Regionalliga Südwest: 9. Runde; Schachfreunde Augsburg I – FC Bayern München III

Gefangen in der Regionalliga

 

 

Sehnlichst hatten wir die Wiederaufnahme der im März unterbrochenen Saison herbeigewünscht und waren entsprechend froh, als sich das Präsidium des Bayerischen Schachbundes letztlich dazu durchrang, im September die letzten beiden Runden der bayerischen Ligen spielen zu lassen.

 

Eine Entscheidung, die leider nicht überall Anklang fand, denn es kam zu ungemein vielen Spielabsagen, wovon wir gleichfalls betroffen waren. So verzichtete unser Gegner der achten Runde, der SC Dillingen, aufgrund gesundheitlicher Bedenken auf die Austragung unseres Wettkampfes, was uns zwar einen kampflosen Sieg bescherte, uns aber weiterhin ohne Schach darben ließ.

 

Die mangelnde Spielpraxis sollte jedoch nicht ursächlich dafür sein, dass wir in der entscheidenden Begegnung um den Aufstieg, wo für uns nur ein Sieg hilfreich gewesen wäre, gegen die Hauptstädter unterlagen. Vielmehr waren wir, von einer Ausnahme abgesehen, schlichtweg von der Rolle, was die erfahrenen Jungs aus München trefflich zu nutzen wussten und es sich daher erlauben konnten, unsere Niederlage glimpflich zu gestalten.

 

Herzlichen Glückwunsch an das Team des FC Bayern München, das über die gesamte Saison hinweg mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung von Sieg zu Sieg eilte und insgesamt nur ein Mannschaftsremis zuließ. Eine starke Vorstellung, die sicherlich eine Fortsetzung in der Landesliga finden wird. Wir hingegen dürfen uns ein weiteres Jahr in der Regionalliga versuchen, die wir dann hoffentlich kein drittes Mal als erster Verlierer beenden werden. 

 

 

Einer großen taktischen Besprechung hatte es zwar nicht bedurft, war doch allen Spielern klar, dass irgendwie viereinhalb Brettpunkte geholt werden müssen, dennoch erklärte Aleksandar die grobe Marschrichtung. Demnach bestand unsere Stärke definitv an den ersten fünf Brettern, wo wir im Laufe der ersten sieben Runden, den kampflosen Sieg am achten Spieltag nicht mitgezählt, satte 25,5/32 bei nur drei Niederlagen erspielt hatten.

 

Da wir jedoch im Spitzenkampf das Heimrecht hatten, uns folglich nur zwei Weißbretter zur Verfügung standen, erklärte Aleksandar Zarko und meine Wenigkeit zum „Stoßtrupp“, der die Gegner unter Druck setzen sollte, während die anderen auf ihre Chancen lauern sollten. Ein guter Plan, den umzusetzen, eine gute Vorbereitung helfen sollte.

 

Mit dieser „Anweisung“ im Gepäck, empfingen wir die „Bayern“ und nach einer kurzen Begrüßung wurden die Paarungen verlesen, die Uhren in Gang gesetzt und schon konnte man die ersten Züge auf den Brettern sehen.

 

Und was da zu sehen war, das war durchaus gefällig! Aleksandar am Spitzenbrett hatte sich bestens vorbereitet und entsprechend früh mindestens Ausgleich für sich reklamiert, Thomas wandelte auf ihm bestens bekannten Pfaden der Theorie, Uli sprang seinen Gegner mit dem „Königsinder“ an, Arthur versuchte seinem starken Gegner mit dem „geschlossenen Sizilianer“ beizukommen und Mehran nutzte die Wissenslücken seines erfahrenen Gegners, um sich erste Vorteile zu sichern. Lediglich Elishas Eröffnungswahl wollte nicht gefallen, zumal der Gegner durchaus zu wissen wusste, wie er dagegen vorgehen solle.

 

Außerdem war da ja noch unser „Stoßtrupp“!?! Zarko und ich hatten ohne Absprache auf das „Schottische Gambit“ verzichtet und vertrauten auf die „Schottische Partie“, wobei uns beiden das zweifelhafte Kunststück gelang, vom jeweiligen Gegner überrascht zu werden. Nicht, dass diese Besonderheiten aufs Brett gebracht hätten, die ein „Meister Stockfish“ oder „Freund Rybka“ ausgearbeitet hätten, vielmehr reichte unsere bloße Unwissenheit bzw. Furcht aus, um schnell klar werden zu lassen, dass unsere vermeintlichen Offensivkräfte früh feststeckten.

 

Wie sehr wir hinter den Erwartungen zurückblieben, das wurde allen gewahr, als sie sahen, dass Zarko krampfhaft versuchte in eine bestimmte Variante umzulenken und dabei früh perspektivlos stand. Bei mir äußerten sich die Probleme dergestalt, dass ich mich vergrub und etwas zu finden hoffte, was den Gegner aus der gefürchteten Vorbereitung hätte werfen sollen. Als ich mich dann mit 9. h4 für einen unorthodoxen Weg entschloss, wuchs die Zuversicht einiger Teamkollegen nicht gerade an.

 

Es sollte jedoch noch schlimmer kommen. Völlig überraschend gelang es Mehran scheinbar mühelos, seine zwischenzeitlich im höheren Sinne gewonnene Stellung zu entgleiten. Aber nicht nur, dass er seines Vorteils verlustigt gegangen wäre, sondern er sah sich plötzlich mit einer Minusqualität am Brett. Zu allem Überfluss tauschte sich zugleich viel weg, womit es nur noch eine Frage der Zeit war, bis wir statt in Führung zu gehen, einem Rückstand hinterherlaufen mussten. Dieser stellte sich auch alsbald ein, was die Gegner zu taktischen Remisgeboten veranlasste – 0:1.

 

Dieser dargebotene Wein hatte jedoch einen äußerst bitteren Geschmack, denn mittlerweile hatte sich die Lage an Elishas Brett dahingehend entwickelt, dass, hätte es sich um ein Unternehmen gehandelt, diverse Ratingagenturen eine Bewertung in Richtung „Ramschniveau“ bescheinigt hätten. Wenigstens standen Aleksandar und Thomas recht gut und da wir anderen noch spielbare Stellungen auf den Brettern hatten, lehnten wir selbstredend ab und versuchten uns weiter.

 

Spätestens nach wenigen weiteren Zügen stellten wir eindrucksvoll unter Beweis, dass wir als Mannschaft noch schlichtweg zu unreif für die Landesliga sind. Gut, fünf eingesetzten U20-Spieleren kann man das in der Summe nicht vorwerfen, wobei sie allesamt schon stärkere Vorstellung abgeliefert hatten. Nein, es betrifft vor allem die alten Recken Thomas und meine Wenigkeit, die sich in der Folge nicht als jene Stützen erwiesen, die man anfangs erwartet oder sich zumindest gewünscht hätte. 

 

Ich hatte meinem Gegner einen isolierten Bauern verpasst und rechnete nun fest damit, dass die Partie eine lange, ja schwerblütige Fortsetzung finden müsste, als ich unvermittelt einen Bauern einstellte. Beinahe hätte ich dem ersten Impuls nachgegeben und sofort aufgegeben, drohte doch gleich eine Qualität abhanden zu kommen, zwang mich jedoch zur Ruhe und fand noch einen Weg, mit nur einem Minusbauern weiterzuspielen. Die danach resultierende Stellung erschien merkwürdig, denn mein Gegner verfiel in tiefes Nachdenken und verband mit 25. … Kg8-h8 ein weiteres Friedensangebot.

 

Eigentlich ein Glücksfall, wenn die anderen Bretter nur nicht so anrüchig gestanden hätten. Mein Großer hatte es mir nämlich gleich getan und sich einen Bauern abnehmen lassen, Uli schaute einem bedrohlichen Freibauern des Gegners auf der a-Linie zu, Elisha stand nach wie vor auf Bruch, erhielt aber die ein oder andere Schwindelchance und Arthur stand zwar fest, war jedoch Lichtjahre von einem Sieg entfernt.

 

Angesichts dieser Situation war es nicht beruhigend, dass Aleksandar und Thomas nunmehr merkliche Vorteile hatten, wäre doch bei normalem Fortgang bestenfalls ein Mannschaftsremis zu erreichen. Ich prüfte daher alles gewissenhaft und erspähte als bestmögliche Entwicklung meiner Stellung, wobei hierbei auch einiges an Wunschdenken im Spiel war, dass mein Gegner für einen künftigen Freibauern von mir eine Figur geben müsse, wofür er einen weiteren am Königsflüge erhielte. Ausgang der Partie: Mit etwas Glück ein Remis für mich.

 

Während ich noch überlegte, ob ich das Wagnis eingehen solle, erreichten mich von vielen anderen Brettern Ergebnismeldungen, die überwiegend verständlich waren. So hätte Arthur nur mit der „Brechstange“ den Kampf fortführen können, etwas, wovon Uli und Zarko nicht einmal zu träumen wagten, weshalb die Punkteteilungen unterschrieben wurden – 1,5:2,5.

 

Ich intensivierte meine Berechnungen, vermochte jedoch nichts Besseres zu finden und hätte um ein Haar dennoch den nächsten Zug gemacht, als ich vom Nebenbrett erfuhr, dass auch diese Partie beendet sei. Thomas, nach wie vor besser stehend, hatte des Gegners Chancen als zu hoch eingeschätzt und deswegen dem verlockenden Ruf der Punkteteilung nicht widerstehen können 2:3.

 

Hier wurde mir klar, dass ein „Kamikaze-Angriff“ sinnentleert gewesen wäre, hätten wir doch selbst mit meinem herbeigewünschten Sieg im Idealfall ein 4:4 im Wettkampf erreichen können. Aus diesem Grund willigte ich ein und besiegelte damit quasi unseren Nichtaufstieg – 2,5:3,5.

 

Der Rest geriet zur Makulatur, weil vor allem beide Ergebnisse wie prognostiziert eintrafen. Elishas Stellung brach in der Folge zusammen, während Aleksandars Gegner einsah, dass eine Fortführung des Widerstandes zwcklos war – 3,5:4,5.

 

 

Fazit:

 

Eine denkwürdige Saison endete mit einem erneuten Nichtaufstieg unserer Truppe. Dabei spielte es keine Rolle, dass wir gegen zwei Abstiegskandidaten je einen Punkt hatten liegen lassen, denn im anderen Fall hätten die „Bayern“ eben keine Remisgebote unterbreitet und ihre tollen Stellungen mehrheitlich zum Sieg geführt.

 

Deswegen steigt mit Bayern München III defintiv die stärkste Mannschaft dieser Spielzeit auf, während wir schauen müssen, vor allem unsere hinteren Bretter schachlich voranzubringen, um ebenfalls über ein Mehr an Ausgeglichenheit zu verfügen. Sollte uns dies gelingen, dann bin ich ausgesprochen zuversichtlich, kein drittes Mal über einen verpassten Aufstieg berichten zu müssen.

 

Alle Ergebnisse, Partien und sonstige Informationen sind wie gewohnt im Ligamanager einsehbar. Viel Spaß beim Nachspielen oder einfach nur Schmökern. Und natürlich möchte ich niemandem den Bericht des Aufsteigers vorenthalten, der sich glücklicherweise kürzer zu fassen wusste.

 

 

 

 

 

 


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