich der Gegner mit einem Turmeinsteller von weiterer Pein – 2:0.
Zwischenzeitlich hatte sich neben Erik auch Jakob einen gesunden Mehrbauern erspielt und Alexander hatte sogar, wenn auch nur gefühlt, einen glatten Mehrturm auf dem Brett. Da machte es auch nicht soviel aus, dass Zarko eine Qualität für einen Bauern notgedrungen geopfert hatte und sich die daraus resultierenden Möglichkeiten den bescheidenen Bewertungsfähigkeiten des Publikums entzogen.
Es sollte nicht lange dauern und auch Erik musste mit einer Minusqualität spielen, was dann doch ein leichtes Unbehagen aufkommen ließ. Als dann Alexander zunächst das Weiterspielen zu verweigern schien, er hatte eine seiner berühmt-berüchtigten Auszeiten genommen, nur um mit dem falschen Plan aufzuwarten, da drohte der Kampf zu kippen.
Glücklicherweise fühlten sich scheinbar zwei Gegner in ihrer Haut recht unwohl, weshalb sie Remis boten. Damit kamen nicht unr Alexander und Erik zu je einem halben Punkt, der Zwischenstand lautete bei mittlerweile zwei gut stehenden Partien 3:1.
Kurz danach erhöhte Zarko mit sauberer Technik zum 4:1, bevor Jakob in einem Turmendspiel mit einem schönen Finale zum 5:1 vollstreckte, womit der erste Teil des Plans umgesetzt war. 🙂
Selbstredend gingen wir danach bestens gelaunt zum nahegelegenen Italiener, dessen Pasta und Pizza ungemein gut schmeckten und alle für die Herausforderung am Nachmittag stärkte.
5. Runde: Schachfreunde Augsburg – SC Nürnberg Süd
Nach nur wenigen Zügen wurde mir klar, dass ich einem solchen Mannschaftskampf noch nie hatte beiwohnen dürfen. Dies war weniger dem Umstand geschuldet, dass sich die Franken als Ausrichter und im Abstiegskampf befindend den Luxus erlaubten, ein Brett unbesetzt zu lassen, vielmehr hatten sich die Nürnberger bis auf deren Spitzenbrett dazu entschlossen, mit dem b-Bauern zu eröffnen.
Darob war eine leichte Verwunderung bei unserem Nachwuchs festzustellen, die derart anwuchs, dass sie einer Verwirrung wich, anstatt sich daran zu machen, Vorteile aus der Eröffnungswahl zu ziehen. Aber wenigstens führten wir bereits mit 1:0, denn Paul war in den zweifelhaften Genuss gekommen, kampflos zu gewinnen.
Diese Führung sollte jedoch nicht lange Bestand haben, denn Robert, dem die Strapazen der letzten Woche nunmehr deutlich anzusehen waren, verlief sich komplett gegen die Owen Verteidigung, ließ sich ungewöhnlicherweise eine sehr gute Möglichkeit, die sich ihm im Rahmen eines vermeintlichen Bauernverlustes geboten hatte, ungenutzt verstreichen und kapitulierte alsbald – 1:1
Im Gegensatz dazu behandelte Zarko die Eröffnung zunächst zahm, anschließend kreativ und wechselte fließend in den „Bulldozer-Modus“, indem er eine Qualität opferte, für die er zwei starke Freibauern erhielt, die unwiderstehlich in Richtung der gegnerischen Grundreihe marschierten und die Gegnerin zur Aufgabe zwangen – 2:1.
Unmittelbar danach steuerte Erik einen halben Punkt bei. Er hatte anfangs auch etwas Mühe gehabt, den richtigen Plan gegen die Sokolski Eröffnung zu finden, doch dann hatte er es krachen lassen, wobei der Gegner munter mitgemischt hatte. Als dann aber die Rauchschwaden verflogen waren, da reichte man sich friedlich die Hände – 2,5:1,5.
Alexanders Remis sicherte uns das Unentschieden. Zwar hätte er noch weiterspielen können, aber offensichtlich hatte er genug von seiner verschachtelten Stellung, welche gepaart mit dem zähen Eröffnungsverlauf einfach zuviel war. Außerdem drohte Jakobs aussichtsreiche Stellung zu kippen und da wir nicht mit leeren Händen gegen die Nürnberger dastehen wollten, war seine Entscheidung goldrichtig – 3:2.
Apropos Jakob, an diesem waren die Anstrengungen der Begegnungen nicht spurlos vorübergegangen, sodass sich seine Erkältung verstärkt bemerkbar machte. Da half es auch wenig, dass er im Endspiel mit gutem Springer gegen schlechten Läufer zunächst alles richtig gemacht und eine eigentlich unverlierbare Stellung mit Tendenzen zum Sieg erreicht hatte. Entsprechend unterliefen ihm mit zunehmender Dauer immer wieder kleinere Ungenauigkeiten, die ihm am Ende eine wahrhaft unverdiente Niederlage bescherten – 3:3.
Allerdings sollte es bei diesem Ergebnis nicht bleiben. Denn was den anwesenden Mannschaftsführern, also auch mir, nicht aufgefallen war, das hatte dem strengen Blick des Spielleiters nicht standgehalten. Die Nürnberger hatten an diesem Tag konsequent die Bretter vier und fünf vertauscht, weshalb das zu niedrig eingesetzte Brett genullt und unser Unentschieden in einen 3,5:2,5-Sieg umgewandelt wurde!
Fazit:
Mit fünf Punkten Vorsprung zwei Spieltage vor Schluss, kann unserer Mannschaft nichts mehr passieren. D.h., so ganz stimmt das auch wieder nicht, denn die Jungs nehmen mit 7:3 Punkten den fünften Platz ein, während der Tabellenführer aus Forchheim mit 8:2 Punkten in der Tabelle geführt wird. Da der Sieger der Bayernliga zur Deutschen kommt und der Vizemeister einen Stichkampf zur Teilnahme bestreiten darf, besteht noch die Gefahr, dass die nächsten Weihnachtsferien am Brett verbracht werden müssen. Am 11. März werden wir wissen, wohin die Reise führt. 😉
Alle Paarungen, Ergebnisse, Partien und Statistiken gibt es hier. Viel Spaß beim Nachspielen und Schmökern. 🙂
Schreibe einen Kommentar