Kreisliga III: 6. Runde; BC Aichach II – Schachfreunde Augsburg IV

Mangel an Erfahrung

 

 

Am 2. Februar blickten alle Teams der Kreisliga III, des ganzen Kreisverbandes, ach was, Schwabens gebannt in Richtung Aichach, wo es zum Spitzenkampf des sechsten Spieltages zwischen Aichachs übermächtiger Zweiten und unserer Vierten kam. Die Marschrichtung war klar, denn nur der Sieger dieser Begegnung durfte frühzeitig die Koffer in Richtung Kreisliga II packen.

 

Doch während die ohnehin favorisierten „Oachacha“ nahezu mit ihrem gesamten Stammachter anzutreten vermochten, hatten wir nicht nur wichtige Stammkräfte ersetzen müssen, es mangelte zugleich an den bewährten Kräften der Kreisklasse A, sodass am Ende eine deutliche Niederlage zu Buche stand, die nicht nur in dieser Höhe, sondern überhaupt unnötig war.

 

 

Vermutlich wird der ein oder andere Leser denken, dass mir beim Schreiben nichts Neues einfällt, weil wieder das „verflixte siebte Jahr“ thematisiert wird, aber es ist wirklich nun einmal so, dass in dieser speziellen Saison ein „Monsterwurm“ drin ist. Anders lässt es sich nicht erklären, dass sich die zahlreichen Ausfälle durch alle Mannschaften durchziehen.

 

Wie dem auch sei, da also unsere Vierte dringend Spieler benötigte, wurden neben Anton, Behzad, Dejan, Elisha und Gunter kurzerhand Raphael, Sergej und Tobias ins Team beordert, um damit wenigstens für die nominale Sollstärke zu sorgen. Dass sie letztlich das Zünglein an der Waage werden würden, damit konnte nicht einmal der erfahrenste Trainer rechnen, schreitet zwar ihre schachliche Entwicklung voran, doch von einem großen Leistungssprung schienen alle drei weit entfernt.

 

Aus der Not eine Tugend machend machte sich das Team in die einstige oberbayerische Bastion, um diese möglichst zu stürmen, mindestens aber nach einer länger währenden Belagerung zu erobern.

 

Planmäßig am Spiellokal angekommen wurde unser Achter freundlichst begrüßt, bevor man sich daran machte, den frühzeitigen Aufsteiger auszuspielen. Und wer dies am Ende des Abends sein sollte, das war nach etwa einer Stunde bei weitem nicht abzusehen. Derart wacker schlugen sich unsere Helden, dass sich die zahlreichen Zuschauer verwundert die Augen rieben.

 

Es fing bei Gunter an, der auf die von ihm geschätzte Taktik verzichtete und sich mittels einer harmlos anmutenden Abtauschvariante frühzeitig einen kleinen, aber dafür in Stein gemeißelten Vorteil sicherte. Weiter ging es mit Anton, der zwar seinen frisch ins Repertoire genommenen „Franzosen“ noch nicht ganz verstanden hatte, doch aufgrund der Zurückhaltung seines Gegners dennoch mit offensichtlichem Vorteil aus der Eröffnung herauskam. Wie verwandelt zu den jüngsten Darbietungen präsentierte sich Behzad, indem er seine Strategie dem unorthodoxen Spiel des Gegners geschmeidig anpasste und deswegen etwas besser stand. Elishas Gegner hatte wohl gehofft, den Siegeshunger unseres „Nordlichts“ mit dem „Abtauschfranzosen“ bändigen zu können, doch war dies ohne ohne den richtigen Plan augenscheinlich der falsche Weg. Und Dejan? Am Vortag noch im Ausland den Urlaub verbringend sprang er seinen Gegner mit einem jugendlichen Elan förmlich an, hatte bei heterogenen Rochaden gefühlte acht Mehrtempi und drängte zum Sieg.

 

Bliebe damit nur noch unser unerfahrener Nachwuchs, dem man weder einen Mangel an Verständnis noch ein Zuviel an Respekt attestieren konnte. Denn Tobias hatte in der Eröffnung auf den Gewinn eines Bauern verzichtet und setzte auf die Wucht des Läuferpaares, während Sergej nach einigen Ungenauigkeiten den Gegner zu einem scheinbar vernichtenden Angriff eingeladen hatte, nur um ihn anschließend gekonnt zu neutralisieren. Und wäre er nicht dem Automatismus des Wiedernehmens erlegen, er hätte sich bereits über deutlichen Vorteil freuen können. Raphael sah sich mit dem Damengambit konfrontiert, verwechselte zunächst die Pläne mit jenen des „Franzosen“, vermochte sich in der Folge zu berappeln und zog sich mit nur leichten Nachteilen aus der Affäre. Ein Traum!

 

Wie sehr der Kampf tobte, davon legt der Umstand, dass geraume Zeit kein Ergebnis gemeldet wurde, ein beredtes Zeugnis ab. Sehr zum Wohlgefallen der Zuschauer, die so immer wieder einen Grund erhielten, über den aktuellen Stand zu fachsimpeln.

 

Dann war es plötzlich soweit und am vierten Brett, wo die beiden Kontrahenten keinen sinnvollen Weg zum Weiterspielen gesehen hatten, wurde die Friedenspfeife geraucht. Das heißt, Behzad war nichts eingefallen und dem Gegner war nichts anderes als das Einwilligen in eine Zugwiederholung übriggeblieben – 0,5:0,5.

 

Zu jenem Zeitpunkt war der Ausgang weiterhin komplett ungewiss, was vor allem dem starken Auftrumpfen unserer drei Einspringer an den letzten drei Brettern geschuldet war, die alles unternahmen, um volle Punkte zu erzielen. Dies und die Tatsache, dass Elisha und Gunter nunmehr deutliche Vorteile vorweisen konnten, machte es erträglich, dass sowohl Antons als auch Dejans Partie vom ursprünglich wahrscheinlichen Sieg in Richtung Niederlage zusteuerten.

 

Erst gegen 21.30 Uhr setzte die Phase der Entscheidungen ein, welche bedauerlicherweise nichts Gutes für uns bereithielt. So unterlag Tobias, womit ein weiterer sicher geglaubter Punkt verlorenging und Sergej trug nur ein Remis bei. Damit nicht genug, denn kurz danach gab Raphael unvermittelt auf, obwohl er eigentlich mit Leichtigkeit ein Patt hätte herbeiführen, sofern er ein unwiderstehliches Turmopfer angebracht hätte, und sich einen überaus verdienten halben Punkt hätte sichern können. Schließlich streckte Dejan sichtlich enttäuscht die Waffen, womit die Gastgeber nahezu uneinholbar in Front lagen – 4:1 aus der Sicht des BC Aichach.

 

Quasi um den Teamgeist nicht zu gefährden, hisste Anton im Angesicht des nahenden Todes seines Monarchen die weiße Flagge, während Gunter Gnade walten ließ und beim unnötigen Mitblitzen dem Gegner einen halben Punkt schenkte – 5,5:1,5.

 

Lediglich Elisha, seit Monaten in einer bestechenden Form, zog ehern seinen Plan durch, verbesserte damit zwangsläufig immer weiter seine Stellung und sorgte mit seinem Sieg für den einzigen vollen Zähler des Abends für uns Schachfreunde und damit den Endstand in Form der 2,5:5,5-Niederlage.

 

 

Fazit:

 

Wohl selten in der Schachhistorie hat eine derart ersatzgeschwächte Mannschaft wie es unsere Vierte war, dermaßen unnötig einen Wettkampf verloren. Starke Stellungen reichen eben leider doch nicht, um eine Begegnung für sich zu entscheiden, wenn man sie nicht konsequent zu Ende führt. Aber was noch nicht ist, das kann ja noch werden.

 

Für den Aufstieg, zu dem ich den Aichachern an dieser Stelle gratulieren möchte, ist dennoch noch nichts verloren, sofern am letzten Spieltag gegen Kriegshabers Fünfte ein Sieg eingefahren werden sollte. Doch dies wird zweifelsohne kein Selbstläufer sein, denn pünktlich vor der Begegnung gegen unsere Vierte sind die Mannen aus dem Nordwesten zum Leben erwacht und haben gleich einen überragenden Sieg hingelegt.

 

Die Zeit bis zum Tag der Entscheidung kann man sich dahingehend verkürzen, indem man ab und an in den Ligamanager blickt und sich dort mit allen relevanten Informationen die Kreisliga III betreffend versorgt. Viel Spaß dabei. 🙂

 

 

 

 

 

 

 


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