Jahreshauptversammlungen der Verbände

Scheitern mit Ansage

 

 

Zwischen dem 12. und dem 15. September durfte ich an zwei Versammlungen teilnehmen, in denen diverse Dinge besprochen bzw. Wahlen abgehalten wurden, vor allem aber die Fortführung des Spielbetriebs auf Bezirks- und Kreisebene geklärt werden sollte. Genau genommen, waren es sogar derer drei, aber in der Jugend versteift man sich für gewöhnlich weniger auf Schwierigkeiten, sodass ich die Hauptversammlung der SSJ als durchaus angenehm empfand.

 

Wie dem auch sei, Veranstaltungen dieser Art als nicht gerade beliebt zu beschreiben, könnte ich nur als Euphemismus an der Grenze zur Lüge bezeichnen. Trotzdem sollte die Verantwortung obsiegen, ein jeder seiner Pflicht als Vereinsvertreter nachkommen und das eine Mal im Jahr dem entsprechenden Gremium Aufmerksamkeit schenken, ist es doch eine sehr gute Gelegenheit, Einfluss auf die Geschicke zu nehmen.

 

 

Das zentrale Thema sowohl in Leipheim, welches sich wieder einmal als hervorragender Gastgeber erwies, als auch in Haunstetten war natürlich der Spielbetrieb und hier insbesondere, wie mit der aktuellen Spielzeit zu verfahren ist. Eine ungemein wichtige Frage, stellen doch Mannschaftskämpfe die einzige Möglichkeit dar, sich als einzelnes Mitglied sportlich in den Dienst des Vereins zu stellen und damit die Erfolge des eigenen Klubs zu mehren. Darüber hinaus stärkt dies den Zusammenhalt, teilt man doch Freud und Leid, sodass nach jedem Wettkampf ein guter Grund besteht, die sozialen Bande enger zu knüpfen.

 

Anscheinend wird das jedoch nicht überall so gesehen, wären anderenfalls Vertreter sämtlicher Vereine zugegen gewesen. Aber auch die Mehrheit jener, die sich die Mühe machten, zu erscheinen, vertraten offensichtlich eine, meines Erachtens bedauerlicherweise, andere Ansicht.

 

So wurde an der Entscheidung des Präsidiums des Bayerischen Schachbundes, die Saison 2019/2020 noch im September zu Ende zu bringen und bereits im November mit der Saison 2020/2021 anzufangen, kein gutes Haar gelassen. Die Alternative schien daher auf der Hand liegen, nämlich die aktuelle Spielzeit zur Saison 2019/2021 zu deklarieren und entsprechend im Frühjahr die letzten ein bis drei Runden zu absolvieren.

 

Hätte sich hiergegen Widerstand regen können? Immerhin hatten sich doch 15 von 17 Landesverbänden für diesen vermeintlichen Königsweg entschieden. Außerdem ist damit gewährleistet, dass es zu keinen Wettbewerbsverzerrungen kommt, indem einzelne Bretter freigelassen oder gar ganze Kämpfe abgesagt werden. Schließlich wird die Gesundheit der Spieler nicht gefährdet, ging man doch davon aus, oder wäre hier das Wort „hoffte“ angebrachter gewesen, dass im Frühjahr 2021 entsprechende medizinische „Waffen“ gegen „Corona“ vorhanden sein werden.

 

Nun, mir leuchtete diese Argumentation keineswegs ein, denn ich war und bin der Überzeugung, dass jeder Landesverband aufgrund der Besonderheiten des eigenen Verantwortungsbereichs entscheiden sollte, weshalb die oben erwähnte Mehrheit irrelevant ist.

 

Ferner wird beim Anführen etwaiger Wettbewerbsverzerrungen gerne übersehen, dass ja alle Vereine, zugegeben, die einen mehr, die anderen weniger, vom Ausfall einzelner Stammspieler betroffen sind, sodass sich zwar keine optimalen Aufstellungen an den Brettern gegenübersitzen, aber im Endeffekt doch gleich geschwächt, womit der Wettbewerb wieder gewährleitet wäre.

 

Schließlich bliebe noch der gesundheitliche Aspekt. Zweifelsohne darf „Covid 19“ nicht unterschätzt werden, weshalb die Entscheidung eines jeden, der zu einer Risikogruppe zählt, einen engen Kontakt zu einer Person aus einer Risikogruppe unterhält oder aber schlichtweg möglichst jede erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung vermeiden möchte und deswegen dem Schachsport vorerst den Rücken kehrt, respektiert werden muss. Allerdings zu denken, dass dies im Frühjahr 2021 komplett anders sein wird, das ist doch arg optimistisch.

 

Sollten wir jedoch langfristig lernen müssen, mit dieser außergewöhnlichen Situation zu leben, wie von so manchem Virologen dargelegt, dann hätte man mit der Fortsetzung der Saison bzw. mit dem Ansetzen einer neuen im November ein deutliches Zeichen setzen und einen Schritt zur Normalität machen können.

 

Aus all diesen Gründen stellte ich auf Bezirksebene einen entsprechenden Antrag, der nur von den SF Bad Grönenbach und dem VfL Leipheim unterstützt wurde. Ein ähnlicher Erfolg war mir wenige Tage darauf auf Augsburger Ebene beschiedenen, wo nur noch die Vertreter des SC Friedberg und des TSV Haunstetten meine Ansicht teilten.

 

Die Mehrheit hat entschieden und deswegen soll es eben für alle so sein. Aber ich wage die Prognose, dass sich diese Entscheidung noch dahingehend rächen wird, dass die Anzahl der registrierten Mitglieder – aktuell sind dies laut „schach.in“ 1934 in Schwaben und 752 im KV Augsburg – binnen eines Jahres merklich zurückgehen wird, womit die ohnehin bereits bestehenden Probleme, vor allem für bereits kriselnde Vereine, noch mehr zur Geltung kommen werden.

 

Bei uns zumindest, und wir sind ja nun wahrlich ein aktiver und aufstrebender Verein, macht sich die vorübergehende mehrmonatige „Corona-Pause“ und die Entscheidung die Spielzeit  betreffend bereits deutlich bemerkbar, sodass wir nur mit größter Mühe unseren Mitgliederbestand halten können. Wie ergeht es dann erst jenen Vereinen, die seit Jahren die Problematik der Überalterung, des fehlenden Engagements und dem Fernbleiben der Jugend wie eine Monstranz vor sich hertragen? Wahrscheinlich möchte ich das überhaupt nicht wissen.

 

Sollten meine vorangegangenen Zeilen nicht dazu geführt haben, dass der ein oder andere seine bisherige Haltung überdenkt, dann wird es hoffentlich der offene Brief des Prof. Dr. med. Dipl-Psych. Peter Krauseneck, der mit fachlichem Wissen unterlegt, ebenfalls eine Lanze für den Schachsport bricht.

 

Ungeachtet aller Widrigkeiten, Rückschläge und Ängste wünsche ich allen Schachsportlern eine gute Zeit, die man nun noch besser dazu nutzen kann, den Nachwuchs an die Bretter zu bringen und entsprechend zu betreuen. Denn anders als im Erwachsenenbereich jagt die Jugend in den nächsten Wochen und Monaten Brett- bzw. Mannschaftspunkte und so manchen Titel.

 

 

 

 

 

 


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