Kreisliga III: 3. Runde; SK Rochade Augsburg III – Schachfreunde Augsburg IV

Ganz dünnes Eis

 

 

Den ersten beiden wackeligen Siegen wollte unsere Vierte einen echten Befreiungsschlag folgen lassen, wofür das Schlusslicht der Liga bestens geeignet zu sein schien. Entsprechend selbstbewusst und tatendurstig fuhr man ins nahegelegene Pfersee und kam im Laufe des Abends aus dem Staunen überhaupt nicht mehr heraus.

 

Es bahnte sich zwar tatsächlich ein Befreiungsschlag an, doch nicht für unseren Achter, sondern für die jungen Hausherren. Dass am Ende ein äußerst schmeichelhafter 5,5:2,5-Erfolg zu Buche stand, das war dem Glück und der Gnade der Gegner geschuldet.

 

 

Paul, mittlerweile als Mannschaftsführer überaus routiniert, hatte bei der Aufstellung keinerlei Zweifel hinsichtlich der Stoßrichtung aufkommen lassen und mit Anton, Dejan, Denis, Gunter, Lukas, Steven und Werner einen starken Kader nominiert. Dieser traf sich bestens gelaunt vor dem Pferseer Bürgerhaus, verbrachte etwas Zeit in kleiner Gesprächsrunde und stimmte sich auf den anstehenden Wettkampf ein.

 

Dermaßen gerüstet begab man sich in die Räume des Gastgebers, wo sich in den nachfolgenden Stunden wahre Dramen ereignen sollten. Doch bevor es soweit sein sollte, wurde das übliche Prozedere abgeschlossen und wurden die Bretter freigegeben.

 

Munter ging es los, denn Lukas, wohl etwas übermotiviert, startete seinen Königsangriff im „Geschlossenen Sizilianer“ ziemlich überhastet, Paul ging des Gegners „Damengambit“ aggressiv an, Gunter holte sein geliebtes „Königsgambit“ aus der Versenkung, Dejan warf mit einem „Sizilianer“ dem Gegner den Fehdehandschuh vor die Füße, Steven wollte den zahmen Aufbau des Gegners möglichst schnell widerlegen, Werner hatte sich im Zentrum ausgebreitet und Denis sprang seinen noch ziemlich jungen Kontrahenten mit Schwarz förmlich an. Lediglich Anton bildete eine Ausnahme, denn seine Aufstellung offenbarte so manche Wissenslücke, die sein gleichfalls junger Gegner zu nutzen versuchte!

 

Doch die Pferseer hielten dem ersten Ansturm stand, sicherten sich mancherorts gar geringere bis hin zu etwas größeren Vorteilen und schickten sich an, wie bereits in der vergangenen Spielzeit, unserem Achter mindestens einen Mannschaftspunkt abzunehmen. Daran änderte auch der Umstand nichts, dass Denis frühzeitig für die Führung sorgte – 0:1 aus der Sicht der Hausherren.

 

Dieser Eindruck verstärkte sich der Folge, weil Gunter keine Kompensation für den geopferten Bauern vorweisen konnte, Dejan eigene Wege im „Sizilianer“ beschritt, Steven seinem Monarchen zunächst jedweden Schutz verweigerte, Anton geschickt die Dame für einen Turm und Springer einbüßte und Werner ohne Not einen Zentrumsbauern einstellte. Welchen Trost konnte es da darstellen, dass Lukasens Gegnerin die korrekte Verteidigung hatte vermissen lassen und anstatt mit einem Bauern mehr mit einem Wanderkönig spielen musste?!?

 

Etwas Hoffnung keimte auf, als Antons und Gunters Stellungen zu unseren Gunsten kippten. Während es Anton Dank des Gegners Mithilfe gelungen war, eine Festung aufzubauen, hatte sich Gunter nicht nur einen Bauern zurückholen dürfen, er stand positionell plötzlich auf Gewinn.

 

Bei Anton neigte sich die Waage noch ein weiteres Mal in Richtung Schachfreunde, denn unvermittelt übersah der junge Pferseer eine Springergabel, büßte zunächst die Dame und anschließend den vollen Zähler ein – 0:2 aus der Sicht des SK Rochade Augsburg.

 

Nun hätte eigentlich Gunters Punkt vermeldet werden müssen, doch ein Vorfall an einem anderen Brett brachte die natürliche Reihenfolge durcheinander. Vom Glück bestrahlt erhielt Werner nämlich eine Qualität, wobei sich die Stellung für den Gegner derart ungünstig öffnete, dass recht zeitnah unsere Führung ausgebaut werden konnte – 0:3 aus der Sicht der Gastgeber.

 

Als anschließend Gunter und Paul ebenfalls einen Sieg bzw. ein Remis vermelden konnten, da war der Wettkampf komplett auf den Kopf gestellt! Dies umso mehr, da Paul seine einst feste Stellung teilweise ruiniert hatte, sodass sein Ergebnis als Optimum angesehen werden musste – 0,5:4,5 aus der Sicht der Pferseer.

 

Die Krönung des Abends bildete Stevens Sieg, der einen zusätzlichen Beitrag für das Brettpunktekonto der Vierten leistete. Steven, der dem drohenden Angriff auf seinen König mit selbstmörderischer Gelassenheit entgegengesehen hatte, hatte sich irgendwie unter Qualitätsverlust gerettet. Der darauf folgenden Evakuierung des weißen Königs und dem Vorrücken der Bauernmasse im Zentrum hatte der Gegner nichts mehr zu entgegnen und war daher genötigt, die Waffen zu strecken – 0,5:5,5.

 

Damit verblieben nur noch das Spitzenbrett und das Brett Nr. 4. Und als hätte Lukas den Preis dafür zahlen müssen, quasi als „Opfer an Caissa“, dass die Mannschaft vom Glück begünstigt gewesen war, verlor Lukas ein Turm gegen Läufer-Endspiel mit jeweils einigen Bauern, indem er ausgerechnet auf der Diagonalen des Läufers verweilte, dadurch seine Qualität wieder einbüßte und sich plötzlich in einem verlorenen Bauernendspiel wiederfand – 1,5:5,5 aus der Sicht des SK Rochade.

 

Mit Dejans Niederlage, die sich wahrlich bereits früh abgezeichnet hatte, wurde der Schlusspunkt unter einen denkwürdigen Kampf gesetzt und unser 5,5:2,5-Erfolg stand, wie man so schön zu sagen bzw. schreiben pflegt, in Stein gemeiselt.

 

 

Fazit:

 

Einerseits könnte man jetzt behaupten, dass eine Mannschaft, der es in dieser Spielzeit bisher noch nicht gelungen ist, einen „normalen“ Wettkampf zu bestreiten, könne überhaupt nicht aufsteigen. Andererseits könnte man gerade diesen Umstand dazu heranführen, um daraus einen nahezu sicheren Aufstieg abzuleiten.

 

Wie es letztlich weitergehen wird, das werden wir alle am 7. Dezember sehen, wenn unsere Vierte in der „Zitadelle“ Merings Dritte empfängt. Bis dahin allen Lesern eine besinnliche Vorweihnachtszeit und falls etwas Zeit übrig sein sollte, viel Spaß mit dem Ligamanager. 🙂

 

 

 

 

 


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