Schwabenliga I: 6. Runde; Schachfreunde Augsburg I – SK Krumbach I

Die Zitadelle hält

 

 

In der vorletzten Runde dieser Saison hieß es, gegen die starken Krumbacher zu bestehen, die uns nicht nur in der Tabelle im Nacken saßen, sondern denen sich vielmehr mit einem Sieg die großartige Chance bot, den wahrscheinlichen direkten Wiederaufstieg in jene Liga zu feiern, aus der sie sich letztes Jahr freiwillig verabschiedet hatten, sprich die Regionalliga Süd-West, und in die wir erklärtermaßen hin wollten.

 

Entsprechend aufgestellt bzw. motiviert traten beide Mannschaften an, mussten jeweils das Kippen der einen oder Partie hinnehmen und am Ende durften wir uns über einen knappen, wenngleich insgesamt betrachtet keineswegs unverdienten 4,5:3,5-Erfolg freuen. Damit ist das Saisonziel ein weiteres Stück nähergerückt. 🙂

 

 

Aufgrund des Umstandes, dass gleich alle gemeldeten Spieler zur Verfügung standen, hätte man das Team eigentlich beliebig aufstellen können. Doch irgendwie hatte es mich sehr gewurmt, dass wir in einer bestimmten Zusammensetzung bis dato äußerst wackelig agiert hatten, weshalb die Entscheidung fiel, dass Alexander B., Andreas, Hannes, Hermann, Sofie, Uli, Zarko und ich, also ausgerechnet jene Mannschaft, die gegen Memmingen so ins Wanken geraten war und gegen Friedberg gar verloren hatte, alles richten sollten.

 

Die Stimmung war gut und sie wurde noch besser, nachdem die Gegner eingetroffen waren. Allerdings lag das nicht daran, dass wir uns angesichts der zu erwartenden Aufstellung bereits als Sieger wähnten, vielmehr herrschte eine freundschaftliche Atmosphäre, sodass man beinahe versucht war zu vergessen, dass es sich um einen Spitzenkampf handelte.

 

Aber der Spruch „Bei Schach, da hört die Freundschaft auf!“ kommt ja nicht von ungefähr, denn mit dem Andrücken der Uhren wurden die Kampfhandlungen aufgenommen, wobei man es zunächst beim Abtasten beließ. So holte meine Gegnerin den Königsindischen Angriff aus der Versenkung, welchem ich für mich atypisch entgegentrat, Zarko wollte sich offensichtlich an 1. d4 erproben, Hannes ließ es gleichfalls ruhig angehen, Uli und Hermanns Gegner vertrauten auf den geschlossenen Sizilianer, Alexander B. schaute sich zunächst an, in welche Richtung die Reise gehen wird, Sofie hatte anscheinend eine Vorbereitung auf dem Brett und Andreas hatte soeben seinen Lieblingsaufbau eingeleitet.

 

Apropos Aufbau, selbigen hatte Ulis Gegner etwas durcheinandergebracht, denn seltsamer hätte man sich gegen Ulis Variante kaum aufstellen können, weshalb es hier ob der anrüchigen schwarzen Stellung schon einen Vorteil zu verzeichnen gab. Allerdings hatte ich zu früh frohlockt, denn Uli, wohl etwas verwirrt in Anbetracht des frühen Vorteils, fand eine noch seltsamere Fortsetzung, in der er einen Bauern und die Qualität hergeben musste, wofür er eine wage Aussicht auf einen Damenfang erhielt.

 

Es sollte nicht lange dauern und Hermanns Stellung erreichte jenen Wert, den Ulis Stellung bereits einige Minuten zuvor erlangt hatte. Das wollte irgendwie nicht gefallen. Wenigstens standen Andreas, Zarko und ich fest, während Alexander leichte positionelle Vorteile im Stile eines Eichhörchens anhäufte, Hannes sich einen Bauern geschnappt hatte und Sofie den Gegner förmlich vorführte. Zu diesem Zeitpunkt deutete alles auf einen knappen Sieg hin.

 

Hierzu passte voll ins Bild, dass Andreas kein Durchkommen hatte erspähen können und sich daher dazu entschloss, mit seinem Gegner die Friedenspfeife zu rauchen – 0,5:0,5.

 

Bei mir war zwischenzeitlich eine interessante Stellung entstanden, in der mir mein Bauchgefühl sagte, ja förmlich entgegenschrie, dass ich Vorteil hatte, aber aufgrund meiner mangelnden Turnierpraxis, konnte ich nicht einzuschätzen warum, fehlte mir doch regelmäßig am Ende einer „berechneten“ Variante das dazugehörige Stellungsbild. Erschüttert darüber, versuchte ich entgegen des Bauchgefühls, die Anzahl der Steine durch Abtausch zu reduzieren, um so vielleicht mehr Überblick zu erhalten. Den erhielt dann zwar auch, musste jedoch feststellen, dass dies keine gute Idee gewesen war und mich in Richtung „Halten“ orientieren musste.

 

Bevor ich weiter mit meinem Schicksal hatte hadern können, trudelten zwei Ergebnisse ein, die das Gleichgewicht des Kampfes nicht weiter störten. Denn  Hermann hatte gegen den eifrigsten Punktesammler der Gegner die Waffen strecken müssen, wofür Alexander quasi im Gegenzug seinen Sieg vermeldete. Es war erstaunlich, wie schnell die Stellung des Gegners wie ein Kartenhaus zusammengefallen war – 1,5:1,5.

 

Kurze Zeit danach willigten Hannes und mein Krumbacher Vorstandskollege ins Remis ein, was etwas überraschend kam, hatte doch Hannes zwischendurch jenen Mehrbauern gehabt. Diesen hatte er jedoch nicht halten können, weil sein Gegner die vermutlich einzige und beste Fortsetzung gefunden hatte, die unseren Routinier nötigte, sein Mehrmaterial zurückzugeben. Im entstandenen Endspiel wollte sich die Waage zu niemandes Gunsten neigen, sodass das Ergebnis durchaus in Ordnung ging – 2:2.

 

Dann ereigneten sich Dramen an den Brettern vier und fünf. Ulis Gegner, eine sichere Gewinnstellung innehabend, hatte sich vollkommen verkünstelt und damit Ulis Traum vom Damenfang Realität werden lassen. Zwar bestand auch danach ein nominales Gleichgewicht bei ungleicher Materialverteilung, aber des Gegners Figuren standen derart unkoordiniert, dass Uli locker vollstrecken konnte 3:2.

 

Just als Sofie ihrerseits zur Vollstreckung angesetzt hatte, sie hatte einen Turm und zwei verbundene Freibauern gegen zwei Leichtfiguren, unterlief ihr ein simpler taktischer Fehler, der sie die beiden potentiellen Damen kostete. Offensichtlich enttäuscht über diese Entwicklung, versäumte sie es, eine zähe Verteidigung einzurichten und verlor alsbald die Partie – 3:3.

 

Damit blieben nur noch Zarko und ich, um die benötigten eineinhalb Brettpunkte zu holen, die zum Gewinn des Kampfes vonnöten waren. Ein Ereignis, das unmittelbar bevorzustehen schien, hatte sich Zarko doch ein vorteilhaftes Turmendpiel in mühevollster Kleinarbeit erspielt. Seine beiden verbundenen Freibauern im Zentrum schienen wesentlich stärker als des Gegners vereinzelte an zwei Flügeln. Keinen schlechteren Eindruck erweckte meine Stellung, in der mein guter Springer gegen den schlechten Läufer der Gegnerin das Thema war. Der einzige Haken war, dass ich für die Ausführung meiner letzten sechs Züge bis zur Zeitkontrolle etwa eine Minute zur Verfügung hatte. Vor die Wahl gestellt, den Springer oder den langsamen König zu zentralisieren, entschloss ich mich für die falsche Figur, zog den König und versaute meine Stellung ins Remis. Ein Ergebnis, das in Anbetracht meiner „Leistung“ nicht höher hätte ausfallen dürfen – 3,5:3,5.

 

Dies ließ die Gegner noch einmal Hoffnung schöpfen, ist doch die Remisbreite in Turmendspielen in der Praxis recht hoch. Nicht jedoch, wenn ein blendend aufgelegter Zarko erbarmungslos Zug um Zug seine Stellung verbessert. Es war wirklich beeindruckend, mit welcher scheinbarer Leichtigkeit die richtigen Züge aufs Brett kamen, zur überwältigenden Stellung führten und uns den letzten benötigten Punkt bescherten – 4,5:3,5.

 

 

Fazit:

 

Wir präsentierten uns in diesem Spitzenkampf wesentlich besser als in den meisten Kämpfen davor, hätten eventuell einen Tick höher gewinnen sollen, waren aber auf jeden Fall zu keinem Zeitpunkt gefährdet, auch nur einen Mannschaftspunkt abzugeben. Das ist kurz vor Saisonende richtiggehend beruhigend, scheinen wir doch auf der Zielgeraden immer mehr jene Qualität aufs Brett zu bringen, die erforderlich ist, um letztlich ganz vorne zu landen.

 

Inwieweit diese Einschätzung richtig ist, das wird der letzte Spieltag zeigen, wenn es gegen den SK Klosterlechfeld um den Aufstieg in die Regionalliga gehen wird. Die Mittelschwaben gewannen nämlich zeitgleich und sind nun der neue Tabellenzweite der Liga.

 

Alle Ergebnisse usw. gibt es wie gewohnt im Ligamanager. Riskiert ruhig einen Blick, ist doch die Tabelle in jeder Beziehung spannend, sowohl den Aufstieg als auch den Abstieg betreffend.

 

 

 

 

 

 

 


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