Noch nicht ebenbürtig
Ursprünglich hatten wir die feste Absicht gehabt, unserer erfolgreichen Pokalgeschichte ein weiteres schönes Kapitel hinzuzufügen. Doch leider wollte es uns nicht gelingen, dieses hehre Ziel in die Tat umzusetzen, denn als zu stark sollte sich der Zweitligist SC Garching herausstellen.
Nach einem langen und recht interessanten Kampf setzte es eine insgesamt verdiente 1:3-Niederlage für unseren Vierer, der sich dennoch erhobenen Hauptes aus dem Wettbewerb verabschiedet.
Das Los hätte uns kaum härter treffen können, hieß es doch, ausgerechnet gegen den starken Titelverteidiger anzutreten. Ungeachtet dessen machten wir uns frohen Mutes mit einem hungrigen Team, bestehend aus Mehran, Robert, Zarko und mir, nach München auf, um mehr als nur unsere Visitenkarte zu hinterlassen.
Dort angekommen wurde uns gewahr, dass die Garchinger nichts dem Zufall überlassen wollten, boten sie doch eine derart starke Mannschaft auf, dass jeder der Spieler bequem das Spitzenbrett hätte einnehmen können, ohne dass es einen nennenswerten Unterschied gemacht hätte.
Angesichts dieser erwarteten Sachlage war für uns klar, dass uns nur eine Flucht nach vorne weiterbringen konnte, weshalb es nach dem Andrücken der Uhren gleich munter losging.
Voller Selbstbewusstsein kramte Zarko den jüngst angeschauten „Nimzo-Inder“ hervor, wobei er dem Gegner sogleich die Möglichkeit bot, die schärfstmögliche Variante aufs Brett zu bringen. Diese Offerte veranlasste den Gegner zu einer längeren Auszeit an deren Ende die Ablehnung der Komplikationen und damit einhergehend eine leicht bessere Stellung für meinen Großen stand.
Anders sein Bruder vertraute sich mein Robert, gleichfalls mit Schwarz spielend, dem „Franzosen“ an, rammte entsprechend die Ellenbogen in den Tisch und wurde alsbald damit belohnt, dass seiner routinierten Gegnerin, seines Zeichens eine WGM, jedweder Vorteil entglitt.
Mehran, aufgrund seiner tollen Entwicklung, vor allem in jüngster Zeit, eine Chance erhaltend, sah sich mit der soliden, aber etwas zurückhaltenden „Philidor-Verteidigung“ konfrontiert. Für ihn der reinste Fehdehandschuh! Daher schien er den Gegner postwendend bestrafen zu wollen und ließ seine Truppen entsprechend vorstürmen.
Und meine Wenigkeit? Nun, ich verfiel nach 1, e4 c5 2. Sf3 Sc6 in ein tiefes Grübeln! Nicht, dass ich diese Stellung noch nie in meinem Leben gesehen gehabt hätte, es lag vielmehr daran, dass ich von einem „déja-vu“ befallen wurde. Die Eröffnung in Kombination mit diesem Gegner schienen mir vertraut, zu sehr vertraut. Daher entschloss ich mich spontan zu 3. Lb5!?, womit ich einer etwaigen Vorbereitung aus dem Weg gehen wollte, hatte ich selbiges bis dato noch nie in einer ernsten Partie auf dem Brett. Im Nachhinein betrachtet sollte sich diese Entscheidung als goldrichtig entpuppen – Wie ich später erfuhr, hatten wir vor einigen Jahren das Vergnügen und entsprechend vorbereitet war mein Gegenüber.
Von da an tobte der Kampf an den Brettern, wobei nur Roberts Partieverlauf hiervon eine Ausnahme machte, denn die „Maginot-Linie“ ließ nichts, aber auch gleich überhaupt nichts anbrennen. Als Robert dann noch einen tollen Plan fand, da begann sich das Blatt zaghaft zu seinen Gunsten zu wenden.
In dieser Phase des Drängens, sogar mir war es gelungen, eine Art „kontrollierter Offensive“ aufzubauen, mussten wir unvermittelt einen harten Schlag hinnehmen. Ausgerechnet der taktisch starke Mehran hatte etwas übersehen, hatte sich auf b2 schlagen lassen und damit nicht nur einen Bauern verloren, sondern sich zugleich seine Rochadestellung ruinieren lassen. Bei der technischen Abwicklung ließ der Gegner jedweden Fehltritt aus und brachte die Gastgeber in Front – 0:1 aus unserer Sicht.
Diese Niederlage aus heiterem Himmel setzte das „Wolfsrudel“ unter Druck, sodass wir uns veranlasst sahen, den Druck zu erhöhen. Schließlich dämmerte am Horizont der Hoffnugsschimmer der Berliner Wertung. Zwei aus drei konnten unter Umständen immer noch reichen.
Aber woher nehmen? Zwar drückte Zarko nach wie vor, doch Robert hatte sich in angehender Zeitnot etwas verheddert und mir war es in einem Anfall von Genialität gelungen, meinen Vorteil zu pulveriseren, mich gar nur unter Anwendung extremer Maßnahmen über Wasser zu halten.
Dies machte sich mein Gegner zunutze, forcierte eine Zugwiederholung und zwang mir ein Remis auf – 0,5:1,5 aus unserer Sicht.
Mein Unentschieden hatte verheerende Folgen für die Moral der verbliebenen Recken, was sich darin äußerte, dass Robert komplett den Faden verlor und anschließend kapitulieren musste. Ja selbst Zarko, der in der Vergangenheit oftmals „Wasser aus Stein“ gepresst und damit so manchen Sieg davongetragen hatte, stellte jedwede Gewinnversuche ein, begnügte sich stattdessen mit einer Punkteteilung – 1:3 aus unserer Sicht.
Fazit:
Trotz dieser Niederlage hielt sich unsere Trauer ob des Ausscheidens in Grenzen, denn zum einen hatten wir uns gut geschlagen und zum anderen waren wir uns dessen bewusst, dass wir wiederkommen werden. 🙂
Paarungen:
SC Garching | – | SF Augsburg | 3 – 1 | |
---|---|---|---|---|
1 | Dehlinger,Alexander | – | Vuckovic,Aleksandar | ½ – ½ |
2 | Seifert,Volker | – | Vuckovic,Zarko | ½ – ½ |
3 | Köpke,Elena | – | Vuckovic,Robert | 1 – 0 |
4 | Schmitz,Thorsten | – | Hamkar,Mehran | 1 – 0 |
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