Runde 4 in der Regionalliga SW führte unsere Zweite zur „Münchner Schachakademie“. Und tatsächlich sah es eine zeitlang so aus, als bekämen wir hier „eine Lektion erteilt“. Schließlich konnten wir das Blatt aber gleich an mehreren Brettern in Folge wenden, zu einem am Ende deutlichen 5,5:2,5-Sieg. Mit beigetragen zu dieser kämpferischen Leistung hat sicherlich, dass diesmal das komplette Team mit unseren Vereinsjacken aufgelaufen ist 😉
Brett 1: – : +
Nach einer kurzfristigen Absage hatten wir uns zu siebt auf den Weg gemacht und entschieden, Brett 1 frei zu lassen.
Brett 2: Felix Brychy – Quang
Hier wurden relativ bald alle 4 Zentralbauern getauscht. Keiner der beiden Kontrahenten wollte im Kampf um die offenen Zentrumslinien klein beigeben, und so entwickelte sich schnell eine taktisch komplexe Stellung mit einem weißen Figurenknäuel in der Mitte und beiderseitigen Abzugsdrohungen. Weiß hatte zudem gefährliche Drohungen gegen den schwarzen König, und schien langsam die Oberhand zu gewinnen, verbrauchte dabei allerdings auch sehr viel Zeit. Nach einer verpassten Gewinnmöglichkeit seines Gegners konnte Quang die Partie drehen und nach gerade mal 20 Zügen für sich entscheiden.

Hier hätte Weiß einfach mit dem Turm auf e5 schlagen können. Le6 scheitert an Sxe6, und Weiß bekommt viel zuviel Material für die Dame. Stattdessen ließ er Quang mit a3? die Chance, im Spiel zu bleiben.
Brett 3:
Hier hätte ich gespielt, aber auch unsere Gegner waren nur zu siebt und bescherten mir einen kampflosen Punkt (welcher mir in der vereinsinternen Topscorer-Statistik allerdings nicht angerechnet wird, hmm…)
Brett 4: Vincent – Kuhn, Hubert
Vincent hatte mit schwarz in der Eröffnung einen Bauern gegeben / verloren, allerdings ohne nennenswerte Kompensation. Dann steckte er kurzerhand einen weiteren Bauern ins Geschäft, und bekam tatsächlich gefährlichen Angriff, dem sich sein Gegner schließlich ergab. Kurioserweise bewertet die Engine die Endstellung mit 0.0, da sie noch einen überraschenden Rettungsplan für Weiß aus dem Hut zaubert.

Endstellung bei Vincent. Mit welcher (Engine-)Rettungstat hätte Weiß hier (trotz materiellem Nachteil) im Geschäft bleiben können ?
Brett 5: Adnan B. – Oezden, Kadir
Nachdem Adnan in der Eröffnung die Chance verpasst hatte, einen Kraken-Springer im feindlichen Lager zu installieren, eröffnete er kurz vor dem Übergang ins Endspiel dem gegnerischen Roß unverhoffte Möglichkeiten. Dieses galoppierte fröhlich in seine Stellung, stiftete reichlich Unfrieden, so dass Adnan fast schon froh sein musste sich in ein Turm+Springer-Endspiel mit einem Minusbauern zu retten. Es ging noch ein zweiter Bauer verloren, doch dabei gewann Adnan die Initiative zurück und konnte mit dynamischem Gegenspiel eine Zugwiederholung erzwingen.

Hier nahm Schwarz mit Sxh2 einen Bauern mit und landete in einem ziemlich guten Endspiel. Er hätte aber auch direkt gewinnen können mit 24. …Txe4 25. Dxe4 Te8 – woran scheitert dann 26. Dxf3 ?
Brett 6: Brozio, Jason – Kevin
Kevin hatte im abgelehnten Benko-Gambit den interessanten, aber wohl zweifelhaften Versuch unternommen, seinerseits auf c4 zu schlagen und den Bauern auch noch etwas zu verteidigen. Sein Gegner baute sich gut auf, dann fehlte ihm aber im Mittelspiel die Entschlossenheit und Kevin konnte Zug um Zug seine Stellung verbessern. Schließlich begann er, einen Bauern nach dem anderen zu erobern und durfte zum Schluss seinen Gegner im Endspiel mit Turm und Springer Matt setzen.

Wie hätte der vollständig entwickelt Weiße hier die Initiative ergreifen können (/müssen) ?
Brett 7: Mika – Balci, Kuzey-Mete
Mika drückte von Anfang an positionell, konnte aber im Mittelspiel keinen entscheidenden Vorteil erreichen. Im spannenden Endspiel mit einem Springer und zunächst noch Türmen wurde dann mehrfach Aktivität gegen Mehrbauern hin- und hertransformiert, wobei Mika in Summe die besseren Entscheidungen traf und schließlich den vollen Punkt einfahren konnte.

Lehrreich: Nach dem natürlich aussehenden 36. … Kf8 war das Endspiel praktisch schon gewonnen für Weiß, dank der etwas höheren Aktivität. Schwarz hätte schnellstmöglich die weißen Bauern am Königsflügel aufs Korn nehmen müssen, mit dem König (Kh7!) oder mit dem Springer (Sb4/8, Sc6, Se5), um Remis zu halten.
Brett 8: Hollrotter, Florian – Alex R. jr.
Alex konnte gut ausgleichen, bereits im 10. Zug ersatzlos einen Bauern erorbern und war damit nach 1-2 Stunden der einzige, der richtig gut stand. Als der Gegner alles nach vorne warf, passierte ausgerechnet hier ein taktisches Mißgeschick, welches den Münchnern den „Ehrentreffer“ ermöglichte.

Wie konnte Alex hier den gegnerischen Vorstoß auf d5 kontern ?
Mit diesem Sieg stehen wir weiter an der Tabellenspitze. Mittlerweile sogar alleine, da unsere Kontrahenten in den direkten Duellen Federn gelassen haben. Gleichwohl haben wir im neuen Jahr mit Rochade Augsburg, Kempten, Dillingen und Marktoberdorf noch ein sehr anspruchsvolles Programm vor uns – wir freuen uns schon drauf!


Auflösungen:
Brett 4:
Nach 24. dxe5 Txe3 25. Dc8+! Lxc8 26. Txc8+ Sf8 27. dxe5 h6 droht auch noch der Springer auf f8 verloren zu gehen, und Weiß sollte eine Zugwiederholung mitnehmen.
Brett 5:
Mit 26. … Te2+! 27. Kf1 Txe1+ wird die zweifach verteidigte Dame beider Verteidiger beraubt.
Brett 6:
Hier war natürlich 14. f4! geboten, hätte hier wahrscheinlich sogar Zarko gespielt. Danach droht e5 schon recht stark.
Brett 8:
Nach 10. … Sb6! ging der ungestüme Bauer auf d5 sang- und klanglos verloren.


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