Regionalliga Süd-West: 1. Runde; SC Garching III – Schachfreunde Augsburg I

Zweifelsohne keine Pflichtaufgabe

 

 

Den Saisonstart in der Regionalliga hatten wir uns definitiv anders vorgestellt! Anstatt mit Glanz und Gloria über die Garchinger hinwegzufegen, immerhin waren wir mit zwei Großmeistern, zwei FMs und einem gefühlten FM angetreten, mühten wir uns redlich gegen die nur zu siebt angetretenen Gegner und gewannen am Ende mit 5:3 relativ knapp.

 

Unabhängig davon haben wir trotz aller Widrigkeiten die ersten beiden Zähler eingefahren, haben nun etwas Zeit, um uns zu steigern, was uns ganz sicher gelingen wird, und werden im nächsten Wettkampf überzeugender auftreten. Soweit zumindest der Plan.

 

 

Für uns war der Spieltag absolutes Neuland, denn wir hatten noch nie die Erfahrung gemacht, dass unsere Erste und Zweite zeitgleich die jeweilige Begegnung absolvieren müssen. Als wenn dies für unseren kleinen Verein nicht schon Herausforderung genug gewesen wäre, gingen diverse Absagen ein, deren Begründung vom Auslandsstudium – War bereits eingeplant. – über kurzfristig angesetzte berufsbedingte Fernreisen bis hin zu einer „Lamawanderung“ reichten.

 

Außergewöhnliche Situationen erfordern in der Regel ungewöhnliche Maßnahmen, weshalb neben Aleksandar, Arthur, Misa, Thomas, Zarko und meiner Wenigkeit die Gebrüder Behzad und Mehran Hamkar nominiert wurden, die beide formal in der Dritten gemeldet sind.

 

Doch was auf den ersten Blick als bewusste Schwächung der Mannschaft verstanden werden könnte, war keineswegs der Fall, hatten sich doch beide in der Vergangenheit bestens bewährt und vor allem erfreuen sie seit längerer Zeit mit großen Fortschritten. Außerdem gehören ohnehin alle zu Beginn der Saison aufgestellten Spieler zum Team, sodass jeder damit rechnen muss, die Vereinsfarben gegebenfalls auch auf bayerischer Ebene zu vertreten.

 

Wie dem auch sei, als wir in Garching ankamen, da stellten wir erleichtert fest, dass selbst Großvereine, zu denen Garching mit seinen weit über 200 Mitgliedern zu zählen ist, Schwierigkeiten haben, wenn es zeitgleich drei Mannschaften an die Bretter zu bringen gilt.

 

In unserem Fall hieß das, dass das Spitzenbrett der Gegner verwaist war und verwaist bleiben sollte, sodass Aleksandar in seinem ersten Einsatz noch vor dem Andrücken der Uhren zu einem kampflosen Sieg kam. Etwas überraschend, aber wir nahmen dieses Geschenk sehr gerne an – 0:1 aus der Sicht der Garchinger.

 

Das war es aber auch mit den Zuwendungen, denn an den restlichen sieben Brettern wurden die Kampfhandlungen aufgenommen, die es teilweise frühzeitig in sich hatten. Misa, am für ihn gewöhnungsbedürftigen zweiten Brett, wurde ebenso wie Thomas ein zäher „Engländer“ vorgesetzt, während Zarko gegen die „Caro-Kann-Verteidigung“ die erste Gelegenheit nutzte, um die Damen vom Brett verschwinden zu lassen und sich in einem damenlosen Mittelspiel suhlte. Auch bei Arthur bzw. Mehran deutete alles frühzeitig auf Grabenkämpfe hin und nur Behzads und meine Stellung wichen hiervon ab.

 

Unser „Schweiger“ hatte nach nur wenigen Zügen die Tücken des „Rossolimos“ kennenlernen müssen, weshalb er alles aufbieten musste, um seine Stellung taktisch zusammenzuhalten. Ähnlich erging es meinem Gegner, der die Entwicklung ziemlich vernachlässigt hatte, unvermittelt am Damenflügel angesprungen worden war und nun mit den Folgen zu kämpfen hatte.

 

Diese waren aber derart gravierend, dass nachdem die Rauchschwaden verflogen waren, der Widerstand nach nur 23 Zügen eingestellt wurde, womit es mir vergönnt war, den ersten erspielten Punkt für die Mannschaft zu holen und die Führung auszubauen – 0:2 aus der Sicht der Gastgeber.

 

Eine deutliche Führung, etliche mittlerweile gute Stellungen und ein Zarko in Bestform. Anders kann man das nicht beschreiben, denn was dieser junge Mann aus dieser eher ruhigen Stellung in kürzester Zeit herausgepresst hatte, war schlichtweg beeindruckend. Es hatte alles mit geschicktem Lavieren angefangen, führte in der Folge zu einem Bauerngewinn, dem der strategische Vorteil des Läuferpaares folgte, was in der Gesamtheit zum Zusammenbruch der gegnerischen Stellung führte – 0:3 aus der Sicht der Garchinger.

 

Was sollte jetzt noch passieren? Misa drückte, Thomas stand blendend, Arthur hatte gar einen Bauern mehr, Mehran bereitete einen Königsangriff vor und lediglich Behzads Stellung bot Grund zur Sorge. Doch dann kippten plötzlich viele Partien, sodass es ungewiss wurde, ob wir die deutliche Führung überhaupt über die Ziellinie würden retten können.

 

Es fing mit Thomas an, der mit seinem gepflegten Stil den Gegner die ganze Zeit über beherrscht hatte. In seiner Verzweiflung suchte der Garchinger die Verwicklung, gab zum Schein einen Bauern und wurde ausgerechnet durch das Nehmen desselben mit dem Ausgleich belohnt. Wenige Züge später willigte Thomas ins Remis ein, wodurch die Gastgeber plötzlich Oberwasser erhielten, obwohl der Zwischenstand keineswegs verheißungsvoll war – 0,5:3,5 aus der Sicht der Garchinger.

 

Und die anderen Bretter? Immerhin hatten wir mit Misa noch ein schachliches Schwergewicht im Einsatz. Just zu dem Zeitpunkt als der Wettkampf eine völlig verkehrte Wendung zu nehmen drohte, da erlaubte sich Misa eine Ungenauigkeit, die zu einem Bauernverlust geführt hätte, dessen Berechtigung erst noch nachgewiesen hätte müssen. Arthur hatte sich derart einmauern lassen, dass er nicht nur seinen Mehrbauern wieder hatte abgeben müssen, selbst das Remis drohte in weite Ferne zu rücken. Ebenso wie bei Mehran, dessen Gegner über die c-Linie eingedrungen war, noch bevor Mehrans Angriff zur Geltung hatte kommen können.

 

Lediglich bei Behzad war mittlerweile alles klar, denn spätestens mit der Evakuierung des Königs, welche wie so oft in derartigen Fällen in einem Versuch gemündet war, standen die Zeichen auf Niederlage, welche alsbald auch erfolgte – 1,5:3,5 aus der Sicht der Garchinger.

 

Zu unserem Glück hatte sich Misas Gegner nicht getraut, den besagten Bauern mitzunehmen und sich stattdessen auf das Klammern beschränkt. Ein fataler Fehler, denn er gestattete Misa damit einen optimalen Aufbau, den unser Topmann dazu nutzte, die Partie wahrlich großmeisterlich zu Ende zu führen und damit den Sieg herzustellen – 1,5:4,5 aus der Sicht der Garchinger.

 

Das war auch bitter nötig, brachen doch bei Arthur und Mehran alle Dämme. Wenngleich Arthur nunmehr mit einer Figur weniger im Endspiel üben durfte, war die Lage bei Mehran weitaus schlimmer, rückte doch der Gegner Mehrans Monarchen zu Leibe. Dies tat er derart unwiderstehlich, dass Mehran jedwedes Fortführen der Partie als sinnlos erachtete und aufgab – 2,5:4,5 aus der Sicht der Garchinger.

 

Blieb damit nur noch Arthur, der in einem Turmendspiel mit dem Umstand leben musste, dass dem Gegner ein Springer mehr zur Verfügung stand, wofür er keine Kompensation hatte. Das heißt, so ganz richtig ist es nicht, denn irgendwie hatte Arthur es geschafft, einen Bauern bis nach e2 vorzupressen, der zum Schein mit der Umwandlung drohte. Diese Situation hatte den Gegner ausgesprochen beeindruckt, dass er in Gewinnstellung Arthurs Friedensangebot annahm und damit den Endstand herstellte – 3:5 aus der Sicht der Garchinger.

 

 

Fazit:

 

Einerseits müssen wir uns erst an die neuen Rahmenbedigungen gewöhnen, insbesondere solange unsere Zweite gewisse Aufstiegschancen hat, andererseits waren die Garchinger keineswegs so schwach, wie es Nummerierung in ihrer Vereinshierarchie vermuten lassen könnte. Übrigens etwas, was die beiden Mitkonkurrenten um den Aufstieg von Bayern München und dem MSC 1836 noch deutlicher unterstreichen.

 

So gesehen dürfen wir nicht gänzlich unzufrieden sein, können auf diesen Erfolg aufbauen und werden weiterhin die Mission „Aufstieg“ konzentriert angehen. Dies als nächstes gegen den starken Aufsteiger aus dem Süden der Stadt. Wer Zeit und Lust dazu hat, der möge doch am 10. November in die „Zitadelle“ kommen, wenn wir als Hausherren die zweite Runde eröffnen.

 

Zwischenzeitlich kann man wie gewohnt im Ligamanager schmökern, wo neben vielen interessanten Ergebnissen und statistischen Dingen, auch die Partien nachzuspielen sind. Viele Spaß dabei. 🙂

 

 

 

 


Kommentare

3 Antworten zu „Regionalliga Süd-West: 1. Runde; SC Garching III – Schachfreunde Augsburg I“

  1. Avatar von Andreas Schädler
    Andreas Schädler

    Die Absage eines Spiels wegen einer „Lamawanderung“ wird bei uns in der Vereinschronik die nächsten 50 Jahre nicht zu toppen sein:-) Ein Kasten Bier für alle lieber Uli.

    1. Ich denke, dass in den Chroniken der wenigsten Vereine ein solcher Vermerk zu lesen ist bzw. sein wird. 🙂

      Übrigens würde ich mich mit einer Apfelschorle zufrieden geben. :))

  2. Avatar von Misa Pap
    Misa Pap

    „Immerhin hatten wir mit Misa noch ein schachliches Schwergewicht im Einsatz. Just zu dem Zeitpunkt als der Wettkampf eine völlig verkehrte Wendung zu nehmen drohte, da erlaubte sich Misa eine Ungenauigkeit, die zu einem Bauernverlust geführt hätte, dessen Berechtigung erst noch nachgewiesen hätte müssen … Zu unserem Glück hatte sich Misas Gegner nicht getraut, den besagten Bauern mitzunehmen und sich stattdessen auf das Klammern beschränkt. Ein fataler Fehler, denn er gestattete Misa damit einen optimalen Aufbau, den unser Topmann dazu nutzte, die Partie wahrlich großmeisterlich zu Ende zu führen…“

    HMMM, diese Komentar ist problematisch. Ich verlasse mich nicht auf „Schachglück“ im Partien. Jede Partie ist serious für mich, und besonders wann spiele ich für unsere Manschaft! Deswegen, jederman kann Partie schauen und sehen, wie dass war…

    EIGENTLICH es war so: Mein Gegner hat Englisch Erofnung gespielt, und in sehr solide Weise. Offensichtlich er hat gut vorbereitet für Partie, weil ich könnte nicht ihm erwartet, weil er war nicht im erste 4 Spieler, im Aufstellung (grund Aufstellung). Im einem Moment im Partie, wegen sehr solide Stellung von Weiss, ich musste Entscheidung machen, und meine Idee war ineteresant, und mit 16…Sd5!? ich habe ein Bauer geopfert… Opfer war richtig gut, nicht ein Blef, oder etwas änlich, und mein Gegner war under kleine Drück…Er musste jetzt Varianten rechnen usw.

    Er könnte diese Bauer im verschiedene Momenten nehmen, und jedes mal, ich habe voll Kompensation…Weil Weiss hat nur sehr solid gespielt, ohne zu viel Rechnung, er spielte nicht so gut, und hat 19.Dc2 gespielt. In diese Moment, nehme ich Initiative, und nach noch ein scwach Zug 20.Dd2?! (nicht fataler Fehler! – nur strategisch schwach), , ich hätte gute Vorteil… Aber, immer noch nicht so klar… Und nach diese Moment, habe relativ leicht Partie gewonnen. Und nach Partie ist viel leichter zu sagen dass 20.Dd2?! war fatale Fehler, und dass schwarz gewinnt so leicht, aber es war nicht so einfach (einfacher ist wann jemand ist GM). 🙂

    Deswegen, ich sehe nicht glückliche Momenten für mich, oder für uns, im Partie, und überhaupt, ich habe nicht Bauer verloren, aber mit berechnetes Risiko geopfert.
    Am Ende vielleicht es ist nicht so wichtig – diese ganze Geschichte, jemand kann sagen, aber ich mag wann alles ist in Ordnung, und besonders Kommentare über meine Partien, und besonders über meine gute gespielte und gewonenne Partien!

    GM Misa Pap

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