Ein bisschen Würfelschach
Ist doch schon nach dem Spiel unserer Ersten gegen Friedberg mein Glaube daran, dass Schach auch einen wissenschaftlichen Aspekt enthält, erschüttert worden, so sind meine Zweifel nach dieser Begegnung unserer zweiten Mannschaft ins nahezu Unendliche angewachsen. Denn derart viele Ergebnisse, die man zwischendurch nicht einmal hätte erahnen können, zumindest war es mir nicht vergönnt, können eigentlich kein Zufall mehr sein.
Glücklicherweise strafte Fortuna beide Teams gleichermaßen ab, sodass letztlich ein verdienter, wenngleich in der Höhe einen Tick zu schmeichelhafter Sieg für unsere Aufstiegsaspiranten heraussprang. Und als Belohnung gab es die Tabellenführung, an der man sich zumindest bis zum nächsten Spieltag erfreuen kann.
Ungeachtet unserer vielen Ausfälle war es Alexander Sch. gelungen, wieder einen schlagkräftigen Achter zusammenzustellen, haben sich doch Erik, Gunter, Jakob, Katarina, Robert, Steven und Werner in der Vergangenheit insbesondere in schwierigen Situationen zu bewähren gewusst. Dennoch war Vorsicht angesagt, denn es ging gegen eine Mannschaft unseres großen Nachbarn, die nach zwei Niederlagen unter Zugzwang stand, mochte man den Status einer „Fahrstuhlmannschaft“ vermeiden.
Es ging auch gut los, denn keiner unserer Recken wurde in der Eröffnung überrascht, weshalb sich alle auf das Spielen konzentrieren konnten, ohne die Theorie am Brett finden zu müssen. Das heißt, so ganz richtig ist das nicht, denn Jakobs Gegner, bekannt dafür, gerne selber „Theorie“ zu entwickeln, beschäftigte Jakob mit einer Anreihung legaler Züge, deren Ideen unser Nachwuchsstar krampfhaft zu erkennen versuchte.
Aber wie gesagt, beim Rest der Mannschaft sah alles zufriedenstellend aus. Robert bekämpfte des Gegners Caro-Kann mit einer scharfen Variante, die dem Gegenüber offensichtlich nicht geläufig war, Alexander Sch. brütete noch über die beste Fortsetzung gegen das Königsgambit, unser Erik spulte eine Variante gegen den „Skandinavier“ herunter, Gunter hatte selbst nur eine kleine Eröffnungskatastrophe vermieden und spielte aus einer gefestigten Stellung sein Kreativschach, Katarina durfte sich über einen soliden Entwicklungsvorsprung freuen, Steven hatte seinen Lieblingssizilianer auf dem Brett und Werner war gerade dabei, seinen Gegner schwindelig zu spielen.
Es sollte jedoch nicht lange dauern, da wurde Erik Opfer seiner scheinbaren Sicherheit in der Eröffnung, denn als ich zufällig an sein Brett trat, da wunderte ich mich über die ungewöhnliche Stellung. Entweder durfte Erik des Gegners Dame gratis schlagen oder selbige konnte Eriks Turm umsonst kassieren. Ein Blick zur Uhr rief keine Beruhigung hervor, denn diese stand bei unserem Mann still. Die Hoffnung, dass der Gegner vergessen hatte, die Uhr zu drücken, zerschlug sich in dem Moment, als dieser zur Dame griff und den Eriks Turm vom Brett entfernte. Eine klare Verluststellung!
Auch bei Alexander braute sich Ungemach zusammen, war doch seine Variantenwahl eher suboptimal gewesen, sodass der Gegner für nur einen Bauern, den er gefühlt jeden Augenblick hätte zurückholen können, Alexanders Monarchen in der Brettmitte festzunageln vermocht.
Doch abgesehen davon herrschte eitel Sonnenschein, denn Robert hatte seinen Gegner weiter eingeschnürt, Gunter zog ein Gegenspiel auf des Gegners Rochadestellung auf, Katarina suchte nach dem „Dosenöffner“ und Jakob, Steven und Werner durften sich über je einen gesunden Mehrbauern freuen. Dabei war es Werner zudem gelungen, des Gegners Stellung zu löchern und sich Einbruchsfelder zu sichern, die für die Erlegung des unrochierten schwarzen Königs vonnöten waren.
In dieser Situation trudelte das erste Ergebnis ein. Jakob hatte sich mit seinem Gegner auf ein Remis geeinigt, weil er den grundsätzlich richtigen Plan nicht konsequent umzusetzen gewusst hatte, was aber auch wirklich nicht einfach war – 0,5 : 0,5. Das erste Resultat, das den Spielverlauf auf den Kopf stellte.
Kurz danach sorgte Katarina, die zurzeit förmlich mit einer Gewinngarantie ausgestattet zu sein scheint, für die Führung. Dies war lange nicht abzusehen gewesen, denn ihre Figurenaktivität hatte sie leider nicht zu nutzen gewusst, sodass der Gegner, eine Zurückhaltung vorausgesetzt, mindestens Remis gehabt hätte. Aber der Gegner hatte mehr gewollt, ungünstig getauscht und war in einem schlechten Turmendspiel gelandet, welches unsere kleine Amazone sauber verwandelt hatte – 1,5 : 0,5. Das zweite Resultat, das den Spielverlauf auf den Kopf stellte.
Man kam jedoch nicht dazu, sich in Sicherheit zu wiegen, denn ausgerechnet der solide Steven, mit Mehrbauern und toller Stellung ausgestattet, griff fehl und stellte eine Figur ein. Er versuchte zwar noch das Spiel etwas zu verkomplizieren, allerdings stand der Gegner zu sicher, während sich Stevens König im Brennpunkt eines vernichtenden Angriffs befand. Dieser war gar so stark, dass Steven alsbald die Waffen strecken musste – 1,5 : 1,5. Das dritte Resultat, das den Spielverlauf auf den Kopf stellte.
Anschließend folgten in kurzer Abfolge zwei Punkte, die die Sieger unverdienter nicht hätten erlangen können. Eriks Verluststellung hatte eine Metamorphose von Minusturm über Miniusqualität zum Turmendspiel mit Minusbauern durchlaufen, welches überraschend von Erik gewonnen worden war. Als Ausgleich hierfür hatte Werner seine Traumstellung dermaßen in den Sand gesetzt, dass er den bitteren Geschmack der Niederlage kosten musste – 2,5 : 2,5.
Blieben somit nur noch Alexander, Gunter und Robert, deren Stellungen unterschiedlicher nicht hätten sein können, die aber alle gemein hatten, dass sie sich mit ihren Gegnern in Zeitnot befanden. Bei Robert war dieser Umstand nicht weiter schlimm, denn seine Druckstellung war dermaßen überwältigend, dass sich alles wie von alleine spielte. Entsprechend unspektakulär erhöhte mein Robert zum 3,5 : 2,5.
An Gunters Brett war noch einiges los, obwohl unser Kämpe eine gesunde Mehrqualität sein eigen nennen durfte. Doch für den Gegner war die Anzahl der Möglichkeiten bei knapper Zeit anscheinend zu groß, sodass er sich nicht zu entschließen vermochte und die Zeitkontrolle verpasste – 4,5 : 2,5. Der Sieg war in trockenen Tüchern!
Entsprechend verlor Alexanders Partie an Bedeutung, wenngleich sie das aufrund des spannenden Verlaufs nicht verdient hatte. Denn mit vielen taktischen Feinheiten, beidseitigem kompromisslosen Spiel und einer Restbedenkzeit von nur 92 Sekunden für 16 Züge, zumindest bei Alexander, war dem Publikum ungemein viel geboten worden. Daher war es umso bedauerlicher, dass der Gegner im 41. Zug eine Figur und damit die Partie sofort einstellte. Als er sich dessen gewahr wurde, da gab er sofort auf und sorgte damit den Endstand – 5,5 . 2,5.
Fazit:
Zwei wichtige Punkte sind eingefahren worden, die zwar beruhigend sind, noch aber keine echte Aussagekraft besitzen, solange die entscheidenden Kämpfe gegen die SG Augsburg II und den TSV Haunstetten III nicht absolviert worden sind. Sollten gleich beide Kämpfe gewonnen werden, dann wäre der Aufstieg gesichert. Aber die Punkte werden uns die Spieler der besagten Mannschaften keineswegs kampflos überlassen, sodass es spannend bleibt. Die vierte Runde am 09. Dezember könnte eine kleine Vorentscheidung bringen.
Alle Ergebnisse, Tabellen und sonstige Statistiken gibt es wie gewohnt im Ligamanager. Schaut ruhig einmal hin. 🙂
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