U20-Bayernliga: 2. und 3. Runde

Beinahe schon Rohkost

 

 

Während unsere U14-er im westlichen Teil Augsburgs an den Brettern schwitzten, hatten unsere U20-er im Gräfelfing bereits die ersten Angriffswellen der Gastgeber abzuwehren, wurden doch die Oberbayern auch dieses Mal ihrem Ruf gerecht, besonders aggressiv zu Werke zu gehen. Und das Programm am Nachmittag ließ keine Entspannung erwarten, denn mit dem SK München Südost wartete gleich der nächste schwere Brocken auf unseren Sechser.

 

Am Ende des Tages konnten insgesamt 50% aller möglichen Mannschaftspunkte geholt werden, was nur bedingt als Erfolg gewertet werden kann, wäre doch glatt ein Doppelsieg drin gewesen, wenn sich die älteren Jahrgänge in einer Begegnung nicht allesamt eine Auszeit gegönnt hätten, die die blendend aufgelegten U16-er nicht mehr hatten auffangen können.

 

Nun heißt es in der Folge wichtige Punkte gegen den Abstieg – drei Absteiger in einer Achterliga! – zu sammeln, bevor man wieder den Augenmerk auf einen Angriff auf den Ligaprimus Bavaria Regensburg, der augenblicklich die alleinige Tabellenführung inne hat, richten kann.

 

Wer Lust auf Spitzenschach der bayerischen Jugend hat, der ist am 27. Januar 2018 (Rundenbeginn: 10.00 Uhr und 15.00 Uhr) in unserer „Zitadelle“ herzlich willkommen, wenn sich gleich alle Teams der U20-Bayermliga ihr Stelldichein geben.

 

 

2. Runde: SK Gräfeling – Schachfreunde Augsburg; „Chronologie eines Sieges“

 

Robert hatte sich zwar nur noch wage an die Vorbereitung erinnern können, doch reichte dies vollkommen aus, um einen wild angreifenden Gegner – Morra Gambit – zunächst einfach abtropfen zu lassen. Unser „Mann“ spielte umsichtig und stark, weshalb er sich alsbald über eine Mehrfigur mit Gewinnstellung freuen durfte. Dann jedoch übersah er eine große Gefahr für seinen König, konnte plötzlich zweizügig Matt gesetzt werden und …. gewann, weil der Gegner dies gleichfalls übersehen hatte – 1:0!

 

Einen weiteren Sieg gegen das Morra Gambit vermochte Uli beizusteuern, der sich noch am Vorabend der Begegnung alles nochmals hatte erklären lassen. Trotzdem gelang es seinem starken Gegner, mit einer Überraschung aufzuwarten, die Uli genauestes Spiel abverlangte, welches er aufzubieten wusste. Um den Angriff am Laufen zu halten, hielt der Gegner zunächst eine Leichtfigur und später gar einen Turm rein, aber es sollte einfach kein Durchdringen zum schwarzen Monarchen möglich sein, sodass Uli die Führung ausbauen durfte – 2:0.

 

Doch die Gräfelfinger steckten nicht auf und sollten ausgerechnet am Brett unserer „Amazone“ zum Anschluss finden. Dies hatte lange Zeit nicht danach ausgesehen, denn Sofie hatte die Eröffnung gewohnt sicher gespielt, ein beeindruckender Fleiß trotz starker schulischer Inanspruchnahme im Abijahr, hatte anschließend gar deutlich besser gestanden, hatte aber mit zunehmender Partiedauer die Zügel schleifen lassen und am Ende gar ein verdächtig remisliches Endspiel verloren – 2:1.

 

Bei Jakob durfte man ein Wechselbad der Gefühle durchleben. Er hatte nämlich von Anfang an gehörig Druck gemacht, sodass es den Anschein gehabt hatte, dass er den Gegner förmlich überrennen würde. Doch dann schaltete er unvermittelt gleich mehrere Gänge zurück, tauschte alles ab und landete in einem ausgeglichen anmutenden Bauernendspiel. Als der Gegner jedoch einen zu ambitionierten Zug machte, da biss Jakob erbarmungslos zu und stellte den alten Abstand wieder her – 3:1.

 

Obwohl Alexander gerade eine kleine Krise durchmacht, ließ er davon zunächst nichts erkennen. Er baute sich nämlich vorbildlich auf, agierte in der Folge ungemein geduldig und gewann bei der ersten sich bietenden Gelegenheit einen Bauern. Was dann allerdings an Plan- und Ideenlosigkeit folgte, das unterstrich das aktuelle Problem und dass in diesem Bereich noch verstärkt gearbeitet werden muss. Die zwingende Folge war ein Remis, welches den Mannschaftssieg sicherte – 3,5:1,5.

 

Blieb damit nur noch Zarko, der sich viel für die Partie vorgenommen hatte, was neben einem hohen Maß an Motivation eine reichhaltige Vorbereitung beinhaltete. Allerdings ging während der Partie sein Temperament mit ihm durch und er entschloss sich spontan, neue Wege zu beschreiten. Dies hatte nicht nur eine interessante Eröffnung nach sich gezogen, sondern ließ auch ein abwechslungsreiches Mittelspiel folgen, das von taktischem Geplänkel geprägt war. So verschwanden immer mehr Figuren vom Brett, weshalb sich die Protagonisten mangels verbliebener Möglichkeiten auf Remis einigten – 4:2

 

 

3. Runde: SK München Südost – Schachfreunde Augsburg; „Eine fehlende Spitze“

 

Nachdem die Frage geklärt worden war, ob es denn tatsächlich sein könne, dass unser Sechser das dritte Mal in Folge als Gast anzutreten hatte und diese Frage bejaht worden war, wollten unsere Recken gegen die gleichfalls starken Münchener nachlegen. Zwar hatten diese sich im Vergleich zum Vormittag personell verstärkt, sodass sie mittlerweile ebenfalls über die erforderliche Anzahl an Sollspielern verfügten, aber den Neuen an den hinteren Brettern mangelte es an diesem Tag an Erfahrung.

 

Soweit der Plan, der sich jedoch nach nur wenigen Zügen als bloßes Gedankenspiel erweisen sollte, schlummerten doch ausgerechnet unsere ersten beiden Bretter offensichtlich in einer Art Mittagsschlaf. Anders lässt es sich nicht erklären, dass sowohl Uli als auch Zarko binnen weniger Züge in der Eröffnung je einen wichtigen Zentrumsbauern einstellten. Hätten die Gegner nicht ein vorbereitetes Gambit vermutet, wären die Partien wahrscheinlich noch früher beendet gewesen. Aber auch so reichte dafür, dass unsere Mannschaft frühzeitig ins Hintertreffen geriet – 0:2 aus unserer Sicht.

 

Diesen Rückstand bei nur sechs Brettern aufzuholen mutet ohnehin schon als Herkulesaufgabe an und wenn dann noch der Schock hinzukommt, dass die Topspieler des Teams derart sinnlos verlieren, dann gehört eine große Moral dazu, um wenigstens halbwegs ins Match zu finden. Doch neben der Moral war zweifelsfrei förderlich, dass die gegnerische Verstärkung in Form der Gebrüder Grunert an den hinteren Brettern noch „kalt“ war, was in der Folge Robert und Jakob trefflich zu nutzen wussten.

 

Gerade Robert gestattete es seinem Gegner, in frontal anzugreifen und ihn, zumindest optisch, einzuengen. Es ist auch wirklich nicht jedermanns Sache, dass des Gegners Bauern auf h7 und h6 auftauchen, während der eigene Monarch Schutz vor dem feindlichen Angriff sucht, aber Robert schien damit überhaupt kein Problem zu haben, suchte sein Gegenspiel vorbildlich im Zentrum und als er in ein gewonnenes Endspiel überzugehen drohte, da stellte der Gegner einen ganzen Turm ein, der das Unvermeidliche beschleunigte – 1:2 aus unserer Sicht.

 

Eine gänzlich andere Vorgehensweise hatte Jakob an den Tag gelegt, indem er selber das Heft des Handelns in die Hand nahm. Er überzog den Gegner mit einer Serie wuchtiger Schläge in einem Gambit, stand riesig und hätte danach nach einem Austreter suchen müssen. Stattdessen verhielt er sich wie in der vorherigen Partie und tauschte alles ab, wobei hier die Aktivität seines Turmes eine gewisse Rechtfertigung für den Übergang ins Turmendspiel bot. Sein Turm war sogar so aktiv, dass in rascher Folge mehrere Bauern beim Gegner fielen, was diesem die Freude am Weiterspielen nahm – 2:2.

 

Der Ausgleich war zwar vollbracht, doch hielt sich die Freude darüber sehr in Grenzen. Einerseits stand Alexander in seiner dritten Schwarzpartie in Folge – Ich zweifle immer noch, dass das so korrekt ist. – deutlich besser, indem er einen Mehrbauern auf dem Brett stehen hatte, andererseits schien Sofie an jenem Tag einfach nicht auf der Höhe zu sein, sodass sie ihre zunächst bessere Stellung zielstrebig über Ausgleich in Richtung Nachteil zusteuerte.

 

Letzteres gelang unserer jungen Dame so gut, dass sie, anstatt auf Verteidigung und Halten umzuschalten, mit einer Königswanderung den letzten verzweifelten Versuch unternahm, die Partie doch noch zu gewinnen, die Niederlage förmlich besiegelte. Der fehlende Monarch in der Verteidung sollte nämlich bald einen Bauern, später eine Figur, um einen gegnerischen Freibauern aufzuhalten, und schließlich den vollen Punkt kosten – 2:3 aus unsereer Sicht.

 

Alles hing nun von Alexander ab, der das Turmendspiel mit ungleichfarbigen Läufern zunächst bestens behandelt hatte. jetzt hätte er nur noch den Druck auf den f4 Bauern erhöhen müssen, was ihm zwei verbundene Freibauern und einen baldigen Sieg eingebracht hätte. Leider sollte sich die Aussicht auf einen gedeckten Freibauern als zu verführerisch erweisen, weshalb sich sein Vorteil stark verringerte. Als dann auch noch der Tausch des verbliebenen Turmpaares hinzukam, da war an einen Sieg nicht mehr zu denken und man trennte sich friedlich, womit die erste Niederlage der Mannschaft besiegelt war – 2,5:3,5 aus unserer Sicht.

 

Alle Einzelergebnisse, Resultate der Mannschaften, sonstige Statistiken und natürlich Partien gibt es im Ligamanager zu sehen. Viel Spaß beim Nachspielen und bitte nicht zu sehr wundern. 😉

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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