Das 22. Augsburger Friedensfest Schachopen bzw. das AFRO 2015

Elf Freunde müsst ihr sein

 

 

Man kann trefflich darüber streiten, ob seit nunmehr 22 Jahren mit dem AFRO die Saison einen Abschluss findet oder aber die neue Spielzeit eingeläutet wird. Auf alle Fälle nutzten dieses Mal trotz des Rekordsommers neben 183 anderen Teilnehmern auch elf Schachfreunde – Alexander, Erik, Hermann, Jakob, Katarina, Marianne, Robert, Steven, Werner, Wernfred und Zarko –  die Gelegenheit, sich der sportlichen Herausforderung zu stellen und so für neue Wettkämpfe zu rüsten.

 

Auch wenn die einzelnen Resultate höchst unterschiedlich ausgefallen sind, so kann man doch eine rundweg positive Bilanz ziehen, die sich auch auf jene erstreckt, die letztlich formal betrachtet nicht so erfolgreich abgeschnitten haben. Denn zum einen kommt es ja immer auf die Zielsetzung an und zum anderen nötigt mir ein Spielen bei so hohen Temperaturen stets Respekt für die Teilnehmer ab, vermeide ich selber doch seit 16 Jahren Teilnahmen an Sommerturnieren.

 

A-Turnier; „Hartes Brot“:

 

Mit Hermann und Zarko traten zwar leider nur zwei Spieler aus unserer ersten Reihe an, aber insbesondere aufgrund der Teilnahme unseres jugendlichen Gipfelstürmers erstrahlte der Name der Schachfreunde in einem hellen Licht.

 

Unser starker Neuzugang Hermann wollte in erster Linie etwas für seine Spielpraxis tun und sich auf die anstehende Saison in der Kreisliga I einstimmen. Es begann auch alles standesgemäß mit einem Sieg, doch zwei anschließende Niederlagen warfen ihn etwas aus der Bahn. In der Folge wollte es ihm trotz ausgeprägten Kampfschachs nicht gelingen, ins Turnier zurückzufinden, sodass er selbiges mit 3/7 abschloss.

 

Nach der verheerenden Erfahrung in der Finalrunde der U14-MM hatte Zarko einige zusätzliche Trainingseinheiten im Bereich „Taktik“ eingestreut und hatte sehen wollen, inwieweit sich diese Anstrengungen bemerkbar machen würden.

Gleich in der ersten Runde machte sich das Taktiktraining bezahlt, als Zarko gegen den über den Kreisverband Augsburg hinaus taktisch gefürchteten M. Romfeld in einem entsprechenden Handgemenge überlebte. So gestählt ging es in die nächsten Runden, wo er die Gegner zur Verzweiflung trieb, indem er anrüchtige Stellungen scheinbar mühelos Remis hielt, in besseren Stellungen lange knetete, bevor er in eine Punkteteilung einwilligte, oder in zwei Fällen einfach gewann. Ungeschlagen holte er so 4,5/7, belegte einen sehr guten 13. Platz und präsentierte sich ausgesprochen stark!

 

B-Turnier; „Viele Überraschungen“:

 

Die Beweggründe unserer neun Recken im B-Turnier hätten unterschiedlicher nicht sein können und reichten von Wiedereinstieg, über Experimentierfreude bis hin zum Kampf um einen besseren Stammplatz in einer unserer Mannschaften.

 

Angesichts der vielen Trainingsinhalte, die Alexander beim Grundlagentraining vermittelt, wollte er testen, ob er denn selber davon profitiert und ging daher recht unbefangen ins Turnier, wofür er mit einem schönen Start von 3/4 belohnt wurde. Ab dem dritten Tag jedoch ließ er merklich nach, was mit einer Niederlage in der fünften Runde begann, über ein anschließendes glückliches Remis weiterging und in der Schlussrunde mit einem unnötigen Bauernverlust in der Eröffnung endete. Letzteres blieb jedoch folgenlos, denn die junge Gegnerin schnappte sich gleich einen weiteren Bauern, der jedoch vergiftet war, und musste danach hilflos mitansehen, wie ihre Stellung von Alexander gekonnt überrannt wurde – 4,5/7.

 

Seit Eriks erster Teilnahme am AFRO im Jahre 2011 wollte ihm in Augsburg einfach kein großer Wurf gelingen. Dies sollte dieses Mal anders werden und es deutete anfangs auch alles darauf hin. Denn nach einem Sieg in der Startrunde und einer Niederlage in der Runde darauf ließ er zwei Siege folgen und fand sich mit 3/4 unvermittelt an den Spitzenbrettern wieder. Doch danach war es wieder wie abgeschnitten und so gelang es ihm gerade noch, einen halben Punkt aus den restlichen drei Runden beizusteuern – 3,5/7 -, sodass 2016 ein weiterer Anlauf nötig sein wird, um hier zu glänzen.

 

Kennzeichnend für unseren Jakob ist seine ausgesprochene Neugier, weshalb er dieses Turnier dazu nutzen wollte, jene Systeme auszuprobieren, die ihn reizen, die er aber in Meisterschaften aufgrund der Trainerauflage nicht spielen darf. So startete er unvorbereitet und mit gefährlichem Halbwissen ausgestattet und durfte sich glücklich schätzen, dass er die erste Runde unbeschadet überstand. Doch schon in der zweiten Runde erwischte es ihn, woraufhin sogar noch eine weitere Niederlage folgte. In den restlichen vier Runde versuchte er alles, an Kampfgeist mangelt es dem Jungen zum Glück ja nicht, aber es sollte nur noch zu insgesamt 3,5/7 reichen, obwohl ihm ein Sieg in der letzten Runde förmlich entgegengesprungen war, Jakob ihn jedoch leider verschmähte.

 

Da Katarina nun doch schon ihr elftes Lebensjahr vollendet und mit einer guten Entwicklung auf sich aufmerksam gemacht hatte, war es höchste Eisenbahn, sie ihr erstes Open spielen zu lassen. Doch was als ein Reinschnuppern in die Turnierszene gedacht war, sollte in einer wahren Galavorstellung enden!

Bereits in der ersten Runde gelang ihr mit einem Sieg gegen einen routinierten Spieler eine faustdicke Überraschung, der sie ein hartumkämpftes Remis gegen einen weiteren Routinier folgen ließ. Mit 1,5/2 und einer für Katarina typischen Gelassenheit ging sie am zweiten Tag ans Brett, musste aber ebenso überraschend zwei Weißniederlagen mit ihrem geliebten Gambit hinnehmen. Davon vollkommen unbeeindruckt offenbarte sie in der fünften Runde ein tiefes Verständnis, indem sie eine eherne Regel bewusst brach, damit zwei Figuren des Gegners zur Bewegungslosigkeit verdammte und anschließend herrlich gewann. Dem ließ sie einen weiteren derart beeindruckenden Sieg folgen, dass dem Gegner in der Schlussrunde die Lust am Spielen gänzlich verging und er garnicht erst antrat. 3,5/6 und ein phantastischer 24. Platz waren der Lohn für diesen Auftritt!

 

Während über die Hälfte der Mitglieder der Schachfreunde noch nicht einmal das entsprechende Alter erreicht hat, wagte sich Marianne nach 18 (!!!) Jahren an ihr Comeback! Hingen die Trauben in der ersten Runde noch etwas zu hoch, so erspielte sie sich bereits in der zweiten Runde eine tolle Druckstellung, setzte zum finalen Angriff an und machte bis zwei Züge vorm Matt alles richtig. Dann jedoch folgte ein Aussetzer, der sogar zum Partieverlust führen sollte. Nach einer weiteren unnötigen Niederlage war die Verunsicherung so groß, dass sie ein Remis in Gewinnstellung folgen ließ. Weitere Punkte hätten folgen können, ja sogar müssen, aber irgendwie sollte die Kraft zum Vollstrecken fehlen, sodass letztlich 0,5/6 zu Buche standen. Dieses Ergebnis ist keineswegs so schlecht, wie es den Anschein hat, denn mit mehr Praxis werden all jene Punkte eingefahren, die sie hier noch verschenkt hat!

 

Da für Robert die diesjährige U25-Meisterschaft der DSJ ausgefallen war, wollte er unbedingt das AFRO mitspielen. Und eben diesen Willen und diese Spielfreude merkte man ihm deutlich an und so ist es nicht verwunderlich, dass ihm wieder einmal ein tolles Turnier gelang!

Bereits in der ersten Runde vermochte er in einem zähen Kampf einen Sieg zu erringen. Dieser hatte jedoch soviel Kraft gekostet, dass Robert am Nachmittag, mit zwei Mehrbauern gesegnet, einem Gespenst folgte und unnötig verlor. Der zweite Turniertag sollte wesentlich kraftschonender sein, denn einem glücklichen Sieg am Vormittag sollte am Nachmittag ein leicht erspielter Punkt folgen. Doch diesen 3,5/5 sollte ein weiterer Erfolg nachfolgen und erst dem erfahrenen R. Forster sollte es gelingen Roberts Siegeszug zu stoppen. Ein schöner Erfolg bei schönen Partien – 4,5/7!

 

Steven, unser Spielleiter und Mannschaftsführer unserer neugegründeten dritten Mannschaft, lieferte sich ein kleines Duell mit Werner und legte gleich mit einem starken Remis los. Dieses solide Spiel hielt er bis zur vierten Runde durch, nach der er noch mit 2/4 geführt wurde. Allerdings machte ihm die Hitze besonders zu schaffen und so kamen die danach folgenden zwei Niederlagen nicht überraschend. Doch in der Schlussrunde kratzte er noch einmal alle Reserven zusammen und gewann überzeugend – 3/7.

 

Neben dem internen Duell mit Steven wollte Werner vor allem sein Abschneiden in den Mannschaftskämpfen der letzten Saison vergessen machen, was ihm auch eindrucksvoll gelang! Es hätte sogar noch besser sein können, wenn er sein hohes Anfangstempo durchgehalten hätte, als er mit 1,5/2 startete. Stattdessen streute er eine „große Rochade“ ein, bevor er sich seiner alten Tugenden besann und das Turnier mit zwei Siegen ausklingen ließ. Diese 3,5/7 tun unserem gebeutelten Werner gut und man darf sich jetzt schon auf seine Einsätze in den Mannschaftskämpfen freuen.

 

Auch wenn Wernfred seine Turnieraktivität in der Spielzeit 2014/2015 etwas hatte einschränken müssen, so ließ er sich doch nicht nehmen, das vierte Mal in Folge das AFRO mitzuspielen. Allerdings missglückte ihm der Start mit 0/4 recht deutlich, wobei er der einen oder anderen verpassten Chance nachtrauern musste. In dieser Situation bewies Wernfred eine hervorragende Moral, rang in der fünften Runde seinen Gegner förmlich nieder, verkraftete eine Niederlage in der sechsten Runde in Gewinnstellung und schloss trotzdem das Turnier mit einem Sieg ab – 2/7.

 

Fazit:

 

Wieder einmal hat es sich gezeigt, dass das AFRO ein gutes Pflaster für uns Schachfreunde ist und deswegen werden wir dieses Open auch im nächsten Jahr wieder heimsuchen. Und in Anbetracht der gezeigten Leistungen kann festgehalten werden, dass nach einigen kleineren Reparaturen, die neue Saison gerne kommen kann! 🙂

 

Wem dieser Bericht zu kurz ist, der kann sich gerne auf der Turnierseite des Veranstalters weitere Informationen holen. Viel Spaß beim Studieren aller Tabellen und Lesen der Berichte.

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