Ein kleines Nachbarschaftsduell
Die Paarung der zweiten Runde war schlechthin unser Wettkampf gegen die zweite Auswahl unseres Stadtnachbarn aus dem Süden. Denn nicht nur, dass sich beide Mannschaften direkt nebeneinander in den höheren Gefilden der Tabelle befunden hatten, welche Aussagekraft dies auch nach einer Runde zu haben vermochte, auch waren es ausgerechnet die Haunstetter, die uns ehedem unsere erste Niederlage der Vereinsgeschichte zugefügt hatten.
Leider wurde die Begegnung den Erwartungen in keinster Weise gerecht, denn die Gäste traten nicht nur mit reichlich Ersatz, sondern auch zudem in Unterzahl an, sodass letztlich ein ungefährdeter, wenngleich in der Höhe vermutlich nicht ganz verdienter 6,5:1,5-Sieg für uns heraussprang, der uns zugleich die Tabellenführung bescherte.
Ausfälle und vor allem der parallel stattfindende Wettkampf unserer Zweiten hatten zur Folge gehabt, dass unser Achter etwas anders als ursprünglich angedacht aussah. Aber davon ließen wir, namentlich Alexander Sch., Andreas, Arthur, Misa, Thomas, Uli, Zarko und meine Wenigkeit, uns nicht beirren, brannten vielmehr darauf, unseren zweiten Sieg einzufahren.
Dieser sollte bereits nach Verlesen der Paarungen frühzeitig Gestalt annehmen, denn statt der erwarteten acht, nahmen gerade einmal sechs Haunstetter Platz, während Arthur und ich noch vergeblich Ausschau nach den Gegnern hielten. Arthurs Warten sollte nach etwa einer halben Stunde ein Ende finden, wohingegen mir an jenem Tag das Vergnügen des Spielens verwehrt blieb. Damit „sorgte“ ich nach einer Stunde für die Führung – 1:0.
Nicht, dass wir diesen kampflosen Punkt zur Beruhigung nötig gehabt hätten, denn die Zielstrebigkeit meiner Kameraden war beeindruckend. Misas Gegner hatte den „Schotten“ etwas falsch angepackt, was unser Spitzenmann zum Anlass nahm, energisch gegen den weißen Aufbau vorzugehen. Thomas hatte mit Schwarz in kürzester Zeit alle Probleme gelöst, Zarko hatte seinen Gegner über Umwege vom geliebten „Skandinavier“ abgehalten und ihn in eine für Schwarz ungünstige Variante des „Rubinstein-Franzosen“ manövriert, Uli, der vermutlich den stärksten Gegner abbekommen hatte, musste sich gegen den „Engländer“ in Geduld üben, Arthur stand ansprechend und Andreasens Gegner erweckte den Eindruck, sich am liebsten auf die zehnte Reihe zurückziehen zu wollen. Nur Alexanders Stellung bereitete gewisse Sorgen, hatte er doch auf eine „Computervariante“ vertraut, die nach einer schlechten Abweichung des Gegners nicht mehr funktionierte. Als dann Alexander auch noch die relativ offensichtliche Wiederlegung nicht erspähte, da bröselte seine Stellung trotz einer Mehrfigur, die der Gegner geopfert hatte, dahin.
Trotz dieser trüben Aussichten an Alexanders Brett sollte nicht der Ausgleich durch die Gäste erzielt werden, denn Andreas hatte ebenfalls zum Angriff geblasen, einen Sturm auf des Gegners Rochadestellung entfacht und als alle Rauchschwaden verzogen waren, da beendete der Gegner mittels Aufgabe eine für ihn frustrierend verlaufende Partie – 2:0.
Unmittelbar im Anschluss tat es Alexander dem vorher erwähnten Haunstetter gleich und streckte in aussichtsloser Lage die Waffen. Ein unnötige Niederlage, an der ich vermutlich eine gewisse Teilschuld trage, denn dem vom „Honky-Tonk-Besuch“ der vorangehenden Nacht sichtlich gezeichneten jungen Gegner hatte ich eine „Kaffeekur“ verabreicht – 2:1. 😉
Angesichts dieser knappen Führung könnte man auf die Idee kommen, dass bei den Gästen so etwas wie Hoffnung aufkeimte. Dem war jedoch nicht so, waren doch die verbliebenen Stellungen für die Gäste keineswegs erbaulich. Am Spitzenbrett hatte Misa in eine technisch gewonnene Stellung abgewickelt, Thomas hatte ohne Zugeständnisse machen zu müssen, eine Qualität mehr, Zarko hatte die Damen getauscht, weiterer Erläuterungen bedarf es wohl nicht, und Arthur hatte eine Mehrfigur. Uli dagegen mühte sich immer noch redlich, eine Schwäche in des Gegners Verteidigung zu erspähen.
Den sicheren Sieg vor Augen und mit dem Elan des dritten oder vierten Frühlings versehen, „opferte“ Thomas plötzlich seinen materiellen Vorteil, womit er im Falle dessen Annahme jedweden Vorteils verlustigt gegangen wäre. Der Gegner wollte es jedoch besonders schön spielen, streute einen Zwischenzug, der quasi sofort die die Partie einstellte. Einfach nur gerecht, hätte ein Remis den Spielverlauf komplett auf den Kopf gestellt – 3:1.
Es sollte nicht lange dauern, da steuerte Zarko ebenfalls einen vollen Zähler unserem Punktekonto bei. Wie nicht anders zu erwarten war, hatte er nach dem Damentausch relativ flott seinen Vorteil gemehrt, sich aufgrund höherer Figurenaktivität einen Bauern gekrallt und anschließend alles technisch sauber nach Hause geschoben – 4:1.
Apropos technisch sauber, Misas Gegner sah nun ein, dass er weder zu einem Dauerschach noch in den Genuss eines Patts kommen würde, weshalb er von weiteren Versuchen absah und sich in jenes Schicksal fügte, welches sich seit dem Tausch eines zentralen Springers gegen einen Läufer auf b6 bereits deutlichst abgezeichnet hatte – 5:1.
Verblieben damit nur noch Arthur und Uli. Beiden drohte kein Ungemach, eher das Gegenteil war der Fall. Doch während Arthurs Mehrfigur trotz zweier gegnerischer Freibauern auf den Zentrumslinien immer mehr zur Geltung kam, musste Uli eine gewisse Initiative des Gegners im Doppelturmendspiel abwehren.
Dies gelang ihm scheinbar mühelos, womit er nach Arthurs vorangegangenem Sieg für den Endstand sorgte und uns damit an die Spitze der Regionalliga katapultierte – 6,5:1,5. 🙂
Fazit:
Die Haunstetter sind in Bestaufstellung zweifelsohne eine starke Mannschaft, die, eine Topformation vorausgesetzt, auch so manchem Aufstiegsfavoriten gefährlich werden dürften. Allerdings waren sie gegen uns weit davon entfernt, weshalb wir nie gefährdet waren, einen Mannschaftspunkt abzugeben.
Ob dies in der dritten Runde gegen den SC Roter Turm Altstadt aus München ebenso sein wird, das bleibt abzuwarten. Zumindest hat man dort ebenfalls einen verlustpunktfreien Start hingelegt und man wird sich nicht die Punkte kampflos entreißen lassen.
Bis dahin empfehle ich, einen Blick in den Ligamanager zu werfen und vielleicht sogar die ein oder andere Partie nachzuspielen. Es waren, abgesehen von meiner, wahrlich einige interessante Zugfolgen dabei, die teilweise einen lehrreichen Charakter haben. Viel Spaß. 🙂
Schreibe einen Kommentar