Ein verstecktes Seniorenturnier
Als angehender Jungsenior und nachdem mir schon die Bedenkzeit bei der Schnellschachmeisterschaft als wesentlich zu knapp bemessen erschien, gerade einmal 25 Min. pro Spieler, hielt sich meine Begeisterung, an der diesjährigen Blitzmeisterschaft in Marktoberdorf teilzunehmen, doch sehr in Grenzen. Allerdings war meine Anzahl an gespielten Turnieren in diesem Jahr recht übersichtlich, weshalb ich mich doch aufraffte, den entsprechenden Zug nahm und pünktlichst am Turnierort ankam.
Nach erfolgter Anmeldung, es hatten sich insgesamt 27 Spieler eingefunden, stellte ich zufrieden fest, dass ich die meisten gut und lange kannte, sodass man von den wenigen jüngeren Spielern einmal abgesehen, getrost von einem „Jungseniorenturnier“ sprechen konnte. Dies stimmte mich zuversichtlich, auch in dieser Disziplin etwas reißen zu können und wollte das beim Einspielen gegen Norbert Krug bestätigt sehen. Nun, das einzige was ich mit Schrecken bestätigt bekam, das war, dass ich an diesem Tag schachlich komplett überfordert war!
Wenn jedoch die Generalprobe nicht glückt, dann kann ja das Turnier nur entsprechend gut laufen, man versucht sich eben irgendwie aufzubauen, und mit diesem Hoffnungsschimmer startete ich ins Turnier. Zwar konnte ich in der 1. Runde noch deutlich gewinnen, doch bereits in der zweiten Partie gegen Norbert übersah ich eine Serie gegnerischer Züge, lehnte dreist ein Remisgebot ab und war letztlich froh, mich doch noch ins Remis gerettet zu haben.
Was ich von da an bot, das war in höchstem Maße peinlich! In den folgenden Partien wollte es mir partout nicht gelingen, einen Vorteil zu erspielen, wobei das noch die positive Seite meiner Leistung war (!!!), oder aber ich stellte einfach Material ein, das zu verwerten bzw. einfach zu nehmen sich viele meiner Gegner weigerten. Und so kam es, dass ich mich zur Mittagspause schmeichelhafterweise punktgleich in einem Spitzenquartett mit Norbert Krug, Korbinian Nuber und Stefan Herb befand. Ein genauerer Blick auf die Tabelle offenbarte aber, wie geduldig Papier sein kann, denn ungeachtet meines schlechten Spiels war ich definitiv der schwächste in dieser Spitzenrunde, hatte ich doch eine Runde mehr als die Konkurrenten absolviert, weil diese wegen der ungeraden Teilnehmerzahl bereits hatten aussetzen müssen!
Fest entschlossen, das Turnier halbwegs ordentlich über die Bühne zu bekommen, setzte ich nach einem äußerst schmackhaften Salat mit Putenstreifen, einem Gericht, das mir indirekt noch große Dienste erweisen sollte, fort. Denn während ich nach wie vor schlecht spielte, mussten Korbinian und Stefan ihrer üppigen Mahlzeit Tribut zollen, weshalb sie letztlich vollkommen unverdient hinter mir landeten. Anders als Norbert, der als Titelverteidiger ganz souverän einem weiteren Turniersieg entgegenstürmte. Zwar sieht sein Vorsprung auf mich mit nur einem halben Punkt so aus, als wenn das eine knappe Geschichte gewesen wäre, aber ich kann Euch versichern, das dem nicht der Fall war. An dieser Stelle einen herzlichen Glückwunsch an Norbert Krug!
Die Siegerehrung verlief wie das gesamte Turnier in großer Harmonie und ich bin jetzt schon gespannt, ob ich im nächsten Jahr das eine oder andere neue Gesicht sehen werde – Schwäbische Jugend schreite voran! – oder aber, ob wir uns alle, aber einfach nur ein Jährchen älter, wiedersehen werden.
Die Endtabelle mit allen Recken dieser Meisterschaft findet Ihr hier. Viel Spaß beim Studieren! 🙂
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