Wichtige Weichenstellungen
In der Vergangenheit wurde an dieser Stelle regelmäßig davon abgesehen, die werte Leserschaft mit Neuigkeiten zu behelligen, die zwar unseren Verein betreffen, jedoch fernab des Schachsports liegen. Von dieser Praxis wird nachfolgend eine kleine Ausnahme gemacht, muss doch angenommen werden, dass die Beschlüsse unserer letzten Hauptversammlung allgemein von großem Interesse sein dürften.
Wie wohl in keinem Sportverein, so erfreut sich die alljährliche Versammlung auch in unseren Reihen nicht der allergrößten Beliebtheit und daher verwunderte es niemanden, wenn jemand seinen Turnierbesuch just auf den Abend gelegt hatte, für den bereits mindestens vier Wochen vorher geworben worden war.
Doch als die verschiedenen Beschränkungen unser aller Vereinsleben lahmlegten, die liebgewonnenen Zusammenkünfte ausblieben und hierfür auch sonst kein Ersatz geboten worden war, da begannen sich nicht einmal wenige danach zu sehnen, sich wenigstens im Rahmen einer Hauptversammlung zu sehen und über den Verein zu sprechen.
Wochen, Monate zogen ins Land, die zuletzt gewählte Vereinsführung machte, tat und handelte, ohne einen weiteren Auftrag seitens der Mitglieder zu haben, als es im Sommer endlich wieder soweit war, dass aufgrund diverser Lockerungen, der Trainingsbetrieb wiederaufgenommen wurde. Über alle Maßen erfreut darüber, wäre die zwischendurch herbeigesehnte Hauptversammlung dadurch glatt in Vergessenheit geraten, doch die gewissenhafte Vorstandschaft lud form- und fristgerecht ein und so kam es, dass Ende Juli endlich den rechtlichen Vorgaben Genüge getan werden konnte.
Es fanden auch tatsächlich zahlreiche Schachfreunde den Weg in die „Zitadelle“, galt es doch nicht nur sehen und gesehen zu werden, sondern vor allem die Arbeit der alten Vorstandschaft zu bewerten, eine neue Vorstandschaft zu wählen, sich neu zu sortieren und über einige Anträge abzustimmen.
Die Berichte der verschiedenen Vorstände sorgten für einen Wohlklang in den Ohren der Mitglieder, denn trotz der längeren behördlich verordneten Zwangspause vermochten neue Mitstreiter gewonnen werden, die Kasse erfreute sich eines Rekordstandes und über allem strahlte der Gewinn der Deutschen Meisterschaft unserer U20-Mannschaft.
Bei soviel sportlichem Glanz verblassten all die traurigen Bilder, die unsere Mannschaften im Ligabetrieb geboten hatten. Die Erste hatte zum zweiten Mal in Folge den Aufstieg in die Landesliga verpasst, indem sie als erster Verlierer durchs Ziel ging, die Zweite hatte nach einem Traumstart mit 7:1 Punkten das Spielen eingestellt und suhlte sich im Nirgendwo der Tabelle, unsere Dritte durfte sich zarte Hoffnungen auf einen Aufstieg machen, während unsere Vierte den Erfolg der vorherigen Saison nicht hatte wiederholen können und die Mannschaften 5 und 6 klebten förmlich am Tabellenende.
Da war es für unsere Mannschaften, welche im Kreisverband angetreten waren, um die „oberen“ beiden hinsichtlich des eingeheimsten Ruhms möglichst zu übertrumpfen, förmlich ein Segen, dass die Saison einen jähen Abbruch gefunden hatte. Ein Segen, der weitreichende Folgen hat, dürfen wir doch aufgrund besonderer Umstände mehrere „Aufstiege“ feiern – Nochmals herzlichen Dank an die Vereinsvertreter auf der JHV des Kreisverbandes Augsburg!
Diese Gelegenheit konnten und wollten wir uns angesichts zahlreicher, mitunter spielstarker Neuzugänge nicht entgehen lassen, weshalb wir in der anstehenden Saison erstmals sieben Mannschaften ins Rennen schicken werden, wobei wir von der Schwabenliga II abwärts in allen Ligen vertreten sein werden und nur zum „Flaggschiff“ besteht noch eine kleine Lücke, die es in den nächsten Jahren zu schließen gilt.
Klingt alles ausgezeichnet, doch stehen dadurch alle Mannschaften in einer Art Bringschuld, ermöglicht doch erst ein geschlossenes Aufrücken von der Zweiten bis zur Fünften, dass eine weitere Achtermannschaft gemeldet werden kann. Daher verspricht die Saison, die in unser Jubiläumsjahr hineinreichen wird – Ja, wir werden demnächst zehn Jahre alt! 🙂 – eine echte Herausforderung zu werden.
Dass angesichts dieser Erfolge, wenn auch nur am „grünen Tisch“ erreicht, nicht nur die Vorstandschaft bestätigt wurde, sondern im Überschwang der Gefühle mit Domenico Giannino ein Pressewart bzw. mit Alexander Dommnich ein Spielleiter erstmals gewählt wurden – Herzlichen Glückwunsch! 🙂 – bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung. 😉
Doch neben der sportlichen gibt es auch zahlreiche andere Herausforderungen, welche beim erweiterten Trainingsangebot beginnen und dem Wunsch nach einem eigenen Vereinsheim enden. Nun, für den zart gehegten Traum von einer eigenen „Zitadelle“ sind wir rein formal noch etwa fünf Jahre entfernt, denn eine umfassende Förderung seitens des BLSV und der Stadt gibt es erst ab 150 Mitgliedern, doch müssen jetzt schon gewisse Anstrengungen unternommen werden, um für den entsprechenden Tag bereit zu sein. Auch der Einsatz junger Trainer, die bisher klaglos ehrenamtlich gewirkt haben, sollte kein Dauerzustand bleiben, weshalb mit überwältigender Mehrheit beschlossen wurde, den seit der Vereinsgründung stabilen Vereinsbeitrag ab der Spielzeit 2022/2023 von 60,- € auf 96,- € zu erhöhen.
Und weil wir schon einmal dabei waren den Blick in die Zukunft zu wenden, wurden Stimmen laut, unsere in die Jahre gekommene Internetpräsenz einer „Frischzellenkur“ zu unterziehen, wobei nachdrücklich geäußert wurde, dass sich der erste Vorsitzende aufgrund seiner allseits bekannten Kenntnisse in technischen Dingen, vor allem aber im IT-Bereich, tunlichst aus diesem Projekt herauszuhalten habe! 😉
Derart heiter hätte die Versammlung enden können, doch bedauerlicherweise galt es noch über einen letzten Antrag abzustimmen. Darin ging es darum, einem jungen Spieler aus Südschwaben ein Hausverbot auszusprechen. Was war denn geschehen, um auf ein solch drastisches Mittel zurückgreifen zu wollen? Der betreffende Spieler hatte im Internet auf einer beliebten Plattform betrogen, was zwar unschön, aber durchaus mit Nachsicht behandelt hätte werden können. Doch dies war dem jungen Mann nicht genug, weshalb er sich währenddessen im „livestream“ lustig über seine Gegner machte und dabei sogar renommierte Großmeister der Lächerlichkeit preisgab.
Versuche, eine Sanktionierung des betreffenden Südschwaben über die Verbände zu erreichen, waren erfolglos geblieben, sodass nach Ansicht des Antragstellers wenigstens eine symbolische Bestrafung seitens der Schachfreunde erfolgen sollte. Symbolisch deshalb, weil der betreffende Spieler in all den Jahren unseres Bestehens erst einmal die „Zitadelle“ betreten hat.
Hierüber wurde längere Zeit kontrovers diskutiert, wobei einige geistreiche Vorschläge einen Mittelweg anstrebend beinahe zum Zuge gekommen wären. Letztlich jedoch ließ eine Mehrheit der anwesenden Schachfreunde Gnade vor Recht ergehen, sodass die „Zitadelle“ für den jungen Südschwaben nach wie vor offen bleibt.
Anschließend wurde die Versammlung für beendet erklärt, was natürlich nicht hieß, dass sich alle von dannen machten, vielmehr widmete man sich dem Schach, setzte Gespräche fort oder fand gänzlich neue Themen und so wurde es ein sehr langer Abend. Eigentlich sollte es jedes Mal so sein! 🙂
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