Mit klarer Marschrichtung
In der letzten Runde der diesjährigen Regionalliga hätten also all jene Wunder geschehen sollen, die uns den siebten Aufstieg in Folge hätten ermöglichen können. Dazu wäre es unbedingt erforderlich gewesen, dass die hochmotivierten „Zugzwangler“ gegen die sich aufgebenden „Bayern“, zumindest hinterließen sie diesen Eindruck in den jüngsten Berichten auf ihrer Homepage, mindestens einen Mannschaftspunkt abgeben, wenigstens aber nicht allzu hoch gewinnen.
Zeitgleich bestand unsere Aufgabe darin, gegen die als Absteiger feststehenden Mittelschwaben vom SC Türkheim/Bad Wörishofen den maximalen Erfolg zu erzielen, um zweieinhalb Brettpunkte aufzuholen, mit den „Zugzwanglern“ gleichzuziehen und aufgrund des direkten Vergleichs den Sprung in die Landesliga quasi im letzten Augenblich doch noch zu schaffen.
Nun, wir gewannen in Bad Wörishofen gegen stark aufgestellte Mittelschwaben souverän mit 6,5:1,5, doch da zeitgleich die Dritte des FC Bayern München gegen unseren Konkurrenten mit 2,5:5,5 förmlich unterging, blieb das Wunder aus und uns fehlten letztlich eineinhalb Brettpunkte, sodass wir als erster Verlierer durchs Ziel gehen.
Herzlichen Glückwunsch an den MSA Zugzwang, der insgesamt betrachtet ein überaus verdienter Aufsteiger ist, gewannen doch die Münchner, vom Ausrutscher gegen uns einmal abgesehen, oftmals höher als wir, was für die Qualität der Truppe spricht. Viel Erfolg in der neuen Spielzeit!
Vor die schwierige Aufgabe gestellt, einen starken Achter zu formen und dabei größtmögliche Rücksicht auf die rangniederen Mannschaften zu nehmen, zumal es bei ihnen teilweise gleichfalls um einen Aufstieg ging, wurde Alexander B., Frank, Mehran, Misa, Robert, Uli, Zarko und meiner Wenigkeit die Ehre zuteil, das Unmögliche zu vollbringen.
Bei herrlichstem Wetter machten wir uns nach Bad Wörishofen auf, wo wir nicht schlecht staunten, als wir auf der Suche nach dem Spiellokal ein uns bestens bekanntes Gesicht erspähten. Anton hatte keine Mühen gescheut und sich mit dem ÖPNV ins Kurstädtchen aufgemacht, um uns an jenem wichtigen Tag zu unterstützen!
Am Spiellokal angekommen erwartete uns zu unserer Überraschung niemand, obwohl es bereits zwanzig vor zehn war. Doch alsbald setzte ein reges Treiben ein, man stellte schnell auf einigen Biertischen das Spielmaterial auf, sorgte an jenen Stellen, wo es noch wackelte mit Bierdeckeln für ein „ruhiges“ Schachbrett und legte sodann los. Und wie!
Die Hausherren, wie eingangs erwähnt bereits abgestiegen, wollten sich nichts vorwerfen lassen und traten vom letzten Brett einmal abgesehen in einer ausgesprochen starken Besetzung an. Damit nicht genug, denn es schien, als hätten sie sich außerdem hervorragend vorbereitet, konnte man doch in der Eröffnungsphase den Favoriten überhaupt nicht ausmachen.
Ein Blick auf Misas Brett genügte mir, um froh darüber zu sein, dass ich seinem Gegner nicht gegenüber saß, befand sich dieser doch offensichtlich in einer lange analysierten Variante. Zarko hatte sich spontan im „Alapin“ versucht, wollte dann aber einem Theorieduell aus dem Wege gehen und fabrizierte irgend etwas. Nicht so Uli, der in diesem wichtigen Kampf auf ein neu erlerntes System verzichtete und dafür auf seinen manchmal auch bewährten „Stonewall“ zurückgriff. Ein Aufbau übrigens, der sich im gegnerischen Team gleichfalls einer gewissen Beliebtheit erfreute, vertraute Franks Gegner ebenfalls dieser Struktur. Bei Robert, Mehran und Alexander B. war noch recht wenig los, wobei man schon merkte, dass ihre Gegner darauf bedacht waren, es gegen die Jugend nicht taktisch werden zu lassen.
Bliebe damit nur noch mein Brett, auf dem nach einigen Zugumstellungen ein „Maroczy-Sizilianer“ das Thema des Tages bildete. Allerdings hatte sich mein Gegner eine Ungenauigkeit erlaubt, die auszunutzen ich leider nicht im Stande war, weil meine Rechenkraft dazu einfach nicht ausgereicht hatte. Entsprechend vermied ich jedwede Komplikation in jener frühen Phase und stellte mich auf eine sehr lange Partie ein, wie sie in solchen Stellungstypen üblich ist.
Von da an verstrich die Zeit und es entwickelte sich immer mehr ein offener Kampf, in dem jede Seite einen Vorteil für sich zu verbuchen versuchte. Das heißt, nicht überall war dies der Fall, denn unvermittelt gingen gleich Ergebnisse ein. Unsere Bretter fünf bis sieben, Frank, Robert und Mehran, hatten in je unter 25 Zügen die Friedenspfeife geraucht und uns damit vollkommen in die Abhängigkeit der „Bayern“ begeben – 1,5:1,5.
Trotz dieser Lage der Machtlosigkeit wurde an den verbliebenen Brettern weiter hart gekämpft, mussten wir uns doch für den Fall wappnen, dass die „Bayern“ tatsächlich den Sieg gegen die „Zugzwangler“ davontragen sollten. Zu ärgerlich wäre es gewesen, wenn letztlich die „Bayern“ der lachende Dritte gewesen wären.
Und so langsam deutete sich ein Sieg für uns an, wenngleich dessen Höhe noch gänzlich ungewiss war. So hatte Misas Gegner nach wie vor eine angenehme bis bessere Stellung und ich durfte mich über die Aussicht auf eine Schwäche beim Gegner freuen, mehr aber auch nicht, wohingegen die Jugend zum Sturmangriff blies. Alexander B. war es endlich gelungen, vom Stellungskampf zum offenen Kampf überzugehen und drohte mit seinen beiden Zentrumsbauern die Entscheidung zu erzwingen. Auch Uli griff den Gegner frontal an, zauberte vor sich hin und wartete nur noch darauf, dass des Gegners Stellung kollabierte. Ein ähnliches Bild bei Zarko, bei dem ein gänzlich unaufgeräumtes Brett zu bewundern war, wobei man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass nur er wirklich durchblickte, was da vonstatten ging.
Der Druck wurde für die Hausherren derart groß, dass einer nach dem anderen gegen unsere starken Jugendlichen kapitulierte, womit wir noch kurz vor der Zeitkontrolle den Mannschaftssieg sicherstellten – 1,5:4,5 aus der Sicht der Mittelschwaben.
Noch war die Tinte auf dem Spielbericht nicht trocken, da folgte auch schon Misas voller Zähler. Er hatte sich gewunden, gequält und so lange um Ausgleich gerungen, bis dieser tatsächlich eintrat. Als es dann aber soweit war, da hatte es nicht mehr lange gedauert, bis sich die Waage zu seinen Gunsten neigte und ein sichtlich enttäuschter Gegner die Waffen streckte – 1,5:5,5 aus der Sicht der Mittelschwaben.
Damit lief nur noch eine Partie, nämlich meine. Aus meiner Aussicht auf eine Schwäche in des Gegners Stellung war zwischenzeitlich ein konkretes Sorgenkind auf d5 geworden. Dies und der Umstand, dass ich neben einem guten Springer gegen einen schlechten Läufer auch noch über einen zentralisierten König verfügte, sicherten mir großen Vorteil, den ich schlussendlich sicher verwertete und damit das Endergebnis herstellte – 1,5:6,5 aus der Sicht der Mittelschwaben.
Fazit:
Wie eingangs erwähnt, war letztlich alles umsonst. Umsonst? Keineswegs! Zu Beginn der Saison hatten wir es angesichts unserer unerfahrenen Jugend, der es vor allem an den hinteren Brettern an Erfahrung mangelte, nicht für möglich gehalten, dass wir dermaßen gut mitspielen werden, ja beinahe aufgestiegen wären. Ein Garant hierfür waren unsere ersten vier Bretter, die zusammen hervorragende 29/35 bei nur drei Niederlagen zu erspielen vermochten, was uns gleich viermal ein 4:0 an den ersten vier Brettern bescherte. Herausragend hierbei unser Zarko, der nicht minder als 9/9 ansammelte! Herzlichen Glückwunsch, mein Großer! 🙂
Jetzt schon ein Wort über die neue Saison zu verlieren, das erscheint etwas arg verfrüht. Allerdings kann bereits zum augenblicklichen Zeitpunkt gesagt werden, dass die Regionalliga Süd-West in der nächsten Spielzeit um einiges härter umkämpft werden wird, kommt doch mit dem SC Dillingen nicht nur ein starker langjähriger Landesligist in unsere Gefilde, mit dem TSV Haunstetten II und vor allem dem MSC 1836 III betreten zwei Schwergewichte die Arena.
Ungeachtet dessen, werden wir einen weiteren ernsthaften Versuch unternehmen, die nächsthöhere Liga zu erreichen, wofür die entsprechenden Vorbereitungen schon angelaufen sind. Das Erhöhen unserer Durchschlagskraft auf breiterer Front und die weiteren Fortschritte unserer Jugend dürften uns stabil genug machen, um wieder ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn es um die Meisterschaft geht.
Aber bis dahin ist es noch weit hin, sodass ich nur empfehlen kann, in der Zwischenzeit immer wieder in den Ligamanager zu schauen, eventuell die ein oder andere Partie nochmals nachzuspielen und uns weiterhin zu unterstützen, so wie es Anton vorbildlich zu tun pflegt.
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