Launen einer Schachgöttin
Eigentlich sollten in der Vorweihnachtszeit jene Ruhe und Besinnlichkeit einkehren, die in den äußerst geschäftigen anderen Monaten oftmals vermisst werden. Doch leider verhält es sich dergestalt, dass gerade in der Adventszeit nicht nur ein Termin den anderen jagt, sich viele Termine sogar überschneiden und man sich deswegen für etwas entscheiden muss.
Am vergangenen Wochenende traf dieser Umstand unsere Vierte besonders hart, denn im Kampf gegen den SK Mering III galt es nicht weniger als fünf Stammkräfte zu ersetzen. Glücklicherweise hatten es die Gäste gleichfalls nicht vermocht, von Ausfällen verschont zu bleiben, sodass ein vermeintlich gleichwertiger Wettkampf entstehen konnte.
Vermeintlich deshalb, weil sich unser Achter an nahezu allen Brettern als überlegen erweisen sollte. Allerdings gelang es leider nicht immer, diese Überlegenheit in Punkte umzumünzen, weshalb am Ende eine gänzlich unnötige 3,5:4,5-Niederlage das Resultat der vergebenen Chancen war.
Aufgrund vieler Absagen rückten neben Gunter, Lukas und Steven noch Alexander R. jun., Denis, Erich, Sergej und Werner ins Team, die sich allesamt an anderer Stelle bereits bestens bewährt hatten. Deswegen war man auch durchaus zuversichtlich, gegen die spielschwachen Meringer, die keineswegs grundlos das Ende der Tabelle zierten, letztlich die Oberhand behalten zu können.
Als nach dem Ausfüllen des Spielberichts auch noch ersichtlich wurde, dass die Meringer ihrerseits drei Mann aus ihrer Stammformation hatten ersetzen müssen, da wich die Zuversicht dem zarten Hauch einer Gewissheit und unsere Jungs begaben sich selbstbewusst an die Bretter.
Wie begründet dieses Selbstvertrauen war, das wurde bereits nach wenigen Zügen offensichtlich, als Lukasens Gegner zu verstehen gab, dass er seinen Kampfgeist vergessen hatte mitzubringen, Werner, den es an das vierte Brett gespült hatte, die natürliche Initiative der weißen Steine mit scheinbarer Leichtigkeit ausbauen durfte, Alexander seinem Gegner eine positionelle Ruine bescherte, Denis eine Traumstellung im Damengambit erreichte und Sergej des Gegner „Caro-Kann“ trocken einmauerte.
Angesichts dieser Anfangsphase war es mehr als erträglich, dass Erich und Steven in der Kürze der Zeit noch keinen Vorteil vorzuweisen hatten bzw. Gunter in einer für ihn gänzlich unüblichen Manier bereits im siebten Zug eine Figur eingebüßt hatte.
Aber Gunter wäre nicht unser „Sachsenkrieger“, wenn er selbst mit Minusmaterial dem Gegner nicht alles abverlangt gehabt hätte, weshalb es in der Folge just an seinem Brett zu interessanten Manövern kam, die den Gewinn einer Qualität und eines Bauern nach sich zogen. In einem für ihn vorteilhaften Endspiel mit seltener Verteilung der Spielsteine einigte sich unser Kämpfer friedlich, hatte ihn doch der frühe Einsteller derart mitgenommen, dass er seine Chancen in der Endstellung nicht richtig wahrnahm – 0,5:0,5.
Dieses frühe Kippen einer verloren geglaubten Partie schien förmlich weitere Kräfte freizusetzen, sodass sich die Lage an nahezu allen Brettern stark zu unseren Gunsten besserte. Bei Werner sogar so sehr, dass er nach einem Scheinopfer auch h7 eine Mehrdame gegen das Läuferpaar ins Feld führen konnte. Mit dieser und einigen taktischen Motiven aus seinem jüngst gefüllten Köcher stichelte er so lange herum, bis der Gegner Haus und Hof verlor und frustriert aufgab – 1,5:0,5.
In dieser Phase sah es glatt nach einem Kantersieg aus, denn als Steven in die Punkteteilung einwilligte und Lukas die Dreistigkeit besessen hatte, eine eingestellte Figur einfach mitzunehmen, was die sofortige Aufgabe des Gegners zur Folge hatte, verblieben nur noch gute bis ausgezeichnete Positionen – 3:1.
Anders kann man dies nicht werten, hatte doch Alexander einfach einen Mehrbauern, wofür der Gegner nach wie vor eine Ruine verwalten durfte, Denis schickte sich an, in einem Königsangriff den nächsten vollen Zähler zu holen, Erich gruppierte gerade um, um den jungen Gegner gleichfalls anzugreifen und Sergej hatte sich die Herrschaft über das komplette Brett gesichert. Ein Traum!
Leider entwickelte sich dieser Traum mit zunehmender Dauer zu einem echten Alptraum, indem die uns ansonsten zugeneigte Schachgöttin unsere verbliebenen Recken mit Schachblindheit zu belegen schien. Es fing alles mit Denis an, der anstatt mittels eines vorübergehenden Opfers die gegnerische Königsstellung aufzureißen und anschließend forciert die Dame zu gewinnen, lieber „en passant“ eine Qualität einstellte, anschließend viele Figuren tauschte und alsbald die Waffen streckte – 3:2.
Gemessen daran und was später noch passieren sollte, war Erichs Remis noch das geringste Übel. Er hatte sauber laviert und nur an einer Stelle das falsche Plätzchen für seinen Springer ausgesucht, weshalb ihn wohl der Mut verließ und er lieber nach dem sicheren halben Punkt griff, um den Mannschaftserfolg zu begünstigen – 3,5:2,5.
Noch zwei bespielte Bretter, über die man nicht sagen konnte, welcher unserer Recken besser stand. Während Alexander einen weiteren Bauern abzuholen drohte, sobald er die Entwicklung abgeschlossen haben würde, hatte Sergej mittlerweile eine glatte Mehrfigur. Was konnte hier noch schieflaufen? Wie bereits erwähnt, eine ganze Menge!
Alexander, von der Ungeduld ergriffen, seine zehn Jahre oder sein unzulänglicher Trainer mögen ihm hier als Rechtfertigung dienen, verzichtete auf den Abschluss der Entwicklung, schnappte sich den zweiten Bauern und stand plötzlich auf Verlust. Nur der Gnade seines Gegners war es zu verdanken, dass er trotzdem in einem gewonnen Turmendspiel landen durfte, das er zunächst zum Remis verdarb und anschließend sogar noch souverän verlor – 3,5:3,5. Ein nie für möglich gehaltener Ausgleich der Gäste.
Verblieb damit nur noch Sergej, der stoisch seine Vorteil mehrte und sich anschickte, den Sack zuzumachen. Letzteres gelang ihm auch, jedoch anders als erwartet, denn in klarer Gewinnstellung fand er zu fortgeschrittener Stunde einen Königszug, der das Selbstmatt in einem ermöglichte. Seinem Glück zunächst nicht trauend prüfte der Gegner noch alles gründlichst, ehe er den Mattzug ausführte und damit die Niederlage unserer Vierten besiegelte. – 3,5:4,5!
Fazit:
Nicht nur in der letzten Saison war diese Mansnchaft eigentlich zu stark für diese Liga, vielmehr setzt sich ihre Stärke auch in dieser Spielzeit fort. Ein beredtes Zeugnis legt dieser, wenn auch verlorene Mannschaftskampf ab, strebte man doch selbst mit fünf Ersatzleuten lange einem Kantersieg entgegen. Dass es schlussendlich nicht zum selbigen gekommen ist, das ändert nichts an den Umständen und dem Verlauf.
Doch all dies nutzt nichts, wenn man nach dem letzten Spieltag nicht auf einem der beiden Aufstiegsplätze steht, etwas, was nun ziemlich unwahrscheinlich erscheint, weil sich die Konkurrenz keine Blöße gegeben hat, weshalb von nun an nur noch Siege zählen, möchte man nicht ein weiteres Jahr in der Kreisliga III verbringen.
Ob das unserer Vierten gelingen wird, das wird sich erst noch zeigen. Doch nun heißt es erst einmal Wunden lecken, auf einen kompletten Achter am nächsten Spieltag hoffen und bereits gegen die Vierte des TSV Haunstetten zwei wichtige Punkte einfahren – Ligamanager.
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