Überraschende Überlegenheit
Am letzten Sonntag war unsere „Zitadelle“ Schauplatz des Viertelfinales auf bayerischer Ebene. Wir empfingen mit dem SK München Südost einen renommierten Oberligisten, der jedoch bei weitem nicht seine Topleute an die Bretter zu bringen vermocht hatte, sodass uns unvermittelt, zumindest wenn man der nominellen Aufstellung Glauben schenken durfte, die Rolle des Favoriten zuteil wurde.
Diese füllten wir auch tatsächlich souverän aus, dominierten in den meisten Partien, gewannen 3:1 und stießen damit vollkommen verdient ins Halbfinale des laufenden Wettbewerbs vor. Im Pokal unser bisher zweifelsohne größter Erfolg. 🙂
Da Uli nach wie vor verhindert war, sollte neben Thomas, Zarko und mir Alexander Sch. den Kampf gegen die Hauptstädter aufnehmen. Wir trafen uns frühzeitig, um uns etwas auf die Partien einzustimmen, und staunten nicht schlecht, als der gegnerische Vierer eintraf. Von den erwarteten Kontrahenten war kein einziger anwesend, womit unsere Vorbereitung, so eingeschränkt sie im Pokal auch möglich ist, weil man beliebig aufstellen darf, komplett wegfiel.
Egal, denn schließlich beherrscht jeder von uns halbwegs sein Handwerk, musste es eben das bewährte Repertoire richten. Und dieses kam nach einer kurzen Begrüßung mit gewissen Einschränkungen zum Einsatz. Am Spitzenbrett versuchte mir mein Gegner mit dem „Geschlossenen Sizilianer“ zu Leibe zu rücken, Zarkos Gegner vertraute auf die Standfestigkeit des „Franzosen“ und Alexander Sch. durfte gegen den „Katalanen“ anrennen. Soweit nichts Neues unter der Sonne. Thomas musste sich jedoch nach f6?!? seines Gegners gleich auf sein Schachversständnis stützen, stellte doch der von Schwarz angestrebte Aufbau die klassischen Lehren auf den Kopf.
Während Thomas noch darüber brütete, wie er des Gegners Kühnheit abstrafen könnte, spulte Alexander die Theorie herunter, sicherte sich Zarko mit der „Vorstoßvariante“ einen nachhaltigen Raumvorteil und mein Gegenüber büßte im dreizehnten Zug bereits den zweiten Bauern ein.
Mein materieller Vorteil war zweifelsfrei immens, gestattete aber meinem Gegner einen gewissen Entwicklungsvorsprung, der mich jedoch nicht weiter beunruhigte. Entsprechend zuversichtlich machte ich mich daran, meine restlichen Figuren ins Spiel und vor allem meinen König aus dem Zentrum zu bringen, als es plötzlich hieß, dass wir in Führung gegangen seien.
Was war geschehen? Zarkos Gegner hatte eine Überlastung des e6 übersehen und deshalb den wichtigen Bauern auf d5 einfach eingebüßt. Mit einem Mehrbauern und einem rollenden Zentrum versehen ließ Zarko im Anschluss keinen Zweifel über den Ausgang der Partie aufkommen und verwandelte sicher – 1:0.
Mittlerweile hatte Thomas eine nahezu überwältigende Druckstellung aufgebaut und Alexander hatte einen Bauern für anhaltende Initiative geopfert. Ungemein beruhigend, denn bei mir hatte sich der Schlendrian eingeschlichen, sodass ich nach einem äußerst ungenauen Zug nicht nur einer meiner beiden Mehrbauern verlustigt ging, es drohte zugleich ein schwerblütiger Kampf im Endspiel.
In dieser Situation kam mir jedoch zugute, dass der Münchener seine Aussichten als wesentlich schlechter einschätzte und sich daher in die erstbeste taktische Verwicklung stürzte. Diese war aber für ihn definitiv nicht spielbar, weshalb er Material verlor und umgehend die Waffen streckte – 2:0.
Mit der Hälfte aller Punkte und einem Sieg am ersten Brett versehen war der Kampf natürlich gelaufen, was jedoch nicht hieß, dass nun an den restlichen Brettern die Friedenspfeife geraucht wurde. Das Gegenteil war der Fall! Thomasens Druckstellung erwies sich immer mehr als äußerst ertragreich, was dessen Gegner jedoch nicht daran hinderte, alles auszukosten. Als der passende Zeitpunkt schon längst versäumt war, gab der Münchener auf – 3:0.
Blieb damit nur noch Alexander, dessen Angriff nicht jene Wirkung entfaltet hatte, die er sich erhofft hatte. So wurden seine Figuren immer weiter zurückgedrängt, gelegentlich kam es zu einem Abtausch und auf diese Weise fiel der geopferte Bauer immer mehr ins Gewicht. Im Endspiel entwickelte sich diese ursprünglich als verkraftbar angesehene Investition als große Hypothek, weshalb hier die Mannen aus der Landeshauptstadt alsbaldzu ihrem Ehrenpunkt kamen.
Fazit:
Eine Kombination aus suboptimaler Aufstellung der gegnerischen Mannschaften und unserem erstaunlich guten Spiel hat dazu geführt, dass wir in nur zwei Wochen das Finalwochenende bestreiten dürfen. Zunächst natürlich als Halbfinale (Samstag) und danach, je nachdem wie wir uns geschlagen haben werden, im Finale oder aber im Spiel um Platz drei (Sonntag).
Drückt uns die Daumen, denn die Finalisten dürfen auf deutscher Ebene weitermachen und dabei davon träumen, gegen solche Mannschaften wie Solingen, Hockenheim oder gar Baden-Oos zu spielen. Sportlich unglaublich attraktiv! 🙂
Abschließend noch der Hinweis, wo man alle Viertelfinalergebnisse einsehen kann, nämlich hier. Wie immer viel Spaß beim Schmökern auf der Seite des BSB. 🙂
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