Juznobacka zonska liga: SK Titel – SK Temerin 3:5

Schachfreunde in der Ferne

 

Eigentlich wollten Robert, Zarko und ich im Urlaub nur unserem Hobby frönen, als wir den örtlichen Schachverein in Temerin (Serbien) aufsuchten,. Doch nach mehreren netten Abenden – man trifft sich dort in Ermangelung eines festen Spielabends spontan am Abend – bei spannendem Blitzschach und anregenden Gesprächen kam der Vorschlag auf, dass wir alle nachgemeldet und zumindest Zarko und ich im nächsten Mannschaftskampf eingesetzt werden. So fanden wir uns unvermittelt in einem Derby wieder, den unsere neuen Freunde letztlich verdient mit 5:3 für sich entscheiden konnten.

 

Dieser Einsatz in einer serbischen Liga war für uns äußerst interessant, konnten wir doch so Einblick in einen Schachverband gewinnen, der seinen Spielbetrieb gänzlich anders organisiert, als wir es hierzulande gewohnt sind.

 

Es fängt bereits damit an, dass bei Mannschaften, die ausschließlich aus acht Spielern bestehen, das 8. Brett ein Jugendbrett ist, womit man die Vereine anhalten möchte, ein Mindestmaß an Jugendarbeit zu betreiben. Eine interessante Idee!

 

Außerdem gibt es keine festgelegte Brettfolge, was mir just in dem Augenblick gewahr wurde, als ich von meinem neuen Mannschaftsführer nach meinem Brettwunsch befragt wurde. Damit möchte man, ähnlich wie bei uns im Pokal, den Stellenwert der Vorbereitung herabsetzen, wobei man dafür billigend in Kauf nimmt, dass teilweise seltsame Paarungen zustandekommen oder aber Spitzenpaarungen an einem hinteren Brett zu sehen sind.

 

Ich entschloss mich für das 1. Brett, obwohl man dort als Gast die schwarzen Steine führen muss, um meinen Kollegen eine Weißpartie mehr zu gönnen, wäre doch der Anzugsvorteil bei mir verschwendet gewesen. Zarko tat es mir nach, wenngleich seine Beweggründe andere waren, und nahm am 7. Brett Platz.

 

Unsere Partien hätten nicht gegensätzlicher verlaufen können. Denn während mich mein routinierter Gegner mit seinem „Alapin“ in meinem „Sizilianer“ quälte, sich nach und nach Vorteile sicherte und sich keine Blöße gab, sprang Zarko seinen Gegner meisterlich an, schnürte ihn ein und opferte einen Bauern und eine Qualität, um sich den weißen Monarchen zurechtzulegen – Wirklich stark.

 

Und während wir so spielten – Spieltag bzw. -beginn: an einem Sonntag um 10.00 Uhr – gingen immer mehr Partien zu Ende, sodass es nach ca. drei Stunden 4:2 für Temerin stand und nur noch wir Temeriner „Legionäre“ spielten. Doch beruhigend war das nicht.

 

Denn Zarko hatte statt eines stillen Vorbereitungszuges mit anschließendem forcierten Gewinn, seinem jugendlichen Drang nachgegeben und zuerst die erzwungene Zugfolge gewählt und dann erst den stillen Zug eingestreut, was dem Gegner eine unverhoffte Verteidigung bot. Anschließend geriet er trotz Rückgewinnung seines investierten Materials ins Hintertreffen und musste letztlich die Waffen strecken – 4:3.

 

Nahezu zeitgleich, wir befanden uns mittlerweile gegen Ende der vierten Stunde, schickte sich mein Gegner an, die Früchte seiner Arbeit zu ernten, indem er einen eher unbedeutenden Bauern, den ich ohnehin nur vorübergehend indirekt zu decken vermochte, schlug und mir damit unverhältnismäßig viel Aktivität schenkte.

Die Gelegenheit beim Schopfe packend, inszinierte ich mit meinen drei verbliebenen Figuren einen Königsangriff, bekanntlich reichen normalerweise drei Figuren für ein Matt, in dem mein Gegner zunächst den Überblick, dann eine Figur und letztlich die Partie verlor, womit der 5:3-Mannschaftssieg sichergestellt war.

 

Mehr Informationen zum Mannschaftskampf und den SK Temerin erhält man hier.

 

So nett diese kleine schachliche Begebenheit auch sein mag, so besteht doch ihre Relevanz nicht in diesem sportlichen Wettkampf, sondern in der Tatsache, dass wir Schachfreunde mit dem SK Temerin einen Verein aus dem Ausland haben gewinnen können, um mit uns einen Städtevergleichskampf zu veranstalten und so verschiedene Kulturkreise einander näherzubringen. Damit hätten wir einen weiteren kleinen Baustein unseres Vereinsziels der Integration beigefügt und freuen uns jetzt schon darauf, wenn sich mehr Schachfreunde aus Augsburg mit jenen aus Temerin treffen werden.

 

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