Kreisliga I: 6. Runde; SC Lechhausen I – Schachfreunde Augsburg I

Unerwartete Turbulenzen

 

 

Ursprünglich war trotz zweier zu ersetzender Spieler klar gewesen, dass wir im Kampf gegen die Mannen vom SC Lechhausen als haushoher Favorit an die Bretter gehen würden. Doch dann traten einige Ereignisse außerhalb des sportlichen Bereichs ein, die unserem Team arg zusetzten und die Begegnung plötzlich vollkommen offen gestalteten.

 

Letztlich konnten wir aufgrund unserer spielerischen Klasse einen relativ knappen, aber ungefährdeten Sieg erringen, blieben dabei aber weit unter unseren Möglichkeiten. Diese Erfahrung hat uns gelehrt, dass wir auf unerwartete Einwirkungen von außen ruhiger und eventuell gar abgebrühter reagieren müssen, um unsere sportlichen Ziele nicht zu gefährden. Aber das ist leider leichter gesagt als getan.

 

 

Vorgeschichte:

 

Schon sehr frühzeitig hatten sich Alexander B. und Jorge abgemeldet, sodass klar war, dass Alexander Sch. und Erik die entstandene Lücke füllen würden. Ein Vorgang, der sich in unzähligen Vereinen immer wieder einstellt und deswegen für jeden Mannschaftsführer quasi zum Alltag gehört. Ganz so wie das Vorbereiten auf den nächsten Gegner, möchte man doch wissen, was ungefähr aus einen zuzukommen vermag.

 

Bei eben dieser Vorbereitung fiel mir auf, dass das Spitzenbrett der gegnerischen Mannschaft bereits zweimal aufgestellt worden war und zweimal kampflos verloren hatte, weshalb ich Kontakt zum gegnerischen Mannschaftsführer und zum Spielleiter aufnahm. Schließlich sollte der Auf- bzw. Abstiegskampf wegen einer Fehlaufstellung – § 7; Abs. 11; 3. Abschnitt) nicht am grünen Tisch entschieden werden.

 

Aufgrund dieser Intervention ging ein Härteantrag – obere Vorschrift letzter Satz – seitens des SC Lechhausen beim Spiellteiter ein, dem auch entsprochen wurde. Allerdings erfuhr man nichts über die Entscheidungsgründe und als man dahingehend um Aufklärung bat, da wurde dieser nachvollziehbare Wunsch abgelehnt und es flatterte nur wenige Tage vor dem Mannschaftskampf eine Überlegung ins Haus, wonach man gedenke, einen Antrag zu stellen, uns Schachfreunde wegen verbandsschädigendem Verhaltens aus dem KVA auszuschließen. Das saß!

 

Ausgerechnet jenen Verein, der in knapp vier Jahren seit Vereinsgründung nicht nur die größte Jugendabteilung im Kreisverband aufgebaut hat, der in vorbildlicher Weise Integration betreibt, der zielstrebig den sportlichen Erfolg sucht und mit 65 Mitgliedern zu den größeren Vereinen in Schwaben zählt, gedachte man auszuschließen. Dass unter solchen Bedingungen der Mannschaftskampf in den Hintergrund geriet, das dürfte nachvollziehbar sein. Zumindest bei mir war es höchst fraglich, ob ich unter diesen Voraussetzungen meine Partie spielen würde oder mich nur aufstellen lassen sollte, um der Mannschaft das Aufrücken zu ersparen.

 

Mannschaftskampf:

 

Am Spieltag trafen wir – Alexander Sch., Andreas, Erik, Hannes, Hermann, Martin, Zarko und ich – uns vor dem Spiellokal der Gegner, hielten noch eine kurze Besprechung ab und betraten dann die Turnierarena, wo alles so trefflich vorbereitet war, dass wir pünktlichst anfangen konnten.

 

Kaum dass die Uhren angedrückt worden waren, legten Hannes und sein Gegner derart schnell los, dass nach wenigen Minuten bereits elf Züge ausgeführt worden waren. Das Resultat dieses „Blitzschachs“ war, dass Hannes aufgrund seiner besseren Kenntnisse der Theorie und des Stellungstyps mit Schwarz die Initiative bereits übernommen hatte, sich nun anschickte, sein Zentrum in Bewegung zu setzen und den Gegner zu überrennen. Auch Zarko stand trefflich, hatte ihm sein Gegner doch den Gefallen getan, Zarkos Lieblingsvariante aufs Brett zu bringen. Die Beherrschung der schwarzen Felder sicherte ihm dauerhaften Vorteil. Die Stellungen von Hermann und Martin boten gleichfalls Grund zur Freude, denn sie suhlten sich förmlich in genau jenem Stellungstyp, der ihnen ausgesprochen liegt. Dagegen hatte Andreas zwar keinen Vorteil, zu sicher hatte sich sein jugendlicher Gegner aufgebaut, aber große Probleme hatte er auch nicht zu lösen.

 

Und die hinteren Bretter? Nun, Alexander überlegte gerade daran, wie er des Gegners „Drachen“ erlegen sollte, während Erik seinen „Holländer“ einen Tick zu ambitioniert vortrug, sodass die bange Frage aufkam, ob das alles so gerechtfertigt sei. Aber insgesamt betrachtet musste man sich auch hier keine Sorgen machen.

 

Bliebe damit nur noch meine Partie. Nach kurzem Überlegen hatte ich mich doch dazu durchgerungen, meine Partie zu beginnen und meinen Mannschaftskameraden weitere Aufregung zu ersparen. Außerdem konnte mein Gegner nun wahrlich nichts für das im Vorfeld Geschehene. Thema war die Aljechin-Verteidigung, gegen die ich mir einen gewissen Raumvorteil sicherte. Allerdings stand mein Gegner fest und ich hatte noch nicht das richtige Feld für meinen weißfeldrigen Läufer erspäht. Doch sobald dies der Fall sein sollte, würde sich das Blatt deutlich zu meinen Gunsten wenden. Leider hatte ich absolut keinen Nerv und entsprechend keine Idee, sodass von nennenswertem Vorteil keine Rede sein konnte.

 

So verstrich bei mir die Zeit, in der mir viele Gedanken durch den Kopf gingen, wovon aber die wenigsten im Zusammenhang mit meiner Partie standen. Dafür spendierte unvermittelt von Martin einen vollen Zähler. Sein Gegner hatte keinen richtigen Plan gegen Martins Aufbau gehabt, hatte hier und da etwas versucht, während Martin zielstrebig seinen Vorteil ausgebaut und plötzlich zugeschlagen hatte – 1:0.

 

Kurz danach vollstreckte Hermann zur 2:0-Führung! Er hatte das Thema der isolierten Doppelbauern im Zentrum derart gut verinnerlicht, dass er diese zunächst dazu genutzt hatte, des Gegners Stellung einzuengen, nur um im richtigen Moment seine Bauern für einen entscheidenden Königsangriff herzugeben.

 

Zu diesem Zeitpunkt hatte Zarko einen Bauern gewonnen und war gerade dabei sein tolle Technik zu zelebrieren. Diese hatte zur Folge, dass unsere Führung alsbald auf 3:0 erhöht wurde und da die restlichen bespielten Bretter keinen Grund zur Sorge boten, deutete hier noch alles auf einen Kantersieg hin.

 

Dieser Eindruck hielt auch dann noch an, als Andreas in Zeitnot kam und Erik eine unübersichtliche Stellung zu verteidigen hatte, denn Alexander hatte nach einem kurzem Augenblick des Bangens mit einer schönen Schlusskombination einen weiteren Punkt beigesteuert, Hannes hatte eine Gewinnstellung und bei mir war alles in bester Ordnung – 4:0.

 

Ein Moment der Unachtsamkeit hatte ausgereicht, dass Eriks Stellung zusammenbrach, womit der erste Punkt der wackeren Gastgeber feststand. Doch hielt sich die Freude darüber bei unseren Gegnern in Grenzen, denn Andreas legte nach überstandener Zeitnot die Notbremse ein, womit unser Sieg feststand – 4,5:1,5.

 

Was nun kam, das dürfte in der Form ein einmaliges Phänomen sein. Sicher war ich an jenem Tag nicht ganz bei der Sache und hatte mich in erster Linie darauf beschränkt, legale Züge aufs Brett zu bringen, aber einzügig einen wichtigen Zentrumsbauern einzustellen, weil ich eine absolute Fesselung übersehen hatte, so etwas ist mir in einer Turnierpartie schon seit Jahrzehnten nicht mehr passiert. Und Hannes schien das toppen zu wollen, indem er seine Gewinnstellung zielstrebig in eine Ruine verwandelte.

 

Während es mir noch gelingen sollte, in meiner Zeitnot den Minusbauern wieder zurückzugewinnen, war Hannes dazu verdammt zuzusehen, wie der Gegner immer wieder einen neuen Anlauf unternehmen musste, um seinen Vorteil zu realisieren, was ihm aber letztlich gelang – 4,5:2,5.

 

Bei mir hatte die Rückeroberung des Bauern dermaßen viele Figuren vom Brett verschwinden lassen, dass ein Vorteil nicht einmal mit der Lupe zu finden gewesen wäre. Denn die wenigen verbliebenen Figuren hatten allesamt eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, sodass die Punkteteilung und das Endergebnis von 5:3 für uns Schachfreunde eine logische Folge waren.

 

Fazit:

 

Nach dem Kampf kam verhaltene Freude auf, denn ausgerechnet unser großer Nachbar im Westen schien uns durch seinen Sieg gegen Mering II vorzeitig zum Meister gemacht zu haben. Doch nach gerade einmal acht Tagen – bei unserer Zweiten dauerte es seinerzeit nur etwas mehr als zwölf Stunden – wurde das entsprechende Ergebnis korrigiert, weil die Dritte des SK Kriegshaber einen Spieler eingesetzt hatte, der schon viermal in der Landesliga ausgeholfen hatte, sodass aus dem Sieg für Kriegshaber III ein regelkonformer 7:1 Kantersieg für Mering II wurde.

 

Sicherlich kann solch ein Malheur jedem Mannschaftsführer unterlaufen, wenngleich die Gesamtumstände einen faden Beigeschmack hinterlassen. Nicht nur, dass dies nach Beendigung der Schwabenliga II erfolgte – Abstiegsfrage -, auch wurde ausgerechnet unser ärgster Verfolger von diesem Versehen begünstigt. Wie sprachlos man darob bei unserem großen Nachbarn ist, das sieht man daran, dass die ab dem zweiten Spieltag aktuelle Berichterstattung ausgerechnet für den sechsten Spieltag ausgeblieben ist.

 

Wie dem auch sei, es ist nur noch eine Runde zu absolvieren und wir haben es selber in der Hand, mit einem Sieg gegen den SC Gersthofen, den Aufstieg in die Schwabenliga II zu bewerkstelligen. Das dürfte zwar keineswegs einfach sein, aber nachdem wir in dieser schwierigen Situation letztlich die Nerven behalten haben, müssten wir gegen Gersthofen wieder in normaler Stärke spielen.

 

Hier geht es zur aktuellen Tabelle und allen Einzelergebnissen. Viel Spaß beim Schmökern.
 


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