Regionalliga Süd-West: 6. Runde; Schachfreunde Augsburg I – SC Roter Turm Altstadt I

„Black is ok“

 

 

In der sechsten Runde der Regionalliga hieß es ein letztes Mal in dieser Saison unsere „Zitadelle“ gegen einen Achter aus München zu verteidigen. Der Gegner war kein geringerer als der SC Roter Turm Altstadt, der nicht nur zwei Runden zuvor den Topfavoriten vom FC Bayern mit 6:2 förmlich umgemäht hatte, sondern mit einem Sieg gegen uns die nötigen Punkte zum Klassenerhalt hätte vorzeitig einholen und zugleich Anschluss an die Tabellenspitze erhalten können.

 

Da wir wiederum den Kontakt zur Zweiten des MSA Zugzwang nicht verlieren und vor allem unsere „Zitadelle“ keiner weiteren Fremdherrschaft überlassen wollten, waren alle Zutaten vorhanden, die einen spannenden Kampf versprachen. Dieser wurde den zahlreichen Zuschauern auch tatsächlich  geboten, an dessen Ende ein knapper, aber überaus verdienter Erfolg für uns Schachfreunde heraussprang.

 

 

Die „verschärfte Rotation“ und der sich daraus ergebende Erfolg der meisten rangniederen Mannschaften hatte zur Folge gehabt, dass zum Ende der Spielzeit hin die Möglichkeiten des Einsatzes recht eingeschränkt waren, sollte sich doch möglichst niemand im Regionalligateam festspielen. Trotz dieser Einschränkung brachten wir mit Erik, Frank, Hermann, Mehran, Misa, Uli, Zarko und mir eine starke Mannschaft zusammen, die sich nicht zu Unrecht Hoffnungen auf zwei Mannschaftspunkte machen konnte.

 

Unsere Gäste vertrauten bei Schneegestöber auf die gute Eisenbahn, kamen pünktlichst an und ermöglichten so, dass die Bretter zum angesetzten Spielbeginn freigegeben werden konnten. Es sollte auch nicht lange dauern, da wurde uns klar, warum diese Münchner als äußerst gefährlich einzuschätzen waren.

 

Zwar bewegte man sich bei Frank, Hermann und Misa in der Eröffnungsphase innerhalb der üblichen Bewertung, Erik durfte sich darüber freuen, dass ihm sein Gegner voll in die Vorbereitung gelaufen war und ich verfügte nach nur acht Zügen über ein deutliches positionelles Plus, aber bei Mehran brannte es bereits lichterloh bzw. Uli und Zarko hatten ein etwas eigenwilliges Verständnis für ihre „Aufschläge“ offenbart, sodass einem mulmig wurde.

 

Deswegen war es auch nur allzu verständlich, dass in der Folge die Kämpfe tobten und sich jeder äußerst darum bemühte, den maximalen Schaden von sich abzuwenden. Dieser drohte bei Mehran in eine frühzeitige Niederlage zu münden, denn der Gegner hatte eine scharfe Variante „entkorkt“ und sich frühzeitig einen Turm gesichert. Bei so manchem hätte ich keinen Pfifferling mehr auf die schwarze Stellung gegeben, aber nicht bei unserer „Rechenmaschine“. Und tatsächlich, Mehran fand einen Weg ins Dauerschach und zog damit seinen Kopf aus der Schlinge – 0,5:0,5.

 

Mittlerweile, es waren in etwa zweieinhalb Stunden seit dem Ausführen des jeweils ersten Zuges vergangen, begann sich die Waage deutlich zu unseren Gunsten zu neigen. Misa hatte einen Bauern eingeheimst und schickte sich an, selbigen zu verwerten, Zarkos Gegner hatte ein gefährliches Gegenspiel zugelassen, bei Uli lichteten sich die Reihen, Frank war es gelungen, sich aller Sorgen eines Nachziehenden zu entledigen, wofür er sich selber mit einem Mehrbauern belohnte, Hermann übte nunmehr Druck aus, Erik hatte zwar gewisse Vorteile eingebüßt, doch hatte er nach wie vor alles im Griff und ich erfreute mich, man höre und staune, einer positionellen Traumstellung.

 

Welche Gefährlichkeit Zarkos Gegenspiel zwischenzeitlich erreicht hatte, das wurde dem Gegner plötzlich gewahr. Denn während dessen Figuren eine Versammlung auf der a-Linie abhielten, setzte unser Zarko zur entscheidenden Offensive an, der Weiß nichts mehr entgegensetzen konnte – 1,5:0,5.

 

Unmittelbar danach vermeldete Uli seine Punkteteilung. Zweifelsohne hätte der Gegner auch noch in der Schlussstellung gefahrlos den vollen Punktgewinn suchen können, doch schien er von der vorangegangenen Zähigkeit unseres „Großen“ dermaßen zermürbt, dass er sich letztlich lieber für den Spatz in der Hand entschieden hatte – 2:1.

 

Anschließend kam es zum Remis an Eriks Brett. Unser „Mann aus Kentucky“ hatte zielstrebig seine zunächst positionell stark geführte Partie mit unnötigen Manövern kontinuierlich verschlechtert, bis ihm zum Schluss hin nichts anderes mehr übriggeblieben war, als das Kriegsbeil zu begraben und die Friedenspfeife zu rauchen – 2;5:1,5.

 

All das war halb so wild, denn zum einen hatten drei kritisch stehende Partien ein gutes Ende für uns genommen und zum anderen liefen ja noch vier Begegnungen, die einen in der Summe frohlocken ließen. Am Spitzenbrett hatte Misa mittlerweile eine technisch gewonnene Stellung erreicht, was übrigens gleichfalls auf Frank und mich zutraf. Lediglich über Hermanns Stellung begannen sich düstere Wolken zusammenzuziehen, nachdem er einige bessere Fortsetzungen ausgelassen hatte.

 

Während in kurzer Abfolge Misa und Frank gekonnt demonstrierten, wie man technisch gewonnene Stellungen in volle Punkte ummünzt, stellte ich eindrucksvolle meine Klasse unter Beweis, indem ich zielstrebig in Richtung Remis abwickelte. Zwar hatte ich mich im Vorfeld in Zeitnot befunden, welche jedoch nicht ursächlich für meine Unfähigkeit war, hatte ich selbige doch heil überstanden. Vielmehr war es der „Fluch des 41. Zuges“, welchen ich unnötigerweise überhastet ausgeführt hatte. Die sich daraus ergebende Chance wusste meine Gegnerin trefflich zu nutzen und zimmerte sich einen Verteidigungsplan zurecht, den ich in meiner jugendlichen Unerfahrenheit erst dann begriff, als er auf dem Brett verwirklicht worden war – 5:2.

 

Mit dem Mannschaftserfolg im Rücken tat es in der Folge nur eingeschränkt weh, mit ansehen zu müssen, wie Hermanns Stellung immer mehr nachgab, bis sie schlussendlich komplett zusammenbrach und damit den Gästen den einzigen vollen Zähler des Tages bescherte – 5:3.

 

 

Fazit:

 

In einem überaus spannenden Kampf behielten wir mit 5:3 die Oberhand und konnten damit nicht nur den Anschluss an den MSA Zugzwang halten, Dank der Schützenhilfe aus Mittelschwaben, sprich der wackeren Türkheimer, die dem Tabellenführer einen Punkt abnehmen konnten, grüßen wir unvermittelt selber von der Spitze. Nun haben wir es selber in der Hand, ob wir am Ende der Saison unseren siebten Aufstieg in Folge werden feiren können.

 

Wie dem auch sei, auf jeden Fall werden wir bis zum nächsten Spiel ebenso wie die sympathischen „Altstädter“ an der Umsetzung unseres Anzugsvorteils arbeiten müssen, vermochte doch in der beschriebenen Begegnung keine einzige Weißpartie zum Sieg geführt zu werden. Aber vielleicht ist das auch nichts Besonderes, denn wie hatte bereits Altmeister Andras Adorjan bereits im „Vorcomputerzeitalter“ festgestellt: „Black is ok!“. 🙂

 

Viel Spaß beim Studieren der diversen Statistiken, die der Ligamanager so bereithält und falls danach noch etwas Zeit übrig sein sollte, dann könntet Ihr Euch die ein oder andere Partie zu Gemüte führen. Es ist so manches Schmuckstück dabei, das gesehen zu haben, sich definitiv lohnt.

 

 

 


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