Ein kleiner Tigersprung
Kaum hat unsere Erste mit dem Aufstieg in die Schwabenliga II die engen Grenzen des Kreisverbandes verlassen, schon ist man hier bestrebt, sich auch auf südbayerischer Ebene sportlich zu messen, quasi um vorzufühlen, was noch auf uns zukommen wird. Deshalb nahmen wir die unverhoffte Gelegenheit wahr, an der diesjährigen Schnellschach-Meisterschaft teilzunehmen und mit Andreas, Jakob, Zarko und mir einen Vierer nach Kriegshaber zu entsenden, dessen Schachverein sich für die Ausrichtung verantwortlich zeichnete.
Die Mischung der Mannschaft verhieß bereits einen interessanten Auftritt, denn während die Jugend (Jakob und Zarko) mit dem ihr innewohnenden Elan nach vorne stürmen sollte, wollten wir Alten (Andreas und ich) für die nötige Ruhe sorgen und in kritischen Momenten mit kühlem Kopf die nötigen Punkte beisteuern.
Nun, hätten wir älteren Herren unsere Aufgabe mit der gleichen Bravour wie die Jugend erfüllt oder wären wenigstens in die Nähe dessen gekommen, es wäre für uns Schachfreunde ein echter Triumph geworden. So bleibt mit dem Klassenerhalt ein Achtungserfolg, den zu toppen, wir uns das nächste Mal fest vorgenommen haben.
Irgendwie war das Schnellschach in den vergangenen Jahren in der Gunst der Vereine derart gesunken, dass man sowohl in Schwaben als auch in Bayern von einer Ausrichtung abgesehen hatte – Oder wird umgekehrt ein Schuh daraus? Wie dem auch sei, in dieser Situation fand sich mit dem SK Kriegshaber ein hiesiger Verein, der sich dieses Problems annahm, was auch prompt mit sechszehn teilnehmenden Mannschaften aus den vier südbayerischen Bezirken München, Oberbayern, Niederbayern und Schwaben belohnt wurde. D.h. es gingen letztlich nur fünfzehn Teams an den Start, da die Mannschaft des MTV Ingolstadt es doch nicht nach Augsburg schaffen sollte.
Wir traten als nominell Dreizehnter an, einem angeblich Unglück bringenden Startplatz, was wir durch unser Selbstbewusstsein von vier Aufstiegen in Folge im Ligabetrieb und einer offensichtlichen Geschlossenheit, wir trugen erstmals unsere neuen Vereinstrikots in einem Wettbewerb, kompensieren wollten.
Doch trotz bester Vorsätze wollte uns in den ersten drei Runden so überhaupt nichts gelingen, sodass wir uns im Auslassen bester Chancen förmlich überboten und mit magersten 1:5 Punkten und 3,5 Brettpunkten in der Tabelle geführt wurden. In dieser kritischen Situation kam nicht nur die rettende Mittagspause, sondern auch die Schachgöttin persönlich nahm sich unserer an, indem sie uns mit dem Freilos nicht nur eine kleine Anschubhilfe gewährte, uns vielmehr wertvolle Zeit schenkte, um uns in einer Konditorei zu stärken und zu sammeln.
Gerade letzteres sollte sich für den weiteren Verlauf des Wettbewerbs als unschätzbar wichtig erweisen, denn in der fünften Runde fegten wir mit 3,5:0,5 förmlich über unsere Gegner hinweg und ließen auch in der Runde darauf trotz eines äußerst knappen Ergebnisses zu keinem Zeitpunkt Zweifel daran aufkommen, dass wir als Sieger die Bretter verlassen werden.
Plötzlich standen wir mit 7:5 Punkten und 13,5 Brettpunkten da und nur noch die Zweite Garnitur aus Gröbenzell stand zwischen uns und einem etwaigen Platz auf dem Treppchen, der zugleich die Qualifikation für die Schnellschach-Oberliga 2017 bedeutet hätte. Allerdings hatten es die Veteranen aus Oberbayern in sich, befanden sich doch ihren Reihen überwiegend Spieler, die bereits mindestens Oberligaluft geschnuppert hatten.
Es entstand ein heißer Kampf, in dem uns Zarko in Front brachte, was die Gröbenzeller allerdings am dritten Brett schnell wieder zu egalisieren wussten. Anschließend rang Jakob seinen routinierten Gegner nieder, sodass alle nun gebannt aufs erste Brett schauten. Hier hatte alles zunächst sehr gut für mich und entsprechend das Team ausgesehen, doch mit zunehmender Zeitknappheit verlor ich zunächst die Nerven, dann den Überblick und schließlich mit der Dame auch die Partie. Mit diesem Unentschieden landeten wir letztlich auf dem 5. Platz und sind damit für die Meisterschaft im nächsten Jahr vorberechtigt.
Fazit:
Das Turnier hat uns allen viel Spaß bereitet, woran selbst unser schlechter Start nichts zu ändern vermocht hatte, und wir werden diesen Wettbewerb fest in unseren Turnierkalender aufnehmen. Neben unserer Freude am Spiel trug auch die ausgezeichnete Organisation einen großen Teil zu unserer guten Laune bei, blieb doch die Veranstaltung von unnötigen Längen verschont und man wusste die Teilnehmer in der Mittagspause mit kostenlosen asiatischen Snacks, die wirklich lecker waren, zu überraschen. Herzlichen Dank an den Veranstalter, dem ich an dieser Stelle zugleich für den Turniersieg seiner Mannschaft gratulieren möchte.
Einzelergebnisse:
1. Brett: Vuckovic A. 3,0/6
2. Brett: Vuckovic Z. 4,0/6
3. Brett: Schädler A. 1,0/6
4. Brett: Gubariev J. 3,5/6
Unter den nachfolgenden Links kann man einen anderen Bericht lesen, die Endtabelle anschauen oder sich hier bzw. hier alle Einzelergebnisse studieren.
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