Ein angenehmer Pflichttermin
Über Jahre hinweg haben wir die gute Organisation und die ausgesprochen starke Gegnerschaft bei den Brain Games in Fürstenfeldbruck gelobt, weshalb bei so manchem unserer Vereinskameraden die Neugier geweckt worden war. Um selbige zu befriedigen, machten sich dieses Mal neben den üblichen Verdächtigen einige weitere Schachfreunde auf, sodass unsere Abordnung insgesamt acht Spieler umfasste.
In „Bruck“ angekommen, stellten wir fest, dass unsere Meinung über das Turnier etliche andere Spieler geteilt hatten, denn mit einem Teilnehmerfeld von 174 Akteuren, worunter sich neben sechs Großmeistern noch etliche weitere Titelträger befanden, konnte der Veranstalter ein rekordverdächtiges Teilnehmerfeld vermelden. Den „Bruckern“ sei es gegönnt!
Und als wenn das nicht bereits genug gewesen wäre, hielt auch dieses Mal die Schachgöttin eine Überraschung bereit, ließ sie doch nicht einen der Favoriten von der Tabellenspitze her grüßen, sondern vielmehr einen Außenseiter. Seines Zeichens FM, nein, nicht ich, und 17. der Setzliste wusste der sympathische Turniersieger aus Slowenien alle hinter sich zu lassen und die Siegprämie einzustecken. Herzlichen Glückwunsch.
Trotz einer schlechten Wettervorhersage machten sich Andreas, Jakob, Katarina, Mehran, Paul, Robert, Zarko und ich mit zwei Autos nach Fürstenfeldbruck auf, jeder mit der festen Absicht, regelrechte Heldentaten zu vollbringen. Schließlich hat man nicht jeden Tag die Gelegenheit, gegen derart starke Gegnerschaft zu glänzen.
Im vertrauten Turniersaal sich anmeldend stellten wir fest, dass neben einigen neuen Gesichtern etliche bekannte zu sehen waren. Ein untrüglicher Beleg dafür, dass die Verantwortlichen in der Vergangenheit alles richtig gemacht haben.
Wie dem auch sei, nach neun mehr oder minder anstrengenden Runden blieb der große Wurf für einen der unsrigen zwar aus, wenngleich festgehalten werden kann, dass wir insgesamt zu überzeugen wussten, brachten doch die meisten Schachfreunde ihre überwiegend stärkere Gegnerschaft gehörig ins Schwitzen oder schlugen sie gar. Lediglich Andreas und ich trotteten eher durchs Turnier und waren uns danach einig, dass wir demnächst von dritten . Oder war es vielleicht der vierte? – Frühling profitieren müssten!
Einzelkritik:
– Andreas:
Schon seit längerer Zeit war Andreas mit seinen Resultaten unzufrieden gewesen, zumindest hatten diese im krassen Gegensatz zum Trainingsaufwand gestanden, weshalb er auf einen Befreiungsschlag hoffte. Doch dieser wollte ihm irgendwie nicht gelingen, denn bis zur Mittagspause wurde er mit 1,5/5 geführt, was ihm absolut missfiel. Auch seine anschließenden 2/4 vermochten ihn nicht wirklich zufriedenzustellen, weshalb er sein „Comeback“ auf das nächste Turnier verschieben musste – 3,5/9; 133. Platz. Das wird wieder!
– Jakob:
Jakobs Ansprüche waren von Anfang an bescheiden gewesen, denn er wollte einfach nur „alle rasieren“! Mit den entsprechenden Zweifeln ausgestattet ging er in jede Partie, zwang so manchen Routinier zur Kapitulation und durfte sich über zunächst 3/5 freuen. Dies hätten wir zweifelsohne gleichfalls getan, wenn er uns nicht nach jeder Partie mit den neuesten Berechnungen zu seinem Elogewinn beglückt hätte. Übrigens ein Elogewinn, der nach der neunten Runde noch höher ausfiel, denn die 2/4 die anschließend folgten, hatten es angesichts der Gegner durchaus in sich – 5/9; 58. Platz. Ein beeindruckender Auftritt, der nur durch die Zahlenspiele etwas getrübt wurde.
– Katarina:
Ihre tollen Ergebnisse in den Mannschaftskämpfen wollte unsere Schachamazone um ein weiteres ergänzt wissen, obwohl sie mit ihren dreizehn Lenzen erstmals bei den Brain Games dabei war. Sie versteckte sich zu keinem Zeitpunkt, verlangte den Gegnern alles ab und kratzte zur Mittagspause mit 2/5 an der 50%-Marke. Diese sollte sie zwar bis zum Schluss nicht erreichen, aber dennoch erntete sie viel Anerkennung für ihr Spiel, welches, solch rasante Verbesserung vorausgesetzt, sie schon bald in ungeahnte Sphären katapultieren wird – 4/9; 117. Platz. Wirklich stark.
– Mehran:
Als frischgebackener Schwäbischer Meister der U18 wollte Mehran unbedingt beweisen, dass sein Erfolg in Violau keine Eintagsfliege war. Ein schlimmer Fehler! Er versuchte stets den besten Zug zu finden, eine an sich löbliche Einstellung, und verbrauchte hierfür eine Unmenge an Zeit, die ihm gegen Ende der Partie regelmäßig fehlte. Wenn auch das Ergebnis nicht berauschend war, so war die Qualität seiner Partien doch bemerkenswert – 4/9; 123. Platz. Die Richtung stimmt.
– Paul:
Unser Paul wusste in jüngster Zeit in zahlreichen Turnieren zu überzeugen, wofür sich in erster Linie sein unnachahmlicher Angriffstil verantwortlich gezeichnet hatte. Was lag da also näher, als sich in 15-Minuten-Partien der starken Konkurrenz zu stellen? Er tat dies sehr gut, schnappte sich so manchen Skalp und belohnte sich selber mit 4,5/8 mit besten Aussichten, den Ratingpreis seiner Kategorie zu holen. Dies wäre ihm gar gelungen, wenn er in der Schlussrunde gewonnen oder zumindest Remis gespielt hätte. Doch wieder einmal stand ein Friedberger zwischen einem Schachfreund und dem angepeilten Erfolg, sodass im nächsten Jahr ein neuer Anlauf wird unternommen werden müssen – 4,5/9; 85. Platz. Dennoch beeindruckend.
– Robert:
Roberts Zielsetzung war schlicht, denn er wollte seine 4/9 des vergangenen Jahres toppen. Doch im Gegensatz zu seinem Freund Jakob machte er nicht viel Aufhebens darum, spielte sicher, aber leider auch teils glücklos, sodass es auf seine Begegnung der letzten Runde ankam, inwiefern er das Turnier als gut oder eher nicht bewerten würde. Hier offenbarte er jedoch sein großes Talent und überfuhr seinen Gegner förmlich, was ihm ein Lächeln der Zufriedenheit aufs Gesicht zauberte – 5/9; 74. Platz. Klasse.
– Zarko:
So mancher hat Zarko in eine Krise reden wollen. Zugegeben, seine Resultate in der Schwabenliga I und der Bayernliga sind nicht unbedingt beeindruckend, doch stellen sie zum einen nur eine vorübergehende kleinere Delle dar und zum anderen ist Zarko immer ungemein gefährlich, vor allem, wenn von ihm die Spiellaune vollumfänglich Besitz ergreift. Letzteres war in „Bruck“ der Fall, was viele seiner Gegner schmezlich zu spüren bekamen. So bedurfte es bis zur Mittagspause eines GMs, um ihn an den 100% zu hindern, weshalb er mit „nur“ 4/5 geführt wurde. In den restlichen Runden konnten ihn bis zur neunten Runde nicht einmal Großmeister mehr aufhalten – 1,5/2 gegen Hecht und Milov – und erst in der Schlussrunde, etwas von seinem Erfolg überrascht, griff Zarko bereits in der Eröffnung fehl und verlor – 6,5/9; 14. Platz. Bitte öfter so!
– Aleksandar:
Konnte ich noch im vergangeen Jahr noch von den Resten meiner Spielpraxis aus 2016 profitieren, so war ich dieses Mal, nach sechs abgesagten Turnieren 2017, irgendwie schon bei einfachen Dingen überfordert. Deswegen verwunderte es auch nicht, dass ich holpernd ins Turnier startete, was 2/2 zu kaschieren wussten. In der dritten Runde lief dann alles aus dem Ruder, als ich mit einer Qualität und drei Mehrbauer gesegnet aufgrund des Vergessens die Uhr im Blick zu behalten, verlor. Hiervon sollte ich mich nicht mehr erholen, weshalb ich in der Schlussrunde in Gewinnstellung das Turnier mit einer Niederlage beendete – 6/9; 25. Platz. Mir fehlen die Worte.
Fazit:
Wieder einmal ein tolles Turnier, das wir 2019 wieder anfahren werden. Dann jedoch mit einer noch größeren Delegation, die sich hoffentlich noch weiter nach oben kämpfen wird. Es bleibt nur noch der Wunsch, dass es uns möglichst viele gleichtun werden, sodass am Samstag, den 9. März 2019 der Spielsaal in Fürstenfeldbruck wieder gut gefüllt sein wird. 🙂
Hier geht es zur Turnierseite des Veranstalters, die viele weitere Berichte und natürlich so manche Tabelle enthält.
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