Kreisliga I: 7. Runde; Schachfreunde Augsburg I – SC Gersthofen I

Eine beeindruckende Vorstellung

 

 

In der Schlussrunde hieß es ausgerechnet gegen die starken Gersthofer die nötigen Punkte einzufahren, um den Aufstieg in die Schwabenliga II zu erreichen. Was auf den ersten Blick recht einfach klingt, nämlich sich hinzusetzen und  zu siegen, war allerdings aufgrund der Vorgeschichte keineswegs einfach, hatte doch zwischenzeitlich die begründete Befürchtung bestanden, dass wir nur äußerst ersatzgeschwächt hätten antreten können. Doch glücklicherweise vermochten die Aufstellungsprobleme überwiegend gelöst zu werden, sodass letztlich nicht nur ein souveräner 6:2-Sieg eingefahren werden konnte, sondern sich unser Verein in der neuen Spielzeit erstmals in der Schwabenliga II versuchen darf.

 

Da wir uns nach der sechsten Runde für ganze acht Tage als vorzeitiger Aufsteiger hatten fühlen dürfen und unseren nördlichen Nachbarn weder nach oben noch nach unten etwas hätte passieren können, stand die Förderung im Vordergrund. So wollten einige Spieler der Ersten im Turnierschach nach neuen Herausforderungen suchen, während einige Spieler der Zweiten das sportlich rauhere Klima im Augsburger Oberhaus testen sollten. Als dann jedoch die Ergebniskorrektur des Kampfes Mering II gegen Kriegshaber III vorgenommen worden war, da hieß es umzudenken und sich neu zu formieren.

 

Dies gelang uns auch recht gut, denn bis auf eine wurden alle Turnierteilnahmen kurzfristig abgesagt, sodass mit Hannes, Zarko, Hermann, Martin, Andreas und mir der Großteil des Stammachters mit von der Partie war. Für die verhinderten Alexander und Jorge rückten Alexander Sch. und Erik nach, für die lediglich das jeweilige Brett eine Umstellung bedeutete, nicht jedoch der Einsatz, waren sie doch ohnehin an diesem Tag als Spieler vorgesehen. Angesichts dieser Voraussetzungen waren wir doch sehr zuversichtlich.

 

Diese Zuversicht wurde noch größer, als wir erfuhren, dass die Gersthofer nur zu siebt antreten konnten, weil noch am selben Tag einer ihrer Vereinskameraden aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen war. Mit den verblieben sieben Gegnern begab sich jeder von uns an sein Brett und der Kampf begann.

 

Während alle anderen noch über die Eröffnungen brüteten, vermeldete Hannes nach etwas mehr als einer halben Stunden den ersten vollen Zähler. Sein Gegner hatte wohl eine grobe Ungenauigkeit begangen, sodass ein hoher Materialverlust nicht mehr abzuwenden gewesen war – 1:0!

 

Kurze Zeit später durften wir Martin zum Sieg gratulieren, der ob des erlangten Punktes etwas zwiegespalten war. Einerseits freute es ihn, dass die Mannschaft in diesem wichtigen Spiel mit 2:0 in Führung ging, andererseits hätte er aber auch sehr gerne gespielt.

 

Danach passierte zunächst einmal lange nichts, abgesehen von einem Remisgebot an Zarko, welches dieser trotz seiner an diesem Tag besonders ausgeprägten Allergie selbstbewusst ablehnte. Hermann brachte so langsam seine Figuren in Stellung, um gegen den gegnerischen König vorzugehen, Andreas ließ seinen Gegner rechnen, hatte er doch aufgrund der besseren Theoriekenntnisse bereits deutlichen Vorteil, Alexander Sch. lieferte sich ein Theorieduell, wobei beide Seiten jeden Zug nochmals gewissenhaft überprüften und an Eriks Brett wollten die Kontrahenten anscheinend die Symmetrie einer Stellung ausreizen.

 

Bei mir entwickelte sich alles in Richtung einer berühmten Stammpartie, was mich verstärkt dazu veranlasste, in meinem Gedächtnis zu kramen, welchen Fehler Schwarz seinerzeit gemacht hatte, den es nun zu vermeiden galt. Denn beseelt durch die Standbetreuung am Vormittag im Rahmen des Europafestes und der dazugehörigen Dudelsackmusik, hatte ich mich nach längerer Zeit einmal wieder für den beschleunigten Drachen entschlossen. Diesem entgegnete mein Gegner den guten, alten Maroczy-Aufbau, den er ziemlich zügig umsetzte, wobei er sich der Zugfolge eines ehemaligen Weltmeisters bediente. Und während ich noch nach der genauen Fortsetzung brütete, hieß es unvermittelt nur noch 2:1!

 

Ausgerechnet Alexander Sch., der die gesamte Saison über in beiden Mannschaften ein Garant für Stabilität und Erfolg gewesen war, hatte sich einen groben Schnitzer erlaubt, nach dem er sofort die Waffen streckte. Verständlich, denn ein Figurenverlust mit anschließend perspektivloser Stellung wären eine reine Zeitverschwendung gewesen.

 

Mittlerweile hatte ich die richtige Fortsetzung gefunden und setzte zielstrebig meine Blockade der schwarzen Felder fort, ohne dem Gegner irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Leider aber auch, ohne einen nennenswerten Vorteil zu erzielen. Letzterer wurde dagegen bei Andreas immer offensichtlicher, weshalb mir nur noch seine Zeiteinteilung – wie so oft – Kopfzerbrechen bereitete. Er hatte es nämlich geschafft, seinen Zeitvorsprung von ca. einer halben Stunde in einen entsprechenden Rückstand umzuwandeln und steuerte daher auf eine seiner Zeitnotpartien zu. Auch Zarko gönnte mir Sorgenfalten, denn auch er steuerte auf eine Zeitnot zu, wobei hier trotz seiner Mehrqualität alles möglich schien, hatte er sich doch zuvor noch nie in einer solchen Situation befunden. Bei Hermann hatte sich der zwischenzeitliche Angriff verlaufen, doch bestanden immer noch genug Hebel, um den Kampf neu entfachen zu lassen. Etwas, worauf er angesichts der Situation vorerst verzichtete. Lediglich bei Erik schien man zielstrebig auf ein Remis zuzusteuern, wobei hier eher sein Gegner Chancen auf Initiative hatte.

 

Dann ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Andreas fand in Zeitnot immer wieder die beste Fortsetzung und setzte seinen sich bis dato wacker wehrenden Gegner unvermittelt Matt, während Erik tatsächlich sein Remis beisteuerte – 3,5:1,5.

 

Nun war uns der Sieg eigentlich nicht mehr zu nehmen, denn mein Gegner hatte sich bei der Rückeroberung der Kontrolle über die schwarzen Felder als etwas zu ungeduldig erwiesen, hatte sich deswegen etliche Felderschwächen eingehandelt und mir eine „AEG-Stellung“ („Aus Erfahrung gut“) beschert. Die Position war sogar derart gut, dass ein Zugzwang unmittelbar bevorstand, was sich aber mein erfahrener Gegner nicht mehr zeigen lassen wollte und aufgab – 4,5:1,5 und Aufstieg! 🙂

 

Mit diesem Ergebnis im Rücken war es Hermann und Zarko überlassen, wie sie ihre Partien gestalten wollten. Während Hermann ein Unentschieden unterzeichnete, spielte unser Jungsstar weiter.

 

Zarko hatte seine Zeitnot überstanden, aber aufgrund seiner mangelnden Erfahrung mit einer solchen Spielsituation seine Mehrqualitität für das Erreichen eines vermeintlich noch besseren Endspiels geopfert und befand sich nun in einem sehr ausgeglichenem Turmendspiel, was den Gegner zu einem weiteren Remisgebot ermunterte, welches wieder abgelehnt wurde. Danach folgten etliche Manöver, die alle zu beschreiben, den Rahmen dieses Berichts sprengen würden. Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass alle Aktionen von einem unbändigen Siegeswillen getragen waren und Zarko immer wieder kleinste Vorteile beschert hatten. Nach knapp fünf Stunden war dann auch der letzte Widerstand gebrochen und Zarko stellte mit seinem Sieg den 6:2-Endstand her!

 

Fazit:

 

Sicherlich war es förderlich, dass wir gewusst hatten, dass wir schon bald mit 1:0 in Führung gehen würden, doch letztlich war dieser Umstand nicht entscheidend. Vielmehr überwog der Wunsch, den Aufstieg zu schaffen und so den größten Erfolg der Vereinsgeschichte mit der Ersten zu sichern.

 

Rückblickend lässt sich sagen, dass der Erfolg nicht unverdient war, denn neben der großen Einsatzfreude aller Stamm- und Ersatzspieler vermochten wir so manche Klippe zu umschiffen, was in der Form ein sehr gutes Team auszeichnet. Wie es in der Schwabenliga II weitergehen wird, das wird sich in der nächsten Spielzeit zeigen. Doch soviel steht jetzt schon fest, wir freuen uns auf die sonntags ausgetragenen Spiele und die neue Herausforderung. 🙂

 

Hier geht es wie gewohnt zu Ligamanager, wo man alle Details ersehen kann.

 

 

 

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