Ein 6:0 klingt nach einem Spaziergang, doch wer am Samstag die Bretter der Schachfreunde Augsburg beobachtete, sah durchweg umkämpfte Partien. Der weiteste Auswärtskampf der Saison führte unsere erste U20-Mannschaft bei bestem Winter-Wetter ins schöne Würzburg. Gegen den Aufsteiger gingen wir als Favorit ins Rennen.
Die Jugend-Bayernliga wird wie auch die bayerischen Jugend-Landesligen samstags ausgetragen und besteht aus einer Einzelrunde und drei Doppelrunden. Seit dieser Saison wird mit 90 Minuten Bedenkzeit plus 30 Sekunden pro Zug gespielt, also ohne Zeitgutschrift nach dem 40. Zug. Dem Sieger der U20-Bayernliga – und unter Umständen auch dem Zweitplatzierten – winkt die Qualifikation für die DVM U20 (Deutsche Vereinsmeisterschaft), die für die Saison 2025/26 als 4-tägiges Turnier am Jahresende 2026 stattfinden wird.
Der Samstag war insgesamt ein Großkampftag für die Schachfreunde-Jugend. Als aktuell einziger Verein Bayerns sind wir nicht nur in der U20-Bayernliga, sondern auch mit einer 2. Mannschaft in der bayrischen U20-Landesliga vertreten. Diese durfte zeitgleich zuhause gegen Gräfelfing antreten. Darüber hinaus war ebenfalls an diesem Samstag in Schwaben ein U16-Mannschaftskampf angesetzt worden. Und abends galt es noch 2 Kreisligakämpfe zu bestreiten, bei welchen wir ebenfalls regelmäßig viele unserer Jugendspieler einsetzen. Dank eines großen Pools an talentierten und spielwilligen Jugendlichen, sowie engagierter Organisation gelang es, alle 5 Mannschaften vollzählig und wettbewerbsfähig aufzustellen.
So machte sich das U20-Bayernligateam im 7-Sitzer mit Fahrer um 11 Uhr auf den Weg Richtung Würzburg, wobei kleinere Ungenauigkeiten bei der Verpflegungsplanung mit einem kurzen Zwischenstopp beim Bäcker behoben werden konnten. Pünktlich erreichte das Team den Spielort und um 14 Uhr wurde der Kampf gestartet.
Brett 1 – Quang
Mit den weißen Steinen verschaffte sich Quang im Mittelspiel spürbaren Vorteil. Zwar war seine Bauernstruktur nicht ideal, doch er nutzte die offene a-Linie und drang mit beiden Türmen auf der siebten Reihe ein. Der Druck reichte nach verpassten Chancen beider Seiten aus, um den vollen Punkt einzufahren.

Brett 2 – Vincent
Der gegnerische Spieler opferte früh einen Bauern und erhielt zunächst wenig Kompensation. Nach Damentausch wurde die Stellung jedoch gefährlich, da Vincents Figuren unkoordiniert standen. Durch präzise Verteidigung gelang es ihm, in ein vorteilhaftes Endspiel überzugehen, in dem sein Gegner die Remisverteidigung verpasste.

Brett 3 – Mika
In der italienischen Eröffnung eroberte Mika mit a4 und b4 früh Raum am Damenflügel. Sein Gegner erwiderte mit dem typischen …d5-Durchbruch und versuchte den dazugewonnenen Raum als Schwächen auszunutzen. Mit einer Taktik gewann Mika dabei Material, welches er problemlos verwertete.

Brett 4 – Alex R.
Alex R. übernahm früh die Initiative: Er kontrollierte das Zentrum und sicherte sich das Läuferpaar. Als sein Gegner mit einem Bauernsturm auf dem Königsflügel überraschte – auf dem auch dessen eigener König stand – reagierte Alex ruhig, reorganisierte seine Truppen und nutze die entstandenen Schwächen in der weißen Königsstellung gnadenlos aus.

Brett 5 – Alex W.
Hier wogte die Partie zunächst hin- und her. Alex hatte nach der Eröffnung leichten Vorteil, dann kam der Gegner zusehends besser ins Spiel und erzwang eine Schwächung ihrer Königsstellung. Alex verteidigte sich aber zäh gegen den nominell deutlich stärkeren Gegner, auch als beide über weite Strecken nur noch am Inkrement hingen. Dann stellte dieser, ähnlich wie Esipenko, einzügig einen Turm ein, das unerwartete Geschenk nahm Alex gerne an und brachte den vollen Punkt kontrolliert nach Hause.

Brett 6 – Le Thien
Am spannendsten wurde es an Brett 6: Le Thien traf auf den bayerischen U12-Meister Jan Spielmann, der bereits bei unserem Open beeindruckt hatte. Der Gegner startete einen scharfen Königsangriff und opferte eine Figur. Le Thien verteidigte zunächst sauber, wurde dann jedoch etwas zu optimistisch beim Versuch, weiteres Material zu gewinnen. Dadurch kam der Gegner noch einmal gefährlich ins Spiel, verpasste aber Gewinnmöglichkeiten. Nach Rückgabe von Material konnte Le Thien die Stellung stabilisieren und das Endspiel nach langem Kampf für sich entscheiden.

Mit dem klaren 6:0 gelang uns ein optimaler Start in die Saison, auch wenn Tarrasch München ebenfalls einen hohen Sieg einfuhr. In drei Wochen warten mit Noris Tarrasch Nürnberg und Erlangen zwei Mannschaften aus dem oberen Leistungsbereich – ein erster echter Gradmesser für unser junges Team.

Herzlichen Dank auch an Quang, der diesen Bericht mit Stellungen und Einschätzungen angereichert hat!
Auflösung:
Brett 1: 21. Ta8! und Weiß dringt in die Stellung ein
Brett 3: 19. Ta3! und die Dame ist gefangen
Brett 4: 38…De4! und die Mattdrohung auf a1 sowie Damengewinn mit Te2, falls sich der weiße Turm von der 7.Reihe entfernt.
Brett 5: 44…Dxg3 und die Dame kann wegen Matt auf h1 nicht geschlagen werden
Brett 6: 30. Sf6+ Txf6 40. Lxf6


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