Aufbruch durch Umbruch
In den hiesigen Gefilden lehnt man sich nur allzu gerne genüsslich zurück, wenn von Schwierigkeiten einzelner Vereine oder gar ganzer Verbände anderenorts die Rede ist. Dann wird darauf verwiesen, dass unser Kreisverband gleich zwanzig Schachklubs umfasst, in denen über 700 Mitglieder organisiert sind. Dabei wird nahezu das gesamte Spektrum an Spielmöglichkeiten abgedeckt, ja sogar bis zur ersten Bundesliga hin, also quasi paradiesische Zustände.
Wäre dem tatsächlich so, man müsste zwangsläufig in den entsprechenden Kanon einstimmen und der Freude freien Lauf lassen. Allerdings sieht die Realität bedrückenderweise anders aus, weshalb es höchste Zeit ist, gewisse Dinge zu ändern, um möglichst alle Mitglieder einzubinden, für neue Schachfreunde interessanter zu werden und sich auf diese Weise fit für die Zukunft zu machen.
Bevor ich auf mögliche, meines Erachtens notwendige, Änderungen eingehe, erlaube ich mir, die Situation im Kreisverband Augsburg näher zu beleuchten. Danach dürfte es klarer erscheinen, dass wir hier eine riesige Baustelle haben, die wir mit den für die Hauptversammlung eingereichten Anträgen der Schachfreunde notdürftig schließen können.
Notdürftig deshalb, weil zweifelsohne weiterer Handlungsbedarf besteht, doch angesichts des großen Umfangs an anzupackenden Themen auf die Schnelle nicht mehr zu bewerkstelligen ist.
Zweifelsfrei ist es so, dass unser Verband aus zwanzig Vereinen besteht. Eine Anzahl, mit der wir den anderen Kreisverbänden im Schachbezirk Schwaben weit voraus sind und die eine solide Basis darstellen könnten, um für ein reges Schachleben zu sorgen und damit neue Mitglieder zu werben.
Betrachtet man jedoch die Vereine genauer, dann stellt man ernüchtert fest, dass nicht wenige derart hilfsbedürftig sind, dass sie sich der Gewinnung neuer Mitglieder kaum bzw. nicht widmen können. Man könnte sogar so weit gehen zu behaupten, dass sie substanzlos sind und früher oder später zwangsläufig ihrer Auflösung entgegensteuern.
Da wäre zuvorderst der TSV Dasing zu nennen, der mit seinen vier Mitgliedern, von denen sogar eines bei einem anderen Verein aktiv gemeldet ist, seit vielen Jahren nicht mehr am Spielbetrieb teilnimmt. Aber auch der SC Inchenhofen, der SK Keres und der TSV Steppach haben mittlerweile einen Mitgliederbestand erreicht, der nur schwerlich eine Umkehr der Entwicklung erwarten lässt. Dies umso mehr, da schon ziemlich in die Jahre gekommen, wenn man sich die Daten auf „schach.in“ anschaut.
Doch nicht nur die zuletzt genannten drei Vereine haben immense Nachwuchssorgen, davon sind auch der SC Friedberg (Schnitt: 58 Jahre), der SC Gersthofen (65 Jahre), die ehrwürdige SG Augsburg (52 Jahre), der SK Caissa (51 Jahre) und der SK Göggingen (52 Jahre) betroffen. Angesichts dieser Altersstruktur ist es kaum vorstellbar, dass man ohne größtmögliche Anstrengungen neue und vor allem junge Mitglieder gewinnt.
Blieben damit in unserem Verband nur noch elf Vereine, die die erforderlichen Aufgaben in Angriff nehmen könnten. Das heißt, so ganz richtig ist das nicht, denn der BC Aichach steckte bereits vor dem Ableben des geschätzten Heinz Neumaier in einer Krise und wird ohne ihn kaum leichter einen Weg aus dieser herausfinden. Ebenfalls entfällt der BC Augsburg als Verein, besteht dieser doch nur aus der Bundesligamannschaft, die, möge dieser Tag nicht schnell anbrechen, nach Rückzug des Mäzens bzw. dessen Freunden eine schnelle Auflösung erfahren dürfte. Und selbst wenn nicht, die Vereinsarbeit im herkömmlichen Sinne wurde, wird und wird wahrscheinlich auch nicht betrieben werden.
Folglich würde sich die Wahrnehmung der eingangs erwähnten Aufgaben auf nur noch neun Vereine verteilen, wobei ich wohlwollend vorausgesetzt habe, dass der Rainer SC all seine Schwierigkeiten der Vergangenheit überwunden hat und nun mit frischem Elan zu Werke gehen wird. Angesichts dieser Relativierung der Stärke unseres Verbandes sollten Existenssorgen am Horizont erscheinen, blickt doch der KVA bei aktueller Entwicklung mittelfristig einem Schrumpfen auf ein beängstigendes Maß entgegen.
In dieser ohnehin schwierigen Situation leistet sich unser Verband den zweifelhaften Luxus, 226 von insgesamt 722 Mitgliedern bewusst vom Spielbetrieb auszuschließen bzw. es dieser großen Gruppe möglichst schwer zu machen, am Spielbetrieb in den Ligen teilzunehmen, indem man am Samstag als Spieltag festhält. Samstags wird jedoch der Spielbetrieb der Jugend abgewickelt und zwar bis hoch zur bayerischen Ebene hin, sodass oftmals eine Abwägung stattfinden muss, wo bei Terminüberschneidungen gespielt werden soll. Darüber hinaus sind die Partien auf 18.00 Uhr angesetzt, was insbesondere spielstarken Kindern das Mitmachen faktisch unmöglich macht, entscheidet doch zur fortgeschrittenen Stunde nicht das schachliche Können, sondern nur noch die Kondition.
Deswegen der Antrag (Antrag Nr. 1) bei der Hauptversammlung, den Spieltag von Samstag auf den Sonntag, beispielsweise 10.00 Uhr, zu verlegen. Neben dem angenehmen Umstand eine große Anzahl an Spielern dauerhaft in den Spielbetrieb einzubinden und somit für einen attraktiveren Spielbetrieb zu sorgen, hätte man die „Angst“ vor dem Sonntag genommen, sodass künftig der Übertritt von der Kreisliga I in den höherklassigeren Spielbetrieb nicht mehr als Umbruch empfunden werden würde.
Man muss ja nicht die Augsburger Ligen am selben Tag wie die übergeordneten Ligen stattfinden lassen, vielmehr könnte man, um sich die Flexibilität zu wahren, die übrigen drei Sonntage zur Staffelung der Ligen im Kreisverband nutzen.
Allerdings dürften sich nicht nur Kinder und Jugendliche etwas ausgegrenzt fühlen, vielmehr müsste dieses Gefühl, zumindest wenn ich mir die Meinung meiner betroffenen Vereinskameraden vergegenwärtige, auch von Erwachsenen Besitz ergreifen, sofern sie in den Kreisklassen gemeldet sind. Diese vom Gesamtspielbetrieb entkoppelten Klassen unterscheiden sich nicht nur durch die geringe Anzahl an erforderlichen Spielern, dadurch lassen sie zudem ein Mannschaftsgefühl überhaupt nicht erst aufkommen.
Nimmt man noch hinzu, dass durch den Rückzug aus der Kreisliga III unvermittelt immer wieder ein spielstarker Vierer in der Kreisklasse B auftaucht, wird es den Einsteigern schwer gemacht, eine Standortbestimmung zu erhalten. Im Gegenteil, die Motivation droht stark zu sinken, denn es bleibt eigentlich nur im Gedächtnis haften, dass man selbst in der „untersten Liga“ regelmäßig verliert. Dass man dabei gegen erfahrene Spieler, die als Mannschaft in der Kreisliga III oder noch höher gespielt die Waffen gestreckt hat, das wird dabei oftmals übersehen. Die Folgen sind, dass immer weniger Teams in den Kreisklassen gemeldet werden.
Damit sich alles wieder normalisiert, sollte man diese beiden Ligen unbedingt wieder an den regulären Spielbetrieb anhängen (Antrag Nr. 2). Man würde damit gleich mehrere positive Effekte erreichen. Neben der bereits erwähnten gesteigerten Motivation bei den gemeldeten Spielern durch die Erhöhung der Mannschaftsstärke auf acht Spieler (Antrag Nr. 3) und den wesentlich geringeren Schwankungen in der Ligenzusammensetzung, würde man den Vereinen einen weiteren Anreiz bieten, sich verstärkt der Mitgliedergewinnung zu widmen. Schließlich möchte man doch möglichst vielen Vereinsmitgliedern die Gelegenheit bieten, unter verbesserten Umständen im Ligabetrieb für den eigenen Verein auf Punktejagd zu gehen.
Wir Schachfreunde hätten bereits in den letzten beiden Jahren aus den besagten Gründen auf eine Meldung von Mannschaften in den Kreisklassen verzichtet und nur Mannschaften in den Kreisligen antreten lassen, wenn uns die aktuelle Fassung der Turnierordnung nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Diese besagt nämlich sinngemäß, dass Spieler nur in höheren Ligen bis zu drei Mal aushelfen dürfen, ohne dabei ihre Startberechtigung in der rangniederen Liga zu verlieren.
Wenn man jedoch auf die ranghöhere Liga beschränkt ist und eben nicht in einer ranghöheren Mannschaft aushelfen darf, sofern diese in derselben Liga um Mannschaftspunkte kämpft, dann erschöpft sich der Ersatzspielerfundus schnell und es müssten starke Spieler im übernächsten Team „geparkt“ werden, um den sportlichen Erfolg nicht zu gefährden. Die daraus erforderliche Anzahl an Ersatzspielern können sich in näherer Umgebung nur die Münchener Großvereine erlauben.
Daher der Antrag (Antrag Nr. 5), künftig die Turnierordnung dahingehend zu ändern, dass man bis zu drei Mal in einer höheren Liga oder in einer ranghöheren Mannschaft aushelfen darf, ohne die Spielberechtigung für die ursprüngliche Mannschaft zu verlieren. Warum auch nicht, entstehen doch den Gegnern keine Nachteile dadurch, denn zum einen würde am besagten Spieltag der entsprechende Ersatzspieler in „seinem“ Team fehlen und zum anderen würde man nicht nur den eigenen Spielern sportlich attraktivere Begegnungen bieten können, vielmehr blieben auch alle Teams in der niederen Liga von einer zu starken Gegnerschaft verschont. Anderenfalls müsste man nämlich die jeweilige Mannschaft ein weiteres Jahr „unten “ belassen, um starke Ersatzspieler zur Verfügung zu haben.
Abschließend noch ein Wort zu Spielverlegungen. Für den Fall, dass ein Verein einen Wettkampf aufgrund terminlicher Überschneidungen, wie dieses Jahr bei uns gleich zwei Mal geschehen, verlegen muss, so ist man nach der bisherigen Regelung auf das Wohlwollen der gegnerischen Mannschaft angewiesen. Ein Zustand, der untragbar ist, denn man hat ja eigentlich die erforderlichen Spieler, nur sind diese eben als Jugendspieler beispielsweise in Nürnberg im Einsatz. Deswegen leuchtet es auch nicht ein, warum die Spieler und der Verein im schlimmsten Fall wegen Nichtantretens bestraft werden sollen, nur weil man sich für einen Wettbewerb angemeldet hat, dessen Termine bereits seit Monaten feststehen, während man seitens des Kreisverbandes noch nicht einmal den Ansatz eines Kalenders hat.
Entsprechend ist nur logisch, dass dieser Zustand einer Änderung in Form einer Spielverlegungspflicht bedarf. Das heißt nur, sofern der Spieltag wider Erwarten nicht vom Samstag auf den Sonntag verlegt werden sollte (Antrag Nr. 4). An dieser Stelle gebührt übrigens den Spielern und Verantwortlichen des SK Kissing und des SV Thierhaupten, die allesamt den sportlichen Wettkampf einem ruhmlosen Sieg am „grünen Tisch“ den Vorzug gaben, ein herzlicher Dank!
Fazit:
Wie eingangs erwähnt, müssen Veränderungen her, die es uns allen ermöglichen, den Spielbetrieb jetzt für die Zukunft fit zu machen. Natürlich kann man über den ein oder anderen Punkt diskutieren, was hoffentlich in den vergangenen Tagen in den Vereinen bzw. den Vorstandschaften geschehen ist oder zumindest nach diesem Beitrag geschehen wird, aber meiner Meinung nach kann sich die Lage nur verbessern, wenn wir dieses Paket schnüren.
Ich freue mich auf die Jahreshauptversammlung und die vielen zu erwartenden Beiträge. Und wer sich im Vorfeld äußern möchte, der ist selbstverständlich dazu eingeladen, seinen sachlichen Kommentar bereits hier abzugeben.
Schreibe einen Kommentar