Ein knappes 5,5 zu 0,5
Am ersten Spieltag der U20 Bayernliga galt es, in einer der vier Spitzenpaarungen, die Auswahl des SK Kelheim zu bezwingen. Alles begann wie es sein sollte. Tatsächlich waren alle Spieler pünktlich am Brett, sogar unser Erik.
Bei den Gegnern gab es zwei Ausfälle, darunter auch ihre Nummer eins, während wir mit Topaufstellung antraten, weshalb wir recht zuversichtlich sein durften. Im Nachhinein muss man jedoch zugeben, dass die Kelheimer trotz ihrer nominellen Unterlegenheit einen Stolperstein selbst für eine Mannschaft wie die unsere darstellten und ein perfektes Beispiel dafür abgaben wie unterbewertet Jugendliche sein können.
An dieser Stelle möchte ich es nicht mit der Dramatik übertreiben, der Sieg war nie gefährdet. Allerdings hätte er nicht so hoch ausfallen müssen. Zum Beispiel hätte meine Partie auch anders ausgehen können. Das ist der Grund wieso ich leider nicht so detailliert über den gesamten Mannschaftskampf werde berichten können.
Der Beginn der Partien versprach einen interessanten Mannschaftskampf, hatte keiner einen wirklichen Vorteil sich erspielen können. Lediglich Ulis und Jakobs Stellungen sahen etwas vielversprechender aus.
Jakob holte uns schließlich auch eine schnelle Führung. Der Gegner ließ sich mit ihm auf ein taktisches Geplänkel ein, welches unsere Jungspund genauer berechnet hatte und dann mit der Mehrfigur sauber verwertete – 0:1 aus der Sicht der Kelheimer.
Etwas Zeit verstrich bis die nächste Entscheidung fiel. Uli, der eigentlich für sein Angriffsschach gefürchtet ist, zeigte schönes Positionsverständnis und erreichte früh eine strategische Gewinnstellung. Diese verwertete Uli indem er dem Gegner einfach mit Hilfe genauer Berechnungen anfing, Bauern zu „klauen“. Das daraus resultierende Endspiel mit zwei Mehrbauern war dann kein Problem mehr für unseren Uli – 0:2 aus der Sicht der Kelheimer.
Danach sollte eine etwas längere Zeit nichts geschehen bis unser „Mann aus Connecticut“, alias Erik, seine Partie beendete. Er schaffte es nicht wirklich die „Eröffnung“ des Gegners zu bestrafen. Erik stand letztlich aufgrund seiner Entscheidung, das Läuferpaar für einen Doppelbauern aufzugeben, leicht schlechter – gegen den Skandinavier! Aber nicht lange nach dem Damentausch zeigte Erik seine Endspielkünste, wickelte ins gewonnene Bauernenspiel ab und gewann dieses auch 😉 – 0:3 aus Sicht der Kelheimer.
Auf Erik sollte wundersamerweise ich den nächsten Zähler beisteuern. Wundersamerweise deshalb, da mein Sieg mit Abstand am unverdientesten gewesen ist. Ich hatte schon früh eine Stellung, die mir unangenehm war. Um diesen Umstand zu ändern traf ich einige drastische Entscheidungen, die meine Stellung leider nicht verbesserten. In dem Moment als mein Gegner mindestens einen Qualitätsgewinn hätte haben können stellte er eine Figur ein, sodass ich zwei Figuren für den Turm, mit einer technischen Gewinnstellung hatte – 0:4 aus der Sicht der Kelheimer.
Jetzt ging es nur noch darum wie hoch der Endstand letzten Endes sein sollte. Arthur hatte eine schöne Premiere in unserer U20-Mannschafft. Mit seiner Eröffnung war ich nicht ganz zufrieden doch die Unzufriedenheit verschwand schnell. Im 19ten Zug hielt ich seine Stellung schon für sehr gut, bevor ich bemerkte, dass er eine Figur mehr hatte. Dass Arthur trotzdem als fünfter fertig war, lag nur daran, dass sich beide viel Zeit nahmen. Arthurs Sieg war zu keinem Zeitpunkt gefährdet – 0:5 aus der Sicht der Kelheimer.
Wie man so schön sagt:“Das Beste kommt zum Schluss“. Elis Partie war mit Abstand die dramatischste. Eli, der eine wunderbare letzte Saison gespielt hatte, zeigte auch in dieser Partie seine Spielstärke. Relativ früh glich Eli mit Schwarz aus, stand besser und gewann auch alsbald einen Bauern. Er dominierte daraufhin auch die folgenden 20 Züge und holte sich noch einen Bauern. Es deutete alles darauf hin, dass wir da würden weitermachen, wo wir letztes Jahr aufgehört hatten. Alles war gut, bis der Gegner in einem Augenblick Elis Unaufmerksamkeit zu einem taktischen Gegenschlag ausholte, mit dem er gleich drei Bauern gewann. Das nach den Komplikationen entstandene Springerendspiel war leider komplett verloren, hatte der Gegner doch einen Mehrbauern für gar nichts. Doch Eli darf man nicht so einfach aufgeben. Mit einem geschickten Bluff im rechten Moment änderte sich die Stellungsbewertung von +21 auf -61. Hier begann gleich der nächste Krimi, denn als unser Mann sich die Dame holte, hatte er nur noch 8 Sekunden auf der Uhr. Eli schaffte es noch rechtzeitig, dem Gegner alle Bauern zu nehmen, als bei ihm die Zeit fiel, hatte der Gegner nur noch einen Springer gegen zwei Damen, womit auch kein Hilfsmatt möglich gewesen wäre – 0,5:5,5 aus Sicht der Kelheimer.
Fazit:
Unsere Mannschaft kann definitiv um den Titel mitspielen, wenn wir selbst auf diese Weise mit 5,5 gewinnen können. Aber auch die Kelheimer müssen nicht den Kopf hängen lassen, haben sie doch gezeigt, dass sie selbst ohne ihre Nummer eins in der Lage sind, eine Mannschaft wie die unsere zu ärgern. Wie die anderen Spitzenpaarungen ausgegangen sind, könnt ihr ja gerne im Ligamanager nachschauen.
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