Deutsche Schulschach-Meisterschaft 2014 (WK IV)

Der Griff nach den Sternen

 

Als sich die Türen schlossen und der Zug langsam anfuhr, da war es dann endlich soweit und das Abenteuer „Deutsche Meisterschaft“ begann. Konstantin, Mehran, Paul und Zarko machten sich, von ihrem alten Trainer, sprich mir, begleitet, als Vertreter Bayerns in der Wettkampfgruppe (WK) IV (Jahrgänge 2001 und jünger) auf den Weg nach Bad Homburg, um auf ihrem ersten gemeinsamen Schulschachturnier auf Bundesebene um Ruhm und Ehre zu kämpfen.

 

 

In Bad Homburg angekommen erwartete uns ein perfekt eingespieltes Betreuerteam, das, soviel sei vorweggenommen, den hohen Grad der Professionalität während der gesamten Veranstaltung zu halten vermochte – Respekt und herzlichen Dank dafür!

 

Nach einem köstlichen Abendessen ging es zur Begrüßung und anschließend ließen wir den Abend gemütlich ausklingen, sollte doch ein guter Start ins Turnier gelingen. Denn auch wenn der 16. Setzlistenplatz bei 18 Mannschaften unsere Stephaner nicht unbedingt zu den heißen Anwärtern auf die Meisterschaft erscheinen ließ, so waren sich die Jungs dessen vollkommen bewusst, dass sie durch ein konzentriertes Vorgehen bei so manchem Zuschauer für einen überraschten Gesichtsausdruck sorgen würden.

 

1. Runde; „Verpasste Chance“:

 

Die Startrunde musste gegen junge Gymnasiasten (Jahrgänge 2002 und 2003) aus Sachsen-Anhalt bestritten werden, die trotz ihres geringen Alters sehr routiniert wirkten. Am meisten bekam das glücklicherweise Zarko zu spüren, der mit Weiß schon früh um Ausgleich kämpfen musste, aber mit solchen Situationen wohl umzugehen weiß. Dafür standen die anderen drei gut, wobei Mehran bereits nach wenigen Zügen sogar eine Gewinnstellung auf dem Brett hatte.

Doch der Kampf, in dem das Schlachtenglück in den meisten Partien hin und her wogte und der von der üblichen Anfangsnervosität gekennzeichnet war, sollte noch lange dauern. So verloren zwar Paul und völlig überraschend Mehran, aber Zarko vermochte den zwischenzeitlichen Ausgleich zu erzielen. Letztlich blieb es Konstantin vorbehalten, mit seinem Sieg das 2:2 und damit den ersten Punkt sicherzustellen. Da war wesentlich mehr drin!

 

2. Runde; „Erbarmen, die Hessen kommen!“:

 

Mit den Reformschülern (Kassel) traf man auf einen zähen Haufen, der ausgesprochen ausgeglichen besetzt war, sodass man gespannt sein durfte, wie diese Begegnung letztlich ausgehen würde.

Zarko am Spitzenbrett machte zwar gleich ordentlich Dampf, rannte sich aber schon bald fest. Mehran und Paul standen bequem und nur Konstantin musste eine Kompensation für den Verlust eines Bauern nachweisen. Doch dann kam alles anders als erwartet, denn ausgerechnet Konstantin brachte die Mannschaft plötzlich in Führung!

Diese positive Wendung verpuffte aber, weil Mehran und Paul, unsere sonst stabile Mitte, beide verloren, sodass es trotz Zarkos zwischenzeitlich erzieltem Sieg wieder nur zu einem Remis reichte.

 

3. Runde; „Sie beißen wieder“:

 

Gegen die Nordlichter (Schleswig-Holstein) galt es, die „Remisserie“ zu durchbrechen, weswegen vor der Begegnung, diese war für den Abend angesetzt, noch ein kurzes Training für die Bretter zwei bis vier abgehalten worden war, bevor es zum Fußball ging. Hätte ich doch bloß auch Zarko mit einbezogen. Denn während Konstantin, Mehran und Paul blendend aus den Startlöchern kamen, stellte Zarko ganz trivial einen wichtigen Bauern ein.

Zerknirscht machte ich mich daran, meine Berichte zu schreiben, als mich wenig später Konstantin freudestrahlend aufsuchte und mir mitteilte, dass die Mannschaft mit 2:1 führe. So hatte zwar Paul seine tolle Stellung durch einen Königseinsteller verdorben, doch dafür hatte Zarko im Gegensatz zu seinem Gegner  in einem taktischen Handgemenge den Überblick behalten. Dass Mehran dann noch zum 3:1-Sieg vollendete, das ließ die Stimmung im Team deutlich steigen! 🙂

 

4. Runde; „Schlichtweg überflüssig“:

 

Nach nur einem Sieg machte sich schon so etwas wie Überheblichkeit breit, was darin gipfelte, dass man kurzerhand den nächsten Gegner von Max-Planck-Gymnasium (NRW) ins „Mach`s -platt-Gymnasium“ umtaufte. Meine Ermahnungen, die Gegner nicht zu unterschätzen, verhallten ungehört und es schien anfangs so, als sollten die Jungs tatsächlich recht behalten.

An den ersten beiden Brettern winselten die Gegner ums Remis – ca. alle zehn Züge wurde ein entsprechendes Angebot unterbreitet -, Mehran hatte eine glatte Mehrfigur und Konstantin steuerte seinem vierten Sieg in Folge entgegen. Allerdings kippte der Kampf unvermittelt, sodass nicht nur Zarko verlor und Mehran kurz danach die Waffen streckte, sondern auch Konstantin in eine Punkteteilung einwilligen musste, womit die erste Niederlage perfekt war. 🙁

Trotz dieses Dämpfers kam noch etwas wie Freude auf, war es doch Paul gelungen, seiner schwarzen Serie ein Ende zu bereiten, indem er seine tadellos geführte Partie mit einem vollen Punkt krönte. 🙂

 

5. Runde; „Richtige Antwort“:

 

Die Niederlage in der 4. Runde sollte sich als zwar bittere, aber durchaus gute Medizin erweisen, denn als es gegen das Stiftsgymnasium aus Gütersloh (NRW) ging, da merkte man deutlich, dass ein Ruck durch die Mannschaft gegangen war. Entsprechend konzentriert traten unsere Stephaner an und holten in überzeugender Manier einen 3:1-Sieg!

 

6. Runde; „Richtungskampf“:

 

Auf Platz 5 befindend musste nun ein weiterer Erfolg her, wollte man ein Wörtchen um die Vergabe der Plätze an der Sonne mitreden. Diesem Vorhaben wollten sich die Delmenhorster Gymnasiasten (Niedersachsen) verständlicherweise nicht so ohne weiteres beugen, weshalb ein spannender Kampf entstand.

Ausgerechnet hier unterlag der bis dahin überragend auftretende Konstantin recht schnell, was aber Mehran postwendend wieder auszugleichen wusste. Und als Paul dann auch noch zum 2:1 erhöhte, da hing alles von Zarko ab, der im Laufe der Partie ein tolles Damenopfer angebracht hatte. Beide Spieler befanden sich in Zeitnot, wobei der Niedersachse weniger Restbedenkzeit hatte, dafür aber „schnellere“ Züge mit seiner Dame ausführen konnte. Doch dies half ihm auch nicht und so vollendete Zarko eindrucksvoll zum 3:1! 🙂

 

7. Runde; „Bayerns Glanz und Sachsens Gloria“:

 

Nun galt es in der Schlussrunde gegen das Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium aus Dresden (Sachsen) zu punkten, das das Turnier klar beherrscht hatte und bereits eine Runde vor Schluss als Sieger feststand, um nicht auf der Zielgeraden von den Verfolgern deutlich überholt zu werden. Außerdem hatte Zarko noch die Möglichkeit, im direkten Vergleich den erfolgreichsten Soieler am Spitzenbrett auszuspielen.

 

Eigentlich waren alle Zutaten für einen spannenden Abschlusskampf vorhanden, aber leider machten die meisten unserer Helden den Fehler, die Sachsen übermächtig zu reden. Trotz größter Bemühungen dem entgegenzuwirken, blieb ich letztlich erfolglos, sodass ich kurz nach Rundenstart einem wahren Trauerspiel beiwohnen durfte.

Konstantin war so darauf fixiert, dass sein Gegner Sizilianisch spielen würde, dass er überhaupt nicht registrierte, dass er sich mitten in den „Offenen Spielen“ befand. Paul geriet in der Eröffnung in Panik und statt sich einfach zu entwickeln, womit die Stellung absolut im Gleichgewicht gewesen wäre, büßte er einen Bauern ein. Und selbst Zarko stand nach nur sieben (!!) Zügen vollkommen auf Bruch. Lediglich Mehrans Stellung bot Grund zur Freude.

Entsprechend nachdenklich verließ ich den Spielsaal und erfuhr nach ca. 90 Minuten, dass der Kampf mit 0,5:3,5 verlorengegangen war. Passend zur Vorgeschichte hatte nämlich Mehran in des Gegners Zeitnot, selbigen Patt gesetzt. 🙁

 

Siegerehrung:

 

Die Jungs waren nach der Niederlage sehr geknickt und ich hatte alle Hände damit zu tun, sie wiederaufzubauen, weshalb wir vollkommen unbedarft in die Siegerehrung gingen. Wir rechneten mit dem 5. oder 6. Platz und wunderten uns nicht schlecht, als nach dem Verlesen des 5. Platzes – die Ehrung wurde von unten nach oben vorgenommen – der Name Gymnasium bei St. Stephan nicht gefallen war. Sollte gar eine bessere Platzierung erreicht worden sein? Tatsächlich! Trotz der Schlussniederlage landete unser Team auf dem 3. Platz, was nicht nur bei uns, sondern auch bei den sympathischen Nürnbergern (WK III; fand parallel statt) großen Jubel auslöste! 🙂

Natürlich war da auch viel Glück dabei, immerhin trennten den Dritten und den Siebenten gerade einmal ein halber Brettpunkt (!!), aber wir freuen uns trotzdem und freuen uns jetzt schon auf die nächsten Meisterschaften. 🙂

 

Einzelergebnisse:

 

1. Brett: Vuckovic Zarko     5,0/7

2. Brett: Thorwarth Paul     2,0/7

3. Brett: Hamkar Mehran    3,5/7

4. Brett: Kraus Konstantin  4,5/7

 

Abschließend noch der Link zur offiziellen Turnierseite,

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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