Kreisliga I: 4. Runde; Schachfreunde Augsburg I – SK Kriegshaber III

Das erste Finale gemeistert

 

 

Die vierte Runde bescherte uns den erwartet harten Kampf, denn Kriegshabers abstiegsgefährdete Dritte trat bei uns nicht nur äußerst stark an, sondern spielte auch noch groß auf. Trotzdem vermochten wir nach einer sehr spannend verlaufenden Begegnung einen knappen Sieg zu erringen, der, wenn man das übliche Kippen einzelner Partien mitberücksichtigt, insgesamt verdient war. Zwar haben wir nun einen halben Brettpunkt auf Mering II verloren und sind momentan Tabellenzweiter, aber das ist ein Rückstand, den man in den verbleibenden drei Runden durchaus aufzuholen vermag.

 

Als unsere Gäste eintrafen, da stellten wir einerseits erfreut fest, dass unsere im Vorfeld angestellten Überlegungen hinsichtlich der Aufstellung unserer Gegner vollumfänglich zugetroffen hatten, andererseits wurde uns gleichfalls gewahr, dass jede Unachtsamkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgenutzt werden würde. Nach einer kurzen Begrüßung gingen alle konzentriert an die Bretter und der Kampf begann.

 

Andreas hatte es definitiv am einfachsten mit der Vorbereitung, denn sein Gegner spielt seit Jahrzehnten mit größter Konsequenz die Holländische Verteidigung auf 1. d4. Daher zuckte Kriegshabers achtes Brett auch nicht mit der Wimper, als nach 1. d4 f5 2. Lg5 folgte, hatte er hier doch schon alles einmal gesehen. Doch anschließend kristallisierte sich immer mehr heraus, dass sich Andreas diese Variante wohl besser angeschaut hatte, denn es zeichnete sich schon früh ein deutlicher Vorteil ab.

 

Auch Alexander, dessen Repertoire erst unlängst umgestellt worden war, schien das beliebte Damengambit gut im Griff zu haben, glich recht flott aus und schickte sich an, die Initiative an sich zu reißen – beruhigend.

 

Unser Jorge hegte zwar den Wunsch, schnellstmöglich eine Entscheidung herbeizuführen, ging dabei aber derart ungestüm vor, dass er noch in der Eröffnung einen Bauern einstellte, von einem Opfer zu sprechen, wäre vermessen, und von da an diesem materiellen Rückstand ständig hinterherlief. Vielleicht hätte man mit viel Geduld und Spucke noch einen Ausgleich erzielen können, aber die Umsicht seines jugendlichen Gegners und vor allem Jorges Bedenkzeiteinteilung, die sich im Vergleich zu den vorherigen Kämpfen nicht wirklich geändert hatte, ließen doch arge Zweifel aufkommen.

 

Bei Martin stand dessen Liebslingsstellung auf Brett, weshalb ich mich gleich wieder beruhigt abwenden wollte, als ich feststellen musste, dass Martin auf der falschen Seite des Brettes saß. Da wahrscheinlich schon jeder einmal damit konfrontiert gewesen ist, quasi gegen sich selber zu spielen, und daher ob der entsprechenden Probleme weiß, wird man nachvollziehen können, dass ich nicht ganz zuversichtlich war. Allerdings vertraute ich auf Martins Stärke im Bereich der Taktik, weshalb ich den Ausgang dieser Begegnung als offen ansah.

 

Von seinen jüngsten negativen Erfahrungen abgeschreckt, griff Hermann, unser einziger designierter Angriffsspieler, ausgerechnet auf den schwerblütigen Spanier zurück, weshalb hier zunächst herzlich wenig los war. Hier musste noch viel geschehen, damit man eine Tendenz hätte absehen können.

 

Was Hermann an jenem Abend an Selbstvertrauen fehlte, davon hatte Zarko in Übermaß. So folgte er zwar noch bei der Eröffnungswahl, der „Franzose“ sollte es richten, der Empfehlung, aber anstatt mit dem „Rubinstein“ in ruhigere Gefilde umzuleiten, ließ er sich auf eine offene Schlacht ein, in der der Gegner über mehr Erfahrung und Pläne verfügte. So sah es relativ bald etwas anrüchig für unseren Nachwuchsspieler aus.

 

Hannes wollte sich ein Theorieduell ersparen, wählte mit 1. d4 2. Sf3 3. Lf4 und 4. c3 einen genügsamen Aufbau und wollte zunächst einfach nur eine spielbare Stellung erreichen. So betrachtet, konnte er sein Vorhaben gut umsetzen, doch wusste sein junger Gegner diese Ruhe zu nutzen, sich folgerichtig aufzubauen und ein Gegenspiel vorzubereiten, sodass von Vorteil nicht die Rede sein konnte.

 

Am Spitzenbrett bekam ich es mit Andreas Knipfer zu tun, gegen dessen „Engländer“ ich in der Vergangenheit bei mehreren Blitzpartien mehr Problem zu lösen hatte, als es mir lieb war. Deswegen staunte ich nicht nicht schlecht, als 1. e4 aufs Brett kam. Selbstredend ging ich von einer entsprechenden Vorbereitung aus und packte für alle überraschend ausgerechnet den „Sizilianer“ aus, den ich seit Wochen im „Fortgeschrittenen Training“ behandle. Mein Gegner, mit den Feinheiten verschiedenster „Sizilianer“ offensichtlich nicht vertraut, baute sich früh derart falsch auf, dass ich von einem schnellen Sieg ausging, der aber ausbleiben sollte. Denn trotz seltsamster Aufstellung der weißen Steine und des Entwicklungsvorsprungs von Schwarz, vermochte ich keine zwingende Fortsetzung zu erspähen, weshalb sich ob der überwältigend wirkenden Stellung so etwas wie Frust bei mir breitmachte – „Spiele ich Schach oder kann das schon weg?“. Als Eingeständnis meiner Unfähigkeit wickelte ich in ein Endspiel ab, in dem ich nach allen gängigen Regeln Vorteil haben musste. Und während mein Gegner nach Lösungen suchte, machte ich meine zweite Runde des Abends.

 

Bei Hannes hatte sich einiges an Material weggetauscht, sodass beide Seiten über je einen Turm, einen Springer, einen Läufer und fünf Bauern verfügten. Hier war die Frage, ob Hannes seiner Bauernmehrheit am Damenflügel Geltung verschaffen kann bzw. welche der beiden Parteien bei ungleichfarbigen Läufern zuerst zum Angriff kommt. Zarkos Stellung nahm nach der Verschwendung mehrerer wichtiger Tempi bedrohlichste Formen an, während Hermann etwas drückte, ohne dass ein greifbarer Vorteil sichtbar gewesen wäre. Am vierten Brett, bei Martin, war ein taktisches Handgemenge entstanden, in dem ich klar auf ihn setzte. Dies war vielleicht auch ein Stück weit einem Wunschdenken gechuldet, denn Jorge hatte davor vollkommen wehrlos die Waffen gestreckt. Dafür standen Alexander und Andreas blendend, wobei mir Andreas Bedenkzeiteinteilung große Sorgen bereitete. Trotz des 0:1-Rückstandes war alles gut.

 

Anschließend begab ich mich an mein Brett, wo mein Gegner eine Lösung gefunden zu haben glaubte. Und je mehr ich mich mit der Stellung beschäftigte, umso mehr stieg in mir der Verdacht auf, dass er mit seinem Vorgehen richtig lag. So versuchten mein Gegner und ich zeitraubend die Geheimnisse der Stellung voll zu erfassen, als unvermittelt die Meldung von Martins Sieg die Runde machte – 1:1.

 

Dann geschah zunächst einmal nichts, bis Hermann an mich herantrat und fragte, ob er ein Remisgebot annehmen solle. Ich verschaffte mir einen Überblick, wie es an den anderen Brettern stand und verharrte bei Andreas. Denn er hatte sich eine tolle Stellung herausgearbeitet, aber bei verbliebenen ca. sieben Minuten für 22 Züge in komplizierter Stellung konnte das böse enden. Weil ich mittlerweile selber auf eine Zeitknappheit zusteuerte, bat ich einen vermeintlich regelkundigen Spieler der gegnerischen Mannschaft, bei Bedarf an diesem Brett mitzuschreiben, was dieser barsch ablehnte, weil doch Andreas Gegner noch über soviel Zeit verfüge, dass er mitschreiben müsse. Meinen Einwand, dass dies vielleicht formal richtig sei, erfahrungsgemäß die Anwesenheit eines Schiedsrichters in einer solchen Phase sicher von Vorteil wäre, ließ er gleichfalls nicht gelten. Da ich zu diesem Zeitpunkt niemanden anderes hätte Fragen können und selber spielen musste, blieb das Brett entsprechend bis zum Ende der Partie unbeaufsichtigt. Schade, denn das war nicht nötig. Auf alle Fälle überließ ich Hermann die Entscheidung bzgl. des Remisgebots und begab mich wieder an mein Brett, das ich erst wieder verlassen sollte, nachdem meine Partie beendet war.

 

So bekam ich natürlich den Verlauf an den anderen Brettern nicht mehr mit und kann im folgenden nur die chronologische Folge der Eingänge der Ergebnisse wiedergeben. Diese entwickelten sich zunächst erfreulich, denn nach Alexanders Sieg erhöhte Hannes auf eine 3:1-Führung. Allerdings sollte diese nicht lange Bestand haben, denn Zarkos Stellung hatte es anscheinend derart zerbröselt, dass der Anschluss der Gäste nicht hatte abgewendet werden können. Damit nicht genug, ging Andreas gewonnen geglaubte Partie gleichfalls verloren, womit der Ausgleich vermerkt werden musste.

 

Blieben damit nur noch Hermann und ich, um die nötigen eineinhalb Punkte zu holen. Mein Gegner hatte eine ihm sich einen Zug lang bietende Gelegenheit verpasst, durch energisches Spiel seine Aussichten auf ein Remis merklich zu verbessern und stand nun mit dem Rücken zur Wand. In dieser Situation wollte ihm wohl sein partiell regelkundiger Mannschaftskamerad irgendwie helfen und griff zur bewährten Methode des Raschelns. Als ich ihn nach erfolgter Wiederholung ermahnte, da zeigte er nicht etwa Reue, sondern zog schimpfend von dannen.

 

Kurz danach sollte nicht nur die Stellung meines Gegners zusammenbrechen, auch Hermann sollte erneut ein Remisgebot erhalten. Da er aktiver stand und über deutlich mehr Restbedenkzeit als sein Gegner verfügte, wartete er die Ereignisse an meinem Brett ab. Als dann mein Gegner kapitulierte, da nahm Hermann mannschaftsdienlich das Remis an und unser 4,5:3,5-Sieg war perfekt.

 

Fazit:

 

Wir haben uns in einer schwierigen Situation bewährt und müssen nun sehen, den fehlenden halben Brettpunkt auf Mering II in den Kämpfen gegen Friedberg II, Lechhausen I und Gersthofen I aufzuholen. Für wenn die Ausgangslage besser ist, ob für den Jäger oder den Gejagten, das wird sich am Ende der Saison zeigen. Tatsache ist aber, dass am 4. Spieltag in der Liga für die jetzt führenden Teams gespielt wurde, verfügen doch beide über einen Drei-Punkte-Vorsprung auf den Nächstplatzierten.

 

Hier geht es wie üblich zum Ligamanager. Auch möchte ich niemandem den die sportlichen Aspekte des Kampfes hervorragend beleuchtenden Bericht auf der Homepage unseres Nachbarn vorenthalten. Was die eigene Meinung des entsprechenden Autors und die dazugehörige Flut an Kommentaren betrifft, das möge bitte jeder für sich selber bewerten.

 

 


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